Medikamente gegen die Gürtelrose

Einleitung

Die Gürtelrose wird durch sogenannte Herpes Zoster Viren verursacht. Diese entstehen im Rahmen des Varizella Zoster Virus. Dieser Virus löst bei Erstinfektion Windpocken aus. Danach verbleiben die Viren im Körper. In der Regel ruhen sie dort und verursachen keine Beschwerden. Sie können aber Jahrzehnte nach der Erstinfektion wieder reaktiviert werden. Dies kann durch eine Immunschwäche, Krebserkrankungen, HIV-Infektionen oder grundlos geschehen. Die Reaktivierung dieser Viren manifestiert sich als Gürtelrose.

Die medikamentöse Behandlung von der Gürtelrose hat im Prinzip drei verschiedene Ziele. Es sollen die akuten Schmerzen gelindert werden. Zudem ist Ziel die Ausbreitung der Hautveränderungen zu begrenzen. Daneben wird versucht Komplikationen, wie beispielsweise die postzosterische Neuralgie, zu verhindern. Um diese Ziele zu erreichen stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung.

Wie ansteckend eine Gürtelrose ist, erfahren Sie in unserem Artikel Wie ansteckend ist die Gürtelrose?

Welche rezeptpflichtigen Medikamente gibt es?

Rezeptpflichtige Medikamente zur Behandlung der Gürtelrose sind Virustatika und Glucokortikoide und manche stärkeren Schmerzmittel. Da die Gürtelrose durch Viren verursacht wird, werden antivirale Arzneimittel eingesetzt. Diese sollen nicht nur lokal auf der Haut, die Symptome verbessern, sondern systemisch im Körper die Viren bekämpfen. Rezeptpflichtige Arzneimittel sind Aciclovir, Zostex (Brivudin), Famciclovir und Valaciclovir.

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Oral eingenommene rezeptpflichtige Glucokortikoide, wie beispielsweise Cortison, sind manchmal auch ein Bestandteil einer Behandlung einer Gürtelrose. Sie können antientzündlich wirken. Allerdings sollte ihr Einsatz, aufgrund der Nebenwirkungen von Cortison möglichst gering gehalten werden.
Lesen Sie mehr diesem Medikament unter Cortison.

Wenn sich eine postzosterische Neuralgie entwickelt, kann es sein, dass deren Behandlung rezeptpflichtige Medikamente bedarf. Im Rahmen dieser Komplikation können die Patienten nach bereits abgeheilten Hautauschlägen noch wochenlang an einen neuropathischen Schmerz leiden. Die Schmerzbehandlung ist in der Regel in 4 Stufen eingeteilt. Bei fortgeschrittenen, stärkeren Schmerzen (Stufe 3 und 4) werden teilweise rezeptpflichtige Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide eingesetzt. Wirkstoffbeispiele sind hier Morphin oder Buprenorphin. In allen Stufen der Schmerzbehandlung können auch rezeptpflichtige Co-Analgetika gegeben werden. Das sind Medikamente, die eigentlich für andere Erkrankungen angewendet werden, aber eine zusätzliche schmerzlindernde Wirkung haben. Beispielsweise wird das Amitriptilin, ein tricyclisches Antidepressivum, als Co-Analgetika eingesetzt. Die antidepressive Wirkung spielt im Falle der Gürtelrose keine Rolle. Das Medikament wird entsprechend in einer viel niedrigeren Dosis verschrieben als es bei einer Depression verabreicht werden würde. Amitriptilin hemmt, unter anderem, die Natriumkanäle. Da diese Natriumkanäle im Zuge einer Entstehung eines neuropathischen Schmerzes verstärkt im Gehirn eingebaut werden, wirkt die Hemmung der Kanäle schmerzlindernd.     

Welche Nebenwirkungen bei der Einnahme von Morphin auftreten können, lesen Sie in unserem Artikel Nebenwirkungen von Morphin.

Aciclovir

Aciclovir ist ein sogenanntes Nukleosidanaloga. Nukleosidanaloga ahmen ein Bauteil der DNA nach. Wird statt einem "echtem" Baustein der DNA dieses Nukleosidanalogon eingebaut kommt es zum Abbruch des DNA-Aufbaus. Aciclovir ist spezifisch für den viralen DNA-Aufbau, daher zerstört der Wirkstoff in der Regel keine menschlichen Zellen, sondern nur den Aufbau der viralen DNA. Somit ergibt sich, dass weniger Nebenwirkungen entstehen können. In der Regel ist Aciclovir gut verträglich.

Die Dosis liegt zwischen 200 – 800 mg pro Tablette. Die Dosierung ist abhängig vom Schweregrad der Gürtelrose. In der Regel werden 4 – 5 Tabletten pro Tag verordnet. In Einzelfällen können Nebenwirkungen auftreten. Laut Hersteller klagen 1 – 10 von 100 behandelten Personen über Ausschlag, Juckreiz, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel. Zum heutigen Zeitpunkt sind keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und dem Wirkstoff Aciclovir bekannt.

Da es keine ausreichenden Studien in der Schwangerschaft gibt, sollte man - wie jede Medikamenteneinnahme in der Schwangerschaft - das Nutzen-Schaden-Verhältnis mit dem behandelnden Frauenarzt abwägen. Während der Stillzeit scheint der Wirkstoff relativ unbedenklich. Eine Einnahme sollte in jedem Fall gemeinsam mit dem Arzt besprochen werden.

Bei Patienten mit einschränkten Nierenfunktionen muss die Dosierung angepasst werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Medikament auf unserer Seite Aciclovir.

Valaciclovir

Der Wirkstoff Valaciclovir ist eine Weiterentwicklung des Wirkstoffes Aciclovir. Es ist ein sogenanntes Prodrug. Das heißt der Wirkstoff wird erst im Körper aktiviert.  Da Valaciclovir erst im Körper aktiviert wird, hat es eine bessere sogenannte Bioverfügbarkeit. Das bedeutet, dass der Wirkstoff stärker im Körper verteilt wird und stärker wirken kann.  Durch die verstärkte Wirkung können allerdings theoretisch häufiger Nebenwirkungen vorkommen. Aber da der Wirkstoff besser resorbiert wird, sollten die Nebenwirkungen insgesamt seltener sein.

Bei mehr als 1 von 10 Patienten treten unter der Behandlung mit Valaciclovir Übelkeit und Kopfschmerzen auf. Gelegentlich kann es zu Verwirrtheit, Erbrechen und Bauchschmerzen kommen.
Kontraindiziert ist Valaciclovir bei Kindern, schwangeren Frauen, bei über 65-Jährigen, Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Personen mit Nieren- oder Lungenfunktionsstörungen. Wenn andere Medikamente genommen werden, die Niere oder Leber belasten, muss gegebenenfalls die Dosis angepasst werden.

In der Regel wird das Medikament 7 Tage eingenommen. Die Dosierung ist abhängig von dem Schweregrad der Gürtelrose. Meistens beträgt sie 1000 mg 3-mal täglich. Die Handelspäparate die Valaciclovir beinhalten sind beispielsweise Valtrex®, Viropel®, Valdacir® und Valaciclomed®.

Welche rezeptfreien Medikamente gibt es?

Die meisten Medikamente, die zur symptomatischen Behandlung eingesetzt werden, sind rezeptfrei. Jedoch sollte die Anwendung dennoch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Rezeptfrei sind viele Salben, die die nässenden Bläschen austrocknen. Häufig werden Zinksalben verwendet. Auch Teebaumöl und die meisten homöopathischen Mittel sind rezeptfrei in der Apotheke zu bekommen. Des Weiteren kann beispielsweise SIVASH®-Heilerde-Paste gegen den Juckreiz rezeptfrei erworben werden. Hierbei handelt es sich um Soleschlick, welcher als Schlammpackung auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen wird.

Des Weiteren können Packungen aus Apfelessig und Kartoffel- oder Maismehl rezeptfrei gegen den Juckreiz eingesetzt werden. Außerdem sind ätherische Lavendel-, Kamille- und Eukalyptusöle ohne Rezept einsetzbar gegen den Juckreiz. Gegen Schmerzen kann zusätzlich zu der schulmedizinischen Behandlung Japanisches Heilpflanzenöl rezeptfrei in Apotheken oder Drogerien erworben werden. Auch wird Capsicain in Salbenform unterstützend zur lokalen Schmerzbehandlung eingesetzt.

Daneben werden rezeptfreie hochdosierte Vitamin-B-Präparate teilweise ergänzend in der Behandlung von der Gürtelrose genutzt. Beispielsweise ist Nervocom® ein Handelspräparat, welches bei Gürtelrose in manchen Fällen zusätzlich hilfreich sein kann. Hintergrund ist, dass alle Vitamine der B-Familie zur Stärkung des Immunsystems, des Wohlbefindens und der Regulierung der Energiegewinnung im Körper beitragen. Vitamin B 1 spielt zum Beispiel eine Rolle bei der Übertragung von Nervenimpulsen, die vermutlich auch im Zusammenhang stehen mit der Gürtelrose. Zudem stärkt Vitamin B 6 das Immunsystem und die Nerven. Auch die enthaltende Folsäure in Nervocom® kann den Heilungsprozess begünstigen. Wichtig ist aber, dass beachtet werden muss, dass diese Mittel nicht die Ursache bekämpfen, sondern nur ergänzend die Beschwerden lindern.

Zinksalbe

Zur symptomatischen Behandlung des Juckreizes bei einer Gürtelrose wird von vielen Autoren Zinksalbe empfohlen. In Zinksalbe ist das sogenannte Zinkoxid enthalten. Es wirkt laut Hersteller antiseptisch und leicht desinfizierend. Weitere Inhaltsstoffe der Zinksalbe haben die Fähigkeit hohe Mengen Wasser aufzunehmen. Diese Eigenschaft ist für nässende Bläschen von Vorteil. Sie können daher insbesondere an Wundrändern eine bessere Heilung fördern. Zudem ist in der Salbe Vitamin A enthalten. Dieses unterstützt die Synthese von neuen Hautzellen. Die Zinksalbe sollte direkt auf die Hautbläschen aufgetragen werden.

Es gibt auch Zinktinkoxidschüttelmixturen und Zinkpasten, die ähnlich wirken. Bei den Zinkpasten unterscheidet man harte und weiche Pasten. Die harten Pasten werden vor allem bei fettender Haut eingesetzt. Die weichen Pasten werden bei trockener Haut genutzt. Zudem gibt es Zinkoxid-Puder, welches bei nässenden Bläschen eingesetzt werden kann.

Leiden Sie an trockener Haut? Dann Lesen Sie auch unseren Artikel über Ursachen und Pflegetipps für trockene Haut.

Teebaumöl

Fachpersonen der Pflanzenheilkunde empfehlen Teebaumöl zur symptomatischen Behandlung der Gürtelrose. Teebaumöl wirkt desinfizierend, antibakteriell und hat gewebeschonenden Charakter. Es kann die Symptome der Gürtelrose lindern. Zudem kann es vorbeugend gegenüber einer zusätzlichen bakteriellen Infektion wirken. Wichtig ist es eine verdünnte Lösung anzuwenden. Es wird in der Regel eine 20%-Lösung empfohlen. Es ist möglich das Öl mit Mandel- oder Weizenkeimöl zu kombinieren. Manche Autoren raten dazu, diese Mischung in einem Wasserbad leicht zu erwärmen bevor 3 – 4-mal täglich die geschädigten Hautareale mit der Ölmischung abgetupft werden. In manchen Fällen wird geraten einen Umschlag mit der Teebaumöllösung anzuwenden. Dieser Umschlag sollte 2 – 3-mal täglich gewechselt werden. Für nachts wird die Anwendung einer Teebaumölsalbe empfohlen. Diese Maßnahmen sollten unbedingt vorher mit dem Arzt besprochen werden.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter Teebaumöl.

Homöopathie gegen die Gürtelrose

Homöopathische Mittel wirken in manchen Fällen unterstützend. Je nach Beschwerdebild können bestimmte Homöopathika neben anderen Medikamenten lindernd wirken. Arsenicum album wird bei Angst, Unruhe und starkem Juckreiz angewendet. Sollte sich die Gürtelrose in große Hautblasen, Schwellungen und Juckreiz äußern, wird Apis mellifica empfohlen. Die Anwendung sollte mit dem Arzt besprochen werden. Manche Homöopathika sind rezpetpflichtig.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Gürtelrose finden Sie hier:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.11.2017 - Letzte Änderung: 06.11.2021