Ernährung und Cholesterin

Synonyme im weistesten Sinne

Ernährungstherapie bei:

1. Ernährungstherapie bei Hyperlipoproteinämien

Einleitung:

Hyperlipoproteinämien, auch Hyperlipidämien genannt, gehen einher mit einer krankhaften Erhöhung der Blutfettwerte. Diese Werte beziehen sich auf das Cholesterin und (oder) die Triglyceride.
Die Ursachen hierfür können genetisch bedingt sein. Ursache ist aber in der Mehrzahl der Fälle eine Kombination aus erblichen und ernährungsbedingten Faktoren.

Der sehr komplizierte Fettstoffwechsel kann von zahlreichen Ernährungsfaktoren in ganz unterschiedlicher Weise beeinflusst werden.
Neben einer überhöhten Kalorienzufuhr und daraus resultierendem Übergewicht sind vor allem die Menge und Zusammensetzung des Nahrungsfettes, das mit der Nahrung zugeführte Cholesterin sowie die Qualität der Kohlenhydrate und die Ballaststoffzufuhr von Bedeutung.

Bei bestehendem Übergewicht kommt es oft zu einer Erhöhung der Triglyzeride und einer Hypercholesterinämie. Das sogenannte HDL- Cholesterin (high density lipoproteins, Lipoproteine von hoher Dichte) ist erniedrigt. Es wird auch „ gutes Cholesterin“ genannt, weil diese Proteine das nicht wasserlösliche Cholesterin im Blut transportieren und in der Lage sind bereits abgelagertes Cholesterin wieder aufzunehmen. Deshalb soll der HDL-Wert im Blut möglichst hoch sein.

Hier erfahren Sie mehr zum Thema: Fettstoffwechselstörung und HDL - " high density lipoprotein"

Die LDL- Cholesterinwerte (low density lipoproteins, Lipoproteine mit niedriger Dichte) sind meistens erhöht und das Risiko für Gefäßverkalkung steigt.
Bei Übergewicht mit stammbetonter Fettsucht (Apfeltyp) ist die Hyperlipoproteinämie oft verbunden mit nachlassender Wirkung des Insulins und darauf folgend eine vermehrte Ausschüttung. Dazu kommen oft Bluthochdruck und Thromboseneigung.
Diese Verkettung von Krankheitszeichen wird auch als metabolisches Syndrom bezeichnet.

Ursachen der Hyperlipoproteinämien

Nahrungsfett und Fettbegleitstoffe

  • Gesättigte Fettsäuren (enthalten hauptsächlich in tierischen Fetten aus Fleisch, Wurst, fetten Milchprodukten) haben unumstritten die höchste cholesterinerhöhende Wirkung.
  • Einfach ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Fetten wie Rapsöl, Olivenöl senken das Gesamt- und das LDL-Cholesterin
  • Mehrfach ungesättigte Fettsäuren
  • Omega- 6-Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen wie Sonnenblumen- oder Weizenkeimöl senken das Gesamtcholesterin weniger stark als einfach ungesättigte Fettsäuren.
  • Omega-3-Fettsäuren aus Kaltwasserfischen (Makrele, Hering, Lachs) senken die Triglyzeride bei Hypertriglyzeridämie.
  • Transfettsäuren die überwiegend aus chemisch gehärteten Fetten stammen erhöhen das Gesamt- und das LDL-Cholesterin und senken das HDL-Cholesterin. Die Wirkung auf die Blutfettwerte ist ungünstig.

Nahrungscholesterin
Bei einer erhöhten Zufuhr von Cholesterin mit der Nahrung (aus tierischen Lebensmitteln wie Eiern, Innereien) wird der Cholesteringehalt des Blutes kaum negativ beeinflusst. Allerdings gibt es wenige Menschen, die aufgrund ihrer genetischen Veranlagung bei erhöhter Cholesterinzufuhr mit der Nahrung auch einen signifikanten Anstieg der Werte im Blut entwickeln

Kohlenhydrate
Gekoppelt mit einer Senkung der Zufuhr von gesättigten Fetten wirkt sich die Erhöhung der Kohlenhydrataufnahme positiv auf die Blutfettwerte aus. Gesamt- und LDL-Cholesterin sinken stark. Die Triglyzeride steigen oft an.

Ballaststoffe
Sie haben eine positive Wirkung auf die Blutfettwerte. Bei einer Steigerung des Ballaststoffgehaltes der täglichen Nahrung wird in der Regel die Zufuhr anderer Nährstoffe vermindert. Meistens kommt es zu einer Verringerung der Fett- und Zuckeraufnahme. Der Stärkeanteil der Nahrung wird erhöht und alle diese Faktoren zusammen sind Ursache für den günstigen Effekt bezüglich der Blutfettwerte.

2. Ernährungstherapie bei Hypercholesterinämie

Liegt bei erhöhten Cholesterinwerten auch ein erhöhtes Körpergewicht (siehe BMI) vor, ist die Gewichtsreduktion der erste Schritt einer Therapie.
Ansonsten gelten für eine blutfettsenkende Ernährung folgende Grundregeln:

  1. Verminderung der Gesamtfettzufuhr auf 30 % der Nahrungsenergie.

Bei einem täglichen Kalorienverbrauch von 2000 Kalorien wären das ungefähr 65 g Fett insgesamt. Dieses Fett setzt sich zusammen aus Streichfett, Kochfett und verstecktem Fett.
Reduziert werden sollen vor allen Dingen die tierischen gesättigten Fette aus Fleisch, Wurst, Milch- und Milchprodukten. Diese Fette kommen meistens in versteckter Form vor. Auch gesättigte Fettsäuren aus Pflanzenfetten wie Kokosfett und Palmkernfett sind ungeeignet. Gesättigte Fettsäuren sollen nicht mehr als 7 – 10 % der Energiezufuhr ausmachen und es wird nötig nur fettarme Produkte (Fleisch, Wurst, Milchprodukte) auszuwählen um dieses Ziel zu erreichen.
Unter den tierischen Fetten bilden die Fette aus Kaltwasserfischen (Lachs, Makrele, Hering) eine Ausnahme. Sie enthalten Omega-3-Fettsäuren welche den Cholesterinspiegel günstig beeinflussen.
Die Aufnahme von chemisch gehärteten Fetten und damit darin enthaltenen Transfettsäuren soll vermieden werden. Diese chemisch gehärteten Fette sind in erster Linie in Fertiggerichten, Frittierfetten und billigen Margarinen enthalten. Auf der Zutatenliste erscheinen sie immer unter der Bezeichnung: pflanzliche Öle, gehärtet oder zum Teil gehärtet.
Auch fettsparende Garmethoden wie Grillen, Dünsten in Folie und Garen in beschichteten Pfannen erleichtert das Einsparen von sichtbaren Fetten.

2. Erhöhung des Anteiles an einfach- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren

Dabei soll 10 – 15 % der Energie aus einfach ungesättigten Fettsäuren stammen und nur 7 – 8 % aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren.
Früher hatte man lange Zeit die mehrfach ungesättigten Fettsäuren als am besten geeignet angesehen den Cholesterinspiegel zu senken. Diese Fettsäuren finden sich zum Beispiel in Distelöl, Sonnenblumenöl, Sojaöl und Weizenkeimöl.
Inzwischen empfiehlt man mehr einfach ungesättigte Fettsäuren aufzunehmen (aus Olivenöl, Rapsöl, Erdnussöl) als mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Auch diese Fette sollen sparsam eingesetzt werden. Öle mit einem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren sind nicht so lange haltbar und weniger zum Erhitzen geeignet als Öle mit hohem Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren.

3. Mehr komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe

50 % der täglichen Kalorienaufnahme soll aus Kohlenhydraten stammen. Besonders geeignet sind die sogenannten „komplexen Kohlenhydrate“ aus Vollkornprodukten, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst.
Wird diese Empfehlung eingehalten erhöht sich zwangsläufig auch der Ballaststoffanteil der täglichen Ernährung. Dieser sollte idealerweise bei 25 g pro Tag liegen. Um die cholesterinsenkende Wirkung, (wenn auch nur gering) von löslichen Ballaststoffen zu nutzen sollten Hafererzeugnisse, Hülsenfrüchte und pektinreiche Obstsorten (Äpfel, Birnen, Beerenobst) regelmäßige Kostbestandteile sein.

4. Die tägliche Cholesterinzufuhr soll unter 300 mg liegen

Durch alleinige Senkung des Nahrungscholesterinanteiles lässt sich der Blutwert nur sehr wenig beeinflussen. Wichtiger ist es, eine fettarme Kost nach den oben beschriebenen Grundsätzen einzuhalten. Da Cholesterin als Fettbegleitstoff nur in tierischen Fetten vorkommt und vorwiegend in denen mit hohem Fettanteil laufen die Reduktion der Gesamtfettzufuhr aus tierischen Fetten und die Verminderung des Cholesterinanteiles automatisch parallel. Lediglich der Verzehr von besonders cholesterinreichen Lebensmitteln wie Innereien, Eier, Krusten- und Schalentiere ist einzuschränken.

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3. Ernährungstherapie bei Hypertriglyzeridämie

Diese Erhöhung der Blutfette geht sehr oft einher mit Übergewicht, Diabetes und hoher Alkoholzufuhr. Werden diese Ursachen erfolgreich behandelt sinkt in den meisten Fällen auch die Triglyzeridkonzentration im Serum.

Übergewicht soll nach den Grundsätzen einer fettarmen, ausgewogenen Mischkost erfolgen. Für die Ernährung bei erhöhten Triglyzeridwerten gelten die gleichen Ernährungsgrundsätze wie bei erhöhten Cholesterinwerten. Allerdings sind folgende Besonderheiten zu berücksichtigen:

  1. Auf Alkohol soll möglichst völlig verzichtet werden.
  2. Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel wie Süßigkeiten, Backwaren, gezuckerte Getränke sollen sehr eingeschränkt werden. Auch Zuckeraustauschstoffe ( Sorbit, Xylit, Fructose ) sind ungeeignet. Süßstoffe (Saccharin, Aspartam.Cyclamat) haben keine negativen Einfluss auf die Höhe der Blutfettwerte und sind in kleinen Mengen geeignet.
  3. Vollkornerzeugnisse mit hohem Ballaststoffanteil sind zu bevorzugen.
  4. Bevorzugen von Omega- 3- Fettsäuren. Regelmäßiger Verzehr von Makrele, Thunfisch, Lachs und Hering.
Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.07.2008 - Letzte Änderung: 22.10.2021