Blutvergiftung bei Kindern

Die Blutvergiftung oder auch Sepsis genannt, bezeichnet das gefürchtete und gefährliche Krankheitsbild, das durch Infektionen ausgelöst werden kann. Bei kleinen Kindern stellt die Sepsis, verursacht durch Meningokokken, einen absoluten Notfall dar.

Besteht der Verdacht auf eine Hirnhautentzündung durch Meningokokken, muss immer auch eine entstehende Sepsis durch diesen Erreger befürchtet werden. Eine starke Gesundheitsverschlechterung mit Fieber, Kopfschmerzen, Einblutungen und Hautausschlägen, könnte der Vorbote diese Krankheitsbildes sein, das häufig bei kleinen Kindern tödlich verläuft. Kleinste Einblutungen in der Haut, die 2 mm nicht überschreiten, stellen ein Frühsymptom, größere Einblutungen von mehr als 2 mm, ein Spätsymptom dar. Bei 2/3 der Kinder ist die Meningitis führend, die Sterblichkeit beträgt hier 1-2%. Bei den anderen entwickelt sich die Meningokokkensepsis ohne begleitende Meningitis.

Symptome & Diagnose

Wie kann man eine Blutvergiftung bei Kindern erkennen?

Wenn man von einer Blutvergiftung bei Kindern spricht, handelt es sich um eine Abwehrreaktion des kindlichen Körpers auf eine Infektion, meistens ausgelöst durch Bakterien, die sich über das Blutsystem auf den ganzen Körper ausbreitet. Besonders häufig betroffen sind Neugeborene oder Säuglinge, bei denen das körpereigene Immunsystem zur Bekämpfung der eindringenden Erreger noch nicht vollständig ausgereift ist, oder Kinder, deren Immunsystem aufgrund einer angeborenen Ursache oder einer weiteren vorliegenden Erkrankung geschwächt ist.
Es gibt ein paar Anzeichen, die auf eine Blutvergiftung bei Kindern hinweisen können und bei deren Auftreten die Eltern aufmerksam werden sollten. Vor allem bei Neugeborenen kann das Erkennen einer Infektion sehr schwierig sein. Oftmals fallen die betroffenen Kinder durch körperliche Abgeschlagenheit, Antriebslosigkeit, eine Trinkschwäche oder eine Veränderung der Bewusstseinslage auf. Ein geblähter Bauch, Erbrechen oder die Verweigerung der Nahrung sollten ebenfalls die Aufmerksamkeit der Eltern erregen. Zudem können sich Störungen des Herz–Kreislauf-Systems einstellen, wie zum Beispiel eine verschärfte und schnelle Atmung, Herzrasen sowie kalte und sich bläulich verfärbende Extremitäten. Des Weiteren kann die Haut des erkrankten Kindes sehr blass und marmoriert erscheinen, oder auch Ausschläge und Einblutungen aufweisen. Gerade kleine Kinder fallen oftmals durch eine schlaffe Muskulatur, sowie Berührungsempfindlichkeit, eine Instabilität der Körpertemperatur und ein deutlich apathisch wirkendes Wesen auf.

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Symptome einer Blutvergiftung

Die Symptome einer Blutvergiftung beim Kind können je nach Alter des Kindes und dem Voranschreiten, beziehungsweise der Ausprägung, der Entzündung variieren. Zu den Symptomen zählen körperliche Abgeschlagenheit und Schwäche, eine Veränderung der Körpertemperatur, Trinkschwäche oder erschwerte Nahrungsaufnahme, Veränderungen des Muskeltonus, eine Schwäche des Herz–Kreislauf-Systems oder auch Veränderungen der Haut, wie zum Beispiel eine neu aufgetretene Blässe oder Ausschläge.
Eine fortschreitende Blutvergiftung kann zudem zu einer starken Veränderung des Bewusstseins mit einer deutlichen Eintrübung, bis hin zur Bewusstlosigkeit, führen.
Definitionsgemäß zeichnet sich eine Blutvergiftung beim Kind durch einen Anstieg der Körpertemperatur über 38°C oder einen Abfall unter 36°C, einer erhöhten oder erniedrigten Herzfrequenz, einer deutlich verstärkten Atmung, einer deutlichen Erhöhung oder Erniedrigung der weißen Blutkörperchen sowie einem positiven Nachweis von Bakterien im Blut aus.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Symptome einer Blutvergiftung

Roter Strich als Anzeichen für eine Blutvergiftung?

Die Ausbildung eines roten Striches am Arm oder am Bein, der sich bis zum Herzen hin ausbreitet, wird oftmals als Anzeichen einer beginnenden Blutvergiftung beim Kind angesehen. Hierbei handelt es sich allerdings um eine Fehlinformation.
Ein rot gefärbter Strich auf der Haut stellt keinen Vorboten einer Blutvergiftung dar, sondern kann als Symptom einer sogenannten Lymphangitis angesehen werden. Bei der Lymphangitis handelt es sich um eine Entzündung der Lymphbahnen der Haut und des Unterhautfettgewebes, welche in den meisten Fällen durch das Eintreten von Bakterien hervorgerufen wird. Umgangssprachlich wird diese jedoch oftmals fälschlicherweise als Blutvergiftung bezeichnet. Wenn die Infektion der Lymphgefäße sich weiter auf den Blutkreislauf ausbreitet, kann sie in seltenen Fällen zu einer echten Blutvergiftung führen.

Behandlung

Therapie einer Blutvergiftung

Die antibiotische intravenöse Therapie sollte bereits beim ersten Verdacht auf das Vorliegen einer Blutvergiftung schnellstmöglich begonnen werden. Da nach einer Behandlung mit einem Antibiotikum in der Regel ein Nachweis des krankheitsauslösenden Keims nicht mehr gelingt, sollte noch vor Beginn der Therapie eine Entnahme von Proben wie Blut, Urin oder auch Hirnwasser zur Untersuchung auf Bakterien erfolgen.
Bei der Wahl der Antibiotika hat sich eine initiale Therapie mit einem Cephalosporin und Ampicillin, oder Ampicillin in Kombination mit einem Aminoglykosid, oder bei zusätzlicher Beteiligung der Hirnhäute eine Dreifachkombination aus einem Cephalosporin, einem Aminoglykosid und Ampicillin bewährt. Mit dieser Therapie versucht man schnell anzugreifen und ein möglichst breites Spektrum an Bakterien zu bekämpfen (Allgemeine Informationen finden Sie hier: Antibiotika). Nach Erhalt eines Bakteriennachweises kann die Therapie dann im Verlauf individuell angepasst werden. Unabhängig von dem krankheitsauslösenden Keim, sollte eine ausreichende unterstützende Therapie mittels Flüssigkeitsgabe, sowie Maßnahmen zur Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems erfolgen, um weitere Symptome zu lindern und den Allgemeinzustand der erkrankten Kinder zu verbessern.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Therapie einer Blutvergiftung 

Ursachen & Prophylaxe

Blutvergiftung nach Insekten- /Wespenstich

Eine durch einen Insektenstich bedingte Blutvergiftung ist beim Kind relativ selten, sollte jedoch niemals unterschätzt werden, da jede Blutvergiftung mit einer potenziell auftretenden Lebensgefahr einhergeht. Die Entzündung eines Insekten– oder Wespenstichs erfolgt dadurch, dass die betroffenen Kinder an der juckenden und geschwollenen Einstichstelle kratzen. Dadurch entstehen an der Einstichstelle oberflächliche Kratzer oder kleine Wunden, die eine Eintrittspforte für Bakterien und andere Keime bieten. Als Folge bildet sich eine Schwellung, Rötung und Eiteransammlung und die Entzündung kann sich auf das umliegende Gewebe ausbreiten und zu einer Schwellung der benachbarten Lymphknoten führen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Entzündeter Insektenstich - was kann man tun und ab wann ist es gefährlich?

Kann das kindliche Immunsystem die eingedrungenen Bakterien nicht ausreichend bekämpfen, vermehren sich diese weiter und können sich im schlimmsten Fall über kleine Gefäße bis in das kindliche Blutsystem ausbreiten. Sind die Bakterien im Blut angekommen, reagiert der kindliche Körper mit Fieber, einem erhöhten Puls und einer Veränderung der Atmung auf die Entzündung und die Symptome einer Blutvergiftung werden sichtbar.
Bei dem geringsten Verdacht auf das Vorliegen einer Blutvergiftung nach Insekten– oder Wespenstich, sollte das erkrankte Kind umgehend in eine Kinderklinik zur Überwachung und weiteren Diagnostik gebracht werden. Neben der Sicherung der überlebenswichtigen Körperfunktionen, steht dann vor allem der Nachweis der Krankheitserreger im Blut im Vordergrund, um schnellstmöglich eine geeignete medikamentöse Behandlung einzuleiten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Blutvergiftung nach einem Insektenstich

Verlauf & Prognose

Dauer einer Blutvergiftung

Die Dauer einer Blutvergiftung beim Kind kann je nach Ausprägung, dem krankheitsauslösenden Erreger, sowie dem Beginn der Behandlung, stark variieren. Wird eine Blutvergiftung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sie innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen tödlich enden. In der Regel beträgt die Dauer der antibiotischen Behandlung bei einer Blutvergiftung 7 – 10 Tage. Bei Anzeichen einer zusätzlichen Beteiligung und Entzündung der Hirnhäute sollte die Therapie in Anbetracht der klinischen Symptomatik 2 – 3 Wochen betragen. Insgesamt hängt die Dauer außerdem von dem Allgemeinzustand des Kindes ab.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.10.2010 - Letzte Änderung: 05.11.2021