Sulpirid

Wirkung

Sulpirid ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Benzamide. Es gehört damit zu den sogenannten atypischen Neuroleptika, hat zusätzlich jedoch auch eine antidepressive Wirkung.
Sulpirid wirkt vor allem stimulierend auf bestimmte Dopaminrezeptoren im Gehirn (D2- und D3- Rezeptoren). In niedrigen Dosen wirkt Sulpirid antriebssteigernd und stimmungsaufhellend.
In höheren Dosen (ab etwa 300-600mg/Tag) wirkt es zusätzlich antipsychotisch.

Anwendungsgebiete

Das Arzneimittel Sulpirid wird zur Behandlung von Depressionen und Schizophrenie eingesetzt. Es gilt als Reservemedikament, wenn andere Antidepressiva den gewünschten Effekt nicht erzielen konnten.
Außerdem ist es für die Therapie des Morbus Menière zugelassen. Dabei handelt es sich um ein Krankheitsbild mit starken Schwindelzuständen, Übelkeit und Erbrechen, das durch eine Schädigung des Innenohrs zustande kommen.

Dosierung

Das Arzneimittel ist in verschiedenen Dosierungen erhältlich. Die Einnahme sollte mit ausreichend Flüssigkeit und möglichst nicht nach 16 Uhr erfolgen, da sonst vermehrt Schlafstörungen auftreten können. Die Einnahme kann auch unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Die individuelle Dosis wird von dem behandelnden Arzt festgelegt und sollte in bestimmten Abständen auf ihre Richtigkeit überprüft und je nach Bedarf angepasst werden. Die gewöhnliche Erhaltungsdosis für Erwachsene liegt bei dreimal täglich 50-100mg Sulpirid.

Gegenanzeigen

Sulpirid darf nicht angewandt werden bei Parkinson-Erkrankungen, manischen Psychosen, Epilepsien oder andersartigen Krampfleiden, sowie Alzheimer-Demenz. Da es durch die Stimulation der Dopaminrezeptoren zu einer erhöhten Ausschüttung des Hormons Prolaktin kommen kann, darf Sulpirid nicht bei Patienten eingesetzt werden, die sowieso schon erhöhte Prolaktinspiegel im Blut haben (Hyperprolaktinämie).
Daher ist auch bei bösartigen Erkrankungen, wie bestimmten Tumorentitäten, die sensibel auf das Hormon Prolaktin reagieren, eine Therapie mit Sulpirid nicht empfohlen.
Auch bei Unverträglichkeiten gegenüber einem in Sulpirid enthaltenen Inhaltsstoff oder akuten Vergiftungserscheinungen mit Schmerzmitteln (Opioiden), Alkohol oder Schlafmitteln darf das Arzneimittel nicht angewandt werden.

Bei gewissen Patienten ist eine Therapie mit Sulpirid nicht grundsätzlich kontraindiziert, die Verordnung des Arzneimittels sollte jedoch nur nach gründlicher Prüfung durch den behandelnden Arzt erfolgen. Dies gilt für Patienten mit zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck (Hyper- bzw. Hypotonie), Herzinsuffizienz, Angina pectoris, schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen sowie für junge Frauen mit Zyklusunregelmäßigkeiten. Besondere Vorsicht ist auch geboten bei Patienten mit vergrößerter Prostata, erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom), Thromboseneigung oder Verengung des Magenpförtners (Pylorusstenose).

Nebenwirkungen

Bei der Behandlung mit Sulpirid können diverse Nebenwirkungen auftreten. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schwindel, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit oder überschießende Speichelproduktion, Schweißausbrüche, Herzrasen und Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung).
Seltener kann es zu Schlafstörungen, Veränderungen des Blutdrucks, Sehstörungen, Appetitzunahme, Erhöhung des Prolaktinspiegels mit Milchabgang aus der Brust, sexuellen Funktionsstörungen, parkinsonähnlichen Symptomen (Steifigkeit, Zittrigkeit, Bewegungsarmut) und Konzentrationsstörungen kommen.

Bei langfristiger Einnahme des Arzneimittels kommt es besonders bei älteren Frauen öfter zu bleibenden Nervenschäden, die sich in Zittern, Bewegungsschwierigkeiten und Zuckungen äußern.

Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

Kindern unter sechs Jahren darf Sulpirid nicht verabreicht werden. Bei älteren Kindern ist das Medikament lediglich der Therapie der Schizophrenie vorbehalten und die Dosis wird individuell an das jeweilige Kind angepasst.

Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft und Stillzeit darf Sulpirid nicht eingenommen werden. Kinder, deren Mütter das Arzneimittel während der Schwangerschaft eingenommen haben, leiden im Anschluss an die Geburt unter Entzugserscheinungen und Bewegungsschwierigkeiten, sowie Atemnot. In einem solchen Fall ist eine engmaschige medizinische Überwachung notwendig.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von Sulpirid mit anderen Arzneimitteln kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Substanzen kommen.
So kann es bei gleichzeitiger Einnahme des Arzneimittels Levodopa (Parkinsonmedikament) zur wechselseitigen Abschwächung der beiden Medikamente kommen. Daher darf Sulpirid nicht gleichzeitig mit Levodopa eingenommen werden.
Im Gegensatz dazu verstärkt sich die Wirkung von Sulpirid bei gleichzeitiger Einnahme von Schlafmitteln, Angstlösern, Neuroleptika, Benzodiazepinen, starken Schmerzmitteln (Morphin-Derivate) und Antihistaminika.
Bei paralleler Einnahme von Blutdrucksenkern (Antihypertonika) kann es unter Sulpirid sowohl zu gefährlich hohen Blutdruckspitzen, als auch zu einem extremen Blutdruckabfall kommen. Medikamente, die Einfluss auf die Herzaktivität haben, können zusammen mit Sulpirid zu schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen führen und sind daher nicht in dieser Kombination einzunehmen.
Frauen, die die Anti-Babypille einnehmen, entwickeln vermehrt Nebenwirkungen unter Sulpirid-Therapie. Ein Schwangerschaftstest kann fälschlicherweise positiv ausfallen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Antazida (Arzneimittel, die die Magensäureproduktion verringern) ist die Aufnahme von Sulpirid in den Organismus vermindert. Dies führt zu einer Wirkungsabschwächung. Die beiden Medikamente sollten daher mit einem zeitlichen Abstand von mindestens zwei Stunden eingenommen werden. Auf Alkohol sollte während der Therapie mit Sulpirid verzichtet werden.

Fahrtüchtigkeit unter Sulpirid

Sulpirid kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Dies gilt besonders im Zusammenhang mit Alkoholkonsum. Die Teilnahme am Straßenverkehr, sowie das Bedienen von Maschinen, bei dem ein hohes Maß an Konzentration erforderlich ist, sollten daher nur unter absoluter Vorsicht erfolgen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.12.2014 - Letzte Änderung: 22.10.2021