Abszess am Unterkiefer

Einleitung

Ein Abszess ist eine abgekapselte Eiteransammlung  im Rahmen einer Entzündung, die sich im Gewebe ausbreitet.
Abszesse im Unterkiefer entstehen meist wegen einer unbehandelten Zahnwurzelentzündung. Sie sind meist äußerst schmerzhaft und können zu Fieber und einer allgemeinen Abgeschlagenheit der Betroffenen führen. Aber nicht immer müssen starke Schmerzen mit einem Abszess im Unterkiefer einhergehen.

Weil ein nicht behandelter Unterkieferabszess durch Schwellung zu Atemnot führen kann, ist ein Besuch beim Zahnarzt oder Hausarzt dringend empfohlen. 

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Wie gefährlich ist ein Abszess am Unterkiefer?

Ein Abszess im Unterkiefer muss immer behandelt werden, da es sonst zu Komplikationen kommen kann. Ohne eine Behandlung kann er Knochen, Bindegewebe und Nerven zerstören und dadurch zu irreversiblen Schäden führen.

Eine weitere, sehr gefährliche Komplikation eines Unterkieferabszesses ist eine Blutvergiftung (Sepsis), die dadurch entsteht, dass die Keime in die Blutbahn gelangen. Dieses potentiell lebensbedrohliche Krankheitsbild kann vermieden werden, indem man einen Unterkieferabszess frühzeitig ärztlich behandeln lässt.

Durch die enge Lagebeziehung des Unterkiefers zum Rachen, kann die mit einem Abszess einhergehende Schwellung zur Einengung der Luft- und Atmenwege führen. Die folgende Atemnot ist lebensgefährlich. Deshalb sollte bei Engegefühlen oder Luftnot sofort das Krankenhaus aufgesucht werden. 

Welche Symptome verursacht ein Abszess im Unterkiefer?

Typischerweise geht ein Abszess mit einer massiven und schnell entstehenden Schwellung einher.
Oberflächliche Abszesse führen zu einer sichtbaren Rötung und Erwärmung der Wangenhaut. Die Haut wirkt gespannt, glänzend und ist bei Berührung sehr schmerzhaft. Bei weit fortgeschrittenen Abszessen im Unterkiefer kann es sogar zum Durchbruch der Haut kommen, d.h. der Eiter tritt (wie bei einem Pickel) an die Oberfläche. Spätestens dann sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Der Schmerz hat in der Regel einen pochenden Charakter und wird durch Druck verstärkt. Durch die Lage der Zunge im Unterkiefer kann das Kauen und Sprechen möglicherweise erschwert sein. Eine weite Öffnung des Mundes ist nicht immer möglich. Durch eine Ausbreitung des Abszesses in den Bereich des Halses und des Gaumens kann das Schlucken und/oder Atmen behindert sein. Auch hier gilt es, schnellstmöglich zum Arzt zu gehen.

Fieber und allgemeine Abgeschlagenheit sind ebenfalls typische Symptome eines Abszesses im Unterkiefer. Im schlimmsten Fall droht durch eine Ausbreitung der Keime in die Blutbahn eine Blutvergiftung (Sepsis). Diese stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar und muss sofort im Krankenhaus mit Antibiotika behandelt werden. Weiterhin sind Schädigungen der umgebenden Weichteile, Nerven und Knochen sowie Zähne möglich.

Für allgemeine Informationen zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Symptome bei einem Abszess

Schmerzender Abszess im Unterkiefer

Ein Abszess ist meist ein äußerst schmerzhaftes Krankheitsbild.
Typisch ist ein pochender Schmerz, der teils stärker und teils weniger stark ausgeprägt ist. Die Schmerzintensität kann im Verlauf immer wieder zu- und wieder abnehmen. Bei Druck auf den Kiefer oder die Wange verstärkt sich der Schmerz, weshalb Betroffene Berührungen eher vermeiden.

Auch das Kauen und Sprechen können durch den Schmerz beeinträchtigt sein. Eine vollständige Mundöffnung ist dadurch meist auch eingeschränkt.
Bei Ausbreitung des Abszesses auf den Gaumen oder den Hals kann auch das Schlucken durch die Schmerzen erschwert oder unmöglich sein.
In Einzelfällen ist auch ein schmerzarmer Abszess des Unterkiefers möglich.  

Wie behandelt man einen Abszess am Unterkiefer?

Ein oberflächlicher Abszess des Unterkiefers sollte immer chirurgisch eröffnet und ausgespült werden. Abhängig von der Größe des Abszesses ist ein Krankenhausaufenthalt von mehreren Tagen nötig, weil zur völligen Entleerung des Abszesses ein Drainage zum Eiterabfluss gelegt wird. 
Je nachdem, wo der Abszess genau liegt, kann er von außen oder innen eröffnet werden. Der Schnitt wird also entweder am äußeren Unterkieferrand oder der Schläfenregion durchgeführt oder innerhalb der Mundhöhle gesetzt.

Zusätzlich werden Antibiotika in der Therapie eingesetzt. Bei einem Abszess im Gesicht werden die Antibiotika immer über die Vene verabreicht. Das Antibiotika der Wahl sind Cephalosporine der 1. Generation. Bei einer Allergie gegen Penicillin kann auch das Antibiotikum Clindamycin eingesetzt werden.

Lesen Sie mehr dazu unter: Behandlung eines Abszesses

Operation zur Behandlung eines Unterkieferabszesses

Bei einem Abszess des Unterkiefers sollte immer eine chirurgische Eröffnung und Ausräumung des Abszesses erfolgen. Der Eiter wird entfernt und die Wunde wird ausgespült. Man spricht dann von einer Operation.
Begleitend dazu erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, um die Keime abzutöten. Je nachdem, wo sich der Abszess am Unterkiefer befindet und in welche Regionen er sich ausdehnt, wird der Schnitt zur Eröffnung des Abszesses gesetzt. Manche Unterkieferabszesse werden von außen eröffnet, während bei anderen Abszessen eine Eröffnung von innen über den Mundraum erfolgt.

Weiterhin können oberflächliche Abszesse, die nicht weit ausgedehnt sind, in einer lokalen Betäubung vom Zahnarzt (bzw. Oralchirurgen) eröffnet werden. Tiefergehende Abszesse, die den Knochen oder tiefliegende Weichteile betreffen, werden stets unter Vollnarkose im Krankenhaus behandelt. 

Lesen Sie mehr dazu unter: Operation bei einem Abszess

Helfen Hausmittel beim Abszess im Unterkiefer?

Bei einem Kieferabszess handelt es sich um ein Krankheitsbild, dass unbedingt ärztlich behandelt werden muss, um teils schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Man kann sich durch Kühlen zwar zeitweise Linderung der Schmerzen verschaffen, dies heilt aber nicht das grundliegende Problem.

Der Einsatz von Hausmitteln ist daher als kritisch anzusehen, da an einem Abszess so wenig Manipulationen wie möglich vorgenommen werden sollten. Berührungen, auch durch das Auftragen von Hausmitteln, können eine Entleerung des Abszesses nach sich ziehen und so zu einer Verschleppung der Keime in die Blutbahn führen. Die Folgen wären fatal.

Von dem Gebrauch von Hausmitteln sollte daher abgesehen werden. Wenn der Verdacht auf einen Abszess im Unterkiefer besteht, sollte auf jeden Fall ein Arzt oder direkt das Kranklenhaus aufgesucht werden. 

Häufig wird versucht, den Abszess im Unterkiefer mit Salben zu behandeln. Das alleine hilft allerdings in den seltensten Fällen und nur bei kleinen Abszessen. Erfahren Sie mehr dazu unter: Salben zur Abszesstherapie

Für weitere Informationen zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Hausmittel gegen einen Abszess

Ursachen eines Abszesses im Unterkiefer

  • Eine häufige Ursache für einen Abszess des Unterkiefers ist eine unbehandelte Zahnwurzelentzündung. Meist ist eine sich ausbreitende Karies die Ursache, die sich hinter der Zahnwurzelentzündung verbirgt. Unbehandelt können sich die Infektion ausweiten und zu einem eitrigen Abszess am Unterkiefer führen. Schmerzen, Fieber und der Verlust des Zahns sind mögliche Folgen.
  • Doch nicht nur Zahnwurzelentzündungen können die Ursache für einen Abszess am Unterkiefer sein. Auch Komplikationen bei Zahnoperationen oder anderen Operationen am Unterkiefer sind möglicherweise verantwortlich für das Eindringen von Keimen und die Entstehung eines Abszesses.
     
  • Darüber hinaus können Abszesse auch ohne erkennbare Ursache auftreten.
     
  • Außerdem können Überbleibsel von Zähnen, wie beispielsweise Reste von Weisheitszähnen im Kiefer, zu einem Abszess im Unterkiefer führen.
     
  • Auch Zahnimplantate, die sich gelockert haben, sind eine mögliche Ursache für einen Abszes im Unterkiefer.
     
  • Verletzungen der Weichgewebe oder Entzündungen der Lymphknoten im Bereich des Unterkiefers sind ebenfalls potentielle Ursachen für einen Abszess.         

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Ursachen für die Ausbildung eines Abszesses         

Abszess am Unterkiefer und der Wange

Eine Ursache für einen Abszess in der Wange können Reste der Weisheitszähne und entzündliche Prozesse in dieser Region am Unterkiefer sein. Eine Schwellung, ähnlich wie nach einer Entfernung der Weisheitszähne, ist möglich.
Typisch sind „Hamsterbacken“, wobei der Abszess eher einseitig als beidseitig zu finden ist. In jedem Fall muss eine Behandlung erfolgen, da sich der Abszess auf benachbarte Regionen, wie den Gaumen und Hals ausbreiten kann. Es drohen Atembeschwerden und Luftnot

Lesen Sie auch: Abszess an der Wange

Dauer des Abszesses am Unterkiefer

Ein Abszess kann sich über mehrere Wochen hinweg entwickeln und ohne Behandlung auch monatelang bestehen. Je nach Ausdehnung des Abszesses kann es jedoch im Verlauf auch zu Komplikationen, wie einer Blutvergiftung, kommen, weshalb nicht der natürliche Verlauf des Abszesses abgewartet werden sollte.

Ein Abszess heilt nicht von allein ab. Es kann zwar zwischenzeitlich zu geringerem bzw. gar keinem Schmerzempfinden kommen, das heißt aber nicht, dass der Abszess im Unterkiefer verschwunden ist.

Eine ärztliche Behandlung ist immer notwendig. Ein Abszess im Unterkiefer kann unterschiedlich schnell entstehen und je nachdem, wie schnell er behandelt wird, länger oder kürzer andauern. Auch ein Rezidiv, also ein erneutes Auftreten eines Abszesses nach einer erfolgreichen Behandlung, ist möglich.      

Lesen Sie mehr dazu unter: Wie lange dauert die Heilung bei einem Abszess?

Diagnose eines Abszesses am Unterkiefer

Abszesse werden häufig schon durch ihr Erscheinungsbild diagnostiziert. Das ist vor allem dann gut möglich, wenn ihre Lage relativ oberflächlich ist.
Zur genaueren Diagnostik können auch bildgebende Verfahren eingesetzt werden. Mithilfe dieser weiterführenden Diagnostik lässt sich die Ausdehnung des Abszesses gut beurteilen. Wichtige diagnostische Mittel sind der Ultraschall und das CT (Computertomografie)  oder MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie)..

Vor allem beim Unterkiefer lässt sich so gut beurteilen, ob der Abszess nur die Weichteile oder auch den Knochen betrifft und wie weit er sich ins Gewebe ausdehnt. Bei Bedarf können dann zusätzlich Abstriche angefertigt und laborchemische Untersuchungen durchgeführt werden. In der Blutuntersuchung fallen vor allem erhöhte Entzündungswerte auf.  

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.08.2017 - Letzte Änderung: 28.11.2022