Brivudin

Was ist Brivudin?

Brivudin ist der Wirkstoff von Medikamenten zur Behandlung spezieller durch Herpesviren verursachter Erkrankungen. Es zählt zu den sogenannten Nukleosidanaloga und zeichnet sich im Vergleich zu ähnlichen antiviralen Medikamenten durch eine deutlich höhere Wirksamkeit aus.
Nukleosidanaloga haben eine strukturelle Ähnlichkeit mit den Bausteinen der DNA. Wird anstelle der eigentlichen DNA-Bausteine stattdessen ein Nukleosidanalogon eingebaut, kommt es zum Stopp der DNA-Synthese. 
Brivudin wird hauptsächlich zur Behandlung von Gürtelrose  angewendet. Es kann jedoch auch bei anderen Herpesformen zum Beispiel im Gesicht zum Einsatz kommen.
Nebenwirkungen sind selten. Am häufigsten kommt es dabei zu Übelkeit. Vorsicht geboten ist bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter Medikamente (Zytostatika). Es kann zu lebensbedrohlichen Wechselwirkungen kommen.

Der Handelsname des Wirkstoffs Brivudin lautet Zostex®. Lesen Sie mehr dazu unter: Zostex®

Brivudin bei Gürtelrose

Die wohl wichtigste Indikation für Brivudin ist eine Gürtelrose.
Dabei handelt es sich um eine Erkrankung der Nerven und der Haut, die durch das Varicella-Zoster-Virus (Windpockenvirus) aus der Gruppe der Herpesviren verursacht wird. Wenn man sich einmal im Leben mit den Windpocken infiziert hat, verbleiben die Viren in den Nervenzellen des Rückenmarks. Bei einer Schwächung der Abwehrlage des Körpers können die Viren entlang der Nervenbahnen zur Haut wandern und eine Gürtelrose auslösen, was sich durch Schmerzen und Hauterscheinungen wie Bläschen zeigt. Die Beschwerden treten typischerweise einseitig und gürtelförmig am Rumpf auf.
Durch Brivudin wird der Vermehrungszyklus der Viren behindert, sodass das Ausmaß der Gürtelrose reduziert wird und die Symptome schneller abklingen kann. Gerade bei Patienten, die älter als 50 Jahre sind, stellt Brivudin das Mittel der ersten Wahl zur Behandlung einer Gürtelrose da.

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Brivudin bei Lippenherpes

Brivudin ist auch bei der Bekämpfung des für Lippenherpes verantwortlichen Erregers Herpes simplex Typ 1 wirksam. Grundsätzlich kann daher eine Indikation für das Medikament bei Lippenherpes bestehen. In den meisten Fällen ist dabei jedoch eine Behandlung mit einem weniger stark wirksamen antiviralen Medikament in Form einer Salbe ausreichend.

Brivudin dagegen wird in Tablettenform eingenommen. In der Regel ist eine Salbenbehandlung bei Lippenherpes jedoch ausreichend.
Gegebenenfalls kann der Arzt bei besonders schweren Fällen von Lippenherpes oder bei einer Einschränkung des Abwehrsystems des Patienten die Indikation für eine Behandlung mit Brivudin stellen.

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Wie schnell wirkt Brivudin?

Wie schnell Brivudin wirkt, lässt sich nicht pauschal sagen.
Eine best- und schnellstmögliche Wirkung lässt sich erzielen, wenn die Einnahme möglichst frühzeitig nach Auftreten der ersten Beschwerden begonnen wird. Die Behandlung sollte innerhalb der ersten zwei bis drei Tage nach Ausbruch der Erkrankung begonnen werden.

In der Regel kommt es bereits nach wenigen Tagen zu einer Linderung der Beschwerden und im besten Fall nach Abschluss des Behandlungszyklus zu einer vollständigen Ausheilung. Es kann jedoch noch einige Wochen dauern, bis die Hauterscheinungen abheilen.
In manchen Fällen verbleiben jedoch Nervenschmerzen oder Hautveränderungen auch langfristig. Dazu kommt es insbesondere bei einer zu spät begonnenen oder zu kurzen Einnahmedauer des Medikaments.

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Wie wirkt Brivudin?

Brivudin ist ein sogenanntes Nukleosidanalogon. Nukleoside gehören zu den Bausteinen der DNA unserer Zellen. Wird anstelle eines normalen Nukleosids Brivudin im DNA-Aufbau verwendet, stoppt die weitere Neusynthese der Erbinformation.

Die Wirkung von Brivudin besteht daher darin, dass es in den Vermehrungszyklus der Viren eingreift. In der Fachsprache nennt man diese Wirkform virostatisch, da die Viren nicht direkt abgetötet werden, sondern in ihrer weiteren Vermehrung gehemmt werden. 
Dadurch werden das Ausmaß der Erkrankung sowie die daraus resultierenden Symptome eingedämmt. Das Abwehrsystem des Körpers wird auf diese Weise bei der Bekämpfung der Erkrankung unterstützt.

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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen treten bei der ordnungsgemäßen Einnahme von Brivudin nur selten auf.
Am häufigsten löst das Medikament dabei Übelkeit aus.

Es gibt eine Vielzahl weiterer Beschwerden, die in seltenen oder sehr seltenen Fällen durch die Einnahme von Brivudin verursacht werden können oder bei denen zumindest ein Zusammenhang vermutet wird:

  • Störungen des Verdauungstraktes wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Verstopfung auftreten
  • Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel oder Angsterscheinungen 
  • Zudem kann der Blutdruck beeinflusst werden, wobei sowohl eine Erhöhung als auch eine Erniedrigung möglich sind 
  • In seltenen Fällen sind schwerwiegende Folgen wie zum Beispiel Blutbildveränderungen, Leberentzündung oder Wahnvorstellungen im Zusammenhang mit der Einnahme von Brivudin eingetreten.

Sollte es nach Beginn der Behandlung zu Beschwerden kommen, die auf die Einnahme von Brivudin zurückzuführen sein könnten, sollte zeitnah der behandelnde Arzt aufgesucht werden. Es ist nicht ratsam, das Medikament ohne Rücksprache abzusetzen.

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Brivudin und Alkohol - Verträgt sich das?

Der Konsum von Alkohol kann die Wirksamkeit verschiedener Medikamente herabsetzen oder beeinflussen.
Obwohl eine direkte Beeinflussung von Brivudin durch Alkohol nicht bekannt ist, sollte während der Zeit der Einnahme dennoch auf Alkoholgenuss verzichtet werden.

Neben einer möglichen Beeinflussung der medikamentösen Therapie schwächt der Konsum von Alkohol das körpereigene Abwehrsystem und kann sich damit negativ auf den Krankheitsverlauf bei einer Gürtelrose auswirken.
Das Risiko für besonders schwere Verläufe sowie bleibende Schäden wird dadurch erhöht. Auch aus diesem Grund sollte Alkohol erst dann wieder konsumiert werden, wenn die Erkrankung vollständig ausgeheilt ist und man sich wieder gesund fühlt. Allerdings sollte Alkohol auch dann nur in Maßen zu sich genommen werden, da ein übermäßiger Konsum das Risiko für einen erneuten Ausbruch von Gürtelrose oder andere Erkrankungen erhöht.

Mehr hierzu: Zostex® und Alkohol - Verträgt sich das?

Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Brivudin kann bei der gleichzeitigen Einnahme bestimmter Medikamente zu schwerwiegenden Wechselwirkungen führen, weshalb dem Arzt unbedingt alle regelmäßig oder kürzlich eingenommenen Medikamente benannt werden müssen.

Dazu zählen in erster Linie Medikamente, die den Wirkstoff 5-Fluorouracil (auch 5-FU genannt) enthalten. Neben Tabletten zählen hierzu auch Cremes, Salben oder Augentropfen, die diesen Wirkstoff enthalten. Auch bei Wirkstoffen, die im Körper zu 5-Fluorouracil umgewandelt werden wie Capecitabin, Floxuridin und Tegafur kann es zu lebensbedrohlichen Wechselwirkungen mit Brivudin kommen.
Darüber hinaus können alle anderen Formen von Krebsmedikamenten bzw. Wirkstoffen, die das Abwehrsystem hemmen, Wechselwirkungen auslösen. Vorsicht geboten ist ebenfalls, wenn eine Pilzerkrankung vorliegt und diese mit einem Medikament behandelt wird, welches den Wirkstoff Flucytosin enthält.

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Wann darf Brivudin nicht gegeben werden?

Brivudin darf bei bestimmten Patientengruppen nicht gegeben werden:

  • während Schwangerschaft und Stillzeit
  • wenn der Patient jünger als 18 Jahre ist
  • bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Brivudin und die in der Tablette enthaltenen sonstigen Bestandteile
  • bei einer gleichzeitigen Behandlung mit bestimmten anderen Wirkstoffen nicht gegeben werden.

Daher müssen dem behandelnden Arzt unbedingt alle Medikamente angegeben werde die regelmäßig eingenommen werden.

Brivudin in der Schwangerschaft und Stillzeit

Brivudin sollte weder in der Schwangerschaft, noch in der Stillzeit eingenommen werden.
Wenn die werdende Mutter das Medikament in der Schwangerschaft einnimmt, kann der Wirkstoff in den Blutkreislauf des Babys übertreten. Beim Stillen kann ebenfalls Brivudin über die Muttermilch in den kindlichen Körper übertreten und dort Entwicklungsschäden nach sich ziehen.

Aus diesem Grund sollte Brivudin weder in der Schwangerschaft noch in der Stillzeit angewendet werden. Dem behandelnden Arzt sollte zudem immer mitgeteilt werden, ob man schwanger ist oder stillt, wenn eine medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen wird.

Mehr hierzu: Medikamente während der Schwangerschaft

Beeinflusst Brivudin die Wirkung der Pille?

Es ist keine Wechselwirkung zwischen Brivudin und den in der Pille enthaltenen Sexualhormonen bekannt. Daher wird die Wirksamkeit der Pille bei der gleichzeitigen EInnahme von Brivudin nicht beeinflusst.

Es ist sogar wichtig, auf eine zuverlässige Verhütung zu achten, wenn man Brivudin anwendet, da es im Falle einer Schwangerschaft zu einer Schädigung des Kindes kommen kann. Wer die Pille nicht einnimmt, sollte daher für die Zeit der Einnahme von Brivudin beim Geschlechtsverkehr zum Beispiel mit Kondomen verhüten.

Alternativen zu Brivudin

Als Alternative zur Behandlung von Viruserkrankungen wie der Gürtelrose stehen verschiedene andere Medikamente zur Verfügung, die ebenfalls in den Vermehrungszyklus der Viren eingreifen.
Das wohl am weitesten verbreitete Medikament stellt dabei Aciclovir dar. Es wird ebenfalls zur Behandlung von Erkrankungen, die durch Herpesviren verursacht werden, eingesetzt. Dieses ist jedoch deutlich weniger wirksam als Brivudin.
Bei leichteren Fällen, wie zum Beispiel Lippenherpes, ist eine Behandlung mit Brivudin in der Regel nicht erforderlich und der Einsatz von Aciclovir ausreichend. Im Gegensatz zum Brivudin kann Aciclovir zum Beispiel auch in Form einer Salbe aufgetragen werden, sodass auf eine Tabletteneinnahme verzichtet werden kann.
Bei Gürtelrose stellt Brivudin jedoch meist das Mittel der ersten Wahl dar und auf Alternativen sollte nur ausgewichen werden, wenn Gründe vorliegen, die eine Einnahme verhindern - so zum Beispiel eine Unverträglichkeit gegen das Medikament. Allerdings besteht in solchen Fällen oftmals auch eine Unverträglichkeit gegen das strukturverwandte Aciclovir. Der behandelnde Arzt muss in einem solchen Fall individuell entscheiden, welche Alternative zur Behandlung geeignet ist.

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Ist Brivudin rezeptfrei erhältlich?

Brivudin ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das heißt man bekommt es nur mit einem ärztlichen Rezept in der Apotheke.

Rezeptfreie Alternativen zur Behandlung von Gürtelrose oder anderen Herpesformen stellen zum Beispiel Zinksalben dar, die jedoch keinen gegen die Viren gerichteten Wirkstoff enthalten.

Eine Gürtelrose sollte in den meisten Fällen möglichst frühzeitig mit Brivudin oder einem vergleichbaren Medikament behandelt werden. Daher sollte man gleich zum Arzt gehen, wenn die typischen Symptome auftreten.
Das Medikament ist unter anderem deshalb nur auf Rezept erhältlich, weil es bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter anderer Medikamente zu schwerwiegenden Wechselwirkungen kommen kann. Eine Einschätzung, ob das Medikament gegeben werden kann, sollte daher nur durch einen Arzt erfolgen.

Dosierung

Die Dosierung von Brivudin ist recht simpel. Eine Packung enthält sieben Tabletten mit je 125 mg Wirkstoff und die Behandlungsdauer ist auf eine Woche festgesetzt.

Die Behandlung wird so früh wie möglich und unabhängig von der Tageszeit oder der Nahrungsaufnahmme mit der Einnahme der ersten Tablette begonnen.
Diese wird unzerkaut mit einem Glas Wasser eingenommen. Fortan wird jeden Tag zur etwa gleichen Tageszeit eine Tablette eingenommen.

Der siebentägige Behandlungszyklus sollte in jedem Fall zu Ende geführt werden. Das gilt auch dann, wenn die Beschwerden bereits früher nachlassen oder gar vollständig verschwinden. Sollte eine von der hier beschriebenen üblichen Dosierung abweichende Einnahme erforderlich sein, wird der verschreibende Arzt darauf hinweisen.

Preis

Der Preis für eine Packung Brivudin, welche sieben Tabletten enthält und damit für einen Behandlungszyklus ausgelegt ist, liegt bei etwa 100 Euro.
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt in der Regel einen Großteil der Kosten. Meist ist eine Zuzahlung in Höhe von etwa zehn Euro erforderlich.

Der Preis für das Medikament ist in Online-Apotheken in der Regel nicht günstiger und es kommen meist Versandkosten hinzu, sodass es zu empfehlen ist, das Rezept in einer Apotheke vor Ort einzulösen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.09.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021