Durchfall nach Milch - Steckt eine Laktoseintoleranz dahinter?

Einleitung

Ein Durchfall nach Milchkonsum beschreibt das Auftreten dünnflüssigen Stuhlgangs mit erhöhter Stuhlfrequenz, der in zeitlichem Zusammenhang mit vorhergehendem Milchkonsum steht. Durchfall wird medizinisch definiert als mehr als 3 Stuhlgänge pro Tag mit hohem Wasseranteil. Der Begriff Durchfall wird jedoch häufig auch dann benutzt, wenn es sich nur um das einmalige Absetzen dünnflüssigen Stuhlgangs handelt.

Ursachen für Durchfall nach Milchkonsum

Kommt es nach dem Konsum von Milch oder Milchprodukten wiederholt zu Durchfallerscheinungen, so kann dies hinweisend auf eine Laktoseintoleranz sein.
Treten die Beschwerden nicht nach jedem Milchkonsum sondern nur gelegentlich auf, ist eine Laktoseintoleranz eher unwahrscheinlich. Andere mögliche Ursachen für Durchfall, der in zeitlichem Zusammenhang mit stattgehabtem Milchkonsum steht, sind der Konsum von Milch mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum, Magen-Darm-Infekte oder andere Unverträglichkeiten.

Für allgemeinere Informationen empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Ursachen von Durchfall

Laktoseintoleranz

Das klassische Leitsymptom der Laktoseintoleranz ist Durchfall, der relativ kurz nach dem Konsum von Milchprodukten auftritt. 15-20% der Menschen in Deutschland sind laktoseintolerant. Das ist vergleichsweise wenig, verglichen mit 70% der Weltbevölkerung.
Laktoseintolerant bedeutet, dass ein Enzymmangel besteht. Laktase ist ein Enzym, das im Dünndarm vorkommt und die in Milchprodukten enthaltene Laktose aufspaltet und somit verdaulich macht. Geschieht dies nicht, gelangt die Laktose unverdaut in den unteren Verdauungstrakt und wird dort von Bakterien zersetzt. Hierbei entstehen Gase die zu Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen führen.
Man unterscheidet eine primäre von einer sekundären Laktoseintoleranz. Bei der sekundären Form kommt es nur zu einer vorübergehenden Verringerung der Laktase-Aktivität, beispielsweise im Rahmen von Magen-Darm-Infekten oder bei Erkrankungen wie der Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) und entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen wie dem Morbus Crohn oder der Colitis ulcerosa.

Erfahren Sie mehr zu diesem Thema unter: Laktoseintoleranz

Begleitende Symptome bei Durchfall nach Milchkonsum

Typische Begleitsymptome bei wiederkehrendem Durchfall nach Milchkonsum sind Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Übelkeit, Blähungen, Völlegefühl.
Die Beschwerden bei einer Laktoseintoleranz treten frühestens etwas 30 Minuten nach Milchkonsum auf und können 6-9 Stunden anhalten. Oftmals vertragen die Betroffenen eine gewisse Menge an Milch(produkten), da noch eine gewisse Enzymaktivität vorhanden ist. Wird diese Schwelle überschritten, also mehr Milchprodukt aufgenommen, als durch die noch vorhandene Laktase abgebaut werden kann, kommt es zu den genannten Symptomen.
Die Symptomausprägung kann – je nach aufgenommener Milchproduktmenge – variieren. So kann es durchaus sein, dass eine kleine Menge Milch im Kaffee bei manchen Menschen mit Laktoseintoleranz noch keinerlei Beschwerden verursacht, bei anderen hingegen diese Menge schon ausreicht, um Durchfall und Bauchschmerzen auszulösen. Größere Mengen Laktose verursachen jedoch bei jedem Menschen mit einer Laktoseintoleranz Beschwerden.

Da der Durchfall nach Milchkonsumen oft durch eine Laktoseunverträglichkeit bedingt ist, sollten Sie auch unsere Seite lesen zu: Symptome einer Laktoseintoleranz

Blähungen

Blähungen sind ein typisches Begleitsymptom bei Durchfall nach Milchkonsum. Liegt eine Laktoseintoleranz vor, so entstehen die Blähungen dadurch, dass die im Dünndarm nicht ausreichend aufgenommene (resorbierte) Laktose in den Dickdarm gelangt und von den dort angesiedelten Darmbakterien zersetzt wird. Hierbei entstehen Gase, welche Bauchschmerzen, ein Völlegefühl und Blähungen verursachen können.

 

Diagnose einer Laktoseintoleranz

Kommt es nur einmalig zu Durchfallerscheinungen nach Milchkonsum, sind weitere diagnostische Maßnahmen in der Regel nicht notwendig. Die typische Symptomatik, also das immer wiederkehrende Auftreten von Magen-Darm-Problemen nach Konsum von Milchprodukten, ist das Hauptkriterium um die Diagnose einer Laktoseintoleranz zu sichern.
Um die Diagnose zu sichern, kann ein sogenannter H2-Atemtest durchgeführt werden. Hierbei nimmt der Patient eine bestimmte Menge Milchzucker zu sich. Nach bestimmten Zeitintervallen wird dann die Wasserstoffkonzentration in der Atemluft des Patienten gemessen. Liegt der Wert über dem Normwert, weist dies – in Zusammenschau mit den klinischen Symptomen – auf eine Laktoseintoleranz hin.

Erfahren Sie mehr zu diesem Thema unter: Laktoseintoleranz

Behandlung bei einer Laktoseintoleranz

Kommt es dauerhaft zu Durchfallepisoden nach Milchkonsum, so ist das Vorliegen einer Laktoseintoleranz relativ wahrscheinlich.
Liegt eine solche Laktoseintoleranz vor, muss die Ernährung entsprechend umgestellt werden. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie viel Laktose er – trotz Vorliegen einer Laktoseintoleranz – noch verträgt. Manche Menschen leiden schon bei Zufuhr sehr kleiner Mengen an Magen-Darm-Problemen wie Durchfall, andere sind nach kleineren Laktose-Mengen symptomfrei. Es muss also individuell ausprobiert werden, wie viel laktosehaltige Nahrungsmittel der Körper verträgt.
Laktose kommt in Milch und Milchprodukten (Joghurt, Buttermilch, Sahne, Creme fraiche, Butter, Milchpulver, Eiscreme, Schokolade, Nuss-Nougat-Creme, Quark, Frischkäse, verschiedene Käsesorten) vor. Der Anteil an Laktose variiert jedoch stark, so haben beispielsweise Hartkäsesorten einen niedrigeren Laktoseanteil als Weichkäsesorten. Auch in Gebäck, Kuchen, Backwaren aber auch in Fertigprodukten ist häufig Laktose enthalten. Betroffene müssen also zunächst lernen, sich mit den Inhaltsstoffen und den Laktosemengen in verschiedenen Nahrungsmitteln auseinander zu setzen.
Es sollte eine Umstellung auf eine möglichst laktosearme Kost erfolgen. Heutzutage sind zahlreiche laktosefreie Produkte, beispielsweise laktosefreie Sahne und Milch oder auch Schokolade, erhältlich. Dies macht die Ernährungsumstellung leichter. Außerdem kann das Enzym Laktase in Tablettenform eingenommen werden. Die Tabletten sind rezeptfrei in Apotheken oder Drogeriemärkten erhältlich. Vor einer – laktosehaltigen – Mahlzeit eingenommen, können sie die unangenehmen Symptome deutlich unterdrücken. Der therapeutische Ansatz besteht jedoch nicht in der dauerhaften Einnahme von Laktase-Tabletten sondern primär in der Ernährungsumstellung hin zu einer laktosearmen Kost.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Ernährung bei Laktoseintoleranz

Krankheitsverlauf bei Laktoseintoleranz

Liegt eine Laktoseintoleranz als Ursache für den Durchfall nach Milchkonsum vor, so verläuft die Erkrankung chronisch. Die Symptome wie Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen werden also nach jeder laktosehaltigen Mahlzeit auftreten. Achtet der Betroffene auf eine laktosearme Kost, führt dies zu einem raschen und meist vollständigen Abklingen der Symptome.

Erfahren Sie mehr zu diesem Thema unter: Laktoseintoleranz

Dauer und Prognose

Bestimmte Durchfallerkrankungen, die in Zusammenhang mit Milchkonsum auftreten, sind von kurzer Dauer. Beispielsweise wenn ein abgelaufenes Haltbarkeitsdatum der Milch ursächlich war. Auch gibt es Arten der Laktoseintoleranz, die temporär sind, beispielsweise im Rahmen von Magen-Darm-Infekten, aber auch bei einer unbehandelten Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). In solchen Fällen kann es nach einigen Wochen oder Monaten zu einem vollständigen Abklingen der Symptome kommen. Liegt jedoch eine primäre Laktoseintoleranz vor, so verläuft diese in der Regel chronisch, besteht also ein Leben lang. Eine Laktoseintoleranz hat jedoch keinerlei Einfluss auf die Lebenserwartung.

Wie ansteckend ist das?

Ist der Durchfall nach Milchkonsum nicht gerade durch einen Magen-Darm-Infekt bedingt (und damit nur zufällig nach dem Milchkonsum aufgetreten), so ist er in der Regel nicht ansteckend. Eine Laktoseintoleranz – egal ob vorübergehend oder chronisch – ist nicht infektiös, kann also nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 09.05.2019 - Letzte Änderung: 19.07.2023