Schwangerschaftscholestase - Das müssen Sie wissen

Definition

Die Schwangerschaftscholestase ist eine Störung des Abflusses der Galle von der Leber in die Gallenblase bzw. in den Zwölffingerdarm während der Schwangerschaft.
Dies führt zu einer erhöhten Konzentration von Gallensäuren im Blut. Sie tritt in der Regel im dritten Trimenon, also ungefähr ab der 26. Schwangerschaftswoche bei jeder 500. bis 1000. Schwangerschaft auf.

Das Risiko bei einer zweiten Schwangerschaft erneut eine Schwangerschaftscholestase zu entwickeln, liegt etwa zwischen 40 bis 60%.
Das wichtigste Symptom ist ein ausgeprägter Juckreiz, der bis zum Ende der Schwangerschaft anhält. Eine Linderung des Juckreizes durch eine Verbesserung der Gallensäurenausscheidung kann das Medikament Ursodeoxycholsäure bewirken.

Ursachen einer Schwangerschaftscholestase

Die Ursache der Schwangerschaftscholestase ist noch nicht eindeutig geklärt. Man glaubt, dass viele Faktoren zusammenspielen, um dieses Krankheitsbild auszulösen.

So vermutet man, dass genetische und auch äußere Faktoren eine Rolle spielen können. Auch wird diskutiert, dass eine erhöhte Empfindlichkeit gegen die höhere Konzentration an dem Schwangerschaftshormon Östrogenen während der Schwangerschaft einen Einfluss auf die Entstehung der Schwangerschaftscholestase haben kann.

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Auf der Ebene der Leberzellen wurde herausgefunden, dass eine Störung des Transportes der Gallensäure aus den Leberzellen in die Gallengänge zu den erhöhten Konzentrationen von Gallensäuren im Blut führt. Diese erhöhten Konzentrationen lösen wiederum die unten beschriebenen Symptome aus.

Symptome bei einer Schwangerschaftscholestase

Das leitende Symptom der Schwangerschaftscholestase ist der Juckreiz.

Bei schweren Verläufen kann sich eine Gelbsucht (med.: Ikterus) ausbilden. Diese zeichnet sich durch eine Gelbfärbung zuerst der Lederhaut des Auges und später auch der Haut aus, welches durch die Einlagerung eines Abbauproduktes des roten Blutfarbstoffes ausgelöst wird. In manchen Fällen kann es zudem zu Übelkeit und Erbrechen kommen.

Juckreiz

Der Juckreiz ist das wichtigste Symptom der Schwangerschaftscholestase und wird von betroffenen Frauen als quälend bezeichnet. Es wird vermutet, dass die erhöhte Konzentration der Gallensäuren im Blut dazu führt, dass diese sich in der Haut ablagern. Dort reizen sie Nervenendigungen und lösen somit den meist starken Juckreiz aus. Dieser hält in vielen Fällen während der verbleibenden Schwangerschaft an und ist schwierig zu therapieren.

Diagnose einer Schwangerschaftscholestase

Der erste Schritt bei der Diagnose einer Schwangerschaftscholestase ist das Arztgespräch. Hierbei wird der vertrauensvoll aufgesuchte Arzt die Beschwerden sammeln und bei Verdacht auf einen Gallenstau auch fragen, ob es in vorhergehenden Schwangerschaften bereits zu ähnlichen Symptomen kam. Dies ist für die weitere Diagnostik besonders wichtig, da die Schwangerschaftscholestase in bis zu 60% in den folgenden Schwangerschaften wieder auftritt.

Eine eindeutige Diagnose wird in Folge nun über eine Blutentnahme mit Bestimmung von Gallen- und Leberwerten im Labor in Zusammenschau mit den Symptomen gestellt.

Die Symptome sind oft unterschiedlich stark ausgeprägt und es gibt keine Frühwarnzeichen, sodass die Laboruntersuchung das wichtigste diagnostische Mittel ist.

Laborwerte

Zur Diagnose einer Schwangerschaftscholestase durch eine Blutuntersuchung werden sogenannten Cholestaseparameter bestimmt. Dies sind die Gamma-Glutamyltranferase und die Alkalische Phosphatase.
Sie sind auch bei anderen Erkrankungen, die mit Gallenaufstau einhergehen, stark erhöht.

Zusätzlich wird das Leberenzym Alanin-Aminotransferase gemessen, welches ebenfalls oftmals leicht erhöht ist. Außerdem ist das direkte Bilirubin erhöht, welches die verarbeitete Form eines Abbauproduktes des roten Blutfarbstoffes ist. Ein erhöhter Wert bedeutet, dass eine Störung im Abtransport der Gallensäuren besteht.

Eine wichtige Differentialdiagnose der Schwangerschaftscholestase ist die Hepatitis, also die Entzündung der Leber, welche durch bestimmte Viren ausgelöst wird. Daher sollte man zusätzlich laborchemisch bestimmen, ob die Schwangere sich mit einem dieser Viren infiziert hat, und ob ein ausreichender Impfschutz besteht. Da die genannten Laborparamater gewöhnlich immer in Zusammenschau mit anderen Leberwerten bestimmt werden, liefert die Blutuntersuchung auch hier Auskunft.

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Therapie einer Schwangerschaftscholestase

Bei einer diagnostizierten Schwangerschaftscholestase ist eine engmaschige Kontrolle der Mutter und des Feten essentiell, da das Risiko für einen intrauterinen Fruchttod (versterben des Kindes in der zweiten Schwangerschaftshälfte im Mutterleib) und eine Frühgeburt erhöht ist.

Medikamentös kann Ursodeoxycholsäure (Ursofalk®) gegeben werden, welche die Ausscheidung der eigenen Gallensäuren fördert.

Durch eine vermehrte Ausscheidung kann sich auch der Juckreiz verbessern.
Es ist zudem ein sehr sicheres Medikament in der Schwangerschaft und scheint die Rate an Tod- und Frühgeburten zu senken.

Ein weiteres Medikament, das in manchen Fällen eingesetzt wird, ist Colestyramin. Es bindet die Gallensäure im Darm und erleichtert die Ausscheidung.

Allerdings können relevante Nebenwirkungen bei Einnahme von Colestyramin durch einen Mangel an fettlöslichen Vitaminen (Vitamine E, D, K und A) auftreten. Daher sollte zusätzlich Vitamin K gegeben werden.

Gegen den Juckreiz kann eine Symptomlindernde Therapie mit verschiedenen Medikamenten eingeleitet werden, allerdings steht die Beseitigung der überschüssigen Gallensäuren im Vordergrund und ist der effektivste Therapieansatz gegen den Juckreiz.

Weiterhin sollte eine frühzeitige Entbindung angestrebt werden, wobei der genaue Zeitpunkt umstritten ist. Bei schweren Verläufen sollte jedoch eine Entbindung spätestens in der 37. Schwangerschaftswoche erfolgen.

Ernährung bei einer Schwangerschaftscholestase

Wie auch im normalen Schwangerschaftsverlauf sollte auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden.
Zudem sollte möglichst fettarm gegessen werden, da durch den gestörten Transport der Gallensäuren in den Darm die Verdauung von Fetten gestört sein kann.

Bei der Verwendung von Fetten und Ölen sollte auf eine pflanzliche Herkunft und auf eine hohe Qualität geachtet werden. Sollten bereits fettige Stühle aufgetreten sein, können bestimmte Verdauungsenzyme eingenommen werden, welche die Spaltung der Fette im Darm unterstützen.

In manchen Quellen wird zudem davon abgeraten schwere Mahlzeiten, hartgekochte Eier oder blähungsfördernde Nahrungsmittel zu sich zu nehmen.
Dabei handelt es sich allerdings nur um Empfehlungen auf der Basis von Erfahrungswerten. Eine tatsächliche Verbesserung der Schwangerschaftscholestase aufgrund von bestimmten Ernährungsweisen konnte bisher nicht wissenschaftlich bestätigt werden.

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Wie lange dauert eine Schwangerschaftscholestase?

Die Schwangerschaftscholestase tritt gehäuft während der letzten drei Schwangerschaftsmonate auf. Die Symptome, insbesondere der Juckreiz bleiben über den gesamten restlichen Schwangerschaftsverlauf in den meisten Fällen bestehen.

Erst nach der Entbindung kann mit einer Verbesserung gerechnet werden. Mitunter können die Symptome auch noch bis zu vier Wochen nach der Entbindung andauern.

Besteht ein Risiko für eine Frühgeburt?

Das Risiko für die Frühgeburtlichkeit ist mit einer Schwangerschaftscholestase erhöht.

Im Jahr 2006 kam es etwa bei 20 bis 60% der Schwangeren mit Cholestase kommt zu einer Frühgeburt, wobei diese Rate mit der gezielten Therapie mit Urodesoxycholsäure mittlerweile gesunken sein sollte.

Während der Geburt kann es beim Neugeborenen zu verstärkter Luftnot kommen, worauf Geburtshelfer und Hebammen vorbereitet sein sollten, damit eine schnelle Geburt ermöglicht werden kann. Bei Beachtung dieser Punkte bedeutet das allerdings kein größeres Risiko bei der Geburt.

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Besteht ein Risiko für das Kind?

Das größte Risiko für das Kind ist das vorzeitige Versterben im Mutterleib während der zweiten Schwangerschaftshälfte.

Daher sind regelmäßige Kontrollen in engen Abständen sehr wichtig bei der Schwangerschaftscholestase. Zudem ist das Risiko der Entzündung der inneren Eihaut erhöht.

Kommt es zu diesem Krankheitsbild muss das Kind schnellstmöglich entbunden werden, da es sonst zu einer Infektion des Neugeborenen oder zu einer Sepsis der Mutter (umgangssprachlich: Blutvergiftung) kommen kann.

Bei regelmäßiger Kontrolle und konsequenter Behandlung der Cholestase können diese Risiken allerdings deutlich gesenkt werden.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Schwangerschaftscholestase finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.11.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021