Vitamin D Überdosis

Einleitung

Schon ein jedes Kind weiß, dass Vitamine wichtige Bestandteile der Nahrung sein sollten und gut für den Körper sind. Selbiges muss dann doch auch für das Vitamin D gelten..? Oder ist ein Zuviel an dem eigentlich notwendigen Stoff möglich?
Die von Ärzten und Ernährungsgesellschaften empfohlene Tagesdosis liegt für alle Personen bei 20ug (20 Millionstel Gram). Die Richtwerte für Säuglinge im ersten Lebensjahr sind entsprechend des jungen Alters auf 10ug täglich begrenzt. Im Normalfall produziert jeder gesunde Körper etwa 80-90% des benötigten Vitamin D unter Sonnenlicht-Einstrahlung in der Haut selbst. Nur ein kleinerer Teil des täglichen Bedarfs wird über die Nahrung aufgenommen. Hierbei spielen vor allem fettige Fischarten und auch Lebertran eine führende, einige andere Lebensmittel eine untergeordnete Rolle.

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Weil aufgrund veränderter Lebensgewohnheiten viele Menschen nun weniger der Sonne ausgesetzt sind, sprechen einige von gesellschaftlichen Vitamin D-Mangel und spezielle Nahrungsergänzungsmittel (bsw. Vigantoletten) boomen; Viele gesundheitsbewusste Menschen nehmen diese bereitwillig ein, viele Ärzte verschreiben sie gerne. In den meisten Fällen ist das durchaus positiv zu sehen, allerdings nicht in allen:
Auch hierbei gilt – wie so oft: Die Dosis macht das Gift. Selbst so lebensnotwendige Dinge wie das Vitamin D können unter Umständen negative Begleiterscheinungen hervorrufen. Gerade mit einigen bestimmten Vitaminen, nämlich den fettlöslichen, kann man sich sogar vergiften. Woran erkennt man aber eine Vitamin D-Überdosis und wie sollte man sich dann verhalten?

Ursachen

Vitamin D gehört zusammen mit den Vitaminen E, K und A (merke: E-De-K-A) zu den fettlöslichen Vitaminen. Anders als die anderen, die wasserlöslich sind, brauchen diese einen fetthaltigen Träger um aufgenommen werden zu können. Im Körper sind sie dann an bestimmte Transportmoleküle gebunden, um im Blut frei flottieren zu können. Sie können aber auch im Fettgewebe abgelagert werden und sich dort ansammeln, so dass die im Körper befindliche Menge immerzu steigt.
Wasserlösliche Vitamine werden, wenn sie in größerer Zahl vorhanden sind als sie gebraucht werden, über die Niere in den Urin abgegeben und auf diesem Wege (in Wasser gelöst) ausgeschieden. Bei fettlöslichen Vitaminen ist dies nur nach Durchlaufen einiger Abbauschritte möglich, die wesentlich spezieller sind.
Für den Abbau des Vitamins D ist eine eigene Enzymgruppe zuständig, die das überschüssige Vitamin D so umwandelt, dass es mit der Gallenflüssigkeit in den Stuhl abgegeben werden kann. In aller Regel ist dieser Abbau aber gar nicht nötig, da der Großteil des benötigten Vitamins D körpereigen produziert wird. Diese Produktion wird je nach Bedarf reguliert und verstärkt oder gehemmt. Unangenehme Symptome im Zusammenhang mit Vitamin D treten in fast allen Fällen nur bei unsachgemäßem Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln auf, beispielsweise bei exzessiver Einnahme.

Symptome

Zu den Symptomen einer Vitamin D-Überdosis zählen viele eher unspezifische Dinge, die in ihrer Gesamtheit aber den entscheidenden Hinweis geben können. Dazu zählen beispielsweise Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, Erbrechen, Verstopfung, Bauchkrämpfe, Bluthochdruck, Psychosen, aber auch Muskel- und Sehnenschmerzen sowie Kopfschmerzen.
Zudem können bei einigen Betroffenen Herzrhythmusstörungen auftreten. Da durch das Vitamin D die Kalziumaufnahme im Darm gesteigert und zusätzlich Kalzium aus den Knochen heraus gezogen wird, erscheint zwangsläufig zu viel Kalzium im Blut. Man spricht von einer Hyperkalziämie. Dadurch bleibt es lediglich eine Frage der Zeit bis auch im Urin eine große Menge Kalzium erscheint, da der Organismus nun bemüht ist, das überschüssige Kalzium auszuscheiden. Betroffene zeigen also meist auch eine Hyperkalziurie (erhöhter Urin-Kalzium-Spiegel).
Beides zieht über einen längeren Zeitraum schwerwiegende Probleme nach sich: Es kommt zu auffälligen Nierenschädigungen, die mit einem verstärkten Durstgefühl und großen Trinkmengen (Polydipsie) sowie häufigem Wasserlassen (Polyurie) einhergehen. Zudem finden sich Kalziumeinlagerungen in fast allen Gelenken, den Weichteilen und den Muskeln, was oben genannte Schmerzen verursacht.
Bei langanhaltender Vitamin D Überdosis droht zudem eine Osteoporose der Knochen. Vitamin D Überdosierungen bei Kindern zeigen sich meist mit ähnlichen Symptomen wie bei Erwachsenen. Hinzu kommen allerdings häufig Wachstumsstörungen und eine dauerhafte Körpertemperaturerhöhung. Eine dauerhafte und/oder sehr starke Vitamin D Überdosis kann zum Tod führen.

Sowohl die Überdosis aber auch der Mangel an Vitamin D können zum Durchfall führen. Unter Umständen kann eine Intervention durch den Arzt nötig sein. Lesen Sie mehr über den Durchfall durch Vitamin D unter: Durchfall durch Vitamin D-ist das gefährlich?

Haarausfall bei einer Vitamin D Überdosis

Haarausfall an sich beobachtet man immer zuerst einmal als ein Symptom des Körpers, der damit signalisiert, etwas ist nicht in Ordnung. Die Ursache dieses Symptomes kann in vielen unterschiedlichen Krankheiten begründet liegen. Nicht jede Art von Haarausfall ist zwingend im Zusammenhang mit dem Vitamin D und sogar einer Überdosierung dessen zu erklären. Im Gegenteil ist der Haarausfall – falls er im Kontext zum Vitamin D steht - eher ein Zeichen eines Vitamin D Mangels! Zu wenig Vitamin D führt nicht nur zu einer Abnahme der Knochendichte mit dadurch erhöhter Bruchgefahr (Osteoporose), sondern auch zu einer Verkürzung beziehungsweise Verschiebung der Wachstumsphasen der Haare. Die Folge ist ein schnelleres Ausfallen der Haare, was sogar mit kahlen Stellen einhergehen kann.

Nebenwirkungen durch Vitamin D

Das Vitamin D als wichtiger und elementarer Nahrungsbestandteil und körpereigenes Produkt ist wichtig für viele Funktionen des menschlichen Organismus wie beispielsweise den Knochenaufbau. Eine natürliche Zufuhr über Nahrungsmittel und die körpereigene Produktion zeigen in der Regel keine Nebenwirkungen. Ist bereits eine ausreichende Menge vorhanden, fährt der Körper seine Eigenproduktion automatisch herunter, so dass es zu keiner Überdosierung kommen kann. Unangenehme Nebenwirkungen (wie sie unter Symptomen geschildert sind, s.o.) werden fast ausschließlich durch Nahrungsergänzungspräparate ausgelöst, die wesentlich höhere Dosen enthalten als sie in natürlich vorkommenden Lebensmitteln zu finden sind.

Therapie

Besteht ein begründeter Verdacht auf eine Vitamin D-Überdosierung oder sogar die sichere Diagnose, sollte man aktiv werden. Betroffene sollten zunächst ihren Hausarzt aufsuchen, um den Gehalt an Vitamin D und seinen Vorstufen im Blut messen zu lassen. Man spricht hierbei von einer Spiegelbestimmung. Bestätigt sich dabei der Verdacht einer Überversorgung mit Vitamin D, sollte man das zuvor eingenommene Präparat in der Dosis reduzieren oder sogar ganz absetzen.
In der Regel ist für einen normalen Vitamin D Spiegel bei gesunden Erwachsenen eine ausgewogene Ernährung mit beispielsweise Thunfisch oder auch Lebertran und regelmäßige Bewegung an der frischen Luft (und damit am Sonnenlicht) vollkommen ausreichend.
Eine Ausnahme hiervon stellen kleine Kinder unter einem Jahr sowie alte Menschen dar. Gerade Letztere stellen natürlicherweise nur noch geringere Mengen an Vitamin D her und sind zudem aufgrund anderer Erkrankungen oftmals nicht mehr genug im Freien. In diesen Fällen sollte eine Vitamin D Prophylaxe nichtsdestotrotz mit einem Arzt abgesprochen werden. Dieser wird im Rahmen der Untersuchung auch eine individuelle Tagesdosis bestimmen und ein entsprechendes Präparat empfehlen. Durch diese Kontrollmaßnahmen werden unangenehme Begleiterscheinungen der Therapie entgegengewirkt.

Vitamin D Überdosis in der Schwangerschaft

Um Empfehlungen für Schwangere bezüglich Vitamin D-Nahrungsergänzung oder der Gefahr einer Überdosis geben zu können, ist die momentane Studienlage leider zu uneinheitlich: Während einige Studien eine zugeführte Vitamin D Aufnahme in Form von Nahrungsergänzungsmitteln als schützend für Mutter und Kind beschreiben, zeigen andere Studien, dass hohe Vitamin D-Spiegel der Mutter unter Umständen das spätere Allergierisiko des Kindes erhöhen.
Auf Grund der unsicheren Datenlage empfehlen Frauenärzte Schwangeren daher meist zur Sicherheit auf zusätzliche Ergänzungspräparate zu verzichten oder regelmäßige Blutbild- und Vitaminspiegelkontrollen in Absprache mit dem betreuenden Arzt durchführen zu lassen. Grundsätzlich liegt die einheitliche Empfehlung für schwangere Frauen bei einer gesunden Ernährung und regelmäßiger Bewegung im Freien, um ausreichend Sonnenstrahlung zu tanken. Unter diesen Bedingungen ist kein Vitamin D Mangel zu erwarten und Ergänzungspräparate nicht nötig.

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Vitamin D Überdosis beim Baby

Gerade bei Kleinkindern sowie Säuglingen, die naturgemäß eher wenig Nahrung und damit wenig Vitamin D zu sich nehmen, ist in fast allen Fällen eine Vitamin D Mangel-Prophylaxe wichtig, da bei einem ausgeprägtem Mangel die Gefahr der Rachitis, einer Knochenkrankheit, die auch englische Krankheit genannt wird, droht. Mit der Muttermilch alleine nehmen die Säuglinge nicht genug Vitamin D auf, so dass für alle Babys die Empfehlung von einer Vitamin D-Tablette (10 bis 12,5 ug) täglich gilt. Diese Prophylaxe sollte ab einem Alter von etwa 8 Tagen bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres bei allen Kindern durchgeführt werden. Unter dieser heute üblichen Therapie sind in der Regel keine Probleme oder Nebenwirkungen zu erwarten.
Nichtsdestotrotz fallen auch heute noch einige Babys während der Vitamin D Gabe im ersten Lebensjahr auf. Diese Säuglinge leiden an einem speziellen genetischen Defekt, der die korrekte Bildung des Abbauenzyms des Vitamins D verhindert. Die Kinder können also keine Vitamin D-abbauende Enzyme herstellen und somit kein Vitamin D abbauen. Unter übermäßiger Vitamin D Gabe kommt es deswegen zu Vergiftungszeichen wie einer schweren Hyperkalziämie (zu viel Kalzium im Blut), Wachstumsverzögerungen, Hormonstörungen, Erbrechen, Dehydratation, Fieber und auch einer Nierenschädigung im Sinne einer Verkalkungen der Nieren. Man spricht vom Krankheitsbild der idiopathischen infantilen Hyperkalziämie. Schätzungsweise ist 1 von 47.000 Kindern betroffen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.01.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023