Diabetes

Der Begriff Diabetes mellitus stammt aus dem Lateinischen bzw. Griechischen und bedeutet soviel wie „honigsüßer Durchfluss“. Dieser Name kommt daher, dass Betroffene viel Zucker in ihrem Urin ausscheiden, was den Ärzten früher durch eine einfache Geschmacksprobe zur Diagnose verhalf.

Diabetes mellitus ist nur ein Überbegriff für unterschiedliche Stoffwechselerkrankungen. Es gibt viele verschiedene Arten von Diabetes, die alle gemeinsam haben, dass aus irgendeinem Grund ein Mangel an Insulin im Körper besteht. Da dies das wichtigste Hormon in der Regulation des Blutzuckers ist, ist das Resultat ein erhöhter Blutzuckerspiegel, was langfristig zu einer Vielzahl von Folgeerkrankungen führen kann.
Die häufigsten Typen sind der Diabetes Typ 1, der auch Jugend-Diabetes genannt wird und auf einem absoluten Insulinmangel beruht, der Diabetes Typ 2, der auch Altersdiabetes genannt wird und auf einem relativen Insulinmangel bzw. Insulinresistenz beruht, und der Schwangerschaftsdiabetes.

Symptome & Diagnose

Symptome des Diabetes

Die charakteristischen Symptome eines Diabetes mellitus sind häufiges Wasserlassen mit kompensatorisch erhöhtem Durstgefühl, Kopfschmerzen, Leistungsschwäche, Abgeschlagenheit, Sehstörungen, gesteigerte Infektanfälligkeit und Juckreiz. All diese Beschwerden treten allerdings in der Regel erst in einem relativ späten Stadium der Krankheit auf, vor allem beim Diabetes Typ 2, weshalb zwischen Zeitpunkt und Diagnose des Diabetes bzw. Behandlung der Erkrankung häufig eine viel zu lange Zeit vergeht.

Hinzu kommen typenspezifische Symptome wie zum Beispiel ein starker Gewichtsverlust beim Diabetes Typ 1 oder Großwuchs des Fötus beim Schwangerschaftsdiabetes.

Folge- und Begleiterkrankungen:

Das Schlimme am Diabetes mellitus sind in der Regel die Krankheiten, die sich sekundär auf dessen Grundlage entwickeln. Hierzu zählen unter anderem Bluthochdruck, Herzinfarkt, Gefäßerkrankungen (vor allem im Bereich der Netzhaut, was zur diabetischen Retinopathie und im schlimmsten Fall zum Sehverlust führen kann), Neuropathie und Niereninsuffizienz. Diese treten allerdings nur dann auf, wenn ein Diabetes lange unerkannt geblieben oder schlecht eingestellt ist.

Lesen Sie hier mehr über die Folgen von Diabetes.

Diagnose des Diabetes

Es gibt mehrere Möglichkeiten, um einen Diabetes mellitus zu diagnostizieren, die bei allen Typen eingesetzt werden können.

Zunächst einmal sollte der Blutzuckerspiegel gemessen werden, der sich im Nüchternzustand normalerweise unter 110 mg/dl befinden sollte. Wenn er höher ist als 126 mg/dl, liegt ein Diabetes vor.

Außerdem stehen verschiedene Labortests zur Verfügung. Allen voran die Messung des HbA1c. Dies ist ein Wert, der das Hämoglobin, also den roten Farbstoff der Blutzellen betrifft. Normalerweise ist nur ein sehr geringer Teil des Hämoglobins mit Glukose verbunden. Bei einem Zuckerüberschuss im Blut, wie es bei Diabetes der Fall ist, ist dieser Anteil deutlich über die normalen 4-6% des Hämoglobins erhöht. Da dieser Wert den Blutzuckerspiegel der letzten Wochen widerspiegelt, ist er nicht nur eine gute Möglichkeit zur Diagnose, sondern auch zur Überprüfung, ob eine Therapie des Diabetes erfolgreich ist. Liegt er im Normalbereich, ist das Entstehen von Folgeschäden eher unwahrscheinlich.

Darüber hinaus besteht noch die Messung von Zucker oder Ketonkörpern im Harn, die beim Gesunden unter einem bestimmten Wert liegen sollten. Um die Insulineigenproduktion des Körpers zu bestimmen, kann im Blut das sogenannte C-Peptid gemessen werden. Dieses wird von der Bauchspeicheldrüse immer in gleicher Menge abgegeben wie das Insulin, wodurch man auf dessen Freisetzung schließen kann.

Eine weitere Möglichkeit, Diabetes früh zu erkennen, ist die Durchführung des Zuckerbelastungstest. Erfahren Sie mehr dazu unter: Glukosetoleranztest - Das sollten Sie wissen!

Behandlung

Die Therapie des Diabetes richtet sich nach der Art des Diabetes, unter der ein Patient leidet.

Beim Diabetes-Typ 1 muss der Mangel an Insulin lebenslänglich mit Hilfe von einem künstlich zugeführten Insulin ausgeglichen werden. Hier gibt es verschiedene Präparate, die sich vor allem bezüglich ihrer Wirksamkeitsdauer unterscheiden. Die Therapie eines Diabetes Typ 2 erfolgt nach einem Stufenplan und beginnt immer ohne Medikamente. Anfangs sollte man versuchen, die Erkrankung allein durch Abnehmen und Aktivität in den Griff zu bekommen. Wenn dies nicht hilft (zur Beurteilung wird her der HbA1c-Wert herangezogen), folgt Stufe 2. Dies bedeutet die Einnahme eines oralen Antidiabetikums.
Diese sind im Gegensatz zu den gespritzten Medikamenten bei Diabetes, die beim Typ 1 Verwendung finden, keine Insulinpräparate, da es ja keinen absoluten Mangel an Insulin gibt. Orale Antidiabetika sorgen dafür, dass das bereits vorhandene Insulin wieder besser wirken kann, indem die körpereigene Produktion angeregt wird oder die Zellen für die Aufnahme von Insulin sensibilisiert werden. Welches Antidiabetikum am ehesten indiziert ist, muss individuell abgewogen werden und richtet sich unter anderem nach dem Gewicht. Am häufigsten wird das Medikament Metformin eingesetzt. Sollte auch diese Therapie keinen Erfolg zeigen, folgt in Stufe 3 das Hinzunehmen eines weiteren Antidiabetikums. Sollte auch dies fehlschlagen, wird in Stufe 4 schließlich doch die Gabe von Insulin empfohlen.

Der Schwangerschaftsdiabetes wird meist mit Insulin behandelt und die Therapie wird besonders streng kontrolliert, um zu vermeiden, dass der Embryo bleibende Schäden davonträgt.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen des Diabetes

Ursachen für Diabetes sind vielfältig. Je nach Ursprung des Diabetes unterteilt man die Krankheit in verschiedene Typen. Am häufigsten sind die Typen 1 und 2 und der Schwangerschaftsdiabetes.

Der Diabetes Typ 1 ist eine Autoimmunkrankheit und beruht auf einem absoluten Insulinmangel. Das bedeutet, dass das Hormon Insulin, das für die Regulation des Blutzuckerspiegels zuständig ist, gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße vom Körper produziert wird.

Der Diabetes Typ 2 beruht auf einem relativen Insulinmangel. Das bedeutet, dass der Körper zwar noch Insulin produziert, dieses aber den Bedarf nicht mehr decken kann. Das kann entweder daher kommen, dass der Bedarf aus irgendeinem Grunde erhöht ist oder die Zielstrukturen, in diesem Falle die Membranen der Zellen, an die das Insulin „andocken“ soll, keine ausreichende Empfindlichkeit dem Hormon gegenüber mehr zeigen. Dies bezeichnet man als Insulinresistenz. Am häufigsten findet sich dieser Typ bei stark übergewichtigen Menschen und jenen mit einer genetischen Veranlagung.

Lesen Sie mehr zum Thema: Aufgabe von Insulin 

Auch eine Schwangerschaft kann Ursache eines Diabetes mellitus sein und betrifft bis zu 3% aller schwangeren Frauen. Im Gegensatz zu den anderen Typen bildet sich dieser jedoch normalerweise nach dem Ablauf der Schwangerschaft wieder vollständig zurück.

Lesen Sie mehr zum Thema: Schwangerschaftsdiabetes

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Gründe für einen Diabetes: Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, andere hormonelle Störungen, Medikamente, Infektionen, genetische Defekte von B-Zellen oder der Insulinsekretion oder andere Syndrome, die dieses Krankheitsbild mit sich bringen.

Prophylaxe bei Diabetes

Leider gibt es keine Vorbeugemaßnahmen, mit denen man die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 1 verhindern könnte. Im Gegensatz dazu lässt sich der Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2 recht einfach vorbeugen (vorausgesetzt, dass keine genetische Komponente zugrunde liegt), und zwar durch eine gesunde Lebensweise. Man sollte darauf achten, ein normales Gewicht zu erhalten und sich regelmäßig zu bewegen.

Verlauf & Prognose

Häufigkeit des Diabetes

Laut Schätzungen aus dem Jahre 2007 litten zu diesem Zeitpunkt weltweit etwa 246 Millionen Menschen weltweit an der Krankheit Diabetes mellitus, wovon circa 7 Millionen in Deutschland lebten. Das bedeutet, dass ungefähr 8,9% der deutschen Bevölkerung betroffen sind. Dazu kommt allerdings wahrscheinlich noch eine sehr hohe Dunkelziffer, da man vermutet, dass unter den Erwachsenen fast die Hälfte der Diabetiker unerkannt bleibt.
Unter den über 65-Jährigen sind es schätzungsweise 20%, die mit Diabetes mellitus diagnostiziert sind.

Hochrechnungen zufolge ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Zahl der Diabetes-Kranken innerhalb der nächsten 10 Jahre noch einmal verdoppeln wird. Das liegt vor allem daran, dass nur etwa jeder 20. Betroffene den Typ 1 Diabetes hat und die restlichen Fälle bis auf sehr wenige Ausnahmen vom Typ 2 Diabetes gestellt werden. Da dieser Typ vor allem durch Risikofaktoren der modernen Lebensweise, wie zum Beispiel Übergewicht und Bewegungsmangel, begünstigt wird, wird die Anzahl der Erkrankungen rasant steigen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.10.2011 - Letzte Änderung: 12.01.2023