Nächtliches Zähneknirschen

Definition

Man spricht von Zähneknirschen oder Zähnepressen (Bruxismus), wenn die Zähne übermäßig häufig unnormal hoher Muskelbelastung ausgesetzt werden.

Dies kann zum Beispiel zu Verschleißerscheinungen am Zahn oder zu Muskelbeschwerden der Kaumuskulatur führen. Auch können Entzündungen des Zahnhalteapparates dadurch gefördert werden.

Nächtliches Zähneknirschen ist ein weit verbreitetes "Krankheitsbild".
In der Regel wird es psychologisch ausgelöst, das bedeutet, dass Zähneknirschen meistens ein Mittel des Körpers ist, Stress zu bewältigen.

In seltenen Fällen können Zahnfehlstellungen ursächlich sein. Das Zähneknirschen nachts wird häufig erst nach längerer Zeit von den betroffenen bemerkt. Häufig bemerkt der/die Lebenspartner/in das nächtliche Zähneknirschen durch die dabei entstehenden Geräusche.

Symptome des Knirschers

Generell zeigen sich bei längerem Zähneknirschen Verschleißerscheinungen an den natürlichen Zähnen.

Dies betrifft zuerst die Eckzähne, deren Eckzahnspitze verloren geht oder sich eine schrägverlaufende Schneidekante bildet.
Danach sind Front- und Backenzähne betroffen. Gerade bei nächtlichem Zähneknirschen kann es morgens zu Schmerzen beim Zusammenbeißen oder Schmerzen des Kiefergelenks (Schmerzen in und ums Ohr) kommen. Diese Schmerzen bessern sich oft im laufe des Tages.

Auch kann es in der Kaumuskulatur zu Verspannungen oder Verkrampfungen kommen, die oft irrtümlich als Zahnschmerzen interpretiert werden. Im Verlauf solcher Muskelverspannungen können auch Mundöffnungsbeschwerden auftreten oder aber weitere Verspannungen der Skelettmuskulatur (Nacken) nachsichziehen.

Ursachen des nächtlichen Zähneknirschens

Nächtliches Zähneknirschen hat nahezu jeder dritte Deutsche regelmäßig. Ursächlich sind dafür primär Stresssituation und damit verbunden psychische Leiden. In Lebenssituationen, die an der Psyche nagen, versucht der Körper, die Geschehnisse zu kompensieren.

Das passiert in der Nacht, während der Körper herunterfährt und sich erholt. Dabei kann es sein, dass Patienten das Knirschen nur entwickeln, sofern Prüfungsstress oder familiäre Probleme auftreten, bei seelischer Zufriedenheit jedoch keinerlei Beschwerden erleiden.

Auch im alkoholisierten Zustand oder unter Drogeneinfluss, wenn der Schlaf gestört ist, kann eine Knirschsymptomatik auftreten.

Häufig kann das Knirschen auch nach erfolgter Behandlung mit Zahnersatz auftreten.
Sind hier Kronen oder Füllungen zu hoch oder schränken die Unterkieferbeweglichkeit ein, können sie zum Zähneknirschen führen, da der Körper versucht, eine gleichmäßige Bisslage zu erreichen und den Vorkontakt des zu hohen Zahnes herunter reibt.

Bei Fehlbildungen des Gebisses, wie krummen Zähnen wird ebenfalls Knirschen in der Nacht ausgelöst.

Bei Kindern im Milchgebiss oder Wechselgebiss ist Knirschen normal, da sich durch das Knirschen der optimale Biss ergibt. Diese Situation stellt den einzigen Fall dar, in der das Knirschen nicht krankhaft ist.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Ursachen von Zähneknirschen

Knirschen bei Kindern

Bei Kindern und besonders bei Kleinkindern im Milchgebiss kommt Knirschen der Zähne während der Nacht und auch am Tag vor. Das liegt primär daran, dass die Zähne des Milchgebisses oder des bleibenden Gebisses durchbrechen und sich der optimale Biss des Kindes erst mit der Zeit bildet.

Die Periode, in denen das Milchgebiss durchbricht, ist mit 6 Monaten bis knapp 2 Jahren, die bleibenden Zähne kommen im Alter von 6-8 und von 9-12. In diesen Phasen des Zahnwechsels ist das Knirschen in der Nacht physiologisch, also ganz normal und unbedenklich, damit der optimale Biss entsteht.

Infos zum Zahnwechsel beim Kind finden Sie hier.

Die Zähne stoßen die ersten Male gegeneinander und reihen sich so ein, dass sie funktional am besten stehen. Das geschieht in erster Linie durch das Knirschen, da sich so ein gleichmäßiger Kontakt aller Zähne zu ihren Gegenzähnen bildet, der Biss.

Dabei neigt das Kind dazu, so lange zu knirschen, bis ein einheitlicher gleichmäßiger Kontakt ausgebildet ist, was das funktionell beste Ergebnis ist. Auffällig ist, dass die Phasen, in denen das Kind knirscht, oft einige Monate andauern und sofort enden, sofern die optimale Bisslage erreicht ist. Dieses Knirschen bereitet den Kindern meist auch keinerlei Beschwerden, was einen Unterschied zur Symptomatik der Erwachsenen darstellt. Therapeutisch wird bei Kindern meist nichts getan, da das Knirschen sich von alleine einstellt.

Sofern die Gebissentwicklung des Kindes gestört ist und das Knirschen durch einen Fehlbiss entsteht, wird eine kieferorthopädische Therapie mit lockeren oder festsitzenden Zahnspangen eingeleitet.

Lesen Sie dazu ebenfalls: Kieferorthopädie

Welche Folgen entstehen aufgrund des Knirschens?

Folgen des nächtlichen Knirschens können im krankhaften Verlauf schwerwiegende Folgen haben, bei Kindern ist das Knirschen allerdings meist harmlos. Durch das Knirschen der Kinder formiert sich im Zahndurchbruch oder Zahnwechsel der Biss. Ist die optimale Bisslage erreicht, wird das Knirschen sofort eingestellt und keinerlei negative Folgen sind zu erwarten.

Ist allerdings die Zahnentwicklung gestört und das Knirschen krankhaft wie bei den meisten Erwachsenen, können Zähne, Zahnhalteapparat und Kiefergelenk durch die übermäßige Belastung Schaden davontragen. Die Zähne reiben sich ab und der Biss senkt sich dadurch, wodurch sich das Kiefergelenk an eine neue Bisslage anpassen muss, aber das nur in einem gewissen Maße schafft.

Der Betroffene Patient steht morgens mit starken Schmerzen im Kiefer und Kiefergelenk auf und die Schmerzen können auch ausstrahlen, sodass Migräneanfälle und Kopfschmerzen entstehen. Weiterhin ist auch die Kaumuskulatur verspannt, was zu Kieferklemme oder Kiefersperre führen kann. Dabei hat der Patient hat Beschwerden bei Mundöffnung oder Kieferschluss und jeglicher Versuch führt zu starken Schmerzen.

Ohne Behandlung kann das Knirschen in Folge dessen zu einem Verschleiß des Kiefergelenks, der Kiefergelenksarthrose führen, die unausweichlich zu einer starken Funktionsbeeinträchtigung des Kauapparates führt. Jegliche Folgen des Knirschens im Bezug auf das Kiefergelenk werden durch ihre Komplexität unter den Begriff  "Cranio – Mandibuläre – Dysfunktion" untergeordnet, die in der heutigen Bevölkerung jeden Dritten betreffen. 

Lesen Sie dazu auch hier weiter: Schmerzen im Kiefergelenk

Diagnose

Die Diagnose wird in der Regel durch den/die Zahnarzt/Zahnärztin gestellt.
Hier reicht meistens die Kontrolle der Schneidekanten aus, um zu erkennen, ob geknirscht wird oder nicht.

In Verbindung mit dem Patientengespräch kann normalerweise die Diagnose gestellt werden.

In Ausnahmefällen kann nachts ein Myogramm der Kaumuskulatur erhoben werden. Hier wird die elektrische Muskelaktivität aufgezeichnet.

Therapie

Zahnmedizinisch wird das Zähneknirschen nachts durch eine Schienentherapie behandelt.

Dazu wird nachts eine Kunststoffschiene über die Oberkiefer- oder Unterkieferzähne eingesetzt. Statt den natürlichen Zähnen wird der Kunststoff verschlissen. Gerade beim nächtlichen Zähneknirschen sollte man direkt vor dem Schlafengehen kein TV schauen oder PC spielen, sondern möglichst zur Ruhe kommen und nur noch entspannende Dinge tun. Dies ist jedoch nur eine symptomatische Therapie.

Lesen Sie mehr zu dem Thema: Okklusionsschiene

Eine endgültige Therapie ist nur dadurch möglich, das Zähneknirschen als Stressbewältigung auszuschalten. Dafür muss der tägliche Stress reduziert oder anderweitig abgebaut werden (Sport/ Entspannungsübungen).
In der Regel knirscht jemand nicht nur nachts, sondern er knirscht oder presst auch tagsüber die Zähne zusammen. Das muss immer wieder durch bewusstes Entspannen der Kaumuskulatur aufgelöst werden, sodass dies langfristig auch in das Unterbewusstsein eingehen kann.

Eine ursächliche Therapie Bedarf somit der aktiven Mitarbeit des Patienten und ist im Gegensatz zur symptomatischen Therapie eher langfristig angelegt.

Die Knirscherschiene

Eine Schienentherapie ist die Therapie der Wahl, die bei Knirschen während der Nacht eingeleitet wird. Die Schiene, die auch als Aufbissschiene oder Knirscherschiene bezeichnet wird, besteht aus Kunststoff. Sie wird in einem zahntechnischen Labor individuell passend für den Patienten hergestellt, indem durch Abdrücke von Oberkiefer und Unterkiefer Modelle gezogen werden und die Schiene dann passend hergestellt wird. Dabei ist es egal ob die Schiene für den Oberkiefer oder den Unterkiefer gefertigt wird und ob sie aus einem weichbleibenden, einem harten oder einem kombinierten Kunststoff hergestellt ist.

Die Knirscherschiene wird dann eingepasst und so eingeschliffen, dass alle Zähne gleichmäßig aufkommen. Nun kann der Patient die Schiene jeden Abend für die Nacht einsetzen und während des Schlafens tragen, sodass die Zähne durch die Schiene nicht mehr direkt aufeinander kommen und sich nicht abreiben.

Die Aufbissschiene fungiert dabei als Barriere und als Federung und reduziert die Belastung der Zähne. Das Tragen der Schiene bedarf einer gewissen Eingewöhnung, die allerdings schnell erreicht wird. In der Regel reduziert die Schienentherapie bereits nach der kurzen Eingewöhnungszeit die Beschwerden, die durch Knirschen hervorgerufen werden, da das Knirschen verhindert wird.

Patienten berichten, dass sie besser schlafen und morgens ohne Schmerzen an Kiefer, Kauapparat und Gelenk aufstehen.

Da sich die Schiene nach einiger Zeit abnutzt, ist es ratsam, sie bei jeder zahnärztlichen Kontrolle mindestens einmal im Jahr zu kontrollieren. Alle zwei Jahre sollte eine neue Schiene angefertigt werden, um einen optimalen Schutz vor Knirschen in der Nacht zu gewährleisten.

Homöopathie

Es gibt einige Zahnärzte, die neben der Schienentherapie bei einer Symptomatik des Knirschens während der Nacht homöopathische Mittel verschreiben. Dabei handelt es sich um Globuli, die neben der konservativen Therapie unterstützend wirken sollen, um Symptome zu lindern und schneller ein Erfolgserlebnis zu erzielen.

Zu den Globuli, die verschrieben werden zählt beispielsweise Cina, welches aus einer Asternart stammt. Diese Globuli werden mit der Stärke D6 verschrieben und helfen neben dem Knirschen auch gegen Krampfleiden. Weiterhin wird auch Cuprum metallicum und Magnesium phosphoricum in Stärke D12 verschrieben. Magnesium phosphoricum ist auch als Schüssler-Salz Nummer 7 bekannt und hilft bei Stressleiden. Cuprum metallicum D12 lindert neben Knirschsymptomen auch Verkrampfungen und wird daher bevorzugt verordnet.

Homöopathie kann in manchen Fällen zusätzlich zur konventionellen Therapie helfen, deren Wirkung ist jedoch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.

Weiterführende Informationen

Weitere allgemeine Informationen aus dem Gebiet der Zahnmedizin:

Eine Übersicht aller Themen aus dem Gebiet der Zahnmedizin finden Sie unter Zahnmedizin A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.04.2013 - Letzte Änderung: 01.12.2022