Chondroprotektiva

Synonyme im weiteren Sinne

  • knorpelaufbauende Substanzen
  • Knorpelaufbau
  • Hyaluronsäure
  • Knorpelaufbau
  • Knorpelschutzsubstanzen

Hersteller

Die unten genannten Hersteller der Chondroprotektiva sind beispielhaft, weitere Anbieter können vergessen worden sein.

  • Synvisc®
  • Suplasyn®
  • Ostenil®
  • Hyalart®
  • Durolane®
  • Go on®
  • Hya-GAG®
  • Orthovisc®
  • Fermathron®
  • Hya Ject®
  • Hyalubrix®
  • u.v.a.

Definition

Chondroprotektiva sind Knorpelschutzmittel, die - laut Hersteller - die Knorpelzerstörung aufhalten sollen. Die Chondroprotektiva sollen knorpelabbauende Substanzen hemmen und Knorpel wieder aufbauen. Außerdem wird den Chondroprotektiva ein entzündungshemmender Effekt zugeschrieben.

Die Wirkung dieser Medikamente wird wissenschaftlich unterschiedlich beurteilt. Viele Patienten äußern jedoch eine deutliche Reduktion des Schmerzemfindens, die durch Studien belegt sind.
Einen Knorpelaufbau, wie teilweise durch Werbung beschrieben, können diese Chondroprotektiva sicherlich nicht leisten.

Wirkung

Die Wirkung der Chondroprotektiva wurde mittels klinischer Studien belegt, die den Rückgang von Schmerzen, Schwellungen nachweisen und eine Besserung der Gelenkbeweglichkeit bestätigen.

Die höchste Wirksamkeitsrate der Chondroprotektiva ist unter direkter Einspritzung von Hyaluronsäure besonders in große Gelenke wie das Kniegelenk, Hüftgelenk oder Sprunggelenk zu erwarten.
Aber auch kleine Gelenke wie das Fingergelenke oder Facettengelenk der Wirbelsäule profitieren von gezielten Infiltrationen.
Die Wirksamkeit ist individuell sehr verschieden. Die Wirksamkeitsdauer schwankt ebenfalls erheblich. Eine Besserung ist im Bereich von Monaten bis zu mehreren Jahren ist realistisch. Die Wirkdauer der Chondroprotektiva hängt entscheidend vom Stadium der Arthrose ab.

Abbildung Knorpelaufbau

  1. oberflächliche Knorpelschicht
  2. mittlere Knorpelschicht
  3. verkalkende Knorpelschicht
  4. Knochen

Chondroprotektiva bestehen hauptsächlich aus Hyaluronsäure und Glucosamin.

Glucosamin ist ein hochkonzentrierter Aminozucker, der als Grundbaustoff für Knorpel, Sehnen, Bänder und Knochenstrukturen, sowie für Bindegewebe, Arterienwände und die Haut von lebensnotwendiger Bedeutung ist.
Er dient ferner der Reparatur und des Wiederaufbaus von Knorpel in den Gelenken, der Wirbelsäule, sowie der Knochenbildung über die sogenannte „chondrale Ossifikation“. Von einem gesunden und jungen Organismus werden Glucosamine direkt aus der Nahrung synthetisiert. Der Organismus verliert aber mit zunehmendem Alter die Fähigkeit der Synthese (= Herstellung) aus der Nahrung. Verstärkt wird dies durch die Tatsache, dass unsere moderne Ernährungsweise meist keine Nahrungsmittel anbietet, die diese Stoffe enthalten. Knorpel und Bindewebsteile sind beispielsweise bei den wenigsten Menschen heutzutage auf dem Speiseplan.
Glucosamin dient als „Hyaluronsäure“ (spezielle Form von Glucosaminen) der Bildung von Synovialflüssigkeit, der sogenannten „Gelenkschmiere“. Hyaluronsäure als ein Chondroprotektiva befindet sich beispielsweise im Haut- und Knochengewebe, im Glaskörper vom Auge sowie in der Nabelschnur ungeborener Kinder.

Man bezeichnet die Chondroprotektiva als „interzelluläre Kittsubstanz“ und gilt als wichtiger Bestandteil der Grundsubstanz des Bindegewebes.

Mangelt es dem Körper an Insulin, und / oder Kortikoiden (Kortison), so ist die körpereigene Produktion der Hyaluronsäure teilweise oder ganz gestört. Als unmittelbare Folge eines aus diesen Umständen resultierenden Mangels dieser Chondroprotektiva wird die an sich zähflüssige Gelenkschmiere dünn und wässrig und auch die Knorpel der Gelenkkapseln schrumpfen und werden spröde. Dies führt letztendlich zu einer Erosion der Knorpelschichten in den Gelenken, was Entzündungen, Schwellungen, Steifigkeit und Schmerzen verursacht.

Glucosamin und Hyaluronsäure als Chondroprotektiva gehören zu den Mukopolysacchariden. Man nennt sie auch „Glykosaminoglykane“. Zu ihnen gehört beispielsweise auch das Chondroitin, eine weitere Zuckerverbindung mit Riesenmolekülstruktur und Hauptbestandteil aller Knorpel, die aus Glucosamin hergestellt wird. Da das Glucosaminmolekül etwa 250 fach kleiner ist als das Chondroitin, kann es im Verdauungstrakt besser resorbiert und dem Organismus somit schneller zugeführt werden.

Die bio-aktive Form sowohl von Chondroitin, als auch von Glucosamin ist Chondroitinsulfat, bzw. Glucosaminsulfat. Erst die Verbindung mit dem Salz der Schwefelsäure bildet Substanzen (Chondroprotektiva), die vom Organismus aufgenommen und verwertet werden können.

Lebende Materie, wie beispielsweise Knorpel, Bänder, Sehnen und Bindegewebe, sind prinzipiell regenerationsfähig. Dabei ist die Bindegewebssubstanz von besonderer Bedeutung, da sie in allen Bändern, Sehnen und Blutgefäßen vorhanden ist. Sie gilt als Grundsubstanz des gesamten Skelettes, der meisten Organe und verbindet beide miteinander, bzw. mit umliegendem Körpergewebe.
Die Voraussetzung für die Regenerationsfähigkeit der lebenden Materie ist allerdings, dass die dafür benötigten Materialien in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Die wichtigsten Baustoffe der Chondroprotektiva sind die oben erwähnten Glykosaminoglykane: Hyaluronsäure, Glucsoamin und Chondroitin. Sie sorgen dafür, dass die genannten Gewebe kontinuierlich auf- und abgebaut (=umgesetzt) werden.

Im Knorpel, einer Spezialform des "verdichteten" Bindegewebes, sind die Zellen in einer kompakten und festen Grundsubstanz (= Matrix) verankert.
Knorpel gehört zur Skelettstruktur und besteht hauptsächlich aus den genannten Glykosaminoglykanen. Zusätzlich enthält er aber auch einen hohen Wasseranteil und Kollagen. Wesentliches Problem bei der Regeneration von Knorpel ist jedoch, dass er nicht durchblutet ist und das erforderliche Baumaterial nur schwer zu den Knorpelzellen transportiert werden kann.
Ist die Versorgung der Knorpelzellen mit Glukosaminoglykanen nicht gewährleistet, verlieren diese ihre Fähigkeit der Flüssigkeitsspeicherung und Nährstoffaufnahme. Die Zellen trocknen aus, schrumpfen und sterben schließlich ab. Dies führt dann zu Knorpelerosionen (Abnützung) und den damit verbundenen Symptomen.
Chondroitinsulfat bindet das meiste Wasser im Bindegewebe und gibt diesem dadurch seine Elastizität und stossdämpfenden Eigenschaften. Die Wasserbindung der Chondroprotektiva erfolgt durch eine elektrische Ladung, mit deren Hilfe eine zähflüssige Masse aus galertartigem Material gebildet wird, die sowohl die Gewebezellen aneinander bindet, als auch Schleimbeutel und Gelenke schmiert. Diese zähflüssige Masse enthält neben Chondroitinsulfat einen hohen Anteil von Hyaluronsäure. Das Chondroitinsulfat wird dabei zum Teil über die Nahrung aufgenommen, und zum Teil aus Glucosaminsulfat vom Körper selbst hergestellt.

Unter Einwirkung von Vitamin C steuert Chondroitinsulfat auch die Produktion und Stabilisierung von Kollagen, einem faserigen Protein, das ebenfalls zur inneren Bindung von Bindegewebe und Knorpelsubstanz erforderlich ist.

Tabletten, Medikamente

Chondroprotektiva, also den Knorpelabbau- hemmende Medikamente gibt es sowohl als Injektion, als auch in Tablettenform: Der Wirkstoff Chondroitinsulfat, das den Knorpel bei Kompression unterstützt existiert in Kapselform mit dem Handelsnamen Gepan instill (Deutschland), bzw. Chondrosulf (Österreich, Schweiz). Chondroitinsulfat ist ein wichtiges Struktur- und Regulationsprotein. Zusammen mit Agrecan bildet es einen Großteil der Knorpelmasse. Chondroitinsulfat besitzt zudem eine wasserbindende Komponente – So soll es die Fähigkeit des Knorpels erhöhen, Wasser zu binden, und dadurch Reibungswiederstand dämpfen, so wie Elastizität erhöhen.

Nach seiner oralen Einnahme in Tablettenform wird es im Darm enzymatisch gespalten, und kann so verkleinert die Darmwand passieren. Daher auch bestimmte unerwünschte Nebenwirkungen wie Durchfall und Appetitlosigkeit. Allerdings macht die Therapie mit Chondroitinsulfat nur Sinn, solange noch Knorpel vorhanden ist, der aufgebaut werden kann- also bei Patienten mit Arthrose, oder juvenilen ("jugendlich")Wachstumsschmerzen. Es wird über 3 Monate hinweg, ein bis zweimal jährlich eingenommen. Die Kosten für 100mg Chondroitinsulfat –Kapseln liegen im Bereich um die 30€, es ist frei in der Apotheke erhältlich. Ebenfalls in Tablettenform erhältlich ist Vitamin E, oder auch Tocopherol. Nahrungsmittel wie Fisch, Mangos, oder auch Sonnenblumen- und Olivenöl enthalten besonders viel Vitamin E.

Applikation / Verabreichung

Prinzipiell können Chondroprotektiva (Hyaluronsäuren) entweder durch Spritzen, die direkt ins Kniegelenk gesetzt und als Therapie drei bis achtmal jeweils wöchentlich verabreicht oder oral in Tablettenform gegeben werden.

Eine Hyaluronsäuretherapie wird in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen. Es lohnt sich aber immer einen Kostenvoranschlag bei der gesetzlichen Krankenkasse einzureichen. In Einzelfällen wird die Behandlung dann durch die Krankenkasse bezuschusst.

Eine gute Wirkung ist nur nach eine intraartikuläre Injektion (Injektion direkt in das betroffene Gelenk) der Chondroprotektiva / Hyaluronsäure zu erwarten.
Wissenschaftliche Studien zum Erfolg oraler Präparate wurden in renommierten Zeitschriften veröffentlicht. Das Ausmaß und die Dauer des Erfolges müssen noch weiter untersucht werden.

Zu einem Knorpelaufbau im Sinne einer Regeneration kommt es nicht.

Therapie

Die Therapie kann auf verschiedene Art und Weise durchgeführt werden:

Neben der Medikament- Einnahme in Tablettenform, kann der Wirkstoff auch direkt in den Knorpel des jeweiligen Gelenks gespritzt werden. Dies ist bei manchen Gelenken schwieriger als bei anderen, prinzipiell jedoch bei allen Gelenken möglich. Die Injektion sollte von einem Arzt durchgeführt werden. Das Kniegelenk eignet sich besonders für diese Therapie, da es (anders als beispielsweise das Hüftgelenk) besonders gut für eine Injektionstherapie mittels Spritze zugänglich ist. Die Injektion erfolgt mehrmals pro Woche über einen längeren Zeitraum. Da der Wirkstoff nicht erst im Körper metabolisiert – also verarbeitet wird, entstehen hierbei auch keine unerwünschten Nebenwirkungen. Diese sind bei Tabletten Einnahme in seltenen Fällen allergische Reaktionen, bis hin zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Durchfall und Magenschmerzen.

Nebenwirkungen

Gespritzte Chondroprotektiva sind inzwischen relativ nebenwirkungsarm. Neuere Präparate werden als Reinsubstanzen hergestellt, so dass allergische Reaktionen nur in Ausnahmefällen vorkommen.

Oral eingenommene Präparate in Kapselform machen bevorzugt Beschwerden im Magen - Darm - Bereich wie:

Kosten

Die Kosten eine Therapie mit Chondroprotektiva werden bis dato (2015) nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, und müssen daher selbst bezahlt werden. Dies liegt daran, dass in Studien bislang keine Wirksamkeit der Therapie nachgewiesen werden konnte. In einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahr 2010 wurden 3800 Patienten über einen längeren Zeitraum mit Placebos und Chondroprotektiva behandelt. Die Chondroprotektiva zeigten keinen nachweisbaren Nutzen. Im Zuge dessen wurde auch kritisiert, dass sich der Umsatz mit derlei Präparaten in den letzten 10 Jahren um mehr als 60% gesteigert hat. Andere wissenschaftliche Studien konnten allerdings durchaus eine Wirksamkeit nachweisen. Demnach konnte die Kniefunktion verbessert, und die Schmerzen gemindert werden. Die Lager sind also wie so oft geteilter Meinung. Fest steht jedoch: Ein „Wundermittel“ ist die Therapie mit Chondroprotektiva nicht, allerdings kann im Anfangsstadium in Kombination mit Reha oder Krankengymnastik durchaus eine Besserung der Symptomatik erzielt werden.

Indikation

Theoretische kann eine Hyaluronsäuretherapie / Behandlung mit Chondorprotektiva an jedem geschädigtem Gelenk durchgeführt werden und entsprechend profitieren.

Aufgrund der anatomischen Begebenheiten eignet sich das Kniegelenk und Sprunggelenk besonders für diese Therapieform, da es einfach mit einer Spritze zu erreichen ist.
Das Hüftgelenk ist ohne Röntgen oder Ultraschallkontrolle auch von erfahren Ärzten nur schwierig zu treffen. Die günstigste Methode ist daher das Hüftgelenk unter Ultraschallkontrolle zu spritzen.
Jedes durch Arthrose veränderte Kniegelenk kann theoretisch von einer chondroprotekiven Therapie profitieren.
Die Erfolge variieren jedoch individuell sehr stark (von keiner bis zu sehr guter Wirkung). Allgemein sind die Erfolge in beginnenden Arthrosestadien günstiger.
Gute Wirksamkeiten ergeben sich besonders im Arthrosestadium 1 (I) und 2 (II).

Weiterführende Informationen

Weitere Informationsbücher zu verschleißbedingten Erkrankungen der Orthopädie finden Sie unter folgenden Themen:

Alle Themen, die zum Bereich Orthopädie veröffentlicht wurden, finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2007 - Letzte Änderung: 30.03.2024