Keilbeinhöhle

Einleitung

Die Keilbeinhöhlen (lat. Sinus sphenoidalis) sind bereits vorgeformte Höhlen im Schädel jedes Menschen, genauer gesagt im Inneren des Keilbeins (Os Sphenoidale). Die Keilbeinhöhle ist paarig angelegt, das heißt es befindet sich eine auf der linken und eine weitere auf der rechten Seite des Schädels. Die beiden Hohlräume werden durch ein Septum mittig getrennt. Zusammen mit der Kiefer- und der Stirnhöhle sowie den Siebbeinzellen, gehört die Keilbeinhöhle zu den Nasennebenhöhlen.

Anatomie

Die Keilbeinhöhle liegt im Keilbein (Os sphenoidale) im sogenannten Hirnschädel. Der Knochen, in dem sich die beiden Höhlen befinden, liegt tief nach hinten verlagert etwa in der Mitte des Schädels. Zwischen allen Nasennebenhöhlen besteht eine Verbindung. Außerdem stehen alle in Kontakt zum Nasengang und damit zur äußeren Umgebung. Die Keilbeinhöhle hat ihren Abfluss in den oberen Nasengang (meatus nasi superior). Das Innere der Keilbeinhöhle ist mit Nasen-schleimhaut ausgekleidet, die aus kleinen Flimmerhärchen besteht und kontinuierlich ein eher zähes Sekret produziert, um die Innenseite der Nase und der Nasen-nebenhöhlen feucht und möglichst keimarm zu halten. Weitere wichtige Strukturen im Bereich der Keilbeinhöhlen sind die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die direkt auf dem Dach der Aushöhlung aufliegt, sowie die Hauptversorgungsarterie des Gehirns (Arteria carotis interna) und der Sehnerv (Nervus opticus).

Funktion

Die Hauptfunktion der Keilbeinhöhle liegt in der Gewichtsersparnis, durch luftgefüllte Hohlraumbildung (Pneumatisierung des Knochens). Der umgebende Knochen ist in diesem Bereich keiner besonderen Belastung ausgesetzt, weswegen der damit einhergehende Stabilitätsverlust im Bereich des Schädels verschmerzbar ist. Weitere Funktionen (beispielsweise als Resonanzraum zur Stimmbildung) sind umstritten, beziehungsweise noch nicht abschließend geklärt.

Entzündungsursachen

Aufgrund der Verbindung der Keilbeinhöhlen nach außen können Infektionen, die ursprünglich im Bereich der Nase entstehen bis in die Nasennebenhöhlen, also auch bis in die Keilbeinhöhle, wandern. Man spricht dann von einer Nasennebenhöhlenentzündung, einer Sinusitis. Meist sind diese Entzündungen durch virale Krankheitserreger bedingt, die bereits im Vorfeld in der Nasenhaupthöhle Beschwerden verursacht haben.

Aber auch Bakterien können die Ursache einer Keilbeinhöhlenentzündung sein oder sich sekundär auf bereits geschwächtem Gebiet ansiedeln. Häufig kommt es dann zu einer Ansammlung von Sekret und Eiter im Inneren der Aushöhlungen, da der Zu- und Abflussweg nur ein relativ schmaler Spalt ist.

Symptome

Eine solche Nasennebenhöhlenentzündung macht sich mit Druckgefühl über Stirn und Nase sowie unterhalb der Augen, Kopfschmerzen, einem vorangegangenen oder immer noch aktuellen Schnupfen (Rhinitis) und gelegentlich auch Fieber bemerkbar. Meist verstärken sich die Beschwerden beim Bücken und vornüber Neigen. Einige Patienten berichten zudem von starken Ohrschmerzen. Man fühlt sich schwach und abgeschlagen

Therapie

Eine akute virale Sinusitis heilt in der Regel innerhalb einiger Tage bis Wochen vollständig aus. Therapeutisch ist der Einsatz von abschwellenden Medikamenten sinnvoll, weitere Eingriffe sind meist nicht nötig. Zusätzlich empfehlen sich Schmerzmittel und fiebersenkende Präparate.

Selbiges gilt für erstmals auftretende akute bakterielle Infektionen. In vielen Fällen ist eine Antibiotikagabe nicht von Nöten. Allerdings ist die Keilbeinhöhle ein hervorragender Rückzugsraum für Erreger, so dass Bakterien sich dort auch über längere Zeit festsetzen können. In einigen Fällen kommt es deswegen zu langandauernden Erkrankungen, die bisweilen chronifizieren und dann immer wieder ausbrechen (rezidivierende chronische Sinusitis). Bedauerlicherweise bleibt der Antibiotikaspiegel, der durch Medikamentengabe in der Keilbeinhöhle erreicht werden kann, immer niedriger als im restlichen Körper. Dennoch ist die Antibiotikatherapie bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion die erste Wahl.

Zusätzlich wirken cortisonhaltige Nasensprays lokal gegen die Entzündung. Bei erfolglosen Therapieversuchen oder überdurchschnittlich häufig auftretenden Infektionen steht als weiterer Schritt im Therapiekonzept eine operative Sanierung der Nasennebenhöhlen zur Verfügung. Diese erfolgt meist endoskopisch durch die Nase (transnasaler Zugang), so dass keine großen Schnitte nötig sind. Im Verlauf der Operation werden Eiter und überschüssiges Sekret ausgeräumt, die Keilbeinhöhle zusammen mit den übrigen Nasennebenhöhlen gespült und eventuelle anatomische Besonderheiten, die Entzündungen begünstigen können, behoben. Dazu zählen zum Beispiel gutartige Schleimhautwucherungen (Polypen) oder auch eine verkrümmte Nasenscheidewand. Ein Teil der häufig entzündeten Schleimhaut kann abgetragen werden und somit das zukünftige Infektionsrisiko gesenkt werden.

Aufgrund der anatomischen Lage ist diese Art der Therapie, auch wenn es sich lediglich um einen kleinen Eingriff handelt, nicht ganz ungefährlich. Komplikationen ergeben sich beispielsweise bei Verletzung der Augen beziehungsweise der Augenhöhle (Orbita) oder der Hirnanhangdrüse. Auch Blutungen und nachfolgende Infektionen zählen zu den Operationsrisiken. Alles in allem ist auf Grund ihrer Lage die Infektion und Entzündung der Keilbeinhöhle deutlich seltener, als die der anderen Nasennebenhöhlen.

Diagnose

Diese typischen Symptome reichen prinzipiell schon aus, um die Diagnose Sinusitis zu stellen. Vor allem bei schweren unklaren Verläufen kommt zusätzlich eine Nasenspiegelung in Betracht, bei der der Arzt mit Hilfe eines Rhinoskopes die Nasenräume von innen betrachten und so die Schleimhäute beurteilen kann. Zusätzlich können sowohl eine Röntgenaufnahme , als auch computertomographische Bilder der Nase und der Nasennebenhöhlen angefertigt werden, um die genauen anatomischen Besonderheiten und die Lokalisation einer Entzündung zu bestimmen. Eine akute virale Sinusitis heilt in der Regel innerhalb einiger Tage bis Wochen vollständig aus.

Prognose

Entzündungen der Keilbeinhöhle heilen in aller Regel komplikationslos und zügig ab. In sehr seltenen Fällen kann es zu einem Übergreifen auf benachbarte Organe, also zum Beispiel die Augenhöhle oder auch die Hirnhäute oder das Gehirn kommen. Weitere Verschleppungen machen sich dann mit Mattigkeit, deutlichem Krankheitsgefühl, starkem Fieber und Sehstörungen bei Befall der Augenhöhle beziehungsweise Kopf- und Nackenschmerzen bei Beteiligung des Gehirns oder der Hirnhäute bemerkbar. Auch eine weitere Ausbreitung der Infektion in die Ohren ist denkbar. Vor allem bei Kindern beobachtet man häufig eine sekundäre Mittelohrentzündung.

Prophylaxe

Nasennebenhöhlenentzündungen sind nicht immer komplett vermeidbar, aber einige Tipps bieten sich an, um das Erkrankungsrisiko zu minimieren. Zum einen hilft das, was das Immunsystem im Ganzen stärkt; dazu gehört neben einer gesunden, ausgewogenen Ernährung auch ausreichend Schlaf, allgemeine Hygienemaßnahmen (Hände waschen, Taschentücher zeitig entsorgen, nicht in die Hand niesen) und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr – im Besonderen bei trockener Umgebungsluft. Auch der Verzicht auf Zigaretten ist empfehlenswert, da das Rauchen unter anderem die Schleimhäute der Nase angreift und damit das Infektrisiko nicht unerheblich steigert.

Speziell für die Nasennebenhöhlen spielt zudem die Art und Weise mit der die Nase geputzt wird, eine wichtige Rolle. Es ist hierbei wichtig, nicht beide Nasenlöcher gleichzeitig einzudrücken und eine hohe Kraft aufzuwenden, denn dadurch kann es zu Sekretabflussstörungen kommen. Leichtes Naseputzen, mit wenig Druck, stellt die bessere Methode dar. Auch das Niesen sollte man nicht unterdrücken, da dadurch der Druck im Inneren der Nase zusätzlich erhöht wird und Sekret eventuell rückwärts in die Nebenhöhlen gespült wird.

Weitere Informationen zum Keilbeinhöhle

    Weitere Informationen zur Thema Anatomie finden Sie unter: Anatomie A-Z.

    Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.11.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023