Muskelfaserriss im Rücken

Definition

Unter dem Muskelfaserriss versteht man eine Verletzung der Muskulatur, bei der es zur Ruptur einzelner Faseranteile, aber nicht des ganzen Muskels kommt. Meistens reißen gleich mehrere Muskelfasern desselben Muskelfaserbündels. Ein Muskelfaserriss geht in der Regel immer mit einer an der betroffenen Stelle ersichtlichen Einblutung einher.

Man unterscheidet hierbei intra –und intermuskuläre Blutungen.

Die intramuskulären Blutungen bluten lokal in eine Muskelfaszie ein, ohne dass sich das Blut weiter verteilt könnte. Dadurch wird der entsprechende Muskelbereich komprimiert, sodass auch noch mehrere Tage danach die Bewegung eingeschränkt ist. Die intramuskuläre Blutung ist im Gegensatz zu der intermuskulären Blutung direkt an der betroffenen Abrissstelle zu erkennen.

Die intermuskuläre Blutung liegt jedoch etwas weiter unterhalb, da das Blut zwischen („inter“) einzelne Muskelgruppen fließt. Hierbei hält sich die Schwellung eher in Grenzen, da sich das Volumen gut verteilen kann.

Ursachen eines Muskelfaserrisses im Rücken

Häufig handelt es sich bei dem Muskelfaserriss um eine Sportverletzung, da es nur starke Belastungen schaffen, einen einzelnen Faseranteil zerreißen zu lassen. Eigentlich sind größere Muskelgruppen, wie sie an den Oberschenkel oder Beinen zu finden sind, v.a. die Wadenmuskulatur, von einem solchen Ereignis betroffen. Nichtsdestotrotz kann es auch zu einem Muskelfaserriss am Rücken kommen. Dies kommt jedoch weitaus seltener vor.

Ein Muskelfaserriss entsteht dann, wenn ein Muskel durch starke und plötzliche Belastung extrem gedehnt wird. Die einzelnen Muskelfasern bestehen aus vielen Myofibrillen, welche über weitere kleine Funktionseinheiten die Kontraktion gewährleisten und nur einen gewissen Grad an Dehnung und Stauchung tolerieren. Häufig sind Muskelfaseranteile im Übergangsbereich zu einer Sehne betroffen.

Neben der plötzlichen Überbelastung kann auf längere Sicht das Risiko für einen Muskelfaserriss durch falsches oder mangelndes Aufwärmen und unphysiologische Bewegungsabläufe oder fehlerhafte Übungsausführung steigen. Auch der Ermüdungsaspekt der Muskulatur und die Tatsache, dass eine Person generell weniger dehnungsfähig ist, sollte als Ursache eines Muskelfaserrisses berücksichtigt werden.

Gerade die Rückenmuskulatur wird oft auch nicht genügend trainiert und gerne unbeansprucht. Durch kontinuierliche Reizung kann es letztendlich sein, dass die Toleranzschwelle überschritten ist und eine Muskelfaser reißt, da sie der Belastung nicht mehr standhalten kann. Durch das Heben von schweren Gegenständen, indem man diese einfach hochreißt anstatt in die Hocke zu gehen, gilt als klassische Bewegung bei der man sich einen Muskelfaserriss einfängt.

Symptome eines Muskelfaserrisses im Rücken

Das klassische Symptom ist der Schmerz, welcher gleichzeitig mit dem Ereignis des Muskelfaserriss eintritt. Der Schmerz wird als stechend bis ziehend charakterisiert und häufig mit einem „Peitschenschlag“ oder einem „Messerstich von hinten in den Rücken“ verglichen wird. Je nachdem wie viele Muskelfasern gerissen sind, kann die Schmerzintensität variieren. Im Vergleich zum Schmerz bei einer Muskelzerrung ist der des Muskelfaserrisses stärker (Muskelfaserriss versus Muskelzerrung- Was ist der Unterschied?). Handelt es sich um einen kleinen Muskelfaserriss ist es nicht unüblich, dass Betroffenen dies überhaupt nicht bemerken.

Nicht nur die Schmerzintensität variiert mit der Anzahl der Muskelfaserrisse, sondern auch die Ausfallsymptomatik. Ist ein kleiner Anteil eines Rückenmuskels gerissen, kann die Funktionalität komplett erhalten bleiben. Ähnelt der Muskelfaserriss jedoch fast einem Muskelriss, ist es durchaus möglich das Betroffene Schwierigkeiten haben den Muskel noch einzusetzen, da die Kontraktilität nicht mehr gewährleistet ist.

Nach dem Muskelfaserriss bildet sich eine leichte Schwellung oder Delle an der gerissenen Stelle und es kommt zu einer leichten Entzündungsreaktion.

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Schmerzen beim Muskelfaserriss am Rücken

Die Schmerzen eines Muskelfaserrisses stellen sich akut ein. Sie werden häufig als messerstichartig beschrieben und gehen für gewöhnlich mit einer eingeschränkten Beweglichkeit und Muskelschwäche einher. Neben diesen stechenden Schmerzen besteht meist auch eine Druckschmerzhaftigkeit, sowie Schmerzen beim Dehnen und Anspannen des Muskels. Es handelt sich um einen von den Betroffenen gut lokalisierbaren Schmerz. Je mehr Fasern vom Muskelfaserriss betroffen sind, desto stärker ist die Ausprägung des Schmerzes.

Muskelfaserriss der Rückenstrecker

Ein Muskelfaserriss der Rückenstrecker ist sehr unangenehm, da die Rückenstrecker an den meisten unserer täglichen Bewegungen beteiligt sind. Bei den Rückenstreckern handelt es sich um eine Gruppe aus Muskeln, die für das Aufrichten der Wirbelsäule, sowie die Rotation und Neigung zur Seite zuständig sind. Ein Muskelfaserriss der Rückenstrecker kann durch abruptes Bücken oder Heben aus einer ungünstigen Position entstehen. Wie bei allen Muskelfaserrissen, gilt auch bei einem Muskelfaserriss die sogenannte PECH-Regel. Der betroffene sollte sich auf jeden Fall schonen und seinen Muskeln Zeit zur Regeneration geben.

Diagnostik eines Muskelfaserrisses am Rücken

Die Diagnosestellung eines Muskelfaserriss ist relativ simpel, da der Patient in der Regel den Grund und den Hergang des Abrisses erklären kann. Der Arzt stellt anhand der klinischen Symptome wie Schmerzen, Schwellung, Bluterguss und leichte Kontraktilitätsminderung der betroffenen Muskulatur oft schon ohne weitere diagnostische Zuhilfenahme die Diagnose eines Muskelfaserriss. Im Zweifel kann zusätzlich zum ausführlichen Anamnesegespräch und zur körperlichen Untersuchung eine Ultraschall-Diagnostik gemacht werden.

Therapie eines Muskelfaserrisses am Rücken

Bei einem Muskelfaserriss ist es wichtig, die Bewegung und Belastung der betroffenen Muskulatur sofort einzustellen. Im Anschluss daran sollte man schnellstmögliche kühlen. Je rechtzeitiger gekühlt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Bei einem Muskelfaserriss ist zudem die Anwendung der sogenannten „ PECH-Therapie“ sinnvoll.

PECH ist eine Abkürzung für 4 Maßnahmen, die bei einem Muskelfaserriss zu ergreifen sind: P steht für Pause, E für Eis, C für Compression (engl.) und H für Hochlagern. Das heißt also, dass unmittelbar nach dem Muskelfaserriss sofort ruhiggestellt werden soll – also ein pausieren der Aktivität. Danach ist das Kühlen mit Eisbeuteln oder Eisspray zur Abschwellung und Entzündungshemmung wichtig mit anschließendem Anlegen eines Kompressionsverbandes, um weitere Einblutungen zu unterbinden. Zuletzt sollte die betroffene Struktur hochgelagert werden, optimalerweise über Herzhöhe.

Wenn es zu einem Muskelfaserriss am Rücken kommt, sind die letzten beiden Maßnahmen eher weniger gut umsetzbar. Je nachdem welche Faseranteile eine Rückenmuskels gerissen sind, kann ggf. zum Teil ein Kompressionsverband angelegt werden. Da es sich bei dem Rücken um keine Extremität handelt, die einfach hochgelagert werden kann, entfällt dieser Punkt im Fall eines Muskelfaserrisses am Rücken.

Neben dem Muskelfaserriss können auch Zerrungen, Prellungen und Bänderdehnungen mit der PECH-Therapie versorgt werden. Generell gilt die PECH-Therapie als Erstmaßnahme, die zwar die Symptomatik wie Schmerzen, Entzündung und Schwellung lindern kann aber keinen direkten Einfluss auf die sofortige Heilung hat. Sie optimiert lediglich die Ausgangsbedingungen.

Der Heilungsprozess kann 3 – 12 Wochen lang dauern. In dieser Zeit ist es wichtig, den Muskel zu schonen, da er in geschädigtem Zustand nochmals anfälliger für einen erneuten Muskelfaserriss ist. Prinzipiell reicht die konservative Therapie aus und es heißt für Betroffene geduldig abwarten und den Muskel auch dann erst wieder durch leichte Belastung zu gewöhnen. Kinesiotapes können dabei helfen die betroffene Muskelpartie zu entlasten und die benachbarten Muskeln zu stärken.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Rückenprellung nach SturzTherapie eines Muskelfaserrisses

 

Tapen eines Muskelfaserrisses am Rücken

Ein Muskelfaserriss am Rücken kann unterstützend zur Heilung getaped werden. Das Tapingverfahren ist lediglich als Unterstützung zur sonstigen Behandlung (PECH-Regel) anzusehen. Die Behandlung ist nicht wissenschaftlich belegt, zeigt bei vielen Patienten aber gute Erfolge. Ziel des Kinesotaping ist es, die Muskulatur, in diesem Fall die Rückenmuskulatur, zu entlasten und Spannungen zu lindern. Bestehen die Beschwerden des Muskelfaserrisses im oberen Rücken, werden für gewöhnlich drei Tapes aufgeklebt. Zwei Tapes links und rechts neben der Brustwirbelsäule und das dritte horizontal auf Höhe der Mitte der beiden ersten Tapes. Die Mitte sollte dabei den maximalen Schmerzpunkt darstellen.

Der Patient nimmt zum Taping eine gebeugte Haltung mit einem Rundrücken ein, sodass die Rückenmuskeln maximal gestreckt sind. Ist die Lendenwirbelsäule vom Muskelfaserriss betroffen, werden die Tapes häufig in einer Sternformation aufgeklebt (vier Tapestreifen). Das Schmerzmaximum befindet sich in diesem Fall in der Mitte der Stern-Formation.

Weitere Informationen finden Sie hier: Tapen eines Muskelfaserrisses

Dauer eines Muskelfaserrisses am Rücken

Die Dauer eines Muskelfaserrisses am Rücken ist bei jedem Patienten individuell und hängt dabei maßgeblich von der Schwere der Verletzung ab. Je mehr Fasern von dem Muskelfaserriss betroffen sind, desto länger stellt sich auch der Heilungsprozess dar. Im Allgemeinen kann allerdings gesagt werden, dass jeder Muskelfaserriss, egal ob am Rücken oder an der Wade, innerhalb von wenigen Wochen ausgeheilt ist. Deshalb gilt auch die Empfehlung, dass Betroffene für etwa drei bis sechs Wochen mit Sport pausieren sollten. Anschließend sollte wieder langsam getestet werden, ob eine Belastung des Rückens schmerzfrei möglich ist.

Weitere Informationen finden Sie hier: Dauer eines Muskelfaserrisses

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.07.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024