Erkrankungen der Niere

Die Nieren finden sich beidseits der Wirbelsäule und gehören zu den am besten durchbluteten Organen.

Ihre zentrale Aufgabe ist die Filterung des Blutes und somit die Produktion des Urin, aber auch eine Blutdruckregulierung und die Produktion einiger Hormone gehört zu den Aufgaben der Nieren. 

Erkrankungen der Niere machen sich mit Schmerzen in der Flankenregion, Problemen mit dem Wasserlassen oder Blutdruckentgleisungen bemerkbar.

Im Folgende finden Sie eine kurze Erklärung zu den wichtigsten Erkrankungen der Niere sowie einen Verweis zum Hauptartikel der jeweiligen Erkrankung mit ausführlichen Informationen. 

Einteilung

Im Folgenden finden Sie die häufigsten Erkrankungen der Niere eingeteilt in:

  1. Entzündungen der Niere
  2. Strukturelle Nierenerkrankungen
  3. Funktionelle Nierenerkrankungen
  4. Weitere Erkrankungen der Niere

Entzündungen der Nieren

Nierenkörperchenentzündung / Glomerulonephritis

Die Nierenkörperchen (Glomeruli) sind die kleinste Funktionseinheit der Niere und bilden das Filtersystem der Niere. Entzündungen der Nierenkörperchen können viele Ursachen haben. Sie können nach Infektionen mit bestimmen Errgern (postinfektiös) auftreten oder im Rahmen verschiedener (auto-) immunologischer Erkrankungen. Meist entstehen sie, weil sich Antikörper-Komplexe in den Nierenkörperchen ablagern. Symptome einer Nierenkörpchenentzündung beruhen auf dem entstehenden Defekt des Filtersystems. So können Blut und Proteine ins Urin gelangen, die normalerweise durch den Filter zurückgehalten werden. Nimmt die Filtrationsfähigkeit zunehmend ab, können durch Einlagerung von Flüssigkeit Ödeme entstehen. Im Endstadium kann es zu chronischem Nierenversagen kommen. 

Weitere Informationen finden Sie unter Glomerulonephritis

Nierenbeckenentzündung

Die Nierenbeckenentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen der Niere. Das Nierenbecken stellt innerhalb der Niere die letzte Station dar, bevor das Filtrat (der Primärharn) in den Harnleiter gelangt, über den er in die Blase weitergeleiter wird. Aufsteigende Harnwegsinfekte können den umgekehrten Weg nehmen und über die Blase ("Blasenentzündung") und den Harnleiter in das Nierenbecken gelangen und dort eine Entzündung auslösen. Symptome sind typischerweise starke Flankenschmerzen im Bereich der Niere und Schmerzen beim Wasserlassen. Eine Nierenbeckenentzündung ist zwar ein relativ schweres Krankheitsbild, lässt sich aber mit Antibiotika in der Regel gut behandeln und in 1-2 Wochen heilen. 

Ausführliche Informationen finden Sie unter Nierenbeckenentzündung

Nebennierenentzündung

Die Nebennieren liegen den Nieren direkt an, gelten aber als eigenständige Organe. Ihre Hauptaufgabe ist die Produktion unterschiedlicher Hormone. Entzündungen den Nebennieren treten meist als Autoimmunreaktionen auf, das heißt, dass das Immunsystem körpereigene Strukturen angreift. Folge einer Entzündung kann eine Nebenniereninsuffizienz sein, bei der die Hormonproduktion der Nebennieren so stark eingeschränkt ist, dass ein gesunder Hormonhaushalt nicht mehr aufrecht gehalten werden kann. Durch den Mangel der Nebennierenhormone (u.a. Cortisol, Aldosteron und Sexualhormone) kommt es zu Symptomen wie Übelkeit, Gewichtsverlust, Blutdruckabfall oder Unterzuckerung. 

Ausführliche Informationen finden Sie unter Nebennierenentzündung.

Strukturelle Nierenerkrankungen

Nierensteine

Nierensteine sind in der Bevölkerung weit verbreitet, etwa 5% der Erwachsene leiden darunter, teilweise auch ohne es zu wissen. Die Steine bestehen aus verschiedenen Harnbestandteilen, meist handelt es sich um Calcium- oder Harnsäuresteine. Wenn diese Bestandteile des Harns stark erhöht sind, können sie nicht mehr ausreichend über die Niere ausgeschieden werden und bilden Steine innerhalb der Niere oder der ableitenden Harnwege. Liegen Steine einzeln und an günstigen Stellen wie dem Nierenbecken vor, können sie asymptomatisch bleiben und werden oft gar nicht bemerkt. Passiert ein Nierenstein Engstellen, kann dies zu starken wellenförmigen Schmerzen führen, den sog. Nierenkoliken. Auch Probleme beim Wasserlassen sind möglich. Zur Entfernung von Nierensteinen stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung,. 

Ausführliche Informationen finden Sie unter Nierensteine.

Nierenzysten

Unter Nierenzysten versteht man flüssigkeitsgefüllte Hohlräume des Nierengewebes, die vor allem in zunehmenden Alter auftreten. In der über 60jährigen Bevölkerung ist jeder 5. betroffen. Einzelne Nierenzysten verursachen in der Regel keine Symptome. Sehr große Zysten können unter Umständen Probleme bereiten und müssen mittels Punktion "geleert" werden. Selten kann eine Nierenzyste auch Entzündungsreaktionen hervorrufen, die mit Antibiotika behandelt werden sollten. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einer Nierenzyste und einer Zystenniere. Letztere ist ein eigenständiges  genetisches Krankheitsbild, bei dem quasi das komplette Nierengewebe von Zysten befallen ist (polyzystische Nierenerkrankung). Entsprechend schwerwiegender sind Symptome wie Bluthochdruck oder Nierenversagen. 

Ausführliche Informationen finden Sie unter Nierenzysten.

Nierenkrebs / Nierenzellkarzinom

Bei Nierenkrebs handelt es sich meist um ein sog. Nierenzellkarzinom. Diese Krebserkrankung ist vergleichweise selten und tritt vor allem in höheren Alter auf, der Erkrankungsgipfel liegt bei 60-80 Jahren. Symtpome einer Nierenkrebserkrankung können blutiges Urin, Flankenschmerz und Gewichtsverlust sein. Da dieser Krebs eher schlecht auf eine Chemotherapie anspricht, besteht die Therapie der Wahl in einer radikalen operativen Entfernung der gesamten betroffenen Niere, samt Nebenniere und angrezenden Lymphknoten.   

Ausführliche Informationen finden Sie unter Nierenkrebs

Verkalkte Niere

Lagert sich vermehrt Calcium in den Nieren ab, entsteht das Krankheitsbild der verkalkten Niere. Die Ursachen dafür liegen dabei, wie bereits schon vermutet ist, in einem gestörten Calciumsstoffwechsel. Ein schnelles und schmerzloses Diagnosevergahren stellt in diesem Fall die Ultraschalluntersuchung. 

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie mehr hierzu in unserem nächsten Artikel unter: Verkalkte Niere - Ursachen, Diagnose & Therapie 

Funktionelle Nierenerkrankungen

Diabetische Nierenerkrankung

Bei der diabetischen Nierenerkrankung (medizinisch diabetische Nephropathie) handelt es sich um einen Funktionsverlust der Niere, der in Folge der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus entsteht. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte können in Zusammenspiel mit einem meist ebenso erhöhtem Blutdruck zu Schäden an den feinen Nierengefäßen und dem Filtersystem die Niere führen. Zunächst gelangen so beispielsweise auch größere Moleküle wie Proteine, die normalerweise durch den Filter im Körper gehalten werden, ins Urin. Im Laufe der Zeit geht das Nierengewebe zugrunde und ein chronisches Nierenversagen kann eintreten. Die diabetische Nephropathie stellt in Deutschland die häufigste Ursache für eine Dialyse-Behandlung dar. 

Ausführliche Informationen finden Sie unter Diabetische Nephropathie

Akutes Nierenversagen

Das akute Nierenversagen ist ein schweres Krankheitsbild, das in der Regel einer intesinven stationären Behandlung bedarf. Meist tritt es allerdings nicht als eigenständiges Krankheitsbild auf, sondern im Rahmen weitreichenderer Erkrankungen, bspw. bei Multiorganversagen, Blutvergiftung (Sepsis) oder Verbrennungen. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass die Nierenfunktion akut abnimmt und die Urinausscheidung auf unter 500ml/Tag fällt (normalerwese 1,5-2 Liter). Die Patienten lagern dann Flüssigkeit in Form von Ödemen ein, zum Beispiel in den Beinen oder der Lunge, wobei letzteres zu Atemnot führen kann. In der Therapie des akuten Nierenversagens spielt vor allem die Behandlung der auslösenden Ursache eine Rolle. Mittels Diuretika (wasserabführende Medikamente) kann versucht werden, die Nierenfunktion zu erhöhen. In schweren Fällen wird eine Dialyse nötig. 

Ausführliche Informationen finden Sie unter Akutes Nierenversagen

Niereninsuffizienz / Chronisches Nierenversagen

Bei der Niereninsuffuzienz handelt es sich um einen Funktionsverlust der Niere, wobei das akute Nierenversagen auch eine Form der Niereninsuffizienz darstellt. Beim chronischen Nierenversagen, das zum Beispiel im Rahmen eines Diabetes oder anderen Erkrankungen entsteht, unterteilt man verschiedene Stadien anhand der Filtrationsleistung der Niere eingeteilt, die im Laufe der Erkrankung meist abnimmt. Neben des Anfallen von überschüssiger Flüssigkeit im Körper, bereitet vor allem die mangelnde Ausscheidung bestimmter Stoffe ein Problem. Beispielsweise erhöht sich die Blutkonzentration von Harnstoff, wenn die Filtrationsleistung der Niere abnimmt. Harnstoff in giftigen Mengen kann im Körper zu verschiedenen Schäden führen, beispielsweise im Gehirn, am Herzen oder der Haut. Die Therapie der Niereninsuffizienz ist komplex und enthält Ansätze wie Diäten, Trinkmengenregulation, Diuretika und im Endstadium Dialyse. Außerdem ist es wichtig zu beachten, dass die Dosierung von Schmerzmitteln bei Erkrankunen der Niere an deren restliche Funktion angepasst werden müssen. Gleiches gilt auch für andere Medikamentengruppen wie beispielsweise Antibiotika oder Zytostatika.

Ausführliche Informationen finden Sie unter Niereninsuffizienz

Nierenarterienstenose

Unter einer "Stenose" versteht man eine Verengung, in diesem Fall von der Nierenarterie. Die Niere ist an der Regulation des Blutdrucks beteiligt. Gelangt durch eine Verengung der Nierenarterie zu wenig Blut in die Niere, "misst" die Niere fälschlicherweise einen geringen Blutdruck und setzt verschiedene Mechanismen in Gang, um den allgemeinen Blutdruck zu erhöhen. Da dieser jedoch im Rest des Körpers eigentlich gar nicht erniedrigt ist, sondern nur in der Niere, entsteht im Körper ein Bluthochdruck. Häufige Ursache einer Nierenarterienstenose sind Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose, die vor allem bei älteren Rauchern auftritt. Therapeutisch kann die Nierenarterie durch einen Eingriff wieder aufgedehnt werden, aber auch verschiedene blutdrucksenkende Medikamente kommen zum Einsatz. 

Ausführliche Informationen finden Sie unter Nierenarterienstenose

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 19.07.2023