Diagnose eines Morbus Crohn

Bei der Krankheit Morbus Crohn handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die sich sehr facettenreich manifestiert. Da sie bei jedem Betroffenen anders in Erscheinung treten kann, ist die Diagnosestellung oft schwierig.

Die Lebenserwartung ist bei Patienten mit Morbus Crohn, welche eine optimale Therapie erhalten, kaum bis gar nicht eingeschränkt.

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Diagnose des Morbus Crohn und Differentialdiagnosen

Nicht jeder Patient weist die gleichen Beschwerden auf und nicht jedes Symptom weist für sich allein auf einen Morbus Crohn hin. Vielen Symptomen kann demnach auch eine ganz andere Ursache zugrunde liegen.

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Eine umfassende Diagnostik ist daher unersetzlich. Zu den verschiedenen diagnostischen Instrumenten gehören eine ausführliche Anamnese (Patientenvorgeschichte), die körperliche Untersuchung, die Bestimmung ausgewählter Laborparameter, bildgebende Verfahren wie MRT und Röntgen, sowie zu guter Letzt auch die Endoskopie und Biopsie (Gewebeentnahme zur labortechnischen Untersuchung). Ein Gastroenterloge kann dann unter Zusammenschau der Befunde die Diagnose Morbus Crohn stellen. Wichtige Differentialdiagnosen, die vom Morbus Crohn unterschieden werden müssen, sind die Colitis ulcerosa (Entzündung der Dickdarmschleimhaut mit Geschwürbildung), eine Divertikulitis (Entzündung von Darmwandausstülpungen) und das Reizdarmsyndrom. Im akuten Fall muss auch eine Blinddarmentzündung ausgeschlossen werden.

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Diagnose eines Morbus Crohn mit Hilfe von Laborwerten

Diagnostische Hinweise auf einen Morbus Crohn liefern einige Laborwerte. Das Blut gibt erste Hinweise auf einen bestehenden entzündlichen Prozess im Körper. Während eines akuten Schubs des Morbus Crohn sind Entzündungsmarker wie das CRP (C-reaktives Protein) und die BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) im Blut erhöht.

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Als immunologische Antwort des Körpers auf die chronische Entzündung kann es zu einem Anstieg der weißen Blutkörperchen kommen. Dies wird als Leukozytose bezeichnet. Dadurch, dass die Darmschleimhaut bei Morbus Crohn entzündlich verändert ist, können einige Nährstoffe nur noch schlecht vom Darm resorbiert werden. Hinweise hierfür liefern die Konzentrationen von Vitamin-B12 (Cobalamin) und Vitamin D.

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Ein Mangel dieser Vitamine erhärtet den Verdacht eines Morbus Crohn. Vitamin-B12 ist wichtig zur Herstellung verschiedener Blutbestandteile. Bei einem Mangel von Vitamin-B12 kommt es zu einer besonderen Form von Blutarmut, der sogenannten perniziösen Anämie, da nur noch unzureichend rote Blutkörperchen (Erythrozyten) hergestellt werden können.

Bei ausgeprägtem Mangel sind die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen mitbetroffen. Es kommt zu einer Leukopenie bzw. Thrombozytopenie. Eine Blutarmut (Anämie) bei Morbus Crohn kann auch durch einen Eisenmangel auftreten, wenn Eisen ebenfalls nicht mehr gut vom Darm aufgenommen werden kann. Dies bezeichnet man als Malabsorption von Eisen.

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Ebenso kann es durch die Entzündung selbst zu Blutverlusten kommen, was sich im Labor wiederum als Blutarmut präsentiert. Die beschriebenen Laborveränderungen sind eher unspezifischer Natur und können auch bei anderen entzündlichen Darmerkrankungen auftreten. Spezifisch für den Morbus Crohn hingegen sind die im Blut zu findenden Antikörper gegen Saccharomyces cerevisiae, kurz ASCA. Bei etwa 60% der Betroffenen sind erhöhte Spiegel dieser Antikörper im Blut zu finden. Noch spezifischer ist die Konstellation aus positivem ASCA-Wert und negativem Wert für anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper, kurz p-ANCA.

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Diagnose eines Morbus Crohn mit Hilfe von Stuhlproben

Anhand von Stuhlproben lässt sich schnell und einfach ein Blutverlust über den Darm feststellen. Besonders geeignet ist hierfür der Hämoccult-Test (Guajak-Test). Über diesen können selbst kleinste Mengen an Blut im Stuhl bestimmt werden. Dieses, für das Auge nicht sichtbare, okkulte (verborgene) Blut, wird so über einen einfachen Test detektiert. Blut im Stuhl ist jedoch kein spezifischer Hinweis für einen Morbus Crohn. Es erhärtet lediglich einen bestehenden Verdacht. In Stuhlproben gelingt zudem der Nachweis von Bakterien wie Campylobacter, Yersinien, Salmonellen oder Shigellen.

Adeno-, Noro-, oder Rotaviren können ebenfalls nachgewiesen werden. Diese können zum Beispiel Darmentzündungen und Beschwerden hervorrufen, die wie ein Morbus Crohn imponieren.

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Ein Nachweis von entsprechenden darmschädlichen Keimen führt also eher zum Ausschluss der Diagnose Morbus Crohn. Häufig ist eine Bestimmung von Calprotectin oder Laktoferrin im Stuhl sinnvoll. Diese zwei Marker sind Entzündungsparameter und entsprechend häufig bei Morbus Crohn erhöht. Bei Calprotectin handelt es sich um einen Stoff aus neutrophilen Granulozyten, der bei Entzündungen im Darm freigesetzt wird. Der Vorteil ist eine besonders hohe Sensitivität im Falle von Morbus Crohn. Bei Laktoferrin handelt es sich um einen Stoff, der zum Beispiel in Verdauungssekreten vorkommt. Eine Erhöhung im Stuhl spricht gleichsam für eine Darmentzündung.

Diagnose eines Morbus Crohn durch ein Röntgenbild

Bei diesem diagnostischen Verfahren wird eine Sonde über die Nase und den Rachen bis in den Dünndarm vorgeschoben. Über die Sonde wird wasserlösliches Kontrastmittel verabreicht. Zu verschiedenen Zeitpunkten werden dann Röntgenbilder angefertigt, um den Verlauf des Kontrastmittels durch den Darm möglichst lückenlos darzustellen. Die für den Morbus Crohn typischen Darmveränderungen können so leicht und schonend für den Patienten eingesehen werden. Dazu zählen vor allem Passagestörungen und Engstellen (Stenosen) in vereinzelten Darmabschnitten. Außerdem typisch sind sogenannte Fisteln. Dabei handelt es sich um Verbindungsgänge zwischen einzelnen Darmabschnitten. Eine weitere Rolle spielt das Röntgen bei Kindern mit Morbus Crohn. Durch die Störung der Nährstoffaufnahme kommt es häufig zu verzögertem Wachstum der Kinder. Die Bestimmung des Knochenalters kann anhand einer Röntgenaufnahme der Hand erfolgen und die Diagnose Morbus Crohn untermauern.

Diagnose eines Morbus Crohn durch einen Ultraschall

In der Ultraschall-Untersuchung des Bauches, der sogenannten Sonographie des Abdomens, zeigen sich für den Morbus Crohn typische Veränderungen. Durch dieses für den Betroffenen sehr schonendes und nicht belastendes Verfahren kann häufig schon die erste Verdachtsdiagnose Morbus Crohn gestellt werden. Bei Morbus Crohn kommt es zu einer ödematösen Verdickung und Anschwellung der Darmwand. Im Ultraschallbild findet man dann das sogenannte Kokarden- oder Zielscheibenphänomen, denn die verdickten Darmabschnitte wirken im Querschnitt wie die Ringe einer Zielscheibe. Häufig präsentieren sich vergrößerte Lymphknoten als Reaktion auf den entzündlichen Prozess. Zum Teil lassen sich auch die Fistelgänge oder mögliche Eiteransammlungen (Abszesse) sonographisch darstellen. Wurde ein Morbus-Crohn bereits diagnostiziert, ist der Ultraschall die einfachste nicht-invasive Untersuchungsmethode, um den Therapieerfolg zu überprüfen.

Diagnose eines Morbus Crohn durch ein MRT nach Sellink

Dieses Verfahren dient dazu, das Muster und das Ausmaß der Darmentzündung zu sichten. Vor allem die Beurteilung des Dünndarms gelingt mit dieser Methode unproblematisch. Über eine Sonde wird zunächst Kontrastmittel in den Dünndarm gebracht. Dieses breitet sich so über die Darmschleimhaut aus, dass eine optimale Beurteilung derselben möglich wird. Damit die gegenüberliegenden Darmwände nicht aneinanderkleben, wird zusätzlich eine weitere Flüssigkeit über die Sonde verabreicht. Der gesamte Magen-Darm-Trakt wird mit besonderem Augenmerk auf den Dünndarm darstellbar. Typischerweise zeichnet sich beim Morbus Crohn eine ödematöse Verdickung der Darmwand ab.

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Diagnose eines Morbus Crohn mit Hilfe einer Darmspiegelung und Biopsie

Bei einer Darmspiegelung wird über den After ein Kameraschlauch (Endoskop) in den Dickdarm bis hin zur Bauhinschen Klappe geführt. Diese stellt den Übergang zum letzten Abschnitt des Dünndarms dar. Genau dieser letzte Dünndarmabschnitt, das sogenannte terminale Ileum, ist bei Morbus Crohn am häufigsten von entzündlichen Veränderungen betroffen.

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Das Befallsmuster bei Morbus Crohn ist segmental-diskontinuierlich, d.h. neben erkrankten Abschnitten findet sich auch immer wieder gesunde Darmschleimhaut. In einer frühen Phase der Erkrankung lassen sich häufig oberflächliche Verletzungen der Schleimhaut, wie z.B. rötliche Flecken, erkennen.

Im Spätstadium treten vermehrt Verengungen auf. Während eines akuten Schubs kommt es zu tieferen Verletzungen, wie z.B. Geschwüren (Ulzera) und Fisteln. Bezeichnend für den Morbus Crohn ist das Pflastersteinphänomen. Dies beschreibt das wechselhafte Auftreten von Verdickungen der Schleimhaut und tiefen Geschwüren. Die Geschwüre können länglich, wie Schneckenspuren („snail trails“), aussehen. Ein weiteres pathognomonisches, also für den Morbus Chron typisches Bild, ist der Gartenschlauch. Durch Gewebeveränderung (Fibrosierung) der Engstellen entsteht dieses Phänomen.

Wenn Darmabschnitte miteinander verkleben, kommt es zu einem Konglomerattumor, der zum Teil von außen tastbar ist. Während der Darmspiegelung werden Gewebeproben (Biopsien) entnommen. Diese enthalten bei Morbus Crohn eine Vielzahl von Immunzellen, wie z.B. Lymphozyten, Granulozyten und Histiozyten. Auch sogenannte Granulome sind ein typischer Befund. Da der Morbus Crohn vom After bis zum Mund alle Schleimhäute betreffen kann, ist häufig auch eine Magenspiegelung zu empfehlen

Autor: Dr. Nikolas Gumpert Veröffentlicht: 07.02.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023