Einleitung

Die Kieferhöhle (Sinus maxillaris) ist die größte paarig angelegte Nasennebenhöhle.

Sie ist von sehr variabler Gestalt und Größe. Der Boden der Kieferhöhle zeigt oft Vorwölbungen, die durch die Wurzeln der kleinen und großen Seitenzähne verursacht werden. Die Kieferhöhle ist luftgefüllt und mit Flimmerepithel ausgekleidet. Zur Nase besteht ein kleiner Ausgang, durch den Sekret abfließen kann und Luftaustausch stattfindet. Aufgrund ihrer Lage im Oberkiefer fällt sie als Nebenhöhle der Nase in das Fachgebiet des HNO-Arztes. Gleichzeitig aber auch in den Fachbereich Zahnmedizin, da sie sich  im Oberkiefer befindet und in direkter Verbindung mit den seitlichen Mahlzähnen steht, von denen Erkrankungen der Kieferhöhle ausgehen können.

Kieferhöhle

Anatomie der Kieferhöhle

Die Kieferhöhle oder auch Sinus maxillaris ist die größte Nasennebenhöhle des Körpers. Sie ist paarig angelegt und hat die Form einer Pyramide, wobei ihre Basis an der Seite der Nasenhöhle liegt und ihre Spitze in Richtung des Jochbeinfortsatzes ausläuft. Die Kieferhöhle befindet sich somit unterhalb des Auges.

Die Kieferhöhle ist mit dem mittleren Nasengang über den Hiatus semilunaris verbunden. Das Dach der Kieferhöhle ist oft sehr dünn angelegt und bildet auch den Boden der Augenhöhle. Die hintere Begrenzung wird durch verschiedene Nerven und Blutgefäßen durchbohrt, welche für die Versorgung der Kieferhöhle, aber auch der Zähne zuständig sind. Die sensible Innervation der Kieferhöhle erfolgt über dem Nervus maxillaris. Der Boden der Kieferhöhle grenzt an den Oberkiefer und den harten Gaumen. Zusätzlich enthält er den Plexus dentalis superior, ein Nervengeflecht. Die vordere Wand ist dick und entspricht der vorderen Seite des Kiefers.

Die Kieferhöhle kann verschieden ausgeprägt sein. Bei manchen Menschen bleibt sie auf den Oberkieferknochen beschränkt. Bei einer ausgeprägten Lufthaltigkeit (Pneumatisierung) kann die Kieferhöhle verschiedene Ausbuchtungen vorweisen. Man unterscheidet die Alveolarbucht, die Jochbeinbucht, die Infraorbitalbucht und die Gaumenbucht.  Die Alveolarbucht weist eine räumliche Beziehung mit den oberen Zahnwurzeln auf. Beim Entfernen der oberen Backenzähne kann eine Verbindung zwischen Mundhöhle und Kieferhöhle entstehen. Dies kann zu einer Keimverschleppung und Entzündung der Kieferhöhle führen.

Die Kieferhöhle ist von respiratorischen Flimmerepithel ausgekleidet, was typisch für Atemwege ist. Bei 25 bis 50% der Kieferhöhle kann man kleine Trennwänden zum Gaumen hinweisend finden. Diese Trennungen heißen Underwood-Septen. Das Volumen der Kieferhöhle kann bis zu 15 mL betragen. 

Das Wachstum der Kieferhöhle ist mit dem 20. Lebensjahr abgeschlossen.

Funktion der Kieferhöhle

Die Kieferhöhle gehört zu den Pneumatisationsräumen des menschlichen Körpers. Pneumatisationsräume sind Knochenhohlräume, die mit Luft befüllt sind. Diese sind meistens mit Schleimhaut bekleidet, jedoch ist die genaue Funktion noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass diese Hohlräume unter anderem der Gewichtseinsparung dienen.

Die Kieferhöhle dient der Erweiterung der Nasenraumoberfläche. Hier wird die Atemluft für die Lunge vorbereitet, indem sie erwärmt und befeuchtet wird. Ebenso besitzt die Kieferhöhle eine Art Schutzfunktion. Sie ist mit Schleimhaut ausgekleidet, welche feine Härchen besitzt, die sogenannten Flimmerhärchen (Cilien). Diese Flimmerhärchen sind beweglich und dienen der Fortbewegung von Schleim. In dem Schleim befinden sich eingeatmete Partikeln wie beispielsweise Staub, Bakterien und Schadstoffe. Diese unerwünschten Stoffe beziehungsweise Krankheitserreger werden auf dem Schleim "gefangen genommen". Durch den rhythmischen Schlag der Flimmerhärchen wird der Schleim in Richtung Rachenraum befördert und mit dem Speichel runtergeschluckt. Somit werden potentielle Gefahren im Magen neutralisiert und Lunge sowie Körper vor Krankheiten geschützt.

Ferner dient die Kieferhöhle eventuell auch dem Geruchssinn und der Stimmbildung.

Erkrankungen der Kieferhöhle

Entzündungen der Kieferhöhle (Sinusitis maxillaris) können entweder durch Eindringen von Bakterien von der Nase her bei Erkältungskrankheiten oder aber auch von den Zähnen ausgehen. Insbesondere bei der eitrigen Wurzelentzündung (apikale Ostitis) kann die relativ dünne Knochenschicht des Kieferhöhlenbodens durchbrochen werden und so zu einer eitrigen Entzündung der gesamten Kieferhöhle führen. Von der Zahnwurzel ausgehende Zysten können den Boden der Kieferhöhle durchbrechen und ebenfalls zu Entzündungen führen. Auch bei der Zahnextraktion kann die Kieferhöhle eröffnet werden oder abgebrochene infektiöse Wurzelreste in die Kieferhöhle gelangen. In seltenen Fällen können auch Polypen oder Tumore sich bilden. Unbehandelt kann die Entzündung auch auf die anderen Nasennebenhöhlen übergreifen.

Kieferhöhlenzyste

Kieferhöhlenzysten sind Schleimhautvorwölbungen, die meist kugelig sind. Diese Zysten findet man bei 4% der Betroffenen auf dem Boden der Kieferhöhle. Sie können hohl sein oder nur eine lokale Vergrößerung der Gewebsspalten. Letzteres bezeichnet man dann als Pseudozyste. Die Zysten haben einen Durchmesser von etwa 1cm, wachsen jedoch in der Regel nicht. Sie treten meist nur einseitig auf.

Kieferhöhlenzysten sind häufig Zufallsbefunde auf bildgebenden Verfahren (Röntgenaufnahmen) und führen selten zu Problemen. Vereinzelt verursachen die Zysten Schwere- oder Druckgefühl im Oberkiefer. Reißen Kieferhöhlenzysten ein, kann es zu einem gelblichen Ausfluss führen. Eine chirurgische Abtragung ist im Normalfall nicht notwendig. Verursacht die Zyste jedoch Beschwerden, sollte sie entfernt werden. Besteht der Verdacht einer chronische Erkrankung der Kieferhöhle, dann sollte diese gründlich gespült werden.

Die Entstehung von Kieferhöhlenzysten ist nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass sie als Reaktion auf Infektionen oder als Folge eines Lymphödems entstehen. Eine wichtige Differentialdiagnose ist die dentogene Zyste, die nach Zahnverletzungen oder -eingriffen entstehen kann.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Kieferzyste

Kieferhöhlenentzündung

Die Kieferhöhlenentzündung oder Sinusitis maxillaris ist eine häufige Erkrankung der Atemwege. Diese Entzündung betrifft die Schleimhaut der Kieferhöhle und kann entweder ein- oder beidseitig auftreten. Eine Kieferhöhlenentzündung kann durch virale oder bakterielle Erreger verursacht werden. Krankheitserreger können entweder über die Atemluft (rhinogene sinusitis maxillaris) oder über einen Zahnwurzelkanal (dentogene sinusitis maxillaris) in die Kieferhöhle gelangen und dort eine Entzündung verursachen.

Allergene (zum Beispiel Pollen) können eine allergische Kieferhöhlenentzündung hervorrufen. Auch Gesichtsknochenverletzungen können in manchen Fällen mit einer Entzündung der Kieferhöhle einhergehen (traumatische sinusitis maxillaris).

Entzündungen werden durch verschiedene Faktoren wie anatomische Engstellen oder Polypen begünstigt. Die meisten dentogenen und rhinogenen Sinusitiden verlaufen akut. Hält die Entzündung länger als 3 Monate an, spricht man von einer chronischen Rhinosinusitis. Eine Kieferhöhlenentzündung zeichnet sich vor allem durch Schmerzen insbesondere Druckschmerzen im Bereich der Wangenknochen aus. Außerdem wird sie oft von einem eitrigen Nasensekret und einer Einschränkung der Nasenatmung begleitet. Dazu können noch Kopfschmerzen, sowie Fieber und Abgeschlagenheit kommen.

Die Therapie der Kieferhöhlenentzündung erfolgt konservativ und symptomlindernd. Die Gabe von abschwellenden Nasensprays kann unter anderem die Atmung verbessern. Liegt ein Nachweis für Bakterien oder Pilze vor, ist die Gabe von Antibiotika oder Antimykotika geeignet. Bei einem viralen Infekt sind Antibiotika unwirksam.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Antibiotika bei einer Kieferhöhlenentzündung

Kieferhöhlenvereiterung

Ursache einer Kieferhöhlenvereiterung sind meistens Virusinfekte. Diese führen zu einer Entzündung der Schleimhaut der Kieferhöhle und folglich zu einer Vereiterung. Selten können auch Bakterien die Entzündung hervorrufen.

Kieferhöhlenvereiterungen führen oft zu einem Druckgefühl und Druckschmerzen im Bereich der Kieferhöhle. Zusätzlich führen sie zu Kopf- und Zahnschmerzen. Gelegentlich kommt es zu Fieber und einer Leistungsminderung sowie Müdigkeit. Die Vereiterung kann sich entlang der Kieferhöhle verbreiten und somit Augen, Nase und Gehirn befallen.

Bevor eine Therapie eingeleitet werden kann, sollte die Ursache festgestellt werden. Eine genaue Anamnese sowie körperliche Untersuchung sind oft wegweisend. Zusätzlich kann ein Abstrich (des Nasensekrets) entnommen werden. Eine endoskopische Untersuchung ist meist nur bei schweren Verläufe notwendig. Die Therapie beruht in der Regel auf der Bekämpfung der Symptome. Nasensprays beziehungsweise -tropfen, eine Schmerzmedikation bei Bedarf und das Vermeiden körperlicher Anstrengung sind sinnvoll. Liegt der Nachweis eines bakteriellen Befalles vor, sollte eine passende Antibiotika-Therapie in Betracht gezogen werden.

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Kieferhöhlenkarzinom

Kieferhöhlenkarzinome sind bösartige Tumore, die in den Kieferhöhlen entstehen. Es handelt sich hierbei um eine seltene Erkrankung, welche häufiger Männer betrifft. Die Tumore finden ihren Ursprung in Schleimhautzellen der Kieferhöhlen, die aufgrund von Mutationen entarten und sich unkontrolliert vermehren. Risikofaktoren für bösartige Tumore in Bereich der Kieferhöhle stellen das Rauchen und der Alkoholkonsum dar.

Man unterscheidet das Plattenepithelkarzinom, welches aus Oberflächendeckzellen herausgeht, von dem Adenokarzinom, das Drüsengewebe ähnelt. Letztere Form tritt besonders oft bei Menschen auf, die (beruflich) in Kontakt mit Hartholzfeinstaub und Lederstaub kommen. Betroffene klagen oft über eine Einschränkung der Nasenatmung auf der Tumorseite sowie über Blutung und Geruchsveränderungen. Bei späteren Stadien können Schmerzen sowie eine Nasenformänderung aufgrund des Tumorwachstums auftreten.

Zur Diagnostik wird eine Nasenendoskopie mit Probenentnahme sowie einer Bildgebung zwecks Stadieneinteilung durchgeführt. Die Therapie besteht, je nach Art und Fortschritt der Erkrankung, entweder aus Chirurgie, Strahlentherapie, Chemotherapie oder einer Kombination.  

Symptome bei Kieferhöhlenerkrankungen

Man unterscheidet zwischen einer akuten und einer chronischen Kieferhöhlenentzündung. Bei einer akuten Entzündung der Kieferhöhle entstehen starke Schmerzen und ein Ausfluss aus der entsprechenden Nasenöffnung. Die Absonderungen sind entweder schleimig oder eitrig, je nach Ursache und Schwere der Infektion.

Eine erhöhte Körpertemperatur ist ebenfalls zu messen. Bei einer chronischen Kieferhöhlenentzündung bemerkt der Patient neben dem Nasensausfluss auch ein Druckgefühl. Ursache ist eine verdickte Schleimhaut, die den Ausgang zur Nase verschließen kann. Nachts gelangen die Absonderungen durch die horizontale Lage auch in den Rachenraum.

Diagnostik von Kieferhöhlenerkrankungen

Neben den Beschwerden des Patienten zeigt die Röntgenaufnahme eine Verschattung der Kieferhöhle. Mittels einer Lichtquelle im geschlossenen Mundraum kann ebenfalls eine Verschattung festgestellt werden. Dazu kommen die Absonderungen aus der Nase.

Therapie von Kieferhöhlenerkrankungen

Durch die Verbindung zur Nase können Spülungen durchgeführt werden. Zusätzlich können Dampfbäder Erleichterung bringen. Die beste Therapie stellt jedoch die Anwendung von Antibiotika dar. Mittels eines Antibiogramms wird das Antibiotikum ermittelt, das die beste Wirkung zeigt. Dieses wird entweder direkt in die Kieferhöhle appliziert oder durch die Einnahme von Tabletten. Ist nach einer Zahnextraktion eine Verbindung zwischen der Kieferhöhle und dem Mundraum hergestellt, muss der Defekt durch einen Schleimhautlappen geschlossen werden. Bei einer in die Kieferhöhle gelangten Zahnwurzel, ist eine chirurgische Therapie notwendig. Tumore und Polypen verlangen ebenfalls einen chirurgischen Eingriff. Dabei wird die Kieferhöhle vom Mundraum aus eröffnet, der Fremdkörper entfernt und die entzündete Schleimhaut ausgeräumt. Die Öffnung zum Nasengang wird erweitert, damit die Sekrete besser abfließen können. Es erfolgt eine Tamponade, die nach einigen Tagen wieder entfernt werden kann.

Prophylaxe

Bei einem Schnupfen ist allzu starkes „Schneuzen“ zu vermeiden, damit keine Keime durch den Verbindungsgang in die Kieferhöhle gelangen können. Eitrige Entzündungen der Wurzelspitzen sind zu entfernen, entweder durch Extraktion des betreffenden Zahnes oder durch eine Wurzelspitzenresektion.

Lesen Sie ausführliche Informationen zum Thema: Ablauf einer Wurzelspitzenresektion

Prognose

Die Ausheilung einer entzündeten Kieferhöhle ist dank der Therapie mit Antibiotika oder einer operativen Versorgung sehr gut.

Zahnimplantate

Die Ausdehnung der Kieferhöhle stellt für das Einsetzen eines Implantats im Seitenzahnbereich manchmal ein Hindernis dar, wenn nicht genügend Knochenmaterial zur Verfügung steht. Dies ist dann der Fall, wenn nach Zahnentfernung oder Knochenabbau die Kieferhöhle sich gesenkt hat. Dann muss durch die Erhöhung (Sinuslift) des Kieferhöhlenbodens durch körpereigenen Knochen oder Knochenersatzmaterial, Platz für das Einsetzen des Implantats geschaffen werden.

  1. Oberkiefer -
    Maxilla
  2. Jochbein -
    Os zygomaticum
  3. Nasenbein -
    Os nasale
  4. Tränenbein -
    Os lacrimale
  5. Stirnbein -
    Os frontale
  6. Unterkiefer -
    Mandibula
  7. Augenhöhle -
    Orbita
  8. Nasenhöhle -
    Cavitas nasi
  9. Oberkiefer, Alveolarfortsatz -
    Processus alveolaris
  10. Oberkieferarterie -
    Arteria maxillaris
  11. Unteraugenhöhlenloch -
    Foramen infraorbitale
  12. Pflugscharbein - Vomer

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Zusammenfassung

Die Kieferhöhle ist paarig angelegt und befindet sich innerhalb des Oberkiefers. Ihre Ausdehnung ist sehr variabel und stellt daher bei der Implantation oft ein Hindernis dar. Entzündungen der Kieferhöhle können entweder von der Nase als auch von den Zähnen ausgehen. Die Therapie besteht entweder aus der Gabe von Anibiotika oder durch operative Eingriffe.

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Autor: Dr. Wolfgang Weinert Veröffentlicht: 01.01.2011 - Letzte Änderung: 25.07.2023