Therapie eines Schleudertraumas

In der Regel wird heute bei der Therapie eines Schledertrauma eine kurze Schonzeit von bis zu drei Tagen verordnet.
Dabei sollte der Patient anstrengende Arbeiten, langes Sitzen, starke Erschütterungen, etc. vermeiden. Sobald Besserungen nach dem Schleudertrauma eintreten sollte möglichst schnell eine Rückkehr zu normaler Alltagstätigkeit erfolgen.

Zusätzlich kann der Heilungsprozess durch physiotherapeutischer Therapie und Übungsformen unterstütz werden. Im akuten Stadium des Schleudertraumas sollten kräftige Massagen genauso unterlassen werden wie manipulative Behandlungen (beispielsweise chirotherapeutische Eingriffe). Diese Therapie führt in diesem Stadium zu einer Zunahme der Beschwerden.

Wie sinnvoll ist eine Halskrause?

Während früher im Falle eines vorliegenden Schleudertraumas häufig eine Halskrause verordnet wurde, weiß man aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen heute, dass durch die extreme, teilweise recht lang anhaltende Schonung durch die Ruhigstellung die Heilung des Schleudertraumas verzögert wird.

In Fällen, in denen die Schmerzen auch über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen bleiben, kann eine chirotherapeutische Behandlung angegangen werden. Dies sollte allerdings – wie bereits oben erwähnt – nicht in der akuten Phase in Betracht gezogen werden. Besonders in Fällen, in denen sich das Schleudertrauma als Folge einer Nervenrezeptorenverletzung in Form von Übelkeit und Schwindelgefühlen bemerkbar macht, ist die manuelle Therapie angeraten.

Akupunktur kann sich bei dauerhaften Verspannungen schmerzlindernd auswirken. Jede Therapieform im Bereich des Schleudertraumas orientiert sich an den jeweiligen individuellen Beschwerden. Man spricht daher von einer symptomatischen Therapie des Schleudertraumas.

Was können Sie selbst tun?

Bei der Therapie des Schleudertraumas können Sie anfänglich durch Kühlungsphasen von jeweils etwa 15 bis 20 Minuten eine Schmerzlinderung, ggf. auch eine Abschwellung erreichen. Hierfür legen Sie einen Eisbeutel oder ein Kühlpäckchen (gibt es in jeder Apotheke), welches Sie zuvor in ein Handtuch gewickelt haben, auf die schmerzende Körperstelle. Vermeiden Sie den direkten Kontakt mit dem Kühlpäckchen und pausieren Sie nach einer Kühlungsphase.
Für den Fall, dass Ihre Beschwerden des Schleudertraumas auch in den nächsten Tagen noch präsent sind, sollten Sie eine konservative Therapie, ggf. mit physiotherapeutischer Unterstützung anstreben. Viele Übungen können Sie auch selbst durchführen. Einige schmerzlindernde, in der Regel Dehnungsübungen werden Ihnen nachfolgend vorgestellt.

Wichtig für alle Übungen ist, dass Sie eine angenehme Position einnehmen, in der der Rücken relativ gerade gehalten wird. Dies erreichen Sie beispielsweise durch Anlehnen an eine Wand mit ein wenig gebeugten Knien. Dehnungsübungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie langsam und bedacht durchgeführt werden. Eine beruhigende Musik kann Ihnen zusätzlich Entspannung verschaffen.

  1. Therapie- Übung: Nehmen Sie die oben beschriebene Ausgangsposition ein und neigen Sie den Kopf nach vorne. Versuchen Sie dabei, das Kinn an die <link html weibliche_brust.html>Brust zu schieben. Gehen Sie anschließend wieder langsam in die Ausgangsposition zurück.
  2. Therapie- Übung: Aus der gleichen Position heraus können Sie die seitliche Muskulatur dehnen. Hierfür ziehen bewegen Sie den Kopf seitlich, so dass das rechte <link html ohr.html>Ohr zur rechten Schulter (entsprechend natürlich auch die linke Seite) gezogen wird. Halten Sie die Position einige Sekunden und gehen Sie dann langsam wieder in die Ausgangsposition zurück.
  3. Therapie- Übung: Nehmen Sie die oben beschriebene Ausgangsposition ein. Bewegen Sie nun ausschließlich den Kopf. Der Rest des Körpers bewegt sich nicht mit. Drehen Sie den Kopf in Richtung der rechten Schulter. Ihre Augen bleiben auf Höhe der Ausgangsposition und versuchen einen Blick über die rechte Schulter hinweg zu erlangen. Nach einigen Sekunden der Dehnung drehen Sie den Kopf zurück zur Ausgangsposition und führen die Übung zur anderen Seite hin aus.
  4. Therapie- Übung: Nach Einnehmen der Ausgangsposition stellen Sie sich eine große Uhr vor, die direkt vor Ihnen hängt. Sie blicken abwechselnd auf die 12, 3, 6, 9 (Variationen sind hier möglich). Beachten Sie dabei, dass sich Ihr Kopf dabei nicht bewegt. Lediglich ihre Augen arbeiten und bewirken ein Mitbewegen der tiefer liegenden Nackenmuskulatur.
  5. Therapie- Übung: Drehen Sie sich in aufrechter Haltung mit dem Gesicht zur Wand hin. Versuchen Sie nun, einen weichen Ball mit Ihrer Stirn an der Wand zu halten. Von dieser Position ausgehend kreisen Sie nun den Ball. Das ganze können Sie auch in umgekehrter Position durchführen. Dann hält nicht ihre Stirn den Ball an der Wand, sondern Ihr Hinterkopf.
  6. Therapie- Übung: Nehmen Sie eine gerade Haltung ein. Neigen Sie den Kopf leicht nach hinten. Achten Sie allerdings darauf, dass Sie Ihre Schultermuskeln dabei nicht anheben. Langsam gehen Sie nach einer Dehnungsphase in die Ausgangsposition zurück.

Physiotherapie

Ein Schleudertrauma wird in den meisten Fällen durch einen Auffahrunfall verursacht. Dabei wird der Kopf durch den Aufprall unerwartet nach vorn und anschließend heftig nach hinten geschleudert. Durch diese ungewohnte Bewegung kommt es zu starken Verspannungen der Muskulatur im Hals- und Nackenbereich. Um diese Verspannungen zu lindern, wird oftmals eine Physiotherapie verordnen, die mittels simpler Dehn- und Bewegungsübungen zur einer Besserung der Beschwerden führen soll. Entgegen älterer Vermutungen, dass eine Ruhighaltung des Halses mittels Halskrause von Bedeutung ist, haben nun neuere Studien gezeigt, dass längere Schonung und Ruhighaltung die Heilung nicht unterstützt, sondern sogar verzögert.

Die Physiotherapie sollte zeitnah nach dem Unfallhergang begonnen werden. Dies ist auch in Hinblick der Vorbeugung einer Chronifizierung von entscheidender Bedeutung. Die Übungen sollten unter professioneller Anleitung durchgeführt werden und vor allem der Muskelentspannung und Muskelkräftigung dienen. Auch gezielte Massagen durch den Physiotherapeuten können zu einer Besserung der Symptome und der Entspannung der Muskulatur dienen. Neben der üblichen Therapiestunden, können die Physiotherapeuten außerdem individuelle Übungen für den Arbeitsplatz und das Zuhause mit dem Patienten ausarbeiten.

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Behandlung mit Homöopathie

Eine homöopathische Behandlung sollte bestenfalls noch vor anderer therapeutischer Maßnahmen unmittelbar nach dem Unfallhergang erfolgen. Laut Homöopathen würden therapeutische Maßnahmen die verspannte oder geschädigte Muskulatur nur weiter verkrampfen und damit kaum Behandlungserfolg zeigen.

Die homöopathische Vorgehensweise beruht darauf, nach dem Unfall Blutungen zu stillen und soll gleichzeitig schmerzstillend wirken. Dies wird durch ein homöopathisches Arzneimittel erreicht. Neben den physischen Beschwerden der Unfallteilnehmer wird bei der Homöopathie außerdem auch auf die Behandlung der psychische Verfassung des Patienten großen Wert gelegt. Oft können nach schlimmen Unfallhergängen Schlafbeschwerden, Panikattacken, Verlustängste oder Vermeidungsverhalten auftreten, die mit Hilfe von homöopathischen Mittel ebenfalls behandelt werden können.

Je nach Schwere der Beschwerden werden die Behandlungen mit Hilfe unterschiedlicher homöopathischer Mittel durchgeführt. Zu diesen Mitteln gehören beispielsweise Rhus toxicodendron, Hypericum oder Phosphor. Außerdem wird oft Arnica empfohlen.

Behandlung mit Wärme/ heißer Rolle

Wärmebehandlungen können bei verspannter Muskulatur, wie es bei einem Schleudertrauma der Fall ist, zu einer Lockerung der Muskulatur führen. Dabei gilt, dass auch die Wärmebehandlung schnellst möglichst begonnen werden sollte. Die Wärmebehandlung kann schon mit Hilfe einfacher rezeptfreier Cremes aus der Apotheke erfolgen. Die Cremes fördern dabei die Durchblutung und erwärmen dadurch das Gewebe. Der enthaltende Wirkstoff ist in der Regel Capsaicin. Durch die erhöhte Durchblutung, wird die Muskulatur besser mit Sauerstoff versorgt, wodurch sich die verspannte Muskulatur besser regenerieren kann und die Muskelspannung schließlich normalisiert werden kann.

Weitere Mittel der Wahl können Rotlicht, warme Auflagen oder heiße Rollen sein. Die heiße Rolle gilt dabei als besonders wirksam. Jedoch sollte stets darauf geachtet werden, dass die Temperatur nicht zu heiß ist, da dies zu Verbrennungen führen kann und damit weitere Schmerzen verursacht.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.11.2011 - Letzte Änderung: 21.07.2023