Magenballon für die Gewichtsreduktion

Synonyme im weiterem Sinne

Magenverkleinerung, Gastroplastiken, Schlauchmagen, Roux En Y Bypass, Dünndarmbeipass, Biliopankreatische Viversion nach SCOPINARO, Billiopankreatische Diversion mit Duodenalswitch, Magenballon, Magenschrittmacher

Definition - Was ist ein Magenballon?

Den Magenballon kann man sich als einen kleinen Ballon vorstellen, der in den Magen geführt wird und auf diese Weise die Füllungskapazität des Magens verkleinert. Dadurch wird schneller ein Sättigungsgefühl verspürt, sodass es unter optimalen Umständen -  also mit gesunder Ernährung und Sport - schneller zu einer Gewichtsreduktion kommt. Der Magenballon ist somit eine unterstützende Maßnahme zum Abnehmen.

Wie läuft das Einsetzen eines Magenballons ab?

Die Implantation eines Magenballons erfolgt in einer Dämmernarkose. Zunächst führt der Arzt eine Magenspiegelung durch. Das bedeutet, dass er einen Schlauch, an dessen flexiblen Ende sich eine Kamera befindet, über den Mund bis in den Magen vorschiebt. So kann der Magen von innen beurteilt werden. Wenn keine Hindernisse oder andere Auffälligkeiten festgestellt werden, kann anschließend der noch leere Ballon durch den Mund über die Speiseröhre in den Magen eingesetzt werden. Der Ballon besteht aus weichem Silikon und wird über einen Schlauch mit Kochsalzlösung befüllt. Dadurch wird die Füllungskapazität des Magens veringert und gleichzeitig die in der Magenwand befindlichen Mechanorezeptoren aktiviert. Diese registrieren eine Füllung des Magens und vermitteln dem Gehirn so zusätzlich ein rasches Sättigungsgefühl. Anschließend wird der Magenballon von dem Schlauch abgetrennt, wobei der Ballon mit einer selbstschließenden Klappe ausgestatten ist, die ihn unmittelbar nach Trennung vom Schlauch verschließt. Nun schwimmt das Implantat frei im Magen.

Der Eingriff dauert in etwa 20 bis 30 Minuten. Sofern der Eingriff komplikationslos verläuft, kann der Patient schon nach wenigen Stunden wieder entlassen werden.

In den ersten Tagen nach der Operation kommt es bei rund 80% der Patienten zu Übelkeit und bei rund 40% zu leichten bis mittelmäßigen krampfartigen Bauchschmerzen. Diese Symptome verschwinden üblicherweise nach 2-7 Tagen, während denen der Magen sich an den Fremdkörper gewöhnt, und können bei Bedarf auch medikamentös gelindert werden. Falls die Beschwerden innerhalb dieser Zeit nicht nachlassen, muss über eine Verkleinerung oder sogar über eine Entfernung des Magenballons nachgedacht werden.

Der Ballon kann maximal sechs Monate im Magen verbleiben, da  das Material mit der Zeit von der Magensäure angegriffen wird und dieser irgendwann platzen kann. Für die Entfernung ist erneut eine Magenspiegelung, wie zuvor beschrieben, erforderlich. Der Arzt sticht dann mit einer Hohlnadel in den Ballon und kann so die Flüssigkeit abziehen und im Anschluss die leere Ballonhülle herausziehen.

Brauche ich für das Einsetzen des Magenballons eine Narkose?

Für das Einsetzen eines Magenballons muss in jedem Fall vorab eine Magenspiegelung durchgeführt werden, damit der Arzt sehen kann, ob der Eingriff überhaupt durchführbar ist. Daher ist auch eine sogenannte Sedierung (Dämmernarkose) notwendig. Es handelt sich dabei nicht um eine Vollnarkose sondern eine Art tiefen Schlaf. Man atmet dabei noch selbst aber bekommt nichts von dem Eingriff mit.

Weitere Informationen über dieses Thema finden Sie unter: Narkose - Ablauf und Risiken

Ist die OP schmerzhaft?

Beim Einsetzen eines Magenballons handelt es sich nicht um eine OP im eigentlichen Sinne, sondern um einen sogenannten medizinsichen Eingriff. Der  Eingriff selbst ist dabei in der Regel nicht schmerzhaft und man bekommt durch die Dämmernarkose nichts davon mit. Schmerzen im Oberbauch treten jedoch häufig in den ersten Tagen nach dem EIngriff auf. Diese werden durch den Fremdkörper im Magen ausgelöst und lassen in der Regel bald wieder nach. Falls die Schmerzen bestehen bleiben oder im Verlauf neue Schmerzen auftreten, sollte frühzeitig der behandelnde Arzt aufgesucht werden.

Wie lange dauert der Eingriff?

Der eigentliche Eingriff beim Einsetzen eines Magenballons dauert nur etwa 20 bis 30 Minuten. Hinzu kommen jedoch die Vorbereitungszeit, zum Beispiel für die Anmeldung und das Legen eines Venenzugangs. Zudem muss man nach dem Eingriff meist mehrere Stunden im Aufwachraum verbringen, bis die Wirkung der Dämmernarkose nachlässt. Diese Zeit kann individuell unterschiedlich lang sein, da sich die Narkosemittel bei jedem Patienten unterschiedlich auswirken können. In den nächsten Tagen ist es empfehlenswert, anstrengende Aktivitäten zu vermeiden, bis sich der Körper vollständig von dem Eingriff erholt hat.

Geht das Einsetzen des Magenballons auch ambulant?

In den meisten Fällen ist das Einsetzen eines Magenballons ein ambulanter Eingriff und man muss nicht stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Sobald die Wirkung der Dämmernarkose nachlässt und der Arzt das OK gibt, kann man wieder nach Hause. Allerdings ist man 24 Stunden lang nicht verkehrstüchtig und sollte sich deshalb unbedingt abholen lassen. Eine stationäre Aufnahme ist nur dann angezeigt, wenn es bei dem Eingriff oder danach zu einer Komplikation kommt. In manchen Fällen ist zudem eine vorrübergehende Zufuhr von Flüssigkeit und Salzen über die Vene notwendig, was ebenfalls eine stationäre Aufnahme erfordert.

Welche Erfolge sind realistisch - Wie viel kann man mit Hilfe des Magenballons abnehmen?

Wie viel man durch das Einsetzen eines Magenballons abnehmen kann und welche Erfolge realistisch sind, hängt in erster Linie von der Motitvation und Disziplin des Patienten ab. Der Magenballon kann beim Abnehmen lediglich unterstüzen. Am wichtigsten ist, dass der Patient seine Ernährung umstellt und die Kalorienzufuhr reduziert. Zudem kommt einer Steigerung der körperlichen Aktivität eine wichtige Rolle zu. Wer sich lediglich den Magenballon einsetzen lässt ohne seinen Lebensstill zu ändern, kann keine großen Erfolge erwarten. Nach Entfernung des Magenballons kommt es dann zudem schnell zu einem sogenannten Jojo-Effekt und das Gewicht steigt wieder an, manchmal sogar höher als das Ausgangsgewicht. Wer jedoch den Magenballon als Unterstützung bei der Lebensstiländerung nutzt, kann je nach ursprünglichem Gewicht durchaus zehn bis 30 Kilogramm abnehmen. Eine zu schnelle Gewichtsabnahme kann jedoch auch gefährlich sein. Am besten sollte vor dem Eingriff mit dem behandelnden Arzt individuell besprochen werden, welche Gewichtsabnahme realistisch und angebracht ist.

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Wie wird der Magenballon entfernt?

Die Entfernung des Magenballons findet auf dem gleichen Weg wie die Implantation statt, über die Speiseröhre. Die Prozedur dauert ca. 20 Minuten und erfolgt ebenfalls unter lokaler Betäubung. Zuerst wird die Flüssigkeit abgesaugt und danach der Ballon entfernt. Danach kann der Patient direkt nach Hause gehen.

Das sind die Risiken eines Magenballons

Außer den Narkoserisiken, die bei jedem operativen Eingriff bestehen, kann es bei der Montage eines Magenballons zu endoskopischen Komplikationen kommen. Dazu gehören Blutungen, Perforationen (Organdurchbruch), Herz-Kreislauf-Störungen oder das Ansaugen von Mageninhalt in den Atmungstrakt (v.a. Luftröhre).
Die Positionierung des Magenballons ist sehr wichtig und wenn sie nicht korrekt erfolgt, kann es beim Auffüllen des Ballons ebenfalls zu Verletzungen oder Perforationen des Magens oder der Speiseröhre kommen.
Falls die postoperative Übelkeit über eine längere Zeit hinweg andauert, kann das häufige Erbrechen zu Störungen des Stoffwechsels führen. Dazu zählen starker Wasserverlust, Alkalose ("Untersäuerung" des Körpers durch Verlust von Magensäure), Kaliummangel bis hin zu einer funktionellen Nierenverschlrechterung führen. Kommt es zu einem starken Gewichtsverlust in kurzer Zeit, können Symptome wie allgemeines Schwächegefühl, Müdigkeit oder Blässe auftreten.

Zu den Spätkomplikationen gehören Magengeschwüre, die Schmerzen oder Blutungen verursachen können. Das Risiko ist umso größer, je länger die Implantatdauer ist. Diese kann auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Magenballon in Richtung Magenausgang abgeht und diesen verschließt.
Bei einer längeren Verweildauer können Bakterien die Flüssigkeit des Ballons besiedeln und eine Infektion verursachen. Diese kann Fieber oder Durchfall auslösen und benötigt eine medikamentöse Behandlung und das Entfernen des Magenballons.

Ein anderes Risiko der Behandlung ist, dass der Magenballon platzt. Das ist meist ungefährlich, da der Körper Kochsalzlösung gut verträgt, kann selten aber zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluß führen, wobei dringend eine ärtztliche Behandlung nötig ist.
Das erste Zeichen ist eine Verfärbung des Harns aufgrund des in der Kochsalzlösung enthaltenen Farbstoffes, häufig Methylenblau. Der Urin ist dann grün-bläulich verfärbt.
Der Ballon selbst wird mit dem Stuhl ausgeschieden, worin keine Gefahr für den Organismus besteht, solange es bei der Darmpassage nicht zu einem Verschluß kommt.

Was können die langfristigen Folgen eines Magenballons sein?

Die gewünschte langfristige Folge nach Einsetzen eines Magenballons ist eine Gewichtsreduktion, die auch nach Entfernung des Ballons bestehen bleibt. Dies wird auch in vielen Fällen erreicht, allerdings meist nur dann, wenn es dem Patienten auch gelingt, die Ernährung nachhaltig umzustellen und sich körperlich zu betätigen. Mögliche Folgen einer Magenballonbehandlung können jedoch auch Komplikationen sein, die zu schwerwiegenden Gesundheitsschäden führen können und im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich sind. Sehr selten aber möglich ist es dabei, dass der Ballon im Magen platzt und in den Darm gelangt. Dort kann es im schlimmsten Fall zu einem Darmverschluss kommen. Es muss dann notfallmäßig operiert und gegebenenfalls ein Teil des Darm entfernt werden.

Kosten eines Magenballons

Die Kosten für das Einsetzen eines Magenballons varieren sehr stark und deswegen ist es sinnvoll, zuerst die unterschiedlichen Angebote zu vergleichen und dann eine Klinik zu wählen. Dafür gibt es sogar im Internet Preisvergleiche.
Der Preis kann auch je nach Risiko des Eingriffs (starkes Übergewicht, andere Vorerkrankungen) unterschiedlich sein. Im Durchschnitt kostet ein Magenballon inklusive Einlegen und Entfernen zwischen 1500 € und 4000 €.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für einen Magenballon?

In der Regel werden die Kosten für den Magenballon von der Kasse nicht übernommen. In den meisten Fällen ist auch ein Ratenzahlung der Eingriffskosten möglich.

Wann gibt es eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung?

Für den Einsatz eines Magenballons erfolgt in aller Regel keine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung. Lediglich in Einzelfällen erstattet die Krankenkasse die Kosten zum Teil oder sogar vollständig. Dies ist zum Beispiel dann möglich, wenn bei einem stark übergewichtigem Patient (BMI über 40) die Risiken für einen operativen Eingriff zur Gewichtsreduktion zu hoch sind.  

Was sind die Alternativen zu einem Magenballon?

Die wichtigste Alternative zu einem Eingriff, wie das Einsetzen eines Magenballons stellen eine langfristige Umstellung der Ernährung sowie körperliche Aktivität dar. Nur durch diese Maßnahmen kann eine gesunde und anhaltende Gewichtsreduktion erzielt werden. Das gilt allerdings auch dann, wenn ein Magenballon eingesetzt wird. Diese Maßnahme kann auch nur unterstützend eingesetzt werden. Ohne Ernährungsumstellung und körperliche Aktivität ist die Maßnahme nicht sinnvoll. Andere Alternativen zum Magenballon stellen operative Maßnahmen dar, durch welche die Nahrungsaufnahme verringert werden. Beispiele für diese sogenannten bariatrischen Eingriffe sind ein Magenband, das um den Magen gelegt wird, um dessen Fassungsmögen zu verringern sowie ein Magenbypass. Solche Maßnahmen kommen jedoch erst dann infrage, wenn bei einem stark übergewichtigem Menschen alle Versuche auf natürlichem Weg das Gewicht zu reduzieren, gescheitert sind und ohne Eingriff eine Gefahr für die Gesundheit besteht. Vorrausetzung ist jedoch auch hierbei, dass der Patient motviert ist, seinen Lebensstill zu ändern.

Weitere Informationen zu den Alternativen eines Magenballons finden Sie unter: Magenband und Magenbypass

Für weitere Alternativen einer Gewichtsreduktion empfehlen wir Ihnen unsere Seite zu: Magenverkleinerung

Zusammenfassung

Der Magenballon ist die am wenigsten invasive Maßnahme der Magenverkleinerung. Der Magenballon wird durch den Mund, über die Speiseröhre in den Magen eingeführt und mit Kochsalzlösung gefüllt. Dies passiert wie bei einer Magenspiegelung mithilfe eines Endoskops.

Ebenfalls wird der Patient leicht sediert und erinnert sich nach der Prozedur nicht mehr daran. So ist der Magen auch vorgefüllt und beim Essen setzt das Hungergefühl entsprechend früher ein.

Der Magenballon ist allerdings keine Dauerlösung und wird nach 6 Monaten wieder entfernt. Sonst bestünde die Gefahr, dass der Magenballon platzt und somit Komplikationen verursacht. Daher ist der Magenballon eine gute Option, wenn man nicht so viel abnehmen muss oder zur Vorbereitung auf eine Operation, da jede Gewichtsabnahme vor der Operation die Risiken derselben senkt. Es ist allerdings nicht nachgewiesen, dass der Magenballon gegenüber einer Verhaltensänderung besser bei der Gewichtsabnahme hilft. Ebenfalls kommt es durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme zu Störungen des Wasser- und Salzhaushaltes im Körper.
Viele Patienten berichten von Übelkeit und häufigerem Erbrechen. Es kommt auch häufiger zu Magengeschwüren nach Einsetzen eines Magenballons. Wenn der Magenballon platzt kann sich der Ballon in den Darm bewegen und dort einen Darmverschluss (Ileus) verursachen. Um diese Komplikation zu mindern oder wenigsten frühzeitig zu entdecken ist die Flüssigkeit im Ballon angefärbt (Methylblau), so dass sich bei Platzen des Ballons der Urin blau färben würde. In diesem Fall müsste man sofort zu Arzt um den Ballon entfernen zu lassen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Magenballon finden Sie unter:

Weitere Verfahren zur Magenverkleinerung:

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.04.2011 - Letzte Änderung: 22.10.2021