Wie lange ist eine Erkältung ansteckend?

Einleitung

Die Erkältung betrifft fast alle Menschen mindestens einmal im Jahr und häuft sich besonders in den kalten Monaten. Der Begriff Erkältung legt nahe, dass die Entstehung der Erkältung mit der Kälte zu tun hat, ausgelöst wird die Krankheit durch die niedrigen Temperaturen jedoch nicht. Bei einer Erkältung findet eine Übertragung und Ausbreitung eines Erregers statt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um typische Erkältungsviren, von denen es viele unterschiedliche gibt. Seltener können auch Bakterien die Erkältung verursachen. In diesen Fällen ist die Krankheit oft hartnäckiger und geht mit anderen Symptomen einher. Die eigene Ansteckung und die Ansteckung anderer hängen von diversen Faktoren ab. Die Erreger können sich in der Umwelt viele Wege bahnen und über verschiedene Übertragungswege zu Schnupfen, Ohrenschmerzen, Halsschmerzen, Lungenentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen und weiteren Erkrankungen führen.

Wie lange ist eine Erkältung ansteckend?

Eine unkpomplizierte Erkältung, ausgelöst durch typische Erreger, dauert unbehandelt ca. 9- 10 Tage. Dabei läuft die Erkrankung in Phasen ab. Betroffene Personen sind potentiell in jeder dieser Phasen ansteckend, sogar 1.-2. Tage vor Ausbruch der Symptome in der sogennanten Inkubationsphase, wenn der Kontakt mit dem Erkältungsviren, bzw. -bakterien schon erfolgt ist, ihre Anzahl jedoch noch nicht groß genung ist, um die Erkrankung auszulösen.

Prinzipiell lässt sich sagen, dass die Gefahr der Ansteckung mit der Ausprägung der Krankheitssymptome einhergeht. Da die Symptome während der Inkubationsphase eher gering bis kaum merklich sind, ist die Ansteckungsgefahr zwar nicht sehr hoch, jedoch führen vernachlässigte Hygienemaßnahmen, wie Küssen oder nicht häufiges Händewaschen häufig zur Ansteckung. Die betroffene Person weiß schließlich noch nicht, dass sie einen Krankheitserreger im Körper trägt und diesen durch Berührung von Gegenständen oder durch Körperkontakt überträgt.

Nach der Inkubationsphase, wenn sich die Erreger im Körper und in den Schleimhäuten erfolgreich vermehrt und eingenisten haben, erreichen sie in der Anfangsphase der Erkältung den Ausbruch der typischen Erkältungssymptome. Die Anfangsphase der Erkältung dauert ca. 1-2 Tage und ist geprägt vom Ausbruch der typischen Symptome, wie Schnupfen, Fieber, so wie Hals- und Gliederschmerzen, da die Erreger nun in ausreichender Menge vorliegen. Es folgt am 3.- 5. Tag der Erkältung die Akutphase der Krankheit mit der maximalen Anzahl an Krankheitserregern. Damit einhergehend ist in dieser Phase auch die Ansteckungsgefahr am größten! 

Nach dem Erstkontakt mit dem Erreger lernt das Immunsystem diesen kennen und beginnt mit einer sogenannten „Immunantwort“ auf die Keime. Nach wenigen Tagen werden Antikörper gebildet, welche die Keime bekämpfen. Da die Immunantwort erst verzögert nach einer kurzen Vorbereitungszeit einsetzen kann, kann der Erreger sich noch ungehindert in der Akutphase ausbreiten. Oft gewinnt das Immunsystem erst nin der Spätphase am ca. 6.- 9- Erkrankungstag die Oberhand über die Erreger und bekämpft diese durch die gebildeten Antikörper, sodass nach wenigen Tagen die Symptome nachlassen und kurz darauf alle Erreger beseitigt sind. Ab dem 10. Erkrankungstag sollten die Symptome abgeklungen sein. Fühlt man sich wieder richtig fit und munter, ist die Ansteckungsgefahr eher gering. Nichts desto trotz ist es ratsam kein Risiko einzugehen, um sich selbst nicht zu schaden und seine Mitmenschen durch Ansteckung nicht zu gefährden. 

Der genaue Zeitablauf dieser Prozesse kann mit der Beschaffenheit des Erregers oder des Immunsystems variieren. Unterschiedliche Erreger können sich verschieden schnell vermehren, aggressiver oder resistenter sein, sowie leichter oder schwieriger in Schleimhäute eindringen und daher auch schon in geringerer Erregerzahl Ansteckungen verursachen. Auf der anderen Seite steht das Immunsystem, welches durch frühere Erkrankungen, Medikamenteneinfluss oder durch Stress geschwächt sein kann. Besonders im hohen und kindlichen Alter kann ein herabgesetztes Immunsystem eine Ansteckung kaum abwehren. Diese Faktoren beeinflussen insgesamt die Erkrankungsdauer und die Ausprägung seiner Phasen, welche je nach Patient unterschiedlich verlaufen können.

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Ist man in der Inkubationszeit schon ansteckend?

Die Inkubationszeit beschreibt den Zeitraum von der Ansteckung und dem Erstkontakt mit den Erregern bis zum Auftreten der ersten Symptome wie Halsschmerz, Schnupfen oder Fieber. Bei den typischen Erkältungsviren beträgt die Inkubationszeit etwa 2-3 Tage. Bei einem schwachem Immunsystem verringert sich diese Zeitspanne sogar. In dieser Zeit setzen sich die Keime an den Schleimhäuten fest und vermehren sich so lange, bis die ersten Symptome einsetzen. In der Inkubationszeit sind Patienten schon potentiell ansteckend! 

Die Ansteckungsgefahr ist jedoch weniger von der Keimzahl im Körper abhängig, diese ist nämlich noch eher gering, sondern viel mehr von vernachlässigten Hygienemaßnahmen, da die betroffene Person noch gar nichts von Ihrer Erkrankung weiß. Besonderes durch mangelnde Händehygiene oder das Küssen während der Inkubationszeit kann die Ansteckungswahrscheinlichkeit nahezu gleich hoch werden wie in der symptomreichen Phase der Erkältung, in der die Ansteckungsgefahr mit einer hohen Keimzahl im Körper einhergeht. 

Kann man sich durch Küssen anstecken?

Die Ansteckungswahrscheinlichkeit wird durch das Küssen erhöht. Beim Küssen auf den Mund kommt es zu direktem Kontakt der Mundschleimhäute zweier Menschen, weshalb eine Übertragung von Tröpfchen mit Erregern deutlich erhöht ist. Die Intensität des Kusses kann dabei einen Einfluss auf die Übertragungswahrscheinlichkeit haben. Besonders intensive Küsse beinhalten mehr Erregeraustausch als ein flüchtiger Kuss auf die Wange.

Eine Erkrankung, die einer Erkältung ähnlich ist, ist das Pfeiffersche Drüsenfieber. Dieses wird auch als „Kissing disease“ bezeichnet, da es sehr häufig im Jugendalter durch das Küssen einer bereits mit dem Virus infizierten Person übertragen wird. Grundsätzlich erhöht das Küssen einer akut erkälteten Person zwar das Risiko einer eigenen Erkrankung, garantiert sie aber nicht. Auch hier sind ein gesundes Immunsystem, ein schwacher Erreger und weitere günstige Faktoren weiterhin ausschlaggebend, ob es zu einer Ansteckung kommt.

Was ist der typische Ansteckungsweg?

Der typische Weg, um sich zu anzustecken, ist die Tröpfcheninfektion. Die Viren sammeln sich bei einer Erkältung vor allem auf den Schleimhäuten der Nase, des Munds und des Rachens. Schon beim Atmen werden winzige, oft nicht sichtbare Tröpfchen ausgestoßen, die eine gewisse Menge der Viren tragen. Durch Niesen, Spucken und Husten werden dementsprechend größere Mengen des Erregers in die Luft ausgestoßen. Diese können sich in der Raumluft verteilen und bei Personen in der direkten Umgebung auf den Schleimhäuten niederlassen. Die kleinen infektiösen Tröpfchen können sich auch auf Gegenständen oder Händen niederlassen und transportiert und verbreitet werden. Die Hände sind dabei die wichtigste Verbreitungsquelle von Keimen. Die kleinen Tröpfchen können insbesondere über Tastaturen, Telefone, Türklinken und weitere Gegenstände, die vermehrt angefasst werden, verbreitet werden. Da sich die meisten Menschen beinahe minütlich ins Gesicht fassen, gelangen die Erreger schnell über die Nase oder den Mund zu den Schleimhäuten.

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Was kann man machen, um eine Ansteckung anderer zu verhindern?

Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung einer Ausbreitung der Erkältung stellt die Hygiene dar. Hygiene umfasst dabei die eigene Vorsicht in der Öffentlichkeit zur Verhinderung der eigenen Ansteckung, sowie die Rücksicht gegenüber anderen bei der eigenen Erkrankung. Da die Hände den wichtigsten Ansteckungsweg darstellen, muss vor allem die Händehygiene gewährleistet sein. Dazu können intensives Händewaschen mit warmem Wasser und Seife aber auch Desinfektionsmittel eingesetzt werden. Zum Schutz anderer sollte auch während der eigenen Erkrankung darauf geachtet werden, dass die Hände sauber sind, bevor Türklinken oder Fernbedienungen angefasst werden. Auch Ansammlungen von Erregern, zum Beispiel bei benutztem Besteck und Gläsern oder benutzten Taschentüchern, sollten schnell und eigenständig beseitigt werden. In regelmäßigen Abständen sollten auch Kleidung und Bettwäsche gewaschen werden, da sich auch dort erregerhaltige Tröpfchen ansammeln.

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Unterscheidet sich die Ansteckungsgefahr zwischen viralen und bakteriellen Erregern?

Viren und Bakterien unterscheiden sich in ihrer Beschaffenheit, Vermehrung, Infektion, Erkrankungsart und Erkrankungsdauer grundsätzlich voneinander. Beide können jedoch die typischen Erkältungskrankheiten auslösen mit nur leicht unterschiedlichen Symptomen. Eine Ansteckungsgefahr besteht für beide Arten von Erregern und da sich auch innerhalb der Viren und Bakterien die Erreger stark unterscheiden, lässt sich keine erhöhte Gefahr für einen bestimmten Typ angeben. Insgesamt werden die klassischen, oft saisonalen Erkältungen meistens durch Viren verursacht. Sie sind aggressiv und verbreiten sich sehr schnell, werden aber ebenso schnell auch wieder auskuriert. Bakterielle Erkältungen sind seltener, können aber wesentlich hartnäckiger verlaufen und teilweise nur mit Antibiotikabehandlungen auskuriert werden.

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Ist eine Katzenerkältung ansteckend für den Menschen?

Ein Schnupfen bei einer Katze stellt für das Tier eine hochakute und schwere Erkrankung dar. Als Mensch kann man sich jedoch bedenkenlos um die Katze kümmern, da die Erkältung nicht von der Katze auf den Menschen übertragen werden kann. Der Mensch kann lediglich einen Faktor für die Entstehung des Katzenschnupfens darstellen. Durch seine Kleidung kann der Mensch für die Katze gefährliche Erreger in das Haus tragen, an denen sich die Katze infiziert. Eine Ansteckungsgefahr besteht jedoch nur für andere Katzen.

Ist eine Hundeerkältung ansteckend für den Menschen?

Auch bei Hunden besteht kein Grund zur Angst vor einer Ansteckung. Die Tiere infizieren sich vor allem bei anderen Hunden, der Kontakt zu Menschen ist weitestgehend ungefährlich. Hunde erleiden generell Krankheiten durch ein anderes Erregerspektrum, das Menschen für gewöhnlich nichts anhaben kann. Seltene Überschneidungen einzelner Viren sind jedoch möglich. Generell steht dem Kuscheln mit einem erkälteten Hund nichts im Wege, da die Ansteckung zwischen den Rassen extrem selten ist.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.04.2018 - Letzte Änderung: 12.01.2023