Krampfadern in der Schwangerschaft

Definition

Als Krampfadern (Varizen) bezeichnet man erweiterte, oberflächlich liegende Venen, die meist gekräuselt unter der Haut sichtbar sind. Am häufigsten sind die Beine von diesem Phänomen betroffen. Langfristig kann es zu einer chronischen Venenschwäche mit einem erhöhten Thromboserisiko kommen. Ein Risikofaktor für die Entstehung oder Verschlechterung eines schon bestehenden Krampfaderleidens stellt die Schwangerschaft dar.  

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Ursachen der Krampfadern in der Schwangerschaft

Das Blut aus den Beinen wird über die oberflächlichen in die tiefen Venen, und von dort zurück zum Herzen gepumpt. Um dies entgegen der Schwerkraft tun zu können, wird unter anderem die Muskulatur als Pumpe eingesetzt.

Des Weiteren besitzen die Venen Klappen, damit das Blut nicht wieder zurückfließen kann. Sind diese Klappen defekt, kann sich das Blut besonders in den oberflächlich gelegenen Venen ansammeln. Es kommt zur Varizenbildung. Ein weiterer Grund für eine übermäßige venöse Füllung kann ein Abflusshindernis, z.B. in Folge einer Beinvenenthrombose, darstellen. Ist das venöse Abflusssystem gestört, sammelt sich das Blut in den oberflächlich gelegenen Venen und die Gefäße dehnen sich sackförmig aus. Dies ist dann in Form von Krampfadern unter der Haut sichtbar.

Begünstigende Faktoren für die Varizenbildung stellen eine Bindegewebsschwäche oder die Erhöhung des Drucks im venösen System dar.

Zu den Risikofaktoren gehören:

  • eine familiäre Vorbelastung,
  • Übergewicht,
  • überwiegend sitzende oder stehende Tätigkeiten,
  • das weibliche Geschlecht
  • und die Schwangerschaft.

Besonders in der Schwangerschaft kann sich ein bereits bestehendes Krampfaderleiden verstärken oder erstmals auftreten. Bedingt durch das Schwangerschaftshormon Progesteron lockert sich das Binde- und Muskelgewebe im Körper. Auch die Beinvenen werden dadurch schlaffer. Besteht eine Bindegewebsschwäche erschlafft die Wand der Venen. Durch die erhöhte venöse Füllung verformen sich die Venen und werden sichtbar. Da sich die Gebärmutter in der Schwangerschaft vergrößert, wird der venöse Rückfluss zum Herzen zusätzlich erschwert.

Diagnostik bei Krampfadern in der Schwangerschaft

Die Methode der ersten Wahl, um ein venöses Funktionsproblem zu ermitteln, ist die sogenannte Duplexsonographie. Dabei handelt es sich um eine Ultraschalluntersuchung, bei welcher der Blutfluss im Gefäßsystem farblich dargestellt und analysiert werden kann.

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Beurteilt werden die Durchlässigkeit der tiefen Beinvenen und die Funktionsweise der oberflächlichen Venen, sowie deren Verbindungsvenen. Die früher häufig durchgeführten Venenfunktionstests haben durch diese einfache und aussagekräftige Methode an Bedeutung verloren, sind für eine Ersteinschätzung aber weiterhin gut geeignet.

Begleitende Symptome bei Krampfadern in der Schwangerschaft

Bei einem Krampfaderleiden (Varikosis) kann zunächst ein Schweregefühl in den Beinen auftreten. Schmerzen, Juckreiz und ein Spannungsgefühl im Bereich der Krampfadern sind begleitende Symptome.

Es kann außerdem zu Missempfindungen und Wadenkrämpfen kommen. Nach einem langen Tag können die Knöchel dick werden und Wasser einlagern (Ödeme).

Typisch sind eine Verschlimmerung der Symptome bei Hitze und eine Besserung beim Hochlagern der Beine. Besteht eine Venenschwäche sehr lange, können Stoffwechselprodukte des Blutes durch die Gefäßwand ins Gewebe übertreten. Besonders Eisenablagerungen in der Haut machen sich in Form dunkler Flecken bemerkbar. Nach einiger Zeit kann sich die Haut entzünden. Sie wird rot, gespannt und schuppig. Bleibt eine Varikosis lange unbehandelt, kann es zu  Geschwüren der Haut mit offenen Wunden kommen, den sogenannten Ulzera.

Schmerzen bei Krampfadern in der Schwangerschaft

Krampfadern können besonders nach langem Stehen oder Hitze sehr schmerzhaft werden. Hochlagern und Kühlen der Beine kann Abhilfe schaffen. Sollten die Schmerzen schlimmer werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gründe für starke Schmerzen können unter anderem Blutungen, eine Entzündung der Krampfader, Substanzdefekte des Unterschenkels oder auch eine tiefe Beinvenenthrombose sein.

Behandlung von Krampfadern in der Schwangerschaft

Die Möglichkeiten der Behandlung von Krampfadern richten sich nach der Art und dem Stadium der Erkrankung. Es stehen sowohl konservative, als auch operative Therapien zur Auswahl.

Grundsätzlich wirkt sich eine gesunde Lebensweise, Nichtrauchen und Gewichtskontrolle positiv auf die Erkrankung aus. Viel Sport und Bewegung stärkt die Muskulatur und fördert somit durch die Muskelpumpfunktion den Abtransport des Blutes aus den Beinen.

Auch kalte Bäder nach Kneipp sind sinnvoll, da sich die Venen bei Kälte zusammen ziehen.
Zu den eingesetzten Heilpflanzen, welche die Gefäßwände zusammenziehen, gehören:

  • Rosskastanienextrakte,
  • Rotes Weinlaub
  • und Mäusedornwurzel.

Des Weiteren kann eine Therapie mit Kompressionsstrümpfen das Auftreten von Begleitsymptomen verhindern. Bei Ödemen kann eine Entstauungstherapie oder eine manuelle Lymphdrainage Abhilfe schaffen.

Bei kleinkalibrigen Varizen, den Besenreißer, kann man eine sogenannte Sklerosierung durchführen. Dabei wird eine Substanz in die Krampfader gespritzt, die diese verschließt und somit undurchlässig für zurückgestautes Blut macht. Bei massiven Beschwerden, häufigen Komplikationen oder aus kosmetischen Gründen kann auch eine Operation erwogen werden. Beim Venenstripping wird der erkrankte Venenanteil entfernt. Außerdem kann die Verbindung zwischen oberflächigen und tiefen Venen auf Höhe der Leiste durchtrennt werden, was als Crossektomie bezeichnet wird.

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Dauer

Krampfadern in der Schwangerschaft können sich nach der Geburt mit Normalisierung des Hormonhaushaltes wieder zurückbilden. Dies kann allerdings bis zu einem Jahr dauern. Ein Krampfaderleiden kann auch chronisch werden, und sollte daher frühzeitig behandelt werden.

Krampfadern im Intimbereich in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist der Abtransport des venösen Blutes aufgrund einer Druck- und Wiederstandserhöhung, unter Anderem durch das wachsende Kind, erschwert. Dadurch kann es zur Stauung kleinerer Venen kommen, die sich auch im Intimbereich als Krampfadern bemerkbar machen können. Mögliche Lokalisationen sind Scheide (Vulvavarizen) und Schamlippen. Dort gehen sie oft mit einem Druckgefühl, Schwellung und Schmerzen einher. Möglich ist  auch ein Ausstrahlen in den Unterbauch, Beschwerden beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr.

Treten die Krampfadern während der Schwangerschaft auf, bilden sie sich nach der Geburt meist selbstständig zurück. Liegt eine generelle Venenerkrankung zugrunde, sollte nach der Ursache gesucht werden. Bleiben die Krampfadern dauerhaft bestehen und stellen ein rein kosmetisches Problem dar, können sie verödet werden und sind dadurch meist nicht mehr sichtbar.

Homöopathie bei Krampfadern in der Schwangerschaft

Die Einzelmittelhomöopathie nach Samuel Hahnemann enthält Therapieansätze bei Krampfaderleiden. Beispiele für Therapeutika sind Hamamelis und Lachesis, welche bei gestauten, berührungsempfindlichen und schmerzenden Venen zum Einsatz kommen. Pulsatilla und Millefolium werden besonders in der Schwangerschaft zur Therapie geschwollener schwerer Beine eingesetzt. Auch Komplexmittel mit einer Kombination einzelner Wirkstoffe sind erhältlich. Dazu zählen unter Anderem der Heweven-Komplex oder der Ho-Fu- Komplex.

Eine ärztliche Beratung ist in jedem Fall sinnvoll. Bei stärker werdenden Beschwerden oder Zeichen einer Entzündung sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

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Wie hoch ist die Gefahr einer Thrombose?

Durch eine verminderte Flussgeschwindigkeit des venösen Blutes ist die Entstehung einer tiefen Beinvenenthrombose begünstigt. Außerdem besteht bei einer Entzündung von Krampfadern die Gefahr des Einwachsens in das tiefe Beinvenensystem, wodurch ebenfalls das Risiko für eine Thrombose steigt. Eine Entzündung zeigt sich durch schmerzhafte Rötung, Überwärmung und Schwellung der betroffenen Region.

Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose sind ein geschwollenes, schmerzhaftes und bläulich verfärbtes Bein. Dieses kann außerdem überwärmt sein und spannen. Eine Thrombose sollte sofort von einem Arzt behandelt werden. Durch das Tragen von Stützstrümpfen wird der venöse Rückfluss verbessert und das Risiko für die Entstehung einer Beinvenenthrombose gesenkt.

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Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.08.2017 - Letzte Änderung: 22.10.2021