Reizdarm- Syndrom

RDS, Reizkolon, Colon irritable, irritables Kolon, „nervöser Darm“

Englisch: irritable bowel syndrome (IBS

Das Reizdarm-Syndrom ruft Beschwerden des Magen-Darm-Traktes hervor, zum Beispiel Schmerzen, Völlegefühl, Blähungen oder auch Durchfall und Verstopfung im Wechsel.

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Reizdarmsyndrom ist ein medizinischer Begriff aus der Gastroenterologie, der eine funktionelle Störung des Magen-Darm-Trakts beschreibt. „Funktionell“ bedeutet in diesem Falle, dass ein Betroffener unter chronischen Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Veränderungen der Stuhlgewohnheiten leidet (die im Regelfall nachts nicht oder nur in abgeschwächter Form auftreten), ohne dass sich diese durch erkennbare Veränderungen bzw. Erkrankungen oder Entzündungen in den Verdauungsorganen erklären ließen. Aus diesem Grund dauert es in der Regel recht lange, bis ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert werden kann, da vorher sämtliche andere mit den auftretenden Symptomen in Einklang zu bringenden Krankheiten ausgeschlossen werden müssen.

Die Symptome des Reizdarms können zwar das Allgemeinbefinden eines Patienten erheblich herabsetzen, sind aber nicht mit einem erhöhten Risiko für andere Erkrankungen belastet und zeigen keine eingeschränkte Lebenserwartung.

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Vorkommen in der Bevölkerung

Etwa 20% der Gesamtbevölkerung sowie die Hälfte aller Patienten mit Magen-Darm-Beschwerden leiden an einem Reizdarm-Syndrom. Oftmals beginnen die Beschwerden im 3. Lebensjahrzehnt und der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Neben der Dyspepsie handelt es sich um die häufigste auf den Magen-Darm-Trakt bezogene Störung.
Über die genaue Häufigkeit des Reizdarmsyndroms lassen sich nur schwer Aussagen treffen, da die meisten Betroffenen keine medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Symptome und Diagnose

Krankheitsbild des Reizdarmsyndroms

Das Krankheitsbild kann aus 4 verschiedenen Facetten bestehen, die untereinander kombiniert auftreten können.

  • krampfartige Schmerzen des Unterbauches, die durch Stuhlentleerung verbessert und durch Stress verschlimmert werden können. Sie treten nicht zwangsläufig permanent auf, sondern können zwischendurch abklingen um erneut wieder aufzutreten
  • "Blähungen" und "Völlegefühl", welche sich als Spannungs- und Druckgefühl im Unterbauch äußern
  • begleitende Verstopfung oder Durchfall, möglicherweise auch im Wechsel, bei welchen es zu Schleimabgang kommen kann. Während der Schmerzepisoden treten oft breiige Stühle auf.

Symptome des Reizdarmsyndroms

Es existiert kein einzelnes typisches Symptom für das Reizdarmsyndrom. Stattdessen herrscht in den meisten Fällen ein ähnlicher Symptomkomplex vor, der ungefährlich ist.

Betroffene mit einem Reizdarmsyndrom leiden häufig an Symptomen wie Blähungen, Krämpfen und einer unregelmäßigen Verdauung. Der Bauch fühlt sich gespannt und voll an. Infolge sich ansammelnder Luft können Schmerzen in unterschiedlichen Bauchregionen entstehen. Krämpfe, auch Spasmen genannt, und Schmerzen im Bauch werden auch in Verbindung mit dem Toilettengang beobachtet.
Zudem verändert sich der Stuhl hinsichtlich Häufigkeit, Beschaffenheit und dem Drang zur Entleerung. Beigemengter Schleim ist nicht selten. Das Abhören der Darmregion mit dem Stethoskop ergibt rege Darmgeräusche.

Grundsätzlich lassen sich verschiedene Typen des Reizdarmsyndroms unterscheiden. Dies hängt davon ab, welches Symptom dominiert. Man kann unter anderem zwischen dem Reizdarmsyndrom des Verstopfungs- oder Durchfalltyps differenzieren.

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Diagnose des Reizdarmsyndroms

Da Patienten mit einem Reizdarmsyndrom zwar krank, aber körperlich eigentlich gesund sind, gestaltet sich die Diagnosestellung für den Arzt häufig als schwierig. Die Vorgehensweise wird als sogenannte „Ausschluss-Diagnostik“ bezeichnet, da man zur endgültigen Diagnose „Reizdarmsyndrom“ darüber kommt, dass alle anderen Krankheiten und Entzündungen, die im Verdauungstrakt vorliegen und zu entsprechender Symptomatik führen könnten, ausgeschlossen werden müssen.

Den Beginn dieser Odyssee stellt immer eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) dar, bei der der Arzt häufig schon wertvolle Hinweise über Art und Dauer der Beschwerden sammeln kann. Einige Symptome sowie die späte Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe können charakteristisch für das Vorliegen eines Reizdarmsyndroms sein. Es ist sehr hilfreich, wenn der Betroffene ein Tagebuch zum Arztbesuch mitbringt, in welchem er Notizen über Häufigkeit, Intensität, Art und Dauer der Schmerzen vermerkt hat.

An das erste Gespräch, nach dem der Arzt in der Regel schon die Vermutung hat, dass ein Reizdarmsyndrom vorliegt, schließt sich eine gründliche körperliche Untersuchung an. Je nachdem, welche Befunde der Arzt bei der Anamnese erhoben hat, können verschiedene Untersuchungen unterschiedlich sinnvoll sein. So wird der Arzt nicht bei jeder Person mit Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom die gleichen Untersuchungen durchführen.
Als erstes wird häufig zunächst der Bauch abgetastet und abgehört oder auch der Enddarm abgetastet (rektale Untersuchung). Meistens erfolgt im Anschluss eine Laboruntersuchung von Blut, die in der Regel mindestens ein Blutbild und Entzündungsparameter (wie CRP) beinhaltet, aber auch Leber- und Nierenwerte können angefordert werden, um Erkrankungen in diesen Organen auszuschließen. Außerdem wird der Stuhl auf das Vorliegen von Blut, Bakterien oder Parasiten untersucht.

Darüber hinaus bestehen, je nach Verdacht auf spezifische andere Erkrankungen, weiterführende Maßnahmen zur Diagnosestellung. Es kann ein Ultraschall des Bauches erfolgen, zum Beispiel um Gallensteine auszuschließen. Um Erkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (allen voran der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa) oder Darmtumoren auszuschließen, kann eine Darm- bzw. Magenspiegelung durchgeführt werden, die eventuell durch die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) ergänzt wird. Gegebenenfalls können auch eine Röntgen -Untersuchung oder eine Computertomographie (CT) sinnvoll sein. Da auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz für entsprechende Symptome verantwortlich sein können, spielen auch Nahrungsmittelunverträglichkeits-Tests gelegentlich eine Rolle im Rahmen der Diagnostik. Zu guter Letzt sollte die Diagnosestellung unter gegebenen Umständen auch eine psychosomatische Untersuchung beinhalten, um eventuell das Vorliegen von Angsterkrankungen und Depressionen festzustellen, die sowohl ursächlich für die Erkrankung als auch durch sie herbeigeführt sein können und eine wichtige Rolle für die Lebensqualität des Patienten spielen.

Wichtig für die definitive Diagnose eines Reizdarmsyndroms sind schließlich die sogenannten Rom-Kriterien, die voraussetzen, dass keine biochemischen oder strukturellen Veränderungen des Verdauungstraktes die Symptome erklären können. Diese Kriterien sind erfüllt, wenn der Patient innerhalb der letzten 12 Monate Bauchschmerzen oder Unwohlsein empfand, die mit mindestens zwei der drei folgenden Eigenschaften einhergingen:

(1) Die Beschwerden bessern sich nach dem Stuhlgang
(2) die Häufigkeit des Stuhlgangs hat sich geändert, seitdem die Beschwerden bestehen
(3) das Aussehen bzw. die Konsistenz des Stuhlgangs hat sich seit Eintritt der Beschwerden verändert.

Die Symptome müssen an mindestens drei Tagen pro Monat in den letzten drei Monaten aufgetreten sein. Nebenkriterien, die die Diagnose zwar unterstützen, aber nicht beweisen, sind Blähungen, abnormale Stuhlhäufigkeit (mehr als dreimal pro Tag oder weniger als dreimal pro Woche), abnormale Stuhlkonsistenz, schleimiger Stuhlgang oder erschwertes Absetzen von Stuhlgang (unvollständige Entleerung oder starkes Pressen).

Behandlung des Reizdarmsyndroms

Die Behandlung des Reizdarmsyndroms dient in erster Linie der Symptomlinderung, da die Ursache in vielen Fällen unbekannt ist. Infolge auftretender Beschwerden kann die Lebensqualität beeinträchtig sein.

Da die Symptomatik in Zusammenhang mit verschiedenen Faktoren verstärkt wird, sollte ein Schwerpunkt auf der Selbstbeobachtung liegen. Wenig Schlaf, Stresssituationen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten können die Erkrankung intensivieren und, ins Bewusstsein gerückt, vermieden werden. In diesem Zusammenhang kann das Erlernen verschiedener Entspannungstechniken helfen. Hierzu zählt beispielsweise die progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
Kann ein psychischer Auslöser für das Reizdarmsyndrom ausgemacht werden, besteht die Möglichkeit einer psychotherapeutischen Behandlung.

Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen und Ballaststoffen sowie einer ausreichende Flüssigkeitszufuhr verschafft eine sinnvolle Grundlage zur Linderung der Symptome.

Bei Verstopfung wird zunächst eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Bewegung und eine tägliche Flüssigkeitszufuhr von 1,5-2 Liter empfohlen. Weiterhin fördern Probiotika aus lebenden Mikroorganismen den Aufbau einer intakten Darmflora.
Sie sind in verschiedenen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel in probiotischen Joghurts wie Actimel® oder Yakult®, enthalten. Es handelt sich nicht um herkömmliche Bakterienkulturen, sondern um solche, die trotz des sauren Magenmilieus überleben. Erst der regelmäßige Verzehr probiotischer Produkte hat positiven Einfluss auf die Darmflora.

Neben einer symptomatischen Behandlung mit Medikamenten, finden auch homöopathische Mittel Anwendung in der Behandlung des Reizdarm-Syndroms. Die Ginseng-Wurzel und Schüssler Salze helfen bei der Linderung von Magen-Darm-Beschwerden.

Für die Behandlung des Reizdarmsyndroms gibt es seit einiger Zeit auch einen völlig neuen Ansatz der Therapie. Die Stuhltransplantation wird bereits zur Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt und soll nun auch helfen, das Reizdarmsyndrom zu therapieren.
Als Stuhltransplantation wird die Übertragung von Stuhl oder den in Stuhl enthaltenen Bakterien eines gesunden Spenders in den Darm eines Patienten bezeichnet. Die Stuhltransplantation verfolgt dabei das Ziel, die irreparabel geschädigte Darmflora des Patienten wiederherzustellen und somit ein physiologisches, also gesundes Mikrobiom zu erzeugen oder zumindest zu fördern.
Da die Ursache des Reizdarmsyndroms bis heute weitgehend ungeklärt ist und der Begriff Reizdarm tatsächlich eher ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen zu sein scheint, bedarf es noch sehr viel Forschung zu dem Thema. Nennenswerte Studien, Fallsammlungen oder Erfahrungen zur Behandlung des Reizdarmsyndroms mittels einer Stuhltransplantation existieren quasi nicht.

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Medikamente gegen das Reizdarmsyndrom

Je nach vorherrschendem Symptom kommen unterschiedliche Medikamente zum Einsatz.

Zu den Abführmitteln zählen Leinsamen und Pektin sowie Macrogol. Sie gehören der Gruppe der Quellstoffe an, die den Stuhl weicher machen. Lactulose ist ein unverwertbarer Zucker, der Wasser an sich bindet und auf diese Weise einen weicheren Stuhl zur Folge hat.

Ist Durchfall das vorherrschende Symptom, kommt Loperamid zur kurzzeitigen Einnahme in Frage. Es wirkt hemmend auf die Darmmuskelaktivität. Da sich Giftstoffe im Darm ansammeln können, sollte es maximal zwei Tage lang eingenommen werden. Weiterhin können lösliche Ballaststoffe in Form von pflanzlichen Präparaten wie Psyllium sowie Probiotika das Symptom Durchfall lindern.

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Bei der Behandlung der schmerzhaften Krämpfe helfen pflanzliche Wirkstoffe, die unter anderem in Kümmel-, Fenchel-, Anis- und Kamillentee enthalten sind. Auch eine Wärmflasche kann die verkrampfte Darmmuskulatur beruhigen. Erst wenn derlei Maßnahmen keinerlei Wirkung zeigen, kommen verschiedene schmerzlindernde Medikamente zum Einsatz.
Ihre Einnahme sollte allerdings auf kurze Zeit begrenzt sein.

Gegen Blähungen und Krämpfe hilft das muskelentspannende Spasmolytikum Mebeverin und das Parasympatholytikum Butylscopolamin. Sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer werden dann in der Behandlung angewendet, wenn neben der schmerzhaften Symptomatik eine psychische Erkrankung in Form einer Depression vorliegt.

Auch in der Therapie von Blähungen helfen pflanzliche Wirkstoffe in Kümmel-, Fenchel-, Anis- und Kamillentee. Als nicht rezeptpflichtiges Medikament sind die entblähenden Mittel Simethikon und Dimethikon in der Apotheke erhältlich.

Leitlinien bei einem Reizdarmsyndrom

Zur Unterstützung in der Entscheidungsfindung gesundheitsbezogener Angelegenheiten wurden spezielle Leitlinien bei einem Reizdarmsyndrom entwickelt.
Sie dienen als hilfreicher Leitfaden in der Behandlung. Die S3-Leitlinie zum Reizdarmsyndrom wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt überarbeitet. Laut der Leitlinie von 2009 wird die Erkrankung bei Vorliegen dreier Hauptkriterien diagnostiziert:

  1. das Beschwerdeintervall beträgt mehr als drei Monate und wird mit dem Darm assoziiert
  2. der Betroffene fühlt sich in seiner Lebensqualität eingeschränkt 
  3. es können mit hoher Sicherheit andere Krankheiten ausgeschlossen werden. Frauen sind im Durchschnitt häufiger betroffen.

Dem Arzt-Patienten Verhältnis kommt in der Therapie des Reizdarmsyndroms eine grundlegende Position zu. Es dient unter anderem der gründlichen und einfühlsamen Aufdeckung des pathophysiologischen Krankheitsmechanismus, welchem ein komplexes System verschiedener Ursachen zugrunde liegen kann.

Neben einer symptomatischen Behandlung mit Medikamenten, spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Es können jedoch keine allgemeingültigen Empfehlungen ausgesprochen werden, da jedes Krankheitsbild unterschiedliche stark ausgeprägte Symptome zeigt.

Behandlung des Reizdarmsyndroms in der Homöopathie

Weiterführende Informationen zum Thema Behandlung Reizdarm mit Homöopathie erhalten Sie auch unter unserem Thema:

Ursachen und Prophylaxe

Ursachen des Reizdarmsyndroms

Die genauen Ursachen eines Reizdarmsyndroms sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Gegenstand der Forschung.
Es liegt in den allermeisten Fällen kein organischer Auslöser vor. Stattdessen wird vermutet, dass kleinste Verletzungen der Darmschleimhaut entzündliche Vorgänge begünstigen. Dies hat eine Ausschüttung verschiedener Botenstoffe und Hormone zur Folge, die das spezifische Nervensystem des Darms beeinflussen.

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Bei einem Großteil der Patienten mit Reizdarmsyndrom wurde eine Überaktivität der sogenannten Mastzellen festgestellt. Dabei handelt es sich um Immunzellen, die die Botenstoffe Histamin und Heparin ausschütten. Sie werden nicht nur in der Abwehr krankmachender Substanzen aktiv, sondern auch im Rahmen von allergischen Reaktionen. Man vermutet, dass sie zu den Reizdarm-typischen Symptomen beitragen.

Zu den weiteren Ursachen zählt man ein unausgewogenes Mikrobiom im Darm. Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Bakterien, die die Verdauung im Darm fördern, und solchen, die weniger dazu beitragen. (Siehe auch: Bakterien im Darm)

Es existieren psychische Faktoren, die das Auftreten eines Reizdarmsyndroms begünstigen. Hierzu zählen Depressionen, Angststörungen und Stress. Die in diesem Zusammenhang ausgeschütteten Botenstoffe wirken nicht nur im Gehirn, sondern haben auch Einfluss auf das sogenannte enterische Nervensystem des Darms. ( Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Bauchschmerzen durch Psyche)

Nach einer allergischen Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittel (Nahrungsmittelallergie) bzw. deren Unverträglichkeit oder einer durch Bakterien verursachten Darminfektion kann das Reizdarmsyndrom in Erscheinung treten.

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Übersicht der Ursachen des Reizdarmsyndroms

Es werden drei Mögliche Ursachen für das Reizdarm-Syndrom diskutiert:

  • eine Störung der Motilität
  • ein verändertes intestinales Reizempfinden
  • psychosoziale Faktoren

Störungen der Motilität

  • Die Eigenbewegung des Dickdarm ist gestört. Dies geschieht durch Einflüsse wie Mahlzeiten, Emotionen oder Dehnungen und kann sowohl zu einer zu starken Kontraktion (->Verstopfung) als auch zu einer zu leichten Kontraktion (->Durchfall) führen.

Verändertes intestinales Reizempfinden

  • Patienten mit Reizdarm-Syndrom empfinden bei Füllung des Darms schneller Schmerzen als gesunde Menschen.

Psychosoziale Faktoren

  • Mehr als die Hälfte der Patienten mit Reizdarm-Syndrom leidet unter ungewöhnlichen psychosozialen Stressfaktoren. Häufig haben sie auch Depressionen oder leiden unter Angstzuständen. Solch psychische Faktoren können das Schmerzempfinden beeinflussen.

Einige Forscher diskutieren die Möglichkeit eines Ungleichgewichts von Botenstoffen im Magen- Darm- Trakt und auch entzündliche Schleimhautveränderungen stehen unter Verdacht, derartige Beschwerden zu verursachen.

Prophylaxe des Reizdarmsyndroms

Man kann einem Reizdarmsyndrom leider nicht unmittelbar vorbeugen, zumindest nicht nach heutigem Kenntnisstand. Nicht nur hinsichtlich der Entwicklung eines Reizdarmes, sondern auch um anderen Volkskrankheiten (wie zum Beispiel Arteriosklerose, Übergewicht oder Diabetes mellitus Typ 2) vorzubeugen, erscheint es jedoch sinnvoll, auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten. Hierzu gehören vor allem ballaststoffreiche Lebensmittel, möglichst wenig Fett und auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, die vor allem aus Wasser oder verdünnten Säften bestehen sollte. Außerdem wirken sich auch Sport und verschiedene Entspannungstrainings positiv aus.

Komplikationen des Reizdarmsyndroms

Das Reizdarmsyndrom verursacht subjektiv starke Beschwerden, bewirkt aber auch bei chronischem Verlauf keine fassbaren körperlichen Schäden.

Zusammenfassung

Das Reizdarmsyndrom ist eine sehr häufige Erkrankung, die die Medizin bis heute allerdings weitgehend vor ein Rätsel stellt. Obwohl die Symptome wie Durchfall, Verstopfung, Bauchkrämpfe oder Blähungen unbestreitbar auftreten und bei Betroffenen zum Teil so heftig sind, dass sie deren Lebensqualität deutlich herabsetzen, lassen sich keine krankhaften Gewebe-/Organveränderungen oder Entzündungen im Verdauungstrakt nachweisen. Entsprechend schwierig und langwierig stellt sich die Diagnostik eines Reizdarmsyndroms dar, da im Vorhinein jegliche anderen in Frage kommenden Krankheiten mit organischen Gründen ausgeschlossen werden müssen.
Aus alledem resultiert auch eine sehr eingeschränkte Möglichkeit zur Therapie des Reizdarmsyndrom, die sich folglich eben nicht durch eine Beseitigung von Ursachen und damit dem Anstreben einer vollständigen Heilung auszeichnet, sondern lediglich den Leidensdruck der Patienten mindern soll. Als positiver Punkt ist allerdings zu vermerken, dass die Beschwerden bei Betroffenen häufig im Laufe der Zeit geringer werden oder sogar ganz verschwinden und dass keine Form des Reizdarmsyndroms mit einer eingeschränkten Lebenserwartung oder einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen wie Krebs einhergeht.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 08.11.2009 - Letzte Änderung: 12.01.2023