Herzstolpern durch Rückenschmerzen

Definition

Der Begriff „Herzstolpern“ bezeichnet im Volksmund verschiedene Beschwerden, die in Bezug auf den Herzrhythmus oder den Puls auftreten. Diese Probleme können bspw. ein unregelmäßiger, schneller oder zu langsamer Herzschlag sein. Häufig fühlen die Betroffenen dabei Angst und Sorge, es könne etwas mit dem Herzen nicht stimmen.
In einigen Fällen steckt tatsächlich eine Herzrhythmusstörung, die medizinisch behandelt werden muss, hinter den Beschwerden. Es existieren jedoch auch Beschwerden, die sich nicht auf eine Störung des Herzrhythmus zurückführen lassen.
Oftmals kommen dann Diskussionen darüber auf, ob auch eine Problematik des Rückens bzw. Rückenschmerzen zu diesem „Herzstolpern“ führen können. Der folgende Artikel soll sich etwas eingehender mit den Zusammenhängen zwischen einem subjektiven „Herzstolpern“ und dem Rücken bzw. den Rückenschmerzen befassen.

Ursachen

Die Ursachen für ein „Herzstolpern“ sind oftmals nicht so einfach festzulegen. Es existieren medizinisch objektivierbare Ursachen, wie etwa Schädigungen des Herzmuskels oder Erkrankungen des Herzrhythmus, die dadurch zu den Beschwerden führen, die Betroffene im Volksmund als „Herzstolpern“ bezeichnen.
Einige der Betroffenen schildern einen subjektiven Zusammenhang zwischen ihren Beschwerden und zusätzlichen Beschwerden des Rückens wie bspw. Verspannungen oder Rückenschmerzen. Ein medizinischer Zusammenhang besteht jedoch nicht. Rückenschmerzen und Verspannungen oder andere Erkrankungen des Rückens sind nicht ursächlich an einer Herzrhythmusstörung schuld.
Es ist fraglich, ob eine psychische Komponente eine Rolle spielen kann. Darunter würde man bspw. eine psychosomatische Erkrankung verstehen, in deren Rahmen Herzstolpern als Beschwerde auftritt. Begleitende Symptome können Schweißausbrüche, Angst oder Schwindel sein. Mögliche Ursachen können Stress, ungelöste Konflikte oder andere psychische Belastungen sein.
Nicht selten besteht ein Zusammenhang mit einer Problematik des Rückens. Es lässt sich jedoch kein direkter Zusammenhang zwischen Beschwerden des Rückens und einem Herzstolpern ableiten.

Lesen Sie mehr zum Thema: Herzstolpern und Psyche

Herzstolpern durch verspannten Rücken

Ein verspannter Rücken ist kein seltenes Problem. Die Verspannung kann durch Fehlbelastungen oder einen Bewegungsmangel, aber auch durch psychische Faktoren wie Stress, Konflikte, persönliche Probleme oder Sorgen begünstigt werden.
Ein verspannter Rücken kann jedoch keine Herzrhythmusstörung verursachen entgegen aller Behauptungen, die vielfach in Heilpraktikerforen oder der Laienpresse propagiert werden.
Es ist viel eher anzunehmen, dass Herzstolpern ein Ausdruck einer psychischen Problematik oder eines psychosomatischen Konflikts sein kann, in deren Rahmen zeitgleich auch eine Verspannung des Rückens auftritt. Das bedeutet, dass Herzstolpern und ein verspannter Rücken zwar zeitgleich auftreten können, das eine Symptom jedoch nicht das andere bedingt.
Der Zusammenhang mit einem psychischen Konflikt kann hier gesehen werden. Dazu muss jedoch eine umfassende Ursachenabklärung erfolgen, damit man sichergehen kann, dass keine Erkrankung des Herzens vorliegt.

Lesen Sie mehr zum Thema: Rückenschmerzen und Psyche

Begleitende Symptome

Es ist sehr schwierig, allgemein gültige und objektive Aussagen zu dem Thema „Herzstolpern und Rücken bzw. Rückenschmerz“ zu treffen, da dies im Grunde kein objektivierbares Krankheitsbild darstellt. Daher gibt es keine objektive und gute Datenlage, anhand derer man argumentieren könnte.
Erfahrungsgemäß berichten viele Patienten, die unter diesen Beschwerden leiden, von vielen weiteren Beschwerden. Meist bestehen viele weitere Erkrankungen oder Symptome wie Angst, Panik, Schweißausbrüche, Schwindel oder Brustschmerz. Auch von Kopfschmerzen wird des Öfteren berichtet.
Es ist im Grunde nicht einfach, Begleitsymptome zu definieren, da es sich um sehr individuelle Beschwerden handelt, die bei jedem Betroffenen ganz unterschiedlich ausgeprägt sind.

Herzstolpern kann auch in Ruhe auftreten. Weitere Symptomatik sollte dabei beachtet werden. Lesen Sie den Artikel hierzu unter: Herzstolpern in Ruhe

Diagnose

Bei Beschwerden, die wie etwa „Herzstolpern“ das Herz betreffen, wird meist zu Beginn der Diagnostik ein EKG angefertigt.
Besonders aussagekräftig ist ein Langzeit-EKG, das über 24 Stunden den Herzrhythmus aufzeichnet. Sollte das Herzstolpern auftreten, ist man meist angehalten dazu, zu notieren, was man in dieser Situation gerade tut, um mögliche Auslöser zu identifizieren.
Auch ein Belastungs-EKG im Rahmen der Ergometrie, eine Echokardiografie, medikamentöse Tests und eine elektrophysiologische Untersuchung kommen zur Ursachenklärung infrage.
Weiterhin ist eine ausführliche Anamnese wichtig, bei der bestimmte Faktoren wie Medikamenten- oder Genussmitteleinnahme, auslösende Situationen sowie Vorerkrankungen erfragt werden. Sollte keine organische Ursache für das „Herzstolpern“ gefunden werden, sprich es liegt keine Erkrankung des Herzens oder eine organische Erkrankung vor, die Herzrhythmusstörungen verursachen kann, wird abgeklärt, ob möglicherweise eine psychische oder psychosomatische Problematik vorliegt.
Insbesondere in Bezug auf eine Problematik des Rückens ergibt sich hier vielleicht ein Zusammenhang der Symptome. Die Untersuchung des Rückens hinsichtlich verschiedener Erkrankungen erfolgt separat. Wenn auch hier keine organische Ursache für das Leiden gefunden werden kann, ist eine psychische Ursache nicht auszuschließen.
Im Vordergrund steht in der Diagnostik dann vor allem das Patientengespräch, in dem nach möglichen auslösenden Faktoren wie bspw. Stress, persönliche Konflikte oder Panik- und Angstzustände, gesucht wird.

Behandlung/Therapie

Die Behandlung einer Herzrhythmusstörung ist sehr komplex, da es sehr viele verschiedene Erkrankungen gibt, die berücksichtigt werden müssen. Wenn man davon ausgeht, dass eine organische Ursache ausgeschlossen wurde, und letztendlich keine Diagnose für die bestehenden Beschwerden existiert, ist es sehr schwierig ein einheitliches Therapiekonzept zu formulieren.
Oftmals werden Betroffenen psychotherapeutische Behandlungsansätze empfohlen. Zentrale Elemente sind die individuelle Konfliktlösung, Stressreduktion sowie Techniken und Strategien zum Stressabbau und zur Stressvermeidung.
Bei Rückenschmerzen und Verspannungen helfen natürlich auch rückenschonende Bewegung und Sport.
Ursächlich ist jedoch meist ein psychischer Konflikt, der angegangen werden muss, damit die Beschwerden sich bessern. Auch hier existiert jedoch keine einheitliche Therapie, da die Ursachen bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedlich sein können.

Dauer

Die Dauer eines Herzstolperns durch Rückenbeschwerden ist ganz unterschiedlich.
Die Datenlage ist leider nicht gut, sodass keine objektiven Aussagen getroffen werden können. Meist handelt es sich jedoch erfahrungsgemäß bei den Betroffenen um Menschen, die bereits lange an ihren Beschwerden leiden. So sind die Beschwerden oftmals über Monate oder sogar Jahre da.
Typischerweise sind es Patienten, die bereits viele verschiedene Ärzte aufgesucht haben und keine richtige Diagnose für ihre Beschwerden haben.
Die Frustration darüber ist oftmals groß, was nur zu einer weiteren Fixierung auf den Zusammenhang zwischen dem Herzstolpern und der Rückenproblematik führt. Diese Überzeugung führt oftmals dazu, dass die Beschwerden sehr langwierig und nur sehr schwer zu therapieren sind.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.12.2016 - Letzte Änderung: 19.07.2023