Ursachen einer Zahnfleischentzündung

Einleitung

Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist neben der Karies die häufigste Erkrankung innerhalb der Mundhöhle. Dabei ist die Ursache Nummer eins für eine Zahnfleischentzündung eine mangelnde Mundhygiene. Darüber hinaus gibt es weitere Ursachen, die durch einige Risikofaktoren begünstigen werden. Dazu zählen beispielsweise hormonelle und genetische Faktoren, wie auch Systemerkrankungen und das Rauchen. Weiterhin spielt auch die psychische Komponente eine große Rolle, denn Stress im Alltag ist ebenfalls ein Aspekt der Zahnfleischentzündungen begünstigt, auch wenn der genaue Zusammenhang Forschern noch nicht klar ist. Die Komplexität der Ursachen macht die Bekämpfung dieser Volkskrankheit immer schwerer, da meist mehrere Risikofaktoren parallel für das Ausmaß verantwortlich sind. Besonders durch die Verbindung der Zahnfleischentzündung mit der Parodontitis, der Zahnbettentzündung, können Bakterien in den Blutkreislauf gelangen und Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinnenhautentzündung (Endokarditis) oder sogar einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) auslösen. Daher ist es wichtig für diese Themen sensibilisiert zu werden, um präventiv für eine gesunde Mundflora vorzusorgen.

Ursachen

  • Mechanische Verletzungen
  • Bakterielle Beläge
  • Thermische Schäden
  • Pilze
  • Viren
  • Chemische Substanzen
  • Genetische Faktoren
  • Mundatmung
  • geringer Speichelfluss

Folgende Ursachen erhöhen das Risiko für Entzündungen im Allgemeinen und gehen daher auch mit einem erhöhten Risiko für Zahnfleischentzündung einher:

  • Systemerkrankungen, wie z.B. Diabetes Mellitus
  • Rauchen
  • Schwangerschaft
  • Medikamente, wie z.B. Immunsuppressiva
  • Stress

Parodontose

Die Parodontose (medizinisch korrekte Bezeichnung: Parodontitis) beschreibt eine Zahnbettentzündung, die den gesamten Zahnhalteapparat betrifft. Wird eine einfache Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ignoriert und nicht behandelt, greifen die Bakterien auf größere Teile der Mundhöhle über und es entwickelt sich eine Parodontitis. Durch die Entzündung kann das Zahnbett die Zähne nicht mehr fest verankern, der Knochen wird gelöst und die Zähne fangen an zu wackeln. Ohne Therapie können die Zähne schlimmstenfalls herausfallen. Da Bakterien eine Rolle spielen, ist die Parodontitis eine übertragbare Erkrankung und kann beispielsweise durch Küssen weitergegeben werden. Forscher haben ebenfalls herausgefunden, dass die Bakterien über die Blutbahn in den Kreislauf gelangen und so Herz-/ Kreislauferkrankungen auslösen können. Daher ist die Prophylaxe und Prävention unumgänglich, um keine systemischen und unter Umständen lebensbedrohlichen Folgen für den Menschen zu riskieren.

Das könnte Sie auch interessieren: Prophylaxe von Parodontose

Zahnstein

Zahnstein ist Plaque, welches mineralisiert ist und Bakterien einschließt. Er entsteht, wenn Beläge in Form von Essensresten auf den Zahnoberflächen verbleiben und durch die Mineralien im Speichel verfestigt werden. Daher kommt Zahnstein primär in der Nähe der Ausführungsgänge der Speicheldrüsen vor, welche an den Unterkieferfrontzähnen und der Außenseite der oberen Backenzähne liegen. Sofern der Zahnstein in den Zahnfleischtaschen unter dem Zahnfleisch liegt, wird er als Konkrement bezeichnet. Ein vermehrter Zahnsteinbefall der Zähne begünstigt durch die Anhäufung an Bakterien eine Zahnfleischentzündung, die vermehrt um die zahnsteinbefallenen Zähne zum Tragen kommt. Weiterhin haben Konkremente unter dem Zahnfleisch Potenzial eine Parodontitis auszulösen und den Knochen abzubauen, sodass Zahnlockerungen oder gar ein Zahnverlust ermöglicht wird. Dabei neigen einige Menschen aufgrund ihrer Speichelzusammensetzung und dem Mineralienanteil bereits genetisch vermehrt zu Zahnstein. Besonders für diese Patienten, aber auch für alle anderen, ist es wichtig regelmäßig den Zahnstein professionell beim Zahnarzt entfernen zu lassen.

Zahnbelag

Zahnbeläge sind Speisereste, die nach der Nahrungsaufnahme auf den Zahnoberflächen haften bleiben. Zahnbeläge sind anfangs beispielsweise mit Wasser abspülbar. Haften sie jedoch länger an der Zahnoberfläche, sind sie nicht mehr abspühlbar und können nur durch mechanische Reibung entfernt werden. Durch die Mineralien im Speichel verfestigen sie sich und es bildet sich Zahnstein. Somit entsteht ein Teufelskreis: Durch mangelnde Mundhygiene enwickeln sich Zahnbeläge, es kommt zur Manifestation von Zahnstein und hierdurch werden längerfristige Ablagerungen von Nahrungsresten begünstigt. Dies unterstreicht die Relevanz von einer gründlichen Zahnpflege, besonders nach den Mahlzeiten. Im Endeffekt erhöht sich durch den Verbleib von Belägen wiederum das Risiko für Entzündungen in der Mundhöhle. Da diese als mögliche Komplikation systemische Probleme auslösen können sollte eine gründliche Mundhygiene unbedingt ernst genomme werden.

Das könnte Sie auch interessieren: Munghygiene

Plaque

Plaque ist ein Synonym für Zahnbelag.

weiterführende Informationen finden Sie hier: Zahnbelag

Mangelnde Mundhygiene

Die Hauptursache für entzündliche Erkrankungen innerhalb der Mundhöhle ist die mangelnde Mundhygiene. Dazu zählen unkomplizierte Zahnfleischentzündungen, aber auch die Folge einer Zahnfleischentzündung ohne Behandlung: die Zahnbettentzündung (Parodontitis). Die mangelnde Mundhygiene führt zu einem Ungleichgewicht in der Mundhöhle: Durch die größere Anzahl an Speiseresten, die in der Mundhöhle verbleiben, haben die Bakterien mehr Substrat um sich zu vermehren. Die Zahnfleischentzündung wird dabei primär durch bakterielle Beläge verursacht, die durch längeres Bestehen das Zahnfleisch infizieren und zu Beschwerden führen. Der pH – Wert in der Mundhöhle schlägt von einem neutralen in einen sauren Bereich, da bei dem Abbau der Nahrungsreste durch die Bakterien Säuren entstehen. Diese Säuren schädigen das Zahnfleisch und der Körper versucht die Schädlinge zu bekämpfen. Resultat ist die Zahnfleischentzündung durch die vermehrte Aussendung von Entzündungsmediatoren des Körpers. Das Zahnfleisch schwillt an, errötet, wirkt erwärmt und schmerzt. Es entstehen häufig Blutungen beim Zähneputzen durch mechanische Irritation. Ohne Behandlung können durch die Schwellungen sogenannte Pseudotaschen entstehen, in die sich die Bakterien einnisten und zu Schleimhautwucherungen führen. Therapeutisch kann durch eine professionelle Zahnreinigung das Zahnfleisch gereinigt werden, sodass die Beläge und damit auch die Bakterien entfernt werden. Nach dem Eingriff tritt schnell eine Linderung der Symptome ein.

Stress

Stress ist ein Risikofaktor, der Zahnfleischentzündungen begünstigen kann. Stress begünstigt die Abwehrreaktion unseres Körpers gegen äußere Einflüsse. In diesem Fall fördert der Stress die Immunantwort gegen die Krankheitserreger und der Körper sendet vermehrt Entzündungsmediatoren aus, die eine Zahnfleischentzündung verursachen. Dafür ist primär das Stresshormon Cortisol verantwortlich, was die Botenstoffe fördert und somit die Ausbreitung der Entzündungssymptome. Trotzdem kennen Forscher immer noch nicht die genauen Zusammenhänge und wie der genau Funktionsmechanismus ist. Generell lässt sich sagen, dass Stress und psychische Probleme Einfluss auf den Schweregrad der Zahnfleischentzündung nehmen und so aus einer einfachen, unkomplizierten Zahnfleischentzündung eine schwerwiegende Zahnbettentzündung entstehen lassen können.

Das könnte Sie auch interessieren: Stress und wie kann man Stress abbauen

Mundatmung

Mundatmung ist ein häufiges Problem bei Schnarchern, die wegen verengten Nasenwegen, Polypen oder anderen Ursachen keine Nasenatmung ausführen können. Durch die ständige Luftzufuhr durch den Mund trocknet die Mundschleimhaut und das Zahnfleisch aus, was Entzündungsentstehung und Mundgeruch begünstigt. Durch das Austrocknen puffert der Speichel nicht mehr den pH – Wert und der pH wird sauer. Das saure Milieu führt zu Schädigungen der Zähne und des Zahnfleisches und der Körper reagiert in Form einer Immunantwort mit einer Zahnfleischentzündung. Durch anhaltende Mundatmung bleiben die Beschwerden weiterhin bestehen.

Das könnte Sie auch interessieren: Schnarchen

Rauchen

Das Rauchen ist ein Risikofaktor, der Entzündungen in der Mundhöhle begünstigt. Nikotin und Kohlenstoffmonooxid sorgen dafür, dass die Gefäße sich zusammenziehen und die Durchblutung dadurch sinkt. Die mangelnde Durchblutung erschwert den Transport von Abwehrzellen durch die Blutbahn, weshalb die Immunantwort verlangsamt und geschwächt wird. Das Immunsystem des Körpers kann somit gegen Krankheitserregern in der Mundhöhle nicht so effizient gegensteuern. Dadurch entstehen schneller und vereinfacht Entzündungen. Ebenfalls das Ausmaß der Entzündung kann durch die verminderte Immunantwort verstärkt sein. Dadurch resultiert, dass das Rauchen die Weiterentwicklung einer Zahnfleischentzündung zu einer Zahnbettentzündung begünstigt. Laut Studien ist dieser Faktor im Vergleich zu einem Nichtraucher um das 6fache erhöht. Raucher leiden damit öfter und früher an Entzündungen in der Mundhöhle und die Ausprägung ist dabei verstärkt.

Das könnte Sie auch interessieren: Rauchen und mit dem Rauchen aufhören

Geringer Speichelfluss

Ein geringer Speichelfluss, wie er z.B. bei älteren Menschen oder bei Patienten nach Bestrahlung im Kopf-/ Hals- Bereich anzutreffen ist, ist ebenfalls ein Risikofaktor, der Zahnfleischentzündungen begünstigt. Bei älteren Menschen kommt oft noch dazu, dass zu wenig getrunken wird. Der Speichel fehlt um den pH – Wert aufrecht zu erhalten und Zähne und Zahnfleisch sind einer Säurebelastung ausgesetzt, die eine Entzündung als Folge hat. Es gibt spezielle Gele, die den Speichelfluss anregen sollen. Diese sind allerdings nur eine temporäre Hilfe und sind keine dauerhafte Lösung. Der betroffene Patient sollte viel Wasser trinken, um den Mund feucht zu halten und Bakterien nicht zu lange an einer Stelle haften zu lassen. Das tägliche Spülen mit Mundspüllösungen kann ebenfalls das Bakterienmilieu verbessern.

Das könnte Sie auch interessieren: trockener Mund

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.11.2017 - Letzte Änderung: 28.11.2022