Wehen veratmen

Einleitung

Bei der mentalen, sowie körperlichen Vorbereitung auf die Geburt, stellen sich werdende Mütter häufig die Frage, wie sie den bevorstehenden Wehen am besten begegnen können. Dabei kommt in der Regel auch das Thema der korrekten Atmung oder Atemtechnik, während der Wehen auf. Man spricht häufig auch davon, „Wehen zu veratmen“.

Verschiedene Atemtechniken können unter anderem in geburtsvorbereitenden Kursen erlernt werden, die in der Regel von erfahrenen Hebammen geleitet werden. Der folgende Artikel befasst sich mit der Atmung bei den Wehen und beantwortet interessante Fragen rund um das Thema „Wehen veratmen“.
Der Artikel kann keinen geburtsvorbereitenden Kurs ersetzen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei einer vorliegenden Beeinträchtigung der Gesundheit der Schwangeren oder einer Risikoschwangerschaft sollte der Rat erfahrener Ärzte und Hebammen für die korrekte Atemtechnik eingeholt werden.

Welche Atemtechniken gibt es?

Die korrekte Atmung spielt für den Geburtsvorgang der Spontangeburt eine wichtige Rolle. Dabei unterscheidet sich die Art der Atmung in den verschiedenen Geburtsphasen.

Die Eröffnungsphase der Geburt ist gekennzeichnet durch die sogenannten Eröffnungswehen. Diese Wehen treten rhythmisch zunächst alle 10 Minuten und dann alle 2-3 Minuten auf. Sie haben eine hohe Intensität und erfordern eine sehr regelmäßige Atmung von der Schwangeren. Es empfiehlt sich zu Beginn der Wehe tief und langsam durch die Nase einzuatmen und bei geöffnetem Mund entspannt auszuatmen. Die Einatmung sollte dabei länger als die Ausatmung sein. Häufig hilft es Frauen, die Ausatmung durch lange Töne, wie „Oh“ und „Ah“ zu begleiten. So wird eine regelmäßige Atmung gewährleistet.

Auch bei ansteigender Häufigkeit der Wehen am Übergang zwischen Eröffnungsphase und Austreibungsphase der Geburt sollte die Atmung so regelmäßig, wie möglich bleiben. Ein Hecheln ist zu vermeiden, da dies zu Hyperventilationen führen kann.

In der Austreibungsphase schiebt sich das Baby immer weiter vor. Die sogenannten Presswehen sind von dem größten Schmerz unter der Geburt begleitet. Häufig neigen Frauen dann dazu, den Atem anzuhalten, um das Baby mit hinaus zu schieben. Das ist jedoch ein gravierender Fehler. Auch wenn dies scheinbar einem normalen Instinkt folgt, sollte man darauf achten, regelmäßig ein- und auszuatmen. Ansonsten tritt schneller eine Erschöpfung und eine Minderversorgung mit Sauerstoff ein. Die Frau sollte versuchen zu Beginn der Wehe wieder einzuatmen und dann locker auszuatmen. Es kann helfen einen Rhythmus innerlich mitzuzählen. Die Atmung ist hier etwas schneller als in der Eröffnungsphase. Dennoch sollte man unbedingt darauf achten, nicht zu hecheln. Das Ausatmen mit tiefen Tönen wie „Ah“ und „Oh“ kann auch hier helfen, die Atmung möglichst regelmäßig zu gestalten.
In der Nachgeburtsphase kann die Atmung aus der Eröffnungsphase zur Entspannung beitragen. Man sollte tief durch die Nase ein- und den Mund wieder ausatmen. Die Einatmung ist wieder etwa doppelt so lang, wie die Ausatmung.

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Welche Position sollte ich einnehmen?

Es existiert keine perfekte Position für die Geburt. Je nach Lage des Kindes und Geburtsvorgang sind verschiedene Positionen empfohlen.
Oftmals liegt die Frau mit angewinkelten Beinen und angehobenem Oberkörper auf dem Rücken. Ein angehobener Oberkörper ist dabei sehr wichtig, da beim Flachen liegen, eine schlechtere Kreislaufsituation gegeben ist und die Atmung ebenfalls schwerer fällt. Auch in hockenden, knieenden Positionen oder im Vierfüßlerstand finden Geburten statt.

Die Position der Geburt hängt von dem Geburtsablauf und der Position des Kindes im kleinen Becken ab. In jeder Position sollte eine ruhige und gleichmäßige Atmung stattfinden, um den Geburtsvorgang zu erleichtern.

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Wie und wo kann man das erlernen?

Atemtechniken für die Geburt können am kompetentesten in geburtsvorbereitenden Kursen erlernt werden. Solche Kurse werden in der Regel von erfahrenen Hebammen durchgeführt und in Geburtskliniken in der Regel auch beworben, sodass man sich dort gut informieren kann.

Häufig sind Termine flexibel möglich und hängen von der Gruppengröße ab. Man kann diese mit der betreuenden Hebamme absprechen.
Weiterhin kann man auch in privaten Übungsstunden mit Hebammen lernen, Wehen zu veratmen. Zum Erlernen der korrekten Atemtechnik muss jedoch kein Kurs besucht werden. Geburtshilfliche Ratgeber, Broschüren und Bücher können ebenfalls über die korrekte Atmung informieren. Diese kann dann zuhause geübt werden. Die Atmung ist letztendlich intuitiv und jede Frau muss ihren eigenen Rhythmus finden.
Es sollte lediglich darauf geachtet werden, nicht zu hecheln und in Hektik zu verfallen, da dies schneller zu einer Erschöpfung führt und die ausreichende Sauerstoffversorgung gefährdet.

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Muss man Wehen veratmen?

Der Ausdruck „Wehen veratmen“ klingt oft missverständlich. Wehen können an sich nicht veratmet werden.
Das bedeutet, dass der Wehenschmerz nicht durch die Atmung verschwindet. Sie können vielmehr durch eine korrekte Atmung begleitet werden. Dadurch kann der Geburtsvorgang gut unterstützt werden. Im Endeffekt muss keine spezielle Art von Atmung erlernt werden, um Wehen zu begleiten.
Es sollte oder muss jedoch eine ruhige und regelmäßige Atmung erfolgen, da andernfalls eine höhere Anstrengung für die werdende Mutter resultiert.

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Ab wann sollte man Wehen veratmen?

Wehen treten nicht nur zur Geburt, sondern auch ab der 20. Schwangerschaftswoche schon auf. Solche sporadisch auftretenden Wehen bezeichnet man auch als Schwangerschaftswehen. Sie sind von kurzer Dauer. Ein Veratmen dieser Wehen ist meist nicht nötig, da sie nach sehr kurzer Zeit wieder enden.

Etwa drei bis vier Wochen vor der Geburt treten jedoch regelmäßigere Wehen auf, die als Senkwehen bezeichnet werden. Sie sind unkoordiniert und sollen das Kind richtig positionieren. Hier kann es bereits helfen, die Wehen mit einer regelmäßigen Atmung zu begleiten.
Dies ist auch eine gute Vorbereitung auf die eigentliche Geburt. Etwa drei bis vier Tage vor der Geburt treten die sogenannten Vorwehen auf, die eine hohe Intensität haben und kurz vor der Eröffnungsphase alle fünf bis zehn Minuten auftreten. Hier sollte bereits die regelmäßige und tiefe Atmung der Eröffnungsphase angewendet werden.

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Was versteht man unter hecheln?

Das Hecheln ist eine flache und schnelle Atmung. Diese Atmung wurde teilweise seitens verschiedener Hebammen für die Austreibungsphase der Geburt empfohlen, da man sich so eine schnellere Geburt erhoffte.
Heutzutage wird diese Art der Atmung jedoch nicht mehr empfohlen
, da sie viele Nachteile hat.

Zum einen versetzt sie die Mutter in Hektik und kann zum Verkrampfen unter der Geburt führen und zum anderen begünstigt sie eine Hyperventilation. Die Folge ist eine mangelnde Versorgung mit Sauerstoff und Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit. Daher sollte keinesfalls während der Geburt gehechelt werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.10.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021