Talgdrüsenzysten

Eine Talgdrüsenzyste wird in der medizinischen Fachsprache auch als Atherom bezeichnet. Dieser Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Weizengrütze. Umgangssprachlich werden Talgdrüsenzysten auch als Grützbeutel bezeichnet. Es sind gutartige Gebilde der Haut, die dadurch entstehen, dass der Ausführungsgang einer Talgdrüse durch das Talgdrüsensekret verstopft wird.

Ursachen von Talgdrüsenzysten

Die meisten Talgdrüsenzysten entstehen ohne erkennbare Ursache.

Vor allem junge Erwachsene sind betroffen. Oftmals stehen sie in Verbindung mit einer Akne, bei der sie gehäuft auftreten. In diesem Fall spricht man auch von sekundären Talgdrüsenzysten, da sie im Rahmen einer Grunderkrankung, nämlich der Akne, entstehen. Sogenannte primäre Talgdrüsenzysten, die ohne Vorerkrankung auf gesunder Haut entstehen, haben meist keine fassbare Ursache. Sie entstehen aus verstopften Ausführungsgängen von Talgdrüsen. Weshalb dies jedoch bei dem Einen passiert und bei dem Anderen nicht, ist nicht klar. In sehr seltenen Fällen treten Talgdrüsenzysten bei vererbbaren Gendefekten auf. Dann sind jedoch sehr viele Talgdrüsenzysten zu finden. Solche Gendefekte wurden für das Auftreten der Trichilemmalzysten, welche sich vor allem an der Kopfhaut befinden, beschrieben.

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Diagnose von Talgdrüsenzysten

Die Diagnose einer Talgdrüsenzyste wird in der Regel klinisch gestellt. Das bedeutet, dass die Diagnose durch eine Untersuchung anhand der Symptome und des Aussehens der Erkrankung festgelegt wird. Eine Probe aus dem betroffenen Gewebe muss hierfür nicht extra untersucht werden.

Der Gründlichkeit halber sollte vor allem beim Auftreten mehrerer Talgdrüsenzysten einmalig die komplette Haut untersucht werden. Anhand des Hautbildes können mögliche Grunderkrankungen, wie die Akne oder ein seltenes Basalzellnävus-Syndrom, festgestellt werden. Letzteres ist ein seltenes, vererbbares Syndrom, das unter anderem mit dem gehäuften Auftreten von Talgdrüsenzysten einhergeht.

Auch die Frage nach eingenommener Medikamente ist wichtig für die Diagnose. Die Einnahme des Medikaments Ciclospoprin A beispielsweise kann zu einem vermehrten Auftreten von Talgdrüsenzysten führen.

Begleitende Symptome

In der Regel führen Talgdrüsenzysten nicht zu Beschwerden. Sie sind meist symptomlos und stellen lediglich ein kosmetisches Problem für die Betroffenen dar.

Selten verursachen Talgdrüsenzysten Symptome, wie Schmerzen, stärkere Schwellungen und Rötungen. Das ist der Fall, wenn sie entzündet sind.

Eine Entzündung passiert häufiger, nachdem eine Talgdrüsenzyste unsachgemäß ausgedrückt oder aufgestochen wurde. Dann können Bakterien in die Zyste gelangen und mitunter schwere Entzündungen verursachen. Dies kann im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung (Sepsis) oder einem Abszess führen. Dann muss eine Talgdrüsenzyste operiert werden.

Trichilemmalzysten der Kopfhaut können mitunter sehr groß werden, sodass sie von den Betroffenen als äußerst störend empfunden werden. Nur in sehr seltenen Fällen können sich aus Talgdrüsenzysten bösartige Tumore entwickeln.

Wie kann man eine Talgdrüsenzyste entfernen?

Talgdrüsenzysten können meist mit lokaler Betäubung entfernt werden.

Sie sollten mit ihrer gesamten Kapsel oder ihrem Zystensack entfernt werden, da es sonst durch in der Haut verbliebenen Resten zu einem Wiederkehren der Zyste kommen kann. Die Zysten sollten nicht ausgedrückt werden, da dies zu Entzündungen führen kann.

Sollten mehrere Zysten an unterschiedlichen Körperstellen zu finden sein, ist auch eine Laserentfernung möglich. Die Laserentfernung darf jedoch nur durchgeführt werden, wenn die Diagnose sicher ist. Bei Verdacht auf ein bösartiges Gebilde, sollte eine Laserentfernung nicht durchgeführt werden. In diesem Falle wäre eine chirurgische Entfernung ebenfalls die Methode der Wahl. Die chirurgische Entfernung führt ebenfalls zu kosmetisch zufriedenstellenden Ergebnisses mit sehr kleinen bis nicht-sichtbaren Narben. Die Heilung erfolgt komplikationslos. Nach der Entfernung sind keine starken Schmerzen zu erwarten.

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Lokalisation von Talgdrüsenzysten

Talgdrüsenzysten im Intimbereich

Auch im Intimbereich finden sich unzählige Taldrüsen, die für den Schutz der Haut sehr wichtig sind.

Aus diesen Talgdrüsen können unglücklicherweise auch Talgdrüsenzysten entstehen. Viele Betroffene schämen sich für die Zysten und empfinden sie, gerade in diesem Körperbereich, als äußerst unästhetisch. Sollten sich die Zysten entzünden, sind sie sehr schmerzhaft und müssen entfernt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Eine Entfernung ist auch im Intimbereich möglich und sollte durchgeführt werden, wenn die Talgdrüsenzysten stören oder Beschwerden verursachen.

Talgdrüsenzysten am Kopf

Am Kopf finden sich vor allem die sogenannten Trichilemmalzysten. Das sind gutartige Talgdrüsenzysten der Kopfhaut, die keine Beschwerden verursachen. Sie sind als gut verschiebliche Knoten unter der Kopfhaut zu tasten und meist haarlos. Ihre Oberfläche glänzt ein wenig, ihr Aussehen wird oftmals als prallelastisch beschrieben. Sie können mitunter sehr groß und von Betroffenen daher als störend empfunden werden. Meist sind mehrere solche Zysten vorhanden. Frauen sind im Schnitt häufiger betroffen als Männer.

Diese Talgdrüsenzysten können chirurgisch entfernt werden, wenn sie stören. Es ist wichtig, den kompletten Zystensack zu entfernen, da ansonsten an derselben Stelle wieder Zysten entstehen können.  

Talgdrüsenzysten an den Schamlippen

Im Intimbereich der Frau finden sich viele Talgdrüsen, auch an den Schamlippen. Daher können auch in diesem Bereich Talgdrüsenzysten entstehen.

Eine Talgdrüsenzyste der Schamlippen darf nicht mit einer sogenannten Bartholinitis verwechselt werden. Bei dieser handelt es sich um eine schmerzhafte bakterielle Infektion der Bartholin-Drüse, die zu einer einseitigen Schwellung am hinteren Rand der Schamlippe führt. Eine Talgdrüsenzyste hingegen ist eine schmerzlose Schwellung, die sich wie ein kleines Knötchen tasten lässt. Sie kann sich jedoch auch entzünden und verursacht dann Schmerzen. Talgdrüsenzysten der Schamlippen können entfernt werden, wenn sie zu Beschwerden führen oder ein kosmetisches Problem darstellen.

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Talgdrüsenzysten am Hodensack

Auch am Hodensack können Talgdrüsenzysten auftreten.

Ein Auftreten mehrerer Zysten am Hodensack wird auch als Sebocystomatosis scroti bezeichnet. Sie stellen keine Gefahr für die Sexualfunktion dar, sind jedoch in den meisten Fällen ein kosmetisches Problem für die Betroffenen.

Darüber hinaus können sich die Zysten durch unsachgemäßes Ausdrücken oder Aufstechen entzünden und infizieren. In diesem Fall sind Komplikationen, wie Abszesse, möglich. Meistens wünschen Betroffene auch ohne Beschwerden eine Entfernung der Zysten. Dies ist auch in diesem Bereich ohne Probleme möglich.

Talgdrüsenzysten am Rücken

Der Rücken ist eine häufige Lokalisation von Talgdrüsenzysten.

Es handelt sich bei diesen Zysten um Epidermoidzysten, die mit ihrem Ausführungsgang mit der Hautoberfläche in Verbindung stehen. Vor junge Menschen sind von den lästigen Zysten betroffen. Im Rahmen einer Akne treten die Zysten in großer Stückzahl am Rücken auf und sind nicht selten entzündet. Entzündete Zysten werden mit Antibiotika behandelt, die als Tabletten eingenommen werden, bevor sie chirurgisch entfernt werden können.

Prognose von Talgdrüsenzysten

Talgdrüsenzysten sind gutartige Geschwulste der Haut. Durch eine vollständige Entfernung der Talgdrüsenzyste ist in den meisten Fällen eine Ausheilung erreicht.

Trichilemmalzysten der Kopfhaut führen in der Regel nicht zu Rezidiven, wenn sie komplett entfernt werden. Sollen jedoch Zystenreste in der Haut übrigbleiben, können an derselben Stelle erneut Talgdrüsenzysten entstehen.

Die Epidermoidysten können ebenfalls vollständig entfernt werden. Grunderkrankungen, wie die Akne, führen jedoch zum erneuten Auftreten der Zysten an anderen Körperstellen. Vereinzelte Talgdrüsenzysten lassen sich jedoch sehr gut vollständig entfernen ohne, dass sie wiederkehren.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.09.2017 - Letzte Änderung: 21.06.2024