Was sind B-Lymphozyten?

Definition - Was sind B-Lymphozyten?

B-Lymphozyten sind eine spezialisierte Art von Immunzellen, auch den sogenannten Leukozyten. Lymphozyten (B- und T-Lymphozyten) gehören dabei zur spezifischen Abwehr des Immunsystems. Das bedeutet, dass sie sich während einer Infektion immer auf einen bestimmten Erreger spezialisieren und diesen gezielt bekämpfen.

Zusätzlich unterscheidet man bei der Immunreaktion den humoralen und zellulären Abschnitt. Grob erklärt, liegt der Unterschied darin, ob die Abwehr über den Blutweg erfolgt, wie es bei der humoralen Abwehr der Fall ist oder direkt über die Zellen (zellulär). B-Lymphozyten zählen zum humoralen Teil der Abwehr. Ihre Strategie zur Bekämpfung von Krankheitserregern beruht dabei auf der Bildung von sogenannten Plasmaproteinen, den Antikörpern. Die Antikörper gelangen daraufhin ins Blut und bekämpfen unter anderem Fremdmaterial im Körper. Die Synthese von Antikörpern ist zusammen mit der Bildung von Gedächtniszellen die Hauptaufgabe der B-Lymphozyten.

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Anatomie der B-Lymphozyten

B-Lymphozyten sind meist kreisrunde Zellen. Sie haben einen Durchmesser von ca. 6 µm. Dies bedeutet, dass man sie nur unter dem Mikroskop sehen kann. B-Lymphozyten zeigen generell den gleichen Aufbau wie die meisten anderen Zellen. Sie sind daran zu erkennen, dass sie in ihrer Mitte einen sehr großen Zellkern (Nucleus) haben. Dieser ist so groß, da B-Lymphozyten für die Synthese von Antikörpern stets die im Zellkern befindlichen Gene ablesen müssen. Das Zytoplasma ist durch den großen Kern stark an den Rand gedrängt und nur sehr schmal.

Um mehr über die Feinheiten einer Zelle zu erfahren, lesen Sie auch: Histologie

Aufgabe und Funktion der B-Lymphozyten

B-Lymphozyten dienen wie alle Immunzellen (Leukozyten) der Abwehr von Krankheitserregern. Dabei sind sie auf die spezielle Aufgabe ausgerichtet, Antikörper zu produzieren, die genau auf bestimmte Strukturen (Antigene) der Pathogene gerichtet sind. Sie gehören also zur spezifischen Abwehr, da sie nur gegen ein einziges, bestimmtes Antigen wirksam sind, dieses aber sehr effektiv bekämpfen können.

Außerdem zählt man sie zur humoralen Abwehr. Dies bedeutet, dass sich ihr Effekt nicht gleich über Zellen, sondern über im Blutplasma gelöste Eiweiße (Plasmaproteine), den Antikörpern, entfaltet. B-Lymphozyten produzieren Antikörper der verschiedenen Klassen IgD, IgM, IgG, IgE und IgA. Das Ig steht dabei für Immunglobulin, ein anderes Wort für Antikörper.

B-Lymphozyten, die noch keinen Kontakt zu ihrem passenden Antigen hatten, sind inaktiv. Sie haben aber auch schon Antikörper der Klassen IgM und IgD produziert, die sie auf ihrer Oberfläche tragen und die ihnen als Rezeptor dienen. Bindet nun das passende Antigen an diese Antikörper, so wird der B-Lymphozyt aktiviert. Dies geschieht meist mithilfe von T-Lymphozyten, kann aber in geringerem Maße auch ohne diese erfolgen. Der B-Lymphozyt wandelt sich dann in seine aktive Form, die Plasmazelle, um. Als Plasmazelle beginnt er Antikörper auch anderer Klassen zu produzieren. Detaillierte Informationen zur Aktivierung der B-Lymphozyten folgt im weiteren Verlauf.

Außerdem beginnt sich ein aktivierter B-Lymphozyt zu teilen, sodass viele Zellklone entstehen, die sich alle gegen dasselbe Antigen richten. Zunächst werden meist IgM´s produziert, später die effektiveren IgG´s. Die Antikörper können Pathogene auf verschiedene Arten schädigen. Zum Einen binden sie an ihr Antigen und neutralisieren es dadurch. Es kann dann z.B. nicht mehr an Zellen binden und in diese eindringen. Außerdem können Antikörper einen weiteren Teil des Abwehrsystems, das Komplementsystem, aktivieren. Und sie machen Pathogene für Fresszellen wie z.B. Makrophagen und neutrophile Granulozyten „schmackhaft“.  Diesen Vorgang nennt man Opsonierung, er führt dazu, dass Krankheiterreger oder Zellen, die von ihnen befallen sind, schneller gefressen und abgebaut werden.

Werden genug effektive Antikörper produziert, sterben die Krankheitserreger also ab und die Krankheit heilt aus. Dies dauert allerdings einige Zeit, wenn der Körper zum ersten Mal mit einem Pathogen und dessen Antigenen in Berührung kommt.

Darüber hinaus haben B-Lymphozyten auch noch die Aufgabe das immunologische Gedächtnis des Körpers zu bilden. Ein kleiner Teil der B-Lymphozyten, die nach einer Aktivierung entstehen, wird nicht zu Plasmazellen. Stattdessen entwickeln sie sich zu Gedächtniszellen. Diese Zellen können sehr lange im Körper überleben, teilweise jahrzehntelang oder ein ganzes Leben. Sie tragen auf ihrer Oberfläche Antikörper gegen das Antigen, auf das sie spezialisiert sind. Dringt der Krankheitserreger mit diesem Antigen erneut in den Körper ein, aktiviert er die Gedächtniszelle sofort. Diese fängt an sich zu teilen und es entstehen weitere B-Lymphozyten, aus denen Plasmazellen werden. Diese beginnen sofort mit der Antikörperproduktion. Die Krankheitserreger werden in der Regel schnell abgetötet, sobald passende Antikörper vorhanden sind. Darum sterben sie ab bevor die Krankheit, die sie auslösen, ausbrechen kann. Dies ist der Grund warum man manche Krankheiten nicht mehr bekommt, wenn man sie einmal hatte. Auch Impfungen funktionieren nach diesem Prinzip.

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Normwerte der B-Lymphozyten

Die Werte der B-Lymphozyten werden meist im großen Blutbild bestimmt. Hierbei wird die Zahl und Art der Immunzellen gemessen. Dabei wird allerdings nicht zwischen T- und B-Lymphozyten unterschieden, sodass die Normwerte für die Summe beider Lymphozytenarten gelten.
Normalerweise findet man zwischen 1.500 und 4.000 Lymphozyten pro Mikroliter Blut. Der Gesamtanteil der Lymphozyten an allem Immunzellen (Leukozyten) schwankt normalerweise zwischen 20% und 50%.

Was kann die Ursache sein, wenn die B-Lymphozyten erhöht sind?

Eine erhöhte Anzahl an Lymphozyten bezeichnet man als Lymphozytose. Diese wird meist anhand eines großen Blutbildes festgestellt, bei dem u.a. die Immunzellen gezählt und anhand ihrer verschiedenen Arten aufgeteilt werden. Normalerweise wird im Blutbild nicht zwischen B- und T-Lymphozyten unterschieden, dies wird nur bei Verdacht auf bestimmte Krankheiten getan.

Da Lymphozyten Immunzellen sind, kann eine Erhöhung der Lymphozyten auf eine gerade anhaltende oder ausheilende Infektion hindeuten. Besonders Kinder haben dann schnell eine Lymphozytose, sie kommt aber auch bei Erwachsenen vor. Auslösende Krankheiten können Virusinfektionen (z.B. Masern) oder auch Bakterieninfektionen (z.B. Keuchhusten) sein. Hierbei treten meist zudem krankheitsspezifische Symptome auf.  Auch bei einigen Erkrankungen, die autoimmun ausgelöst sein könnten (z.B. M. Crohn) kann eine Lymphozytose auftreten. Auch hier sind begleitende Symptome zu erwarten, die für diese Krankheit typisch sind.

Darüber hinaus kann auch ein übermäßiges, entartetes Wachstum von Lymphozyten zu einer Erhöhung dieser Zellen führen. Dies ist z.B. bei Leukämien (z.B. chronisch lymphatische Leukämie/CLL) oder Lymphomen der Fall. Diese Art von Krebs verursachen oft weniger Symptome. Treten sie doch auf kann es sich um Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Fieber, vergrößerte Lymphknoten, Infektanfälligkeit, Luftnot oder Blutungen handeln.

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Was kann die Ursache sein, wenn die B-Lymphozyten erniedrigt sind?

Eine erniedrigte Anzahl an Lymphozyten bezeichnet man als Lymphozytopenie. Auch eine Lymphozytopenie wird mithilfe des großen Blutbildes festgestellt. Zu einer erniedrigten Anzahl an Lymphozyten kann es in Situationen kommen, die das Immunsystem überfordern oder schädigen.

Dazu zählen z.B. einfach Stresssituationen. Bei Stress wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, welches das Immunsystem unterdrückt (supprimiert).

Auch bei Therapie mit Cortison, der Medikamentenform von Cortisol, kann es zu einer Lymphozytopenie kommen.

Ebenso können Therapien, die die Zellteilung hemmen (Chemotherapie, Strahlentherapie) diesen Effekt haben.

Eine Infektion mit Erregern, die das Immunsystem schädigen, kann auch die Zahl der Lymphozyten erniedrigen. Dazu zählt z.B. das HI-Virus (Humanes-Immundefizienz-Virus). Eine Infektion macht sich zunächst mit grippeähnlichen Symptomen bemerkbar, verläuft danach aber häufig lange symptomarm.

Außerdem können bestimmte Arten von Krebs zur Lymphozytopenie führen, besonders solche, die das lymphatische System befallen. Dazu zählt z.B. das Non-Hodgkin-Lymphom. Diese Form von Krebs verursacht z.B. Nachtschweiß, Gewichtsverlust, Fieber und Lymphknotenschwellungen.

Weitere wichtige Informationen können Sie hier nachlesen:

Wie reifen B-Lymphozyten?

B-Lymphozyten bilden sich im Knochenmark aus sog. Blutstammzellen (hämatopoetischen Stammzellen). Diese Zellen können sich noch zu allen Blutzellen entwickeln. Im Laufe der Entwicklung zu fertig ausgereiften Zellen (Differenzierung) verlieren sie diese Fähigkeit jedoch.

Ein weiteres Entwicklungsstadium der B-Lymphozyten stellen die Pro-B-Zellen dar. Diese entwickeln sich dann weiter zu Prä-B-Zellen. Sie unterscheiden sich von B-Lymphozyten vor allem dadurch, dass sie noch keine Antikörper produzieren und auf ihrer Oberfläche tragen können. Sie haben deshalb auch noch keinen Rezeptor und können nicht aktiviert werden. Dies liegt daran, dass die Gene, die für die Produktion von Antikörpern benötigt werden, noch nicht abgelesen werden können. Erst nachdem die Gene umgelagert wurden, werden sie zum Ablesen freigegeben. Dadurch entstehen unreife B-Lymphozyten, die nur IgM Antikörper produzieren können. Nachdem sie zu reifen B-Lymphozyten geworden sind, können sie außerdem IgD Antikörper herstellen.

In diesem Zustand verlassen sie das Knochenmark. Man bezeichnet sie noch als naiv, da sie keinen Kontakt mit ihrem Antigen hatten. Erst nach diesem Kontakt werden sie aktiviert und können nun auch die anderen Antikörperklassen herstellen.

Wie werden B-Lymphozyten aktiviert?

Es gibt zwei verschiedene Arten, auf die B-Lymphozyten aktiviert werden können. Bei beiden muss der Antikörper auf der Zelloberfläche, der als Rezeptor dient, Kontakt mit seinem passenden Antigen haben.

Bei der T-Zell-unabhängigen Aktivierung vernetzen sich dies B-Zell-Rezeptoren und es kommt so zur Aktivierung. Bei dieser Art der Aktivierung werden allerdings keine Gedächtniszellen gebildet, und es werden anschließend nur Antikörper der Klasse IgM gebildet.

Bei der T-Zell-abhängigen Aktivierung muss eine T-Lymphozyte mit ihrem Rezeptor und Signalmolekülen mit der B-Zelle interagieren. Die dadurch erfolgende Aktivierung führt zur Bildung von Gedächtniszellen, außerdem können danach mehr Arten von Antikörpern hergestellt werden. Sie ist also deutlich effektiver.

Weitere Informationen hierzu: Superantigene.

Lebensdauer eines B-Lymphozyten

Die Lebensdauer von B-Lymphozyten kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem ob der Lymphozyt sich zu einer Plasmazelle oder einer Gedächtniszelle entwickelt.

Plasmazellen leben nur ca. 2-3 Tage. Sie teilen sich während dieser Zeit aber sehr oft, sodass ihre Zellklone nach ihnen ihre Aufgabe übernehmen.

Gedächtniszellen können über Jahrzehnte oder sogar ein ganzes Leben lang im Körper verbleiben. Solange sie am Leben sind, herrscht Schutz vor dem Krankheitserreger, gegen den ihre Antikörper gerichtet sind.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.09.2018 - Letzte Änderung: 25.07.2023