Kariesbehandlung

Einleitung

Einer gezielten Kariesbehandlung geht zwangsläufig die richtige Einschätzung über Kariestiefe und Zustand des betroffenen Zahnes voraus.
Dem Zahnarzt stehen hier verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Oftmals finden Kariesdetektoren, das sind Flüssigkeiten, die kariöse Stellen des Zahnes färben, Anwendung. Röntgenübersichtsaufnahmen (OPG) oder kleine Bilder einzelner Zähne (Zahnfilme) ermöglichen eine genaue Einschätzung der Kariestiefe, werden jedoch auf Grund der relativ hohen Strahlenbelastung nur in besonderen Fällen angefertigt.

Bei tiefer Karies, die nur durch Bohren entfernt werden kann, muss das entstandene Loch im Anschluss gefüllt werden. Es gibt dafür verschiedene Materialien. Lesen Sie hier mehr dazu: Zahnfüllung - welche Materialien gibt es?

Einteilung der Kariesbehandlung

Ist ein „fauler Zahn“ erst einmal als solcher erkannt richtet sich die weitere Kariesbehandlung nach dem jeweiligen Kariesstadium.

1. Als Vorstufe einer „echten Karies“ (Initialkaries) gelten Entkalkungsvorgänge im Bereich des Zahnschmelzes. Diese Entkalkungen (macula alba) zeigen sich als kleine weiße Flecken auf der Zahnoberfläche und sind in der Regel mit einer Fluoridtherapie schnell in den Griff zu bekommen.
Die Kariestherapie beschränkt sich demnach in diesen Fällen auf das Anwenden spezieller Fluoridpräparate, die den Zahnschmelz remineralisieren und härten. Bei der zusätzlichen Nutzung von fluoridhaltigen Zahncremes sollte man sich unbedingt an die Anweisungen des behandelnden Zahnarztes halten (Anwendung meist einmal pro Woche), denn eine Überdosierung kann schnell zu unschönen Fluoridablagerungen führen.

2. Eine Karies, die nicht nur den Zahnschmelz, sondern auch das tiefere Zahnbein befällt (Dentinkaries) und ein Loch im Zahn verursacht, muss umfangreicher behandelt werden.
Eine Fluoridierung reicht hier nicht mehr aus. Der Zahnarzt wird in diesem Fall die kariöse Zahnhartsubstanz und einen minimalen Teil des gesunden Zahnes entfernen. Dies dient dazu, eine mögliche Kariesneubildung unter der späteren Zahnfüllung zu vermeiden. Im Anschluss wird der Zahn mit Füllungsmaterial versehen. Das Füllungsmaterial wird je nach Zahnzustand individuell ausgewählt.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Fluoridierung der Zähne

Behandlung einer tiefen Zahnkaries

Bei einer tiefen Zahnkaries (caries profunda), bei der mehr als 2/3 des Zahnbeins betroffen ist, gilt es neben der eigentlichen Kariesbehandlung auch den „Zahnnerv“ (Pulpa) zu schützen.
Aus diesem Grund muss einer Füllung immer eine sogenannte Unterfüllung voraus gehen. Es handelt sich um das Einbringen eines calciumhydroxidhaltigen Medikaments, welches in der Tiefe des Loches die Zahnbein-Nachbildung anregen soll.

Erst im Anschluss wird die eigentliche Zahnfüllung durchgeführt. Sollte durch den Kariesbefall und/oder die Aufbereitung des Zahnes („bohren“) die Außenwand des Zahnes beschädigt worden sein, dienen sogenannte Matrizen der Formgebung. Das bedeutet, dass der Zahnarzt mithilfe dieser Matrize die natürliche Form des Zahnes nachbildet.

Durchdringende Zahnkaries (caries penetrans) reicht durch das Zahnbein bis zur Zahnmarkhöhle (Pulpenhöhle), die Pulpa steht also in direktem Kontakt zu den kariesauslösenden Bakterien. Sind das Zahnmark und die darin liegenden Nervenfasern entzündet und stark geschädigt, bietet selbst eine Zahnfüllung mit Unterfüllung keine ausreichende Kariesbehandlung mehr.
In diesem Fall muss das Zahnmark, mitsamt der Nervenfasern entfernt werden. Die Nervenfasern verlaufen innerhalb der Zahnwurzel in einem Kanal (Wurzelkanal), um das Übergreifen der Entzündungsprozesse auf den Kieferknochen zu verhindern, muss auch dieser Kanal von Nervenfasern befreit und desinfiziert werden. Meist wird über einige Tage ein antibakterielles Medikament im Zahn belassen.

Diese Behandlung nennt man Wurzelkanalaufbereitung (kurz: WK). Im Anschluss füllt der Zahnarzt den Wurzelkanal mit einem körperverträglichen Material auf und legt sowohl eine Unterfüllung, als auch eine „normale“ Zahnfüllung (Wurzelkanalfüllung/ WF). Die Wurzelkanalbehandlung gilt, bei sehr tiefen Kariesdefekten, als die wichtigste Möglichkeit den betroffenen Zahn zu erhalten.

Behandlung von Karies in den Zahnzwischenräumen

Karies bildet sich bevorzugt an Stellen, die sehr schlecht zu reinigen sind. Zu diesen gehören vor allem die Zahnzwischenräume (= Approximalräume). Die Beseitigung der Karies in den Zahnzwischenräumen muss von oben erfolgen. Häufig kann diese Karies nur auf Röntgenbildern sichtbar gemacht werden. Bei einem Blick auf die Zahnreihen von oben kann oftmals mit bloßem Auge keine Karies gesehen werden. Die Karies wird dennoch von oben nach unten entfernt.

Es ist dabei sehr wichtig, dass die Karies vollständig von oben sichtbar gemacht wird, damit der Zahnarzt auch sicher alles entfernen kann. Hier gilt zur Entfernung der Zahnhartsubstanz stets der Leitsatz ’So viel wie nötig, so wenig wie möglich’. Leider hat die Karies im Zahnzwischenraum oftmals den angrenzenden Zahn mit der Karies ’angesteckt’. In diesem Fall wird die Karies nun punktuell von der Seite entfernt ohne den Zahn von oben zu zerstören. Die Füllung erfolgt in den meisten Fällen mittels Kunststoff und wird der Zahnfarbe angepasst. Auf Wunsch kann aus Kostengründen Amalgam gewählt werden, denn eine Kunststofffüllung erfordert eine private Zuzahlung durch den Patienten.

Kariesbehandlung in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft kann selbstverständlich auch ein Zahnarzt zur Behandlung der Zähne aufgesucht werden. Dies sollte jedoch nicht im 1. oder 3. Schwangerschaftsdrittel erfolgen, da das Risiko für mögliche Folgeschäden für das Kind sehr hoch ist. Es wird stets eine Behandlung im 2. Trimemnon empfohlen. Zur Betäubung wird auf schwangerschaftsgeeignete Präparate zurückgegriffen.

Auf Röntgenbilder sollte man in der Schwangerschaft verzichten, es sei denn sie sind unerlässlich. Zur Füllung darf während der Schwangerschaft jedoch kein Amalgam verwendet werden. Nach der Kariesbehandlung ist eine sehr gute Mundhygiene gerade in der Schwangerschaft sehr wichtig. Eine Entzündung soll in jedem Fall vermieden werden, denn die Anwendung von Antibiotika, um eine entstandene Entzündung zu bekämpfen, ist in einer Schwangerschaft nicht gestattet

Schmerzen bei einer Kariesbehandlung

Die bei einer Kariesbehandlung entstehenden Schmerzen hängen sowohl von der exakten Lokalisation, als auch von der Ausdehnung des kariösen Defektes ab.
Oberflächliche Karies, die in einem frühen Stadium erkannt wird, kann in der Regel ohne Schmerzen behandelt werden. Die betroffenen Patienten geben in solchen Fällen nach der Kariesbehandlung lediglich ein unangenehmes Gefühl an. Dieses stammt jedoch nicht vom kariösen Defekt, sondern vor allem von den Drehbewegungen des Bohrers. (siehe auch: Zahnschmerzen nach dem Bohren)
Zudem sollen die bei einer Kariesbehandlung im Unterkiefer auftretenden Schmerzen deutlich stärker sein, als bei einer Füllungstherapie im Oberkiefer.
Besonders starke Schmerzen entstehen zumeist nur bei tiefen kariösen Defekten, die erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt und behandelt werden. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich im Inneren des Zahnes, genauer gesagt in dessen Markhöhle, kleinste Nervenfasern befinden. Sobald der kariöse Defekt nahe an diese Nervenfasern heran reicht, nehmen die Schmerzen während der Kariesbehandlung deutlich zu.
Aus diesem Grund wird bei ausgeprägten kariösen Defekten noch vor Beginn der Kariesbehandlung eine lokale Betäubung durchgeführt. Diese umfasst im Oberkiefer lediglich das an den betroffenen Zahn grenzende Gebiet (Infiltrationsanästhesie). Liegt eine Karies im Unterkiefer vor, so muss in der Regel eine Hälfte des Unterkiefers vollständig betäubt werden (sogenannte Leitungsanästhesie). Auf diese Weise können die Schmerzen, die während der Kariesbehandlung entstehen, nahezu vollständig gelindert werden. Besonders starke Schmerzen treten immer dann auf, wenn sich innerhalb des Zahnes bereits entzündliche Prozesse ausgebildet haben. In diesen Fällen kann zumeist selbst durch eine lokale Betäubung keine Kariesbehandlung ohne Schmerzen durchgeführt werden.

Kariesbehandlung ohne Bohren

Tiefe kariöse Defekte, die einen Großteil der Zahnsubstanz betreffen, lassen sich in der Regel nicht ohne zu Bohren behandeln.
In solchen Fällen müssen die kariös veränderten Bereiche mit dem Bohrer vollständig entfernt und der Zahn mit einem Ersatzmaterial aufgefüllt werden.

Eine Kariesbehandlung ohne Bohren ist, wenn überhaupt, nur bei kleinen kariösen Defekten möglich. Die sogenannte „Kariesinfiltration“ gehört zu den beliebtesten Methoden der Kariesbehandlung ohne zu Bohren.
Bei dieser Methode wird der Zahnschmelz im Bereich der kariös veränderten Stelle mit einem speziellen Kunststoff-Gel aufgefüllt.
Das in den Zahnschmelz eingebrachte Kunststoff-Gel dringt in den Zahn ein und verhindert das weitere Ausbreiten der für die Karies verantwortlichen bakteriellen Erreger.

Wie wird Karies unter einer Krone behandelt?

Karies kann auch unter einer Krone entstehen. Die Karies kann entweder bereits beim Erstellen der Krone vorhanden gewesen sein oder aber der Grund dafür liegt in einem möglichen Riss, einem Loch oder einem Randspalt der Krone. Um die Karies zu entfernen muss der Zahnarzt die Krone ebenfalls entfernen. Wenn diese bei der Entfernung nicht zerstört wird, kann sie nach der Entfernung der Karies wieder aufgesetzt werden.

Die Karies wird entfernt und die Stelle wird mittels Kunststoff wieder aufgefüllt. Anschließend muss der Zahn noch einmal beschliffen werden. Je nach Ausprägung der Karies kann die alte Krone wieder aufgepasst oder eine neue erstellt werden. Ist die Karies bereits zum Zahnnerven durchgedrungen, muss der Zahn wurzelkanalbehandelt und im schlimmsten Fall gezogen werden.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Wurzelkanalbehandlung

Noch vor dem Einbringen des Kunststoffgels sollte die Oberfläche der kariösen Veränderung jedoch mit einer speziellen Flüssigkeit behandelt werden.
Auf diese Weise sollen die für die Karies ursächlichen Erreger unschädlich gemacht werden.
Die Kariesinfiltration soll im Gegensatz zur gewöhnlichen Kariesbehandlung wesentlich schonender sein. Diese Behandlungsmethode gilt bei den Patienten als deutlich schmerzloser und kann deshalb ohne lokale Betäubung durchgeführt werden.
Darüber hinaus soll auch die noch gesunde Zahnsubstanz bei einer Kariesinfiltration ohne zu Bohren besser erhalten bleiben.

Bei der herkömmlichen Kariesbehandlung mit dem Bohrer, muss der kariös befallene Anteil des Zahnes vollständig abgetragen werden.
Darüber hinaus wird in der Regel auch ein Teil der gesunden Zahnsubstanz entfernt. Auf diese Weise kann zwar verhindert werden, dass sich der kariöse Defekt weiter ausbreitet, auf lange Sicht wird der Zahn durch den Substanzverlust jedoch schwer geschädigt.

Durch die Kariesbehandlung mittels Kariesinfiltration kann die Karies hingegen innerhalb des Zahnes isoliert werden. Auf diese Weise wird die Ausbreitung der ursächlichen Erreger unterbunden ohne gesunde Zahnsubstanz zu schädigen.
Bei dieser Form der Kariesbehandlung ohne zu Bohren muss jedoch beachtet werden, dass weder die gesetzlichen, noch die privaten Krankenversicherungen die anfallenden Kosten übernehmen.
Die Patienten müssen für sämtliche Kosten selbst aufkommen. Der Preis der Kariesinfiltration schwankt derzeit von Praxis zu Praxis stark.

Kosten einer Kariesbehandlung

Eine Kariesbehandlung wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht immer vollständig getragen.
In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Lokalisation und das gewünschte Füllungsmaterial eine entscheidende Rolle.
Im sichtbaren Frontzahnbereich übernimmt die gesetzliche Krankenkasse sämtliche Kosten für eine zahnfarbene Kunststofffüllung. Diese Regelung betrifft die Schneide- und Eckzähne des Ober- und Unterkiefers.
Kariöse Defekte im Seitenzahnbereich, also an den Vorbackenzähnen und Backenzähnen, können in der Regel nicht ohne Eigenanteil (also ohne zusätzliche Kosten für den Patienten) mit einer Kunststofffüllung versorgt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in diesem Bereich lediglich sichtbare Zahnfüllungen aus Amalgam.

Eine Sonderregelung gilt für jene Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen (beispielsweise wegen eines schweren Nierenleidens) keine Kariesbehandlung mittels Amalgamfüllung erhalten dürfen.
Bei diesen Patienten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für eine Kunststofffüllung auch im Seitenzahnbereich.

Der Versicherte hat jedoch auch im Seitenzahnbereich die Möglichkeit eine zahnfarbene Kunststofffüllung zu wählen. Die bei dieser Form der Kariesbehandlung zusätzlich entstehenden Kosten (sogenannte Mehrkosten) müssen dann jedoch vom Patienten selbst getragen werden.
Je nach Ausmaß des kariösen Defektes kann eine einfache Kariesbehandlung dadurch Kosten zwischen 40 und 150 Euro verursachen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Kunststofffüllung und Amalgamfüllung

Kariesbehandlung beim Kleinkind

Eine frühzeitige Kariesbehandlung beim Kleinkind ist sehr wichtig. Eine Ausbreitung der Karies bis tief in den Zahn muss unbedingt verhindert werden, da dies eine Wurzelkanalbehandlung und eine Überkronung des Milchzahns oder im schlimmsten Fall eine Extraktion (= Entfernung des Zahns) bedeuten würde. Die betroffene Region wird vor der Behandlung betäubt. Besteht bei Kindern große Angst vor dem Setzen der Spitze oder vor der zahnärztlichen Behandlung und wird dadurch die Behandlung unmöglich, kann eine Lachgas Narkose eingesetzt werden.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Lachgas. Anwendung, Wirkung und Nebenwirkung

Die Karies am Milchzahn wird entfernt und der Zahn kann anschließend entweder mittels Kunststoff oder Zement gefüllt werden. Die Zementfüllung wird vollständig von der Krankenkasse getragen. Sie ist gelb-weißlich, weicher als Kunststoff und aus diesem Grund nicht so lange haltbar wie eine Kunststofffüllung. Die Füllung mittels Kunststoff kann der Zahnfarbe sehr genau angepasst werden, eignet sich im Gegensatz zu Zement für größere Flächen und ist länger haltbar.

Bei diesem Füllungsmaterial muss allerdings eine private Zuzahlung geleistet werden. Die Wahl des Materials ist zum Einen abhängig von der Größe des kariösen Defektes und zum Anderen von der Lage der Karies. Im Frontzahnbereich ist die Ästhetik wichtiger als im Backenzahnbereich und indiziert eher eine Kunststofffüllung als eine Zementfüllung.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Karies bei Kleinkindern

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Kariesbehandlung finden Sie unter:

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.05.2013 - Letzte Änderung: 28.11.2022