Weisheitszahn

Entwicklung

Die dritten Molaren (Weisheitszähne) entwickeln sich erst sehr spät, zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr und werden aus diesem Grund als Weisheitszahn bezeichnet.
Bei einigen Jugendlichen ist die erste Mineralisation im Röntgenbild erst im 14. Lebensjahr sichtbar.
Bei anderen brechen die Weisheitszähne niemals durch.

Form

Die Weisheitszähne gehören zwar zu den Backenzähnen, folgen in ihrem Aufbau jedoch keinen bestimmten Regeln.
So gibt es Weisheitszähne mit nur drei Höckern, aber auch mit fünf Zahnhöckern.
Auch die Anzahl der Wurzeln ist sehr unterschiedlich und zum Teil sind diese miteinander verwachsen oder hakenförmig gebogen. Dies kann die Entfernung der Zahnwurzeln deutlich erschweren. In sehr seltenen Fällen können hinter den Weisheitszähnen noch weitere Backenzähne wachsen, die dann als „Neuner“ oder auch Distomolaren bezeichnet werden.

Klinik

Aufgrund dieser erheblichen Unterschiede und der Unregelmäßigkeit ihres Auftretens in einem Kiefer können die Weisheitszähne zu erheblichen Problemen führen.
Dabei sind die oberen Weisheitszähne in der Regel weniger problematisch als die unteren. Ein häufiges Problem ist der geringe Platz.

Da die Weisheitszähne als letzte Backenzähne hinten am Kieferwinkel durchbrechen, reicht oft der Platz nicht aus, sodass sie gar nicht oder nur teilweise durchbrechen können.
Wenn die Zähne gar nicht durchbrechen (vollständige Retention) treten in der Regel keine Symptome auf. Teilweise durchgebrochene Zähne (teilretiniert) können zu Entzündungen und Abszessen führen. Diese sind sehr schmerzhaft und können zu Allgemeinsymptomen mit Fieber und Abgeschlagenheit führen.
Wachsen die Weisheitszähne nur im Ober- oder Unterkiefer, fehlt ihnen beim Wachsen der Gegenspieler, sodass sie über die Kauebene hinauswachsen. So resultiert zudem oft eine Verschiebung der Zähne, was zu Zahnschäden, nächtlichem Zähneknirschen und Kiefergelenksbeschwerden führen kann.
Treten Beschwerden dieser Art auf, müssen die Weisheitszähne operativ entfernt werden (Extraktion). Werden die Zahnkeime schon vor ihrem Durchbruch entfernt spricht man von einer Germektomie.

a - Zahnkrone - Corona dentis
b - Zahnhals - Cervix dentis
c - Zahnwurzel - Radix dentis

  1. Zahnschmelz -
    Enamelum
  2. Zahnbein (=Dentin) -
    Dentinum
  3. Zahnmark in der Zahnhöhle -
    Pulpa dentis in Cavitas dentis
  4. Zahnfleisch -
    Gingiva
  5. Wurzelkanal
  6. Zement -
    Cementum
  7. Wurzelhaut - Periodontium
  8. Öffnung der Zahnwurzelspitze -
    Foramen apicale dentis
  9. Nervenfasern
  10. Alveolarknochen (zahntragender
    Teil der Kieferknochen) -
    Pars alveolaris
    (Processus alveolaris)
  11. Blutgefäße
  12. Zahnwurzelspitze -
    Apex denitis
  13. Aufteilungsstelle der Zahnwurzeln
    (Gabel) - Bifurkation
  14. Zahnfurche

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Entzündung am Weisheitszahn

Schmerzen und Entzündungen am Weisheitszahn werden durch verschiedene Ursachen ausgelöst. Wie bei anderen Zähnen auch kann Karies eine Entzündung der Wurzelspitze verursachen und so Schmerzen und eine dicke Backe verursachen. Ein typisches Beschwerdebild, was zu einem entzündeten Weisheitszahn führt, stellt die „dentitio difficilis“ dar. Hierbei handelt es sich um den erschwerten Zahndurchbruch aufgrund von Platzmangel oder einer ungünstigen Lage des Zahnes. Hauptsächlich sind die beiden unteren Weisheitszähne davon betroffen. Oftmals bricht der Zahn nicht komplett durch, sodass an der hinteren Fläche eine Zahnfleischtasche entsteht.

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In manchen Fällen ist sogar die Kaufläche noch von Schleimhaut bedeckt. Diese Stellen sind der Zahnbürste nicht gut zugänglich, sodass sich Bakterien durch die angesammelten Speisereste dort schnell vermehren können. Die entstehende Plaque kann dann Karies und Zahnfleischentzündungen auslösen. Häufig wird dann der Zahnarzt aufgesucht, welcher bei akuten Problemen schnell Abhilfe leisten kann.

Er entfernt die schwer zugängliche Plaque mit speziellen Instrumenten und gibt dann ein Medikament in die Zahnfleischtasche. Innerhalb weniger Tage heilt die Stelle aus. In den meisten Fällen kann eine weitere Entzündung jedoch nicht verhindert werden. Die Entfernung der überschüssigen Schleimhaut oder des ganzen Zahnes muss dann vorgenommen werden, um die Schmerzen nachhaltig zu lindern. Welche Therapie genau in Frage kommt, entscheidet der Zahnarzt anhand der individuellen Situation.

Schmerzen am Weisheitszahn

Schmerzende Weisheitszähne sind ein äußerst häufiges Symptom. Meistens treten sie ähnlich der Schwellungen im Jugendalter durch erschwerten Zahndurchbruch auf. Dabei kann es aufgrund von Platzmangel dazu kommen, dass der Weisheitszahn inkomplett durchbricht und die Kauebene nicht erreicht. Da Zumeist aber doch ein Teil des Zahnes zu sehen ist können sich Zahnfleischtaschen bilden. Entzündungen werden hier als Pochen empfunden. Weiterhin kann ein quer liegender Weisheitszahn im Unterkiefer auf die Wurzel des davorliegenden Zahnes drücken. Durch einen Wachstumsschub kann es sich das Drücken verstärken und so bei längerem Andauern zu Schmerzen führen.

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Schwellung am Weisheitszahn

Eine Schwellung der Weichgewebe (Zahnfleisch) kann beim Weisheitszahndurchbruch auftreten. Häufig ist er Symptom des erschwerten Zahndurchbruchs und geht mit Schmerzen, geschwollenen Lymphknoten und ggf. einer Kieferklemme einher. Besonders die unteren Weisheitszähne sind hiervon betroffen. Da die Zähne in der Mehrzahl der Fälle nur teilweise oder schief durchbrechen, ist die Hygiene stark erschwert. Eine Entzündung des Zahnfleisches kann sich einstellen und so die Schwellung zusätzlich begünstigen. Einmaliges Auftreten dieser Beschwerden stellt noch kein Problem dar. Tritt dies aber häufiger aus, sollte über eine Entfernung des betroffenen Weisheitszahnes nachgedacht werden, damit der davorliegende Zahn keinen Schaden nimmt.

OP am Weisheitszahn/ Weisheitszahn ziehen lassen

Wenn ein oder mehrere Weisheitszähne entfernt werden sollen, muss mindestens einen Tag zuvor eine eingehende Beratung stattgefunden haben. Vor- und Nachteile, sowie Risiken und Komplikationen muss der Zahnarzt persönlich mitteilen und aufgeworfene Fragen sollten geklärt werden. Diese Beratung darf nicht von der Zahnarzthelferin übernommen werden. Die Extraktion, wie das Zahnziehen auch genannt wird, beginnt nach Inspektion der Mundhöhle mit der Lokalanästhesie. Der Zahnnerv wird durch eine Spritze betäubt, damit keine Schmerzreize mehr übertragen werden. Normal ist hingegen ein leichtes Ziehen oder Drücken während der Operation.

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Nachdem die Betäubung wirkt, beginnt der Zahnarzt mit der Entfernung. Bei den Weisheitszähnen im Unterkiefer ist häufig ein Schleimhautschnitt notwendig, damit der Zahn komplett sichtbar wird. Je nachdem wie tief der Zahn noch sitzt, muss sogar noch der Knochen unter dem Zahnfleisch weggefräst werden. Ist der Weisheitszahn gänzlich sichtbar, wird er mit einem weiteren Instrument, dem Bein’schen Hebel, aus seinem Zahnfach gehebelt. Falls der Zahn sehr schief liegt oder stark gekrümmte Wurzeln besitzt, wird er zerteilt und dann in mehreren Stücken entfernt. Nachdem überprüft worden ist, dass der Zahn komplett herausgeholt wurde, wird noch das Entzündungsgewebe abgetragen. Dafür wird das Zahnfach mit einem löffelähnlichen Instrument ausgekratzt.

Wenn die Wunde sehr groß ist, kann noch ein Medikament in die Alveole gelegt werden, bevor die Schleimhaut wieder in der richtigen Position vernäht wird. Im Oberkiefer treten die Zähne meist komplett aus der Schleimhaut heraus, sodass hier kein zusätzlicher Schleimhautschnitt nötig ist. Allerdings kann sich hier eine Verbindung zur Kieferhöhle auftun, wenn der Weisheitszahn lange Wurzeln hatte. Diese, auch Mund-Antrum-Verbindung genannte, häufige Komplikation kann durch einfache Tests bestätigt werden. Danach muss die Wunde mit einer Naht verschlossen werden, um eine -durch eine anhaltende Verbindung zwischen Mund und Kieferhöhle verursachte- chronische Entzündung zu unterbinden.

Nach Verschluss aller Wunden, klärt der Zahnarzt meist noch über richtige Verhaltensweisen nach einer Operation auf. Wichtig ist in den ersten Tagen nach der OP beispielsweise eine gute Kühlung der Wange, um eine Schwellung zu vermeiden, ein Rauchverzicht, sowie weiche Kost. So kann das Entzündungsrisiko auf ein Minimum reduziert werden. Danach wird der Patient mit einem Rezept für die wichtigen Medikamente entlassen. Meist schließt sich eine Wundkontrolle am Tag danach, sowie eine Nahtentfernung nach etwa einer Woche an.

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Entzündung nach einer Weisheitszahn-OP

Nach einer Weisheitszahnentfernung sind Entzündungen nicht selten. Ursächlich sind häufig schon vorher bestehende Schwierigkeiten in dieser Region aufgrund der Lage oder eines erschwerten Zahndurchbruchs. Aber auch eine im Zahnfach zurückgebliebene Zahnwurzel oder eine entzündete Alveole kann ähnliche Beschwerden bereiten. Hält man sich an die ärztlichen Verhaltenshinweise kann das Entzündungsrisiko stark gesenkt werden. Beispielsweise sollte nach einer OP nicht geraucht, sowie nichts Krümeliges gegessen werden. In bestimmten Fällen ist auch eine Antibiotikagabe sinnvoll, beispielweise wenn das Operationsgebiet schon zuvor häufig entzündet war.

Tritt doch eine Infektion auf, gibt es typische Entzündungszeichen, welche schon nach kurzer Zeit auftreten. Trotz Einnahme von Schmerzmitteln -wie Ibuprophen oder Paracetamol- können die Schmerzen nicht richtig gestillt werden. Dazu treten eine Rötung der Wunde sowie eine Schwellung der Wange auf. Oftmals ist das Wundgebiet durch eine verstärkte Durchblutung auch erwärmt, Fieber ist keine Seltenheit. Tritt dann noch der typische Funktionsverlust hinzu kann es sehr gefährlich werden.

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Durch einen Abszess wird der Mundboden angehoben oder eine Schwellung des Rachens herbeigeführt. Dadurch terten Atemnot und ein Erstickungsgefühl ein. Da ein Abszess auch auf innere Organe übertreten kann, ist eine ärztliche Abklärung dringend angeraten. Ein (Zahn-)Arztbesuch sollte umgehend bei Einstellung der Entzündungszeichen am besten noch im frühen Stadium erfolgen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.05.2013 - Letzte Änderung: 25.07.2023