Therapie von Nierensteinen

Schmerzen, die akut durch Nierensteine hervorgerufen werden (sogenannte „Kolik“), erfordern eine direkte medikamentöse Therapie.

  • Je Einschätzung der Schmerzen, welche mit der sogenannten Schmerzskala erfolgen kann, kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz, gemäß des sogenannten Stufenschemas.
  • Auch in der Schwangerschaft ist es möglich, mit bestimmten Medikamenten zu behandeln.
  • Ebenso ist es möglich, rezidivierenden Koliken medikamentös vorzubeugen.
  • Bei neu diagnostizierten Harnleitersteinen, die kleiner als 5mm groß sind, kann abgewartet werden. Hierbei erhofft man sich unter regelmäßiger Kontrolle einen Spontanabgang der Steine. Ansonsten kann man mit konservativen Therapien (Ernährungsumstellung, Hausmittel etc.) vorgehen.
  • Es gibt jedoch auch Patienten mit Nierensteinen, die keine Symptome haben. Hierbei ist eine aktive Überwachung indiziert. Der Patient wird jährlich klinisch untersucht und es werden bildgebende Verfahren angewendet, wie der Ultraschall, eine Nierenleeraufnahme oder das CT.
  • Bei nicht beherrschbaren Koliken mit Medikamenten kann man versuchen mit einer Harnleiterschiene den Urin abzuleiten, welcher durch die Steine blockiert war. Ab einer Nierensteingröße von 5mm sollte man jedoch operativ versuchen die Steine zu entfernen.

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Konservative Therapie

Medikamentöse Therapie der Nierenkolik

Die Schmerzen durch Nierensteine können eingeteilt werden mit der Numerischen Schmerzskala (NRS). Dabei sind Zielwerte unter 3 im Ruheintervall und während Kolikepisoden von unter 5 anzustreben.

Medikamente wie Metamizol (Handelsname Novalgin) und Indometacin senken den Druck im Lumen (Ursache der Kolikschmerzen). Sie wirken zusätzlich krampflösend und schmerzhemmend.

NSAIDs wie zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac sollten bei vorbelasteten Menschen, die zum Beispiel an chronischen Nierenerkrankungen leiden, nicht verwendet werden. Ansonsten sind sie, insbesondere Diclofenac, gut bei einer akuten Nierenkolik geeignet. Meist wird es in Form von Zäpfchen anal verabreicht.

Paracetamol und Morphin können als Alternative zu Metamizol und bei auch bei Schwangeren verwendet werden.

Opioide (wie Morphin) haben viele Nebenwirkungen und werden nur zusätzlich zu den sogenannten Nicht-Opioiden wie Metamizol oder den NSAIDs gegeben.

Krampflösende Medikamente wirken nicht auf die Harnleiter, sind also nicht zu verabreichen. Von Morphinen ist bei der Therapie der Nierensteine ebenfalls abzuraten, da sie die Brechneigung verstärken und die ohnehin gestörten Darmbewegungen noch mehr beeinträchtigen.

Bei leichteren Schmerzen hilft oft schon ein heißes Vollbad oder feucht – warme Umschläge (Wärme entspannt und entkrampft).

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Homöopathie zur Behandlung von Nierensteinen

Bei Nierensteinen können folgende homöopathische Mittel angewendet werden:

  • Adlumia

  • Berberis aquifolium

  • Berberis

  • Coccus cacti

  • Equisetum hiemale

  • Lycopodium clavatum

  • Solidago

Ein geeignetes Mittel wird am besten gefunden, wenn man sich die jeweiligen Beschreibungen durchliest und mit der individuellen Situation abgleicht. Am besten nimmt man dabei nur ein Mittel. Die Potenzen D6 bis D12 (Niedrigpotenzen) sind hier meist die beste Wahl.

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Nicht-operative Therapie im kolikfreien Zeitraum

Nierensteine, die kleiner als 5 mm sind, können sich noch von alleine lösen und abgehen. Es wird empfohlen sich viel zu bewegen und sehr viel Flüssigkeit zu sich nehmen um die Nierensteine auszuschwemmen. Etwa 80% der Harnsteine verschwinden von alleine wieder.

Tritt eine erneute Kolik oder sogar Fieber auf, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden, da eine Urosepsis (Blutvergiftung mit Harnbestandteilen) droht.

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Hausmittel zur Therapie von Nierensteinen

Generell sollte beachtet werden, dass man sich salzarm ernährt, da Nierensteine calciumreich sind. Am besten verzichtet man auf Fertiggerichte und Kaffee, da letzterer auch den Calciumgehalt im Urin erhöhen kann, und trinkt viel Wasser.

Gute Hausmittel gegen Nierensteine sind außerdem Cranberrysaft, Löwenzahntee und Buchkrauttee. Des Weiteren kann eine magnesiumreiche Ernährung förderlich sein und prophylaktisch eingesetzt werden. Viel Magnesium findet man in Meeresfrüchten, Cashewnüssen, Mandeln, Erdnüssen und Sojaprodukten.

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Operative Therapie

Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) = Nierensteine zertrümmern

Nierensteine können durch außerhalb des Körpers erzeugte Stoßwellen zertrummert werden, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen.
Die Stoßwellen werden auf verschiedene Arten erzeugt: entweder durch Unterwasserfunkenentladung, gepulste Laserstrahlen oder durch Umwandlung von elektromagnetischer Energie.

Die so entstandenen Stoßwellen müssen fokussiert werden, damit im Bereich des Steins die höchste Wirksamkeit erreicht wird (Stosswellentherapie). Dieser zerfällt durch auf ihn wirkende Zug- und Druckkräfte in etwa sandkorngroße Einzelteile, die ohne Probleme mit dem Urin ausgeschieden werden können.
Die ESWL kann bis 2,5 cm große Harnsteine unabhängig von ihrer Lokalisation zerstören. Zunächst muss die genaue Lage durch vorangegangene Ultraschall- oder Röntgenuntersuchungen bekannt sein. So wird der Stein in den Brennpunkt der Stoßwellen gerückt. Als Vermittler zwischen Stoßwellen und Körper dienen ein Wasserbad oder Wasser- bzw. Gelkissen.

Gelegentlich wird eine leichte örtliche Betäubung notwendig, da einige Patienten die ankommenden Stoßwellen als „Schlag in den Rücken“ empfinden.

Bei einem Körpergewicht von mehr als 145 kg oder einer zu geringen Körpergröße (<120 cm) stößt die ESWL an ihre technischen Grenzen.

Auf keinen Fall darf die Stosswellentherapie durchgeführt werden bei:

  • unbehandelter oder nicht behandelbarer Blutgerinnungsstörung
  • Schwangerschaft
  • nicht behandeltem Harnwegsinfekt
  • Aneurysmen (Aussackungen der Blutgefäße)

Komplikationen sind selten. Vor allem größere Harnsteine können nach ihrer Zertrümmerung sog. Steinstraßen hinterlassen, die endoskopisch beseitigt werden müssen. Es kann zu Blutergüssen im Bereich der Niere kommen, die sich meist von allein bessern. Nur bei extrem großen Blutergüssen in der Nierenkapsel kann deren Ausräumung notwendig werden. Teile der zertrümmerten Steine können sich im Harnleiter einklemmen und Koliken auslösen. Es kann vorbeugend eine Harnleiterschiene eingebracht werden um einen Aufstau des Urins zu vermeiden. Im Anschluss an die ESWT können Harnwegsinfektionen auftreten, oft dann, wenn es sich um sog. Infektsteine handelt, in deren Innern Bakterien eingeschlossen waren. Eine vorbeugende Antibiotikagabe kann dies unter Umständen verhindern.

Gerinnungshemmende Medikamente wie z. B. ASS sollten 8 Tage vorher abgesetzt werden, um blutungsbedingte Komplikationen (s. o.) zu vermeiden.

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Zum Verfahren der ESWL / ESWT finden Sie weitere Informationen unter: Stoßwelle

Perkutane Nephrolitholapaxie (PNL)

Bei der perkutanan Therapie (durch die Haut) Nierensteinzertrümmerung wird unter Ultraschall- oder Röntgenkontrolle durch die Bauchhaut hindurch das Nierenbecken punktiert. Nachdem der Stichkanal etwas gedehnt wurde, kann ein Endoskop hindurchgeführt werden. Entweder kann der Nierenstein dann mittels einer ebenfalls eingebrachten Bergungszange entfernt werden, oder er ist dafür zu groß, was eine Zerkleinerung mittels Zange oder ähnlichem nötig macht. Die Bruchstücke werden dann einzeln entfernt. Prinzipiell können Nierensteine jeder Größe so behandelt werden, bei Steinen, die das Nierenbecken fast oder ganz ausfüllen (sog. Ausgusssteine) empfiehlt sich jedoch eine Kombination aus ESWL und PNL - Therapie.

Der Eingriff wird unter örtlicher Betäubung in Bauch- oder Seitenlage durchgeführt. Nach Beendigung der Prozedur sollte ein Blasenkatheter eingebracht werden um den Harnabfluss zu sichern.
Die Komplikationsrate dieser Therapie ist sehr gering. Möglich sind eine Durchbohrung des Nierenbeckens (Perforation), Blutungen, Infektionen oder Fistelbildung (Anschluss des harnableitenden Systems an z. B. den Darm oder zur Haut).

  • Laserlithotripsie

In einer kurzen Narkose wird mit Hilfe eines Endoskops eine Lasersonde vor den Stein platziert, welcher dann durch hochenergetische Lichtimpulse zertrümmert wird (sogenannte Laserlithotripsie). Anschließend werden die Reste herausgespült oder mit einer Zange herausgeholt. Manchmal ist es nötig danach zusätzlich noch eine Harnleiterschiene einzubauen.

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Nierensteinentfernung durch Ureterenoskopie

Bei dieser Therapie wird der Nierenstein/ Harnstein im Zuge einer endoskopischen (Schlauchkamera) Untersuchung gleich mit entfernt.

Hierzu wird der Patient in Rückenlage mit gespreizten Beinen (sog. Steinschnittlage) gebracht. Dann wird das Endoskop über die Harnröhre in die Blase vorgeschoben. Nun werden die Öffnungen der Harnleiter aufgesucht und, falls nötig, zunächst mittels eines Ureterenkatheters oder Führungsdrahtes aufgedehnt. Als nächstes werden nun die Harnleiter nach dem Nierenstein abgesucht. Ist dieser gefunden, gibt es mehrere mögliche Vorgehensweisen. So kann man den Stein entweder mittels Schallwellen zertümmern und anschließend absaugen, oder durch Schlagwellen (z. B. mittels Laser) zerkleinern und dann mit einer Fasszange entfernen. Es handelt sich um eine Alternative zur ESWL, die die Möglichkeit bietet, z. B. vorhandene Verengungen des Harnleiters gleich aufzudehnen und somit zukünftige Problemquellen auszuschalten.

Diese Methode empfiehlt sich bei Nierensteinen / Harnsteinen größer 5 mm, heftigen, nicht beherrschbaren Koliken oder Nierensteinen, die trotz konservativer Therapie nicht abgehen. Außerdem wird sie bei zunehmender Harnstauung oder vorhandenem Harnwegsinfekt angewandt. Auch können tief- und sehr festsitzende Harnsteine so entfernt oder ins Nierenbecken zurückgeschoben werden, um sie anschließend mittels ESWL zu entfernen.
Komplikationen wie Harnwegsinfekte, Durchbohrung des Harnleiters oder Nachblutungen sind selten.

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Harnableitung mittels Harnleiterschiene

Eine Harnableitung macht dann Sinn, wenn Koliken medikamentös nicht beherrschbar sind. Man kann dabei Harnleiterschienen verwenden, auch Doppel-J-Katheter oder Ureterstent genannt, um den Harnleiter offen zu halten.

Hierbei handelt es sich um Kunststoffröhrchen, die j-förmig, wie ein Ringelschwanz, verlaufen. Dadurch kann das Röhrchen in der Blase und im Nierenbecken gehalten werden. Es kann bei einer Blasenspiegelung bis in das Nierenbecken vorgeschoben werden. Schienen werden jedoch meist nur für eine kurze Zeit eingesetzt. Bei dauerhafter Anwendung sollten sie alle 3-6 Monate gewechselt werden.

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Enttfernung von Nierensteinen über die Harnleiterschlinge

Eine weitere Therapie, um Nierensteine zu entfernen, ist die Verwendung einer Schlinge, die über die Harnröhre und die Harnblase hindurch bis zum Nierenbecken vordringt um dann die Steine herauszuholen. Jedoch wird diese Methode nicht mehr häufig angewendet, weil eine erhöhte Verletzungsgefahr der Harnleiter besteht. In Ausnahmefällen wird die Methode bei Steinen im unteren Drittel des Harnleiters verwendet.

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Welche Therapie bei welchem Stein?

Nieren-KelchsteinIst meistens nicht therapiebedürftig, wenn keine Beschwerden, Harnstau oder Infekt vorliegen. Bei Blut im Urin und nicht behandelbarem Infekt, sowie bei bestimmten Berufsgruppen (Piloten, Berufskraftfahrer) ESWL

Nierenbeckenstein
Bei nicht mehr spontan abgangsfähigem Stein (>5 mm) ESWL oder PNL.

Ausgussstein
Es bestehen meist keine Beschwerden, dennoch kann eine chronische Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) mit nachfolgendem Nierenversagen und dem Tod drohen. Daher sollte man operativ tätig werden: ESWL, PNL oder die Kombination von beidem. Danach kann durch abgehende Trümmer eine sog. Steinstraße entstehen, die operativ entfernt werden muss.

Hoher Harnleiterstein
Liegt eine deutliche Harnstauung vor, kann ein spontaner Abgang ausgeschlossen werden. Günstig sind die ESWL oder die endoskopopische Entfernung (mechanische Entfernung).

Tiefer Harnleiterstein
Bis zur Größe von 5 mm kann er spontan verschwinden. Bei weiterhin normaler Nierenfunktion kann auf nicht operative Maßnahmen zurückgegriffen werden.

Blasenstein
Der Stein sollte zertrümmert und dann mit der Saugpumpe abgesaugt werden. Anschließend sollte das Grundleiden (z. B. Prostatavergrößerung) angegangen werden.

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Dauer der Behandlung

Je nach Art der Therapie variiert die Dauer der Behandlung. Erfolgt die Entfernung der Nierensteine durch konservative Therapie, also ohne Operation, kann die Zeitspanne nicht genau angegeben werden. Es handelt sich hierbei eher um über Monate ablaufende Therapiemaßnahmen (Ernährungsumstellung, Anwendung von Haushaltsmitteln, Homöopathischen Mitteln oder Medikamente). Nach einer berührungsfreien Steinzertrümmerung mittels extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) beträgt der stationäre Aufenthalt nur 1-2 Tage.

Wenn der Stein größer als 5mm ist, ist eine OP indiziert. Wenn eine perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL) stattgefunden hat, also eine direkte Entfernung der Nierensteine durch eine Punktion durch die Haut mit Hilfe eines Endoskops, ist mit einem stationären Aufenthalt von 4-5 Tagen zu rechnen und einer körperlichen Schonung von ca. 2 Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt.

Nach einer Ureterrenoskopie, einer Harnleiterspiegelung und Entfernung der Steine mit einer Zange, dauert der stationäre Aufenthalt 2-4 Tage. Die Dauer eines Krankenhausaufenthaltes nach Einlage einer Harnleiterschiene zum Offenhalten des Harnleiters beträgt ca. 2 Tage und die Schiene bleibt meist nur 1 Woche liegen. Maximal darf sie jedoch nur 3 Monate liegen bleiben.

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Ernährung bei Nierensteinen

Besonders durch die Ernährung können Nierensteine verhindert werden. Ausführliche Informationen finden Sie unter unserem Thema: Ernährung bei Nierensteinen

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.05.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023