Eine Refluxösophagitis entsteht, wenn Magensäure in Kontakt mit der Schleimhaut des Ösophagus kommt. Diagnostiziert wird sie mit einer Magenspiegelung. Therapeutisch kommen vor allem eine Ernährungsumstellung und Protonenpumpeninhibitoren in Betracht.
Unter dem Begriff „Refluxösophagitis“ beschreibt man eine Entzündung der unteren Speiseröhre, verursacht durch Kontakte der Speiseröhrenschleimhaut mit der Magensäure. Die Ursachen, Stadien, Verläufe und Folgen dieser Krankheit können zahlreich sein. Insgesamt stellen diese Beschwerden ein sehr weit verbreitetes Problem dar, da bis zu 20% der westlichen Bevölkerung an säurebedingten Schleimhautbeschwerden des Magens und der Speiseröhre leiden.
Die Schleimhäute des oberen Verdauungstraktes unterliegen einem ausgewogenen Verhältnis zwischen der Säure, die der Verdauung dient, sowie schützenden Faktoren wie dem Speichel, einer Schleimschicht und den langsamen Bewegungen der Muskulatur. Wird dieses Verhältnis durch eine der zahlreichen Ursachen zugunsten der Säure gestört, kann es zu wiederkehrendem Sodbrennen, einer Refluxösophagitis und langfristig zu chronischen Refluxerkrankungen und Schäden der Schleimhäute kommen.
Die Hauptsymptome der Refluxösophagitis stellen das Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein, sowie ein Druckgefühl und Schmerzen beim Schlucken dar. Die Beschwerden sind von der Tageszeit und der körperlichen Aktivität abhängig. Im Liegen verschlimmern sich diese Schmerzen oft, da die Säure noch leichter in die Speiseröhre aufsteigen kann. Auch nach Mahlzeiten treten die Beschwerden verstärkt auf, da reflexartig im Magen die Säureproduktion zur Verdauung ansteigt. Auch ein Aufstoßen und Würgen, sowie Übelkeit und Erbrechen können sich dazu gesellen. In der Folge kann es zu Beteiligungen der Atemwege kommen, was sich in einem chronischen Reizhusten äußert.
Die Diagnosestellung beginnt mit einer ausführlichen Erfragung der Beschwerden und der Ess- und Lebensgewohnheiten. Typische Schmerzen hinter dem Brustbein nach dem Essen oder im Liegen deuten bereits auf ein Sodbrennen hin. Anfänglich kann die Diagnostik mithilfe eines ersten Therapieversuches erfolgen. Dazu werden für einen Zeitraum von 7-14 Tagen sogenannte Protonenpumpeninhibitoren eingenommen, welche die Säureproduktion im Magen reduzieren. Bessern sich dadurch die Beschwerden, ist die Diagnose einer säurebedingten Schleimhautreizung gestellt.
Sind die Ergebnisse des Therapieversuches jedoch nicht eindeutig, kann eine konkretere Diagnose mithilfe einer Magenspiegelung gestellt werden. Hierbei lassen sich Schleimhautreizungen erkennen und Biopsien des Gewebes können entnommen werden. Weiterhin sollte über eine Sonde für 24 Stunden der pH-Wert der Speiseröhre gemessen werden. Liegt dieser zu mehreren Zeitpunkten unter 4 spricht dies für die Refluxerkrankung und einen Säureüberschuss.
Die Magenspiegelung und pH-Messung können und sollten auch bei langjährig bestehenden Beschwerden, sehr auffälligen Lebens- und Essgewohnheiten oder auf Wunsch des Patienten durchgeführt werden. Bei stark fortgeschrittenen Beschwerden und Auffälligkeiten in der Magenspiegelung kann eine Biopsie entnommen werden, damit die Schleimhaut unter dem Mikroskop näher untersucht werden kann. Hier lassen sich Veränderungen und langsam entstandene Schäden des Gewebes diagnostizieren und ein Erkrankungsstadium abschätzen.
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Die Behandlung richtet sich nach der Schwere und Dauer der Beschwerden, sowie den Lebensumständen des Patienten. An erster Stelle steht eine Änderung der Ess- und Lebensgewohnheiten, um anfängliche Beschwerden wie ein Sodbrennen oder eine leichte Refluxösophagitis zu heilen oder zu verhindern. Die Umstellung muss das Vermeiden der Risikofaktoren beinhalten, also eine fettarme Ernährung und nach Möglichkeit Alkohol- und Nikotinverzicht. Zusätzlich sollte wenig Zeit tagsüber liegend verbracht werden und auch nachts kann mit erhöhtem Kopfteil geschlafen werden, um die Beschwerden zu lindern. Zusätzliche Bewegung kann weiterhin die Muskulatur des Darms anregen und den Reflux mildern. Statt Kaffeekonsums sollten Wasser oder lindernde Tees getrunken werden.
Helfen die Umstellungen nicht dabei die Beschwerden in den Griff zu bekommen, sollte ein Therapieversuch mit Protonenpumpeninhibitoren erfolgen. Die bekanntesten Vertreter sind „Pantoprazol“ und „Omeprazol“. Sie unterbinden die Produktion der Magensäure in den Schleimhautzellen des Magens und reduzieren somit auch die Säurebelastung der Speiseröhre. Bei einer leichten Refluxösophagitis werden die Medikamente zunächst für 2 Wochen eingenommen. Reizungen und leichte Entzündungen können oft schon in dieser Zeit abheilen. Auch Medikamente anderer Wirkstoffgruppen, zum Beispiel sogenannte „Antazida“ oder „Prokinetika“, können die Säuremenge im Magen reduzieren.
Bei fortgeschrittenen Schädigungen oder schweren Entzündungen müssen jedoch mitunter operative Verfahren eingesetzt werden. Die häufigste Operation dieser Erkrankung stellt die „Fundoplicatio“ dar, einen Eingriff, der den Mageneingang verengen und den Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre ersetzen soll.
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Die Ernährung bei Refluxösophagitis spielt eine enorm wichtige Rolle in der Entstehung der Krankheit. Einige Lebensmittel beeinflussen nicht nur die Säuremenge des Magens, sondern auch die Kraft des Schließmuskels am Mageneingang und somit beide essentiellen Kriterien zur Entstehung der Erkrankung.
Die gefährlichsten Lebensmittel bei der Entstehung der Refluxösophagitis sind Kaffee, Nikotin und Alkohol. Insbesondere Alkohol wirkt sich zusätzlich negativ auf die Bewegung und Stärke der Muskulatur des oberen Verdauungstraktes aus. Weiterhin sollten alle Lebensmittel überdacht werden, die besonders sauer sind oder einen hohen Energiegehalt haben, wie zum Beispiel fettige Speisen. Auch Süßgetränke und Limonaden stellen eine ungeahnte Gefahr in der Entstehung von Sodbrennen dar.
Als besonders schonend zeigen sich leichte Kost und Lebensmittel wie Kartoffeln, Salate, fettarmer Fisch und Fleisch, stilles Wasser und Vollkornprodukte. Diese Lebensmittel sollten auch nicht in großen Portionen schnell verschlungen werden.
Auch üppige Speisen vor dem Schlafengehen stellen eine Gefahr für die Speiseröhre dar, ebenso wie Untätigkeit nach dem Essen. Kurze Bewegung wie Spaziergänge helfen dabei, die Verdauung anzuregen und die Phase der hohen Säureausschüttung im Magen zu überbrücken.
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Ursächlich für die Refluxösophagitis ist ein Überschuss an Magensäure an den Schleimhäuten der Speiseröhre. Die Säure greift die Schleimhäute an, kann zunächst Sodbrennen verursachen, später auch Reizungen, Entzündungen, Geschwüre und die Zellstrukturen der Schleimhaut langfristig verändern und schädigen.
Grund für den starken Säureüberschuss ist in den meisten Fällen ein Zusammenspiel mehrere Faktoren. Ein wichtiger Faktor ist dabei die Erschlaffung des Ringmuskels am Übergang von der Speiseröhre zum Magen. Dieser hält die Säure normalerweise von der Speiseröhre fern, kann aber bei vielen Menschen aus ungeklärten Gründen erschlaffen. Eine weitere, wichtige Rolle spielen die Ernährung und Lebensgewohnheiten. Sie machen die Refluxösophagitis insbesondere in der westlichen Welt zu einem ansteigenden Problem. So stellen fettreiche Speisen, Alkohol, Nikotin, Kaffee, Übergewicht, mangelnde Bewegung und Stress die wichtigsten Ursachen der Refluxösophagitis dar.
Seltener stecken auch andere Grunderkrankungen des Magen-Darm-Traktes hinter der Erkrankung. Operationen am Magen, die Schwangerschaft und Engstellen im Verdauungstrakt stellen weitere wichtige Faktoren in der Entstehung dar.
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Die Dauer der Refluxösophagitis kann sehr stark variieren. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Häufigkeit, mit der die Beschwerden auftreten und wiederkehren. Die Häufigkeit lässt eine Prognose auf die bisherige Schädigung und den Therapieerfolg zu. Simple Beschwerden wie ein anfängliches Sodbrennen können in wenigen Stunden nachlassen. Häufig treten diese nur vorübergehend nach dem Verzehr fettiger Speisen oder nachts auf.
Liegt bereits eine Entzündung der Speiseröhre vor, bestehen die Beschwerden nahezu dauerhaft. Mit Beginn einer medikamentösen Therapie sollten die Symptome innerhalb weniger Tage nachlassen. Die Therapie erfolgt in den meisten Fällen für 2 Wochen, um der Schleimhaut die nötige Zeit zu geben, vollständig abzuheilen. Immer wiederkehrende oder therapieresistente Beschwerden können chronische Verläufe annehmen. In diesen Fällen bleiben die Beschwerden oft über Monate bis Jahre bestehen.
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Viele Entzündungen der Speiseröhre und Säurebeschwerden des Magens verlaufen ohne direkte Schäden an der Schleimhaut. Demgegenüber steht die erosive Refluxösophagitis, bei der sich im Rahmen der Gastroskopie eine Entzündung der Speiseröhre mit bloßem Auge erkennen lässt.
Die erosive Refluxösophagitis lässt sich in vier verschiedene Grad einteilen. Grad 1 stellt zwar noch die geringste Stufe der Erkrankung dar, dennoch haben die Schleimhäute bereits einen mikroskopischen oder bereits sichtbaren Schaden genommen. In der Magenspiegelung lassen sich kleine Schäden erkennen, die jedoch nicht größer als 5mm sind. In diesem Stadium ist eine Therapie durch Nahrungsumstellung zwar sinnvoll aber alleine nicht mehr ausreichend. Säurehemmende Medikamente müssen oft schon eingesetzt werden, um eine vollständige Abheilung zu ermöglichen.
Nach der Einteilung der erosiven Refluxösophagitis folgt der Grad 2, der bereits stärkere Schäden der Schleimhäute beschreibt. Hier können bereits mehrere Abschürfungen, sogenannte „Erosionen“, stattgefunden haben, die in ihrer Ausdehnung über 5mm betragen. Dennoch ist der Großteil der Speiseröhrenschleimhäute noch intakt, im Gegensatz zu den verbleibenden 2 Graden. Der Grad 2 bedarf dringender medikamentöser Therapie und sofortiger Umstellung der Ernährungsgewohnheiten. In fortschreitenden Stadien können ausgedehnte und sehr schmerzhafte Schäden entstehen, die mitunter nicht reversibel sind und eine Gefahr für weitere Erkrankungen des Magens und der Speiseröhre darstellen.
Die erosiv-ulzeröse Form der Refluxösophagitis stellt eine weitere Stufe der Schädigung der Schleimhäute dar. Neben den Aufwerfungen und sichtbaren Schäden in der Wand der Speiseröhre kommen nun geschwürartige Veränderungen hinzu. Ein Ulkus beschreibt ein Geschwür und einen Schaden, der unterhalb der Schleimhaut auch tief in alle weiteren Wandschichten des Organs eindringt.
Hier liegt bereits eine stark fortgeschrittene Schädigung vor, die nicht mehr nur auf die Schleimhaut beschränkt ist. Auch die Symptomatik verschlimmert sich bei einem Ulkus. Die Schmerzen können mitunter schon während des Essens stark stechend sein. In diesem Stadium der Refluxösophagitis muss eine sofortige Therapie erfolgen, um schlimmeren Folgen und auch einem Speiseröhrenkrebs vorzubeugen.
Die Refluxösophagitis hat eine starke Tendenz, chronisch zu verlaufen. Schuld daran ist die fortschreitende Erschlaffung des Schließmuskels am Mageneingang. Die Säure kann dadurch ungehemmt in die Speiseröhre aufsteigen und die dort empfindliche Schleimhaut reizen und entzünden. Oft liegt auch trotz Therapie eine permanente Reizung der Schleimhäute vor, sodass bereits geringe Mengen Säure ausreichen, um die Entzündung erneut auszulösen. Die chronische Refluxösophagitis stellt in der westlichen Welt ein enormes und unterschätztes Problem dar.
Bereits ein Sodbrennen, was 2 mal oder häufiger in der Woche auftritt, kann über Jahre hinweg schwere Schäden an der Speiseröhre verursachen. Die sich hier befindlichen Schleimhautzellen können sich über jahrelange Reizung hinweg verändern und umwandeln. Durch diese Umwandlungen entsteht in einem finalen Stadium der Erkrankung ein sogenannter „Barrett-Ösophagus“. Dies stellt die krankhafte, vollständige säurebedingte Umwandlung der unteren Speiseröhre dar und ist ein enormer Risikofaktor zur Entwicklung eines Speiseröhrenkrebses. Personen, die bereits eine erosive Refluxösophagitis aufweisen, müssen sich in kurzen Abständen wiederholt Magenspiegelungen unterziehen, um ein Fortschreiten der Erkrankung und Entstehungen der bösartigen Zellen frühzeitig zu erkennen und aufzuhalten.
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