Unterzuckerung beim Kind

Allgemeines

Nur bei sehr starker Unterzuckerung kommt es bei den Kindern (kindlicher Notfall) zu den oben beschriebenen Bewusstlosigkeiten. In den meisten Fällen machte sich eine Erniedrigung des Blutzuckers, in Schwindel, Kaltschweißigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Unruhe, Zittern und Desorientiertheit bemerkbar. Wichtig ist hierbei der schnelle Blutzuckertest, der innerhalb weniger Sekunden aus einem Blutstropfen am Finger gemacht werden kann. Ist der Zuckerwert im Blut kleiner als 2,5 mmol spricht man von einer Hypoglykämie.

Ursachen für eine Unterzuckerung bei Kindern die keine Diabetes haben

Die Ursachen für das Auftreten einer Unterzuckerung beim Kind, die nicht durch Diabetes bedingt ist, können sehr unterschiedlich sein.
In vielen Fällen können andere Hormonstörungen eine Unterzuckerung hervorrufen. Hierzu zählen zum Beispiel eine Unterfunktion der Nebennierenrinde. Hier werden die Hormone Kortisol und Adrenalin gebildet, die dem kindlichen Körper dabei helfen, einer Unterzuckerung entgegenzuwirken. Bei einem Defekt, im Rahmen einer Schädigung oder einer angeborenen Funktionsstörung, bleibt dieser Effekt dann aus. Da die Nebennierenrinde nicht selbstständig arbeitet, sondern unter dem Einfluss der Hirnanhangsdrüse steht, kann bei deren Schädigung ebenfalls der Zustand einer Unterzuckerung auftreten.
Zudem sind in manchen Fällen kleine, gutartige Tumore der Bauchspeicheldrüse, sogenannte Insulinome, verantwortlich. Sie produzieren vermehrt Insulin, setzen dieses frei und erniedrigen dadurch den Blutzuckerspiegel.
Ein weiteres Hormon namens Glukagon wird in der Leber oder dem Muskel gebildet und kann ebenfalls Glukose bereit stellen. Ein angeborener oder im Rahmen einer anderen Erkrankung auftretender Glukagonmangel ist jedoch selten die alleinige Ursache für eine Unterzuckerung.
Weitere Ursachen stellen schwere Leberfunktionsstörungen, die mit Veränderungen des Glukagonstoffwechsels einhergehen, Erkrankungen bei denen die Speicherung von Glukose gestört ist (Glykogenosen), eine gestörte Nahrungsaufnahme, extremes Fasten oder Diäten, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente dar.

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Ursachen für eine Unterzuckerung bei Diabetes

Kinder, die an einer Form des Diabetes leiden, sind sehr häufig von einer Unterzuckerung betroffen.
Bei den an Diabetes erkrankten Kindern liegt das Problem eigentlich bei einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerwert, da das vom Körper produzierte Insulin entweder nicht richtig wirken kann, oder nicht in ausreichenden Mengen gebildet wird.
Bei Kindern, bei denen sich ein Diabetes Typ 2 gerade erst bemerkbar macht, ist zu Beginn der Erkrankung die Insulinproduktion vorerst deutlich erhöht. Hierbei handelt es sich um eine vom kindlichen Körper selbst eingeleitete Gegenmaßnahme, um die abgeschwächte Wirkung des Insulins zu kompensieren. Folglich wird nach der Nahrungsaufnahme zu viel des Zuckers in die Zellen transportiert und der Blutzuckerspiegel sinkt unter den Normwert.
Die häufigste Ursache für eine Unterzuckerung bei bekanntem Diabetes, stellt jedoch eine falsche Dosierung der medikamentösen Therapie dar. Patienten die Insulin spritzen, müssen die Dosis an die Aufnahme der Menge an Kohlenhydraten, sowie an die körperliche Aktivität anpassen. Wird die Menge an Kohlenhydraten in der Nahrung zu hoch eingeschätzt und zu viel Insulin gespritzt kann es schnell zu einer Unterzuckerung kommen.
Bei viel Sport oder außergewöhnlich hoher körperlicher Aktivität kommt es zu einem reaktiven Abfall des Blutzuckerspiegels und damit zu einer Reduktion des notwendigen Insulins. Wird das Insulin zu früh vor der Nahrungsaufnahme gespritzt oder die Magenentleerung durch einen zu hohen Eiweiß - oder Fettgehalt verzögert, kommt es zu ebenfalls zu einem Abfall des Blutzuckerspiegels, bevor überhaupt neue Glukose aufgenommen werden konnte.

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Zittern als Symptom einer Unterzuckerung

Häufig wird ein Zittern verschiedener Muskelpartien des kindlichen Körpers, in Kombination mit akutem Heißhunger, Übelkeit, Erbrechen oder auch dem plötzlichen Auftreten von Schwitzen, beobachtet.
Da Zucker ein wichtiger Energielieferant für den Körper und auch das kindliche Gehirn ist, fordert dieses bei einem sinkenden Blutzuckerspiegel sofort die Zufuhr von Glukose ein, damit es richtig arbeiten kann. Bei einer akuten Unterzuckerung werden von dem kindlichen Gehirn bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet, die die bereits genannten Symptome verursachen und somit für den Körper ein Warnzeichen darstellen. Das Zittern dient also als sehr wichtiger Hinweis des Körpers, dass zu wenig Zucker zur Verfügung steht und schnellst möglich aus den noch vorhandenen Reserven freigesetzt oder in Form von Kohlenhydraten neu zugeführt werden muss.

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Blutzuckerwerte

Eine Unterzuckerung beim Kind kann ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen und sollte deshalb schnell erkannt und behandelt werden. Unter einer akuten Unterzuckerung spricht man von einem Abfall des Glukosewertes im Blut bis unter die Norm. Von einer behandlungsbedürftigen Unterzuckerung spricht man von Glukosewerten unter 45 mg/dl. Dies entspricht weniger als 2,5 mmol/l.

Therapie

In diesem Fall sollte man über eine Infusion dem Kind Glucose über einen kurzen Zeitraum verabreichen. Die Symptome sind in diesem Fall schnell rückläufig. Bei harmloseren Verläufen, wie Zittern oder Kaltschweißigkeit reicht oft schon ein Glas Cola oder ein Stück Schokolade. Man sollte bei wiederholter Hypoglykämie aber immer eine Stoffwechseluntersuchung beim Arzt durchführen lassen, um die Ursache zu klären.

Folgen einer Unterzuckerung

In den meisten Fällen werden neu aufgetretene Unterzuckerungen bemerkt und gezielt behandelt. Vor allem nächtliche Unterzuckerungen, die unbemerkt bleiben, oder nicht rechtzeitig behandelt werden, können für das betroffene Kind im schlimmsten Fall tödlich enden.
Zudem besteht bei häufig vorkommenden Unterzuckerungen ein erhöhtes Risiko für eine sich im Verlauf entwickelnde Schädigung des kindlichen Herzens. Außerdem wurde durch verschiedene Studien belegt, dass nach sich wiederholenden Ereignissen die Gefahr einer Schädigung des kindlichen Gehirns, einhergehend mit dem Risiko für die Ausbildung einer Demenz, deutlich zunimmt. 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.10.2010 - Letzte Änderung: 22.10.2021