morgendliche Nierenschmerzen

Definition

Die Niere ist ein paarig angelegtes Organ, das seitlich der Wirbelsäule, kurz unterhalb dem Ende der letzten Rippe liegt. Ihre Hauptaufgabe ist die Produktion des Urins. Dazu wird das Blut durch kleine Filter geleitet und so von schädlichen und überschüssigen Substanzen, den so genannten harnpflichtigen Substanzen, gereinigt. Da diese Filterung für den Körper sehr wichtig ist, kann es bei Erkrankungen der Niere zu schwerwiegenden Folgen und starken Schmerzen kommen. Diese treten oft zu unterschiedlichen Tageszeiten auf und können morgens vermehrt vorkommen.

Informieren Sie sich weitergehend unter: Nierenschmerzen und Wie kann ich Nierenschmerzen lindern?

Ursachen

Nierenschmerzen am Morgen können eine Vielzahl von Ursachen haben. Da Nierenschmerzen oft nicht eindeutig lokalisierbar sind, ist es zunächst sehr wichtig Nieren- von Rückenschmerzen abzugrenzen.

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Besonders am Morgen können Verspannungen und damit verbundene Schmerzen im Rücken auftreten. Im Schlaf bemerken viele Menschen eine unangenehme Position nicht und die Verspannung tritt erst am nächsten Morgen auf.

Ist die Niere jedoch der Auslöser der Schmerzen, kann dies besonders morgens daran liegen, dass das letzte Wasserlassen schon viele Stunden her ist und sich der Urin ansammelt. Durch das Liegen machen sich abflussbedingte Störungen besonders bemerkbar.

Da man in der Nacht meist keine Flüssigkeit zu sich nimmt, wird die Niere nicht so gut durchgespült. Der Urin wird stärker konzentriert und es kommt vor allem bei einer bereits geschädigten Niere vermehrt zu Schmerzen. Zu den häufigsten Ursachen solcher Schädigungen zählen vor allem eine Nieren- oder Nierenbeckenentzündung, sowie Nierensteine, die eine Kolik verursachen können. In deren Folge kann es zu einem Urinrückstau kommen, welcher besonders nach langen Zeiten ohne Wasserlassen vermehrt auftreten und sehr schmerzhaft sein kann. 
Als andere Ursachen der Schmerzen könnte es sich um eine Nierenzyste oder einen Tumor handeln. Außerdem können eine Überlastung mit Fremd-/Giftstoffen, wie Medikamenten, Röntgenkontrastmittel, Schmerzmitteln oder Antibiotika, der Grund sein.

Zudem strahlen Schmerzen der Regelblutung manchmal in andere Regionen aus und können fälschlicherweise als Nierenschmerzen interpretiert werden.

Lesen Sie weiter unter: Ursachen von Nierenschmerzen

Symptome

Nierenschmerzen sind oft schwer einem genauen Ort zuzuordnen. Meist fühlt man ein ein- oder beidseitiges dumpfes Ziehen oder Stechen in den Flanken. Da einige Nerven von den Nieren ausgehend bis in die Leistenregion ziehen, sind auch hier häufig Schmerzen zu spüren. Diese können auch als schlecht einzuordnende Schmerzen im Bauchraum wahrgenommen werden.

Bei Nierenschmerzen sollte besonders im Morgenurin auf das Vorliegen von Auffälligkeiten, wie Verfärbungen, Blut oder eine starke Schaumbildung, geachtet werden. Zudem sind bei Nierenerkrankungen ein vermehrter Harndrang bis hin zu Harninkontinenz häufig. Bei langanhaltenden Schmerzen sollte man zudem auf Wassereinlagerungen achten.

Weitere Informationen erhalten Sie unter: Symptomen von Nierenschmerzen und Flankenschmerzen

Diagnose

Zur genauen Diagnose der zugrundeliegenden Nierenerkrankung sind das Gespräch mit dem Arzt, die genaue Beschreibung der Symptome und der Zeitpunkt des Auftretens wichtig. Der behandelnde Arzt wird eine körperliche Untersuchung durchführen, wobei er die Intensität der Schmerzen bei leichtem Klopfen auf die Flankenregion berücksichtigen wird.

Zudem kann bei der Untersuchung des Urins festgestellt werden, ob ungewöhnliche Konzentrationen verschiedener Substanzen wie Blut, Proteine oder bakterielle Erreger darin zu finden sind. Auch die Blutuntersuchung kann Hinweise auf die Ursache der Erkrankung liefern, denn bei einer Störung der Filterfunktion der Niere können sich zur Ausscheidung bestimmte Substanzen (zum Beispiel Kreatinin oder Harnstoff) im Blut anreichern.

Als bildgebendes Verfahren ist der Ultraschall Mittel der ersten Wahl. Hierbei können sowohl Zysten, als auch die Durchblutung der Niere und eventuell vorliegende Verschlüsse einzelner Arterien gut beurteilt werden.

Behandlung

Bei leichten Symptomen sollte zunächst viel Flüssigkeit, am besten in Form von Wasser, isotonischen Getränken oder Tee zu sich genommen werden. Dabei werden besonders Blasen- und Nierentees, sowie grüner Tee empfohlen. Dadurch wird die Niere nach einer Nacht ohne Flüssigkeitszufuhr wieder durchgespült, wobei es zur Reinigung und zur Verminderung der Reizung kommt. Man sollte aber darauf achten, dass man besonders morgens nicht zu viele säurehaltige Getränke, wie Kaffee oder Säfte zu sich nimmt, da es dadurch zu einer Verstärkung der Reizung kommen kann.
Außerdem sollte man seinen Urin besonders morgens nicht zurückhalten, sondern lieber öfter zur Toilette gehen, da man ansonsten einen vermehrten Rückstau des Urins provoziert. Zudem helfen oft Wärmekissen oder Wärmflaschen gegen die Schmerzen.

Zur Behandlung von Nierenschmerzen ist je nach Schwere der Erkrankung eine ärztliche beziehungsweise medikamentöse Behandlung notwendig. Dabei wird vom Arzt eine auf die zugrundeliegende Ursache abgestimmte Therapie durchgeführt. Eine Nierenbeckenentzündung kann hierbei mit Antibiotika behandelt werden. Die Therapie von Harnsteinen werden entweder mit Medikamenten oder mit einer Ultraschalltherapie zur Zerkleinerung eingesetzt. Sie lösen sich und können mit dem Urin ausgeschieden werden. Tumore werden meist operativ entfernt und mit einer Bestrahlung weiter behandelt.

Dauer der Schmerzen

Je nach Ursache kann die Dauer der Schmerzen stark variieren. Wichtig ist, dass man bei Fortbestehen der Schmerzen über mehrere Tage oder bei sehr akuten, starken Schmerzen einen Arzt aufsucht. Dies gilt ebenfalls für den Fall, dass die Schmerzen oft am Morgen auftreten und im Tagesverlauf wieder verschwinden.

Sollte es sich um eine Entzündung handeln, die nicht vollständig ausheilt, kann es nach kurzfristiger Besserung der Symptome zu einem erneuten Auftreten kommen. Auch hier sollte man sich an einen Arzt wenden, besonders im Fall von Auffälligkeiten im Urin, wie Blut oder starken Schaum.

Nierenschmerzen nach dem Aufstehen

Sollten die Schmerzen unmittelbar nach dem Aufstehen eintreten, ist zunächst wieder die Abgrenzung von Rückenschmerzen, die durch eine Verspannung oder unruhigen Schlaf entstehen können, sehr wichtig.

Außerdem sollte man darauf achten ob sich die Schmerzen nach dem ersten Wasserlassen bessern. Dies könnte ein Zeichen für vermehrten Rückstau beziehungsweise unzureichenden Abfluss des Urins zum Beispiel aufgrund eines Steins oder einer Entzündung im Bereich der Blase sein, die in der Nacht nicht oder nur selten entleert wird. Zudem kann es hilfreich sein zu versuchen am Morgen viel zu trinken um eine Besserung der Schmerzen durch „Spülen“ der Nieren herbeizuführen.

Sie vermuten eine Blasenentzündung bei sich? Informieren Sie sich unter: Nierenschmerzen nach einer Blasenschmerzen

Nierenschmerzen sind morgens besser

Nierenschmerzen können sich auch gegensätzlich verhalten und am Morgen in ihrer Intensität abnehmen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Schmerzen auf einem Rückstau des Urins von der Harnblase entlang der Harnleiter in die Nieren beruhen. Dies kann zu einer Aufweitung und Dehnung der Nierenbecken führen, was Schmerzen verursacht.
Der Stau kann aber zum Beispiel auch durch eine Entzündung entlang der abführenden Harnwege oder durch einen Harnstein ausgelöst sein. Verlegt der Stein die Harnwege nur anteilig, kann der Abfluss des gebildeten Harns tagsüber durch das vorliegende Gefälle beziehungsweise die Schwerkraft nach unten und die Bewegung im Rahmen der täglichen Aktivitäten ausreichen, um einen Stau zu verhindern.

In der Nacht fallen der fördernde Einfluss der Schwerkraft und körperlicher Aktivität auf den Abfluss des Urins weg, so dass ein vorliegender Harnstein zu einem Aufstau führen kann. Dieser wird zusätzlich durch die geringe Entleerungsfrequenz der Harnblase unterstützt.

Des Weiteren ist zu bedenken, das bereits leicht gereiztes Gewebe durch den nächtlichen, konzentrierten Harn vermehrt angegriffen wird und Schmerzen ausgelöst werden können. Entleert man nun am Morgen den Harntrakt, fließt dieser besonders aggressive Urin ab. Außerdem wird wieder Flüssigkeit aufgenommen, die den bereits gebildeten Harn verdünnt und die Bildung von dünnerem Urin fördert.

Nierenschmerzen mit Harndrang

Ein erhöhter Harndrang am Morgen ist ganz normal. Jedoch sollte bei jeder Form der Nierenschmerzen auf eine Veränderung des Harndrangs, der Menge an Urin, der Häufigkeit des Wasserlassens und andere Auffälligkeiten geachtet werden. All diese Veränderungen können auf eine Funktionsstörung der Niere oder der ableitenden Harnwege hindeuten und bedürfen bei längerem Bestehen oder in Kombination mit starken Schmerzen einer Abklärung durch einen Arzt. Auch bei stark vermindertem oder ausbleibendem Harndrang, sollte man einen Arzt aufsuchen.

atemabhängige Nierenschmerzen

Nierenschmerzen, die tatsächlich in direktem Zusammenhang mit der Atmung stehen, treten fast nie auf. Sie müssen unbedingt von Schmerzen im Rahmen einer Lungenentzündung oder einer Verspannung der Muskulatur abgegrenzt werden.

Vor allem Verspannungen der Atemhilfsmuskulatur können atemabhängige Schmerzen in zeitlichem Zusammenhang zum Einatmen auslösen. Man muss hierzu bedenken, dass es sich bei der Einatmung um einen aktiven Prozess handelt, der auf der Erzeugung eines Unterdrucks im Thorax infolge der Kontraktion der Atemmuskulatur beruht. Das Ausatmen hingegen ist ein passiver Prozess, der durch die Entspannung der entsprechenden Muskeln ausgelöst wird. Liegt nun eine Verspannung in der hierfür erforderlichen Muskulatur vor, kann diese bei jedem Atemzug zu einer Schmerzempfindung führen.

Abzugrenzen von diesen Schmerzen sind welche, die durch eine grundlegende Erkrankung der Lunge oder den sie umgebenden Lungenhäuten, ausgelöst werden. Diese können beispielsweise im Rahmen einer infektiösen Lungenentzündung oder einer Entzündung der Häute auftreten. Hierbei liegen jedoch neben den atemabhängigen Schmerzen weitere in Verbindung zu der Erkrankung stehende Symptome vor. In diesem Fall sind das neben den Allgemeinsymptomen, wie Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl, häufig Husten und Atemnot bereits bei leichter Belastung.

Nierenschmerzen in der Schwangerschaft

Im Laufe der Schwangerschaft nimmt das Kind im Bauch der Mutter zunehmend mehr Platz ein und kann auf verschiedene Organe der Mutter drücken und hierdurch Schmerzen verursachen. Die Nieren liegen seitlich der Wirbelsäule, hinter den anderen Bauchorganen und zunehmend auch hinter der nach oben wachsenden Gebärmutter.
Wenn die Schwangere nachts auf dem Rücken oder auf der Seite liegt, drückt das Kind von oben auf die Nieren und den Harnleiter. So kann es besonders morgens und nach langem Liegen zu Nierenschmerzen und einem Einklemmen der Harnleiter kommen. Dadurch kann der Urin nicht regelrecht abfließen und es kann zu einem Urinstau in Richtung der Niere kommen. Dies kann zu schmerzhaften Nierenbeckenentzündungen führen.

Detailliertere Informationen finden Sie unter: Nierenschmerzen in der Schwangerschaft

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.04.2017 - Letzte Änderung: 19.07.2023