Drehschwindel im Liegen

Definition

Ein Drehschwindel ist ein sehr häufiges und unspezifisches Symptom, welches auf zahlreiche Erkrankungen zurückgeführt werden kann. In den meisten Fällen ist der Drehschwindel harmlos, nur sehr selten stecken Erkrankungen dahinter, die eine Behandlung notwendig machen. Der Drehschwindel beschreibt, wie der Name verrät ein Symptom, bei welchem die Betroffenen das Gefühl der Rotation mit einer Fallneigung verspüren. Insbesondere im Liegen und nachts kann das Symptom sehr unangenehm sein und die Betroffenen vom Schlaf abhalten. Hin und wieder ist der Drehschwindel im Liegen so stark, dass die Betroffenen aufstehen und umhergehen müssen. Hält der Schwindel über einen längeren Zeitraum an, können Erkrankungen dahinter stecken, die eine ärztliche Abklärung erforderlich machen.

Ursachen

Die Ursachen eines Drehschwindels sind zahlreich. Die harmlosen und unkomplizierten Ursachen sind dabei deutlich häufiger als seltene und gefährliche Erkrankungen.

Die meisten Menschen leiden hin und wieder unter einem leichten Schwindel, der oftmals auf Blutdruckschwankungen zurückzuführen ist. Ein niedriger Blutdruck kann zu leichten Sauerstoffmangelerscheinungen im Gehirn führen, was den Drehschwindel bis hin zur Ohnmacht auslösen kann. Auch ein krankhaft erhöhter Blutdruck kann eine Form des Schwindels auslösen.

Zusätzlich zu Blutdruckschwankungen können eine Blutarmut oder Funktionsstörungen des Herzens vorliegen, die zu Schwankungen im Herz-Kreislaufsystem und vorübergehenden Minderversorgungen des Gehirns führen können. Weiterhin können zahlreiche Erkrankungen des Stoffwechsels oder Hormonhaushalts Blutdruckschwankungen und einen Drehschwindel begünstigen. Hierzu zählen auch die Einnahme von Medikamenten oder Giftstoffen wie Alkohol und Kaffee, sowie Erkrankungen wie ein Diabetes mellitus und eine Arteriosklerose oder eine Schwangerschaft.

Eine häufige muskuläre Ursache einer Schwindelsymptomatik ist das HWS-Syndrom. Hierbei handelt es sich um einen häufig chronisch verlaufenden Schmerz im Bereich der Halswirbelsäule, der zu muskulären Verspannungen führt, die wiederum neurologische Symptome wie einen Drehschwindel im Liegen verursachen können.

Seltene Ursachen für einen Drehschwindel liegen im Gleichgewichtsorgan. Dieses befindet sich beidseitig in den Ohren und besteht aus einem komplexen System zur Erhaltung des Gleichgewichts. Erkrankungen, die das Organ stören und einen Drehschwindel verursachen können, sind der „benigne Lagerungsschwindel“, eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs, der „Morbus Menière“ oder das „Akustikusneurinom“. Es handelt sich dabei um seltene aber behandlungsbedürftige Ursachen des Drehschwindels.

Alkohol

Ein Alkoholkonsum kann kurzfristig einen akuten Drehschwindel im Liegen hervorrufen. Insbesondere junge Menschen und Gelegenheitstrinker sind von diesem Symptom betroffen. Der Alkohol entfaltet seine Wirkung in vielen Bereichen des Gehirns, wodurch abhängig von der getrunkenen Menge eine mitunter starke Gleichgewichtsstörung auftritt. Im Liegen äußert sich die Gleichgewichtsstörung als Drehschwindel, oftmals in Begleitung von Übelkeit und Erbrechen. Wirksam gegen den Drehschwindel ist lediglich eine Verringerung des Alkoholspiegels. Auch ein kurzes Umhergehen sowie ein Aufsetzen im Bett oder ein Abstellen der Füße auf dem Boden kann den Gleichgewichtssinn kurzzeitig wiederherstellen.

HWS-Syndrom

Das HWS-Syndrom ist ein Schmerzsyndrom der Halswirbelsäule, das auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Zugrunde liegt oftmals ein muskuläre Verspannung der Muskeln der Halswirbelsäule, die durch Fehlhaltungen, monotone Tätigkeiten aber auch Traumata im Sport und nach Belastung entstehen kann. Auch Wirbelkörperblockaden können aufgrund der muskulären Verspannung auftreten. Das HWS-Syndrom kann zu einer neurologischen Symptomatik mit Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und Ohnmacht führen.

Diagnose

Die Diagnose des Drehschwindels wird in den meisten Fällen rein klinisch anhand der beschrieben Symptome und Begleitumstände gestellt. Vielfach liegen harmlose Ursachen vor, die keiner weiteren Diagnostik bedürfen. Eine Blutdruckmessung kann einen niedrigen Blutdruck aufdecken. Eine sporadische Blutdruckschwankung, die nur zu bestimmten Zeiten auftritt, muss gegebenenfalls mit einer 24-Stunden Blutdruckmessung weiter untersucht werden. Zur Abklärung von Stoffwechselerkrankungen oder Krankheiten des Blutbildes kann bei Bedarf eine Blutuntersuchung angeschlossen werden. Seltenere Erkrankungen können weiterhin speziellere diagnostische Verfahren notwendig machen. Insbesondere zur Diagnostik von Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans können spezifische Tests sowie radiologische Bildgebungen zum Einsatz kommen.

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begleitende Symptome

Abhängig von der zugrundeliegenden Ursache des Drehschwindels können sich zahlreiche weitere Symptome anschließen. Nicht selten tritt ein Schwindel mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Selten hingegen können Wassereinlagerungen an den Beinen sowie Atemnot und verschwommenes Sehen hinzukommen. All dies sind unspezifische Symptome, die auf Kreislaufbeschwerden und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems hindeuten. Ein seltenes aber alarmierendes Symptom ist eine Ohnmacht. In diesen Fällen sollte dringend eine ärztliche Abklärung erfolgen. Seltener stecken Stoffwechselerkrankungen hinter dem Drehschwindel, die weitere spezifische Symptome hervorrufen wie Zittern, Durstgefühl, Gewichtsschwankungen, häufiger Harndrang und zahlreiche weitere Beschwerden.

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Behandlung

Die Behandlung des Drehschwindels im Liegen muss von der Schwere der Symptomatik und der zugrundeliegenden Erkrankung abhängig gemacht werden. Im Regelfall muss ein Drehschwindel nur selten ärztlich behandelt werden. Wichtige Allgemeinmaßnahmen zur Sicherung eines stabilen Kreislaufs sind eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, genügend Schlaf, eine regelmäßige moderate sportliche Betätigung und regelmäßige Mahlzeiten. Auch bestimmte Medikamente sowie Genussmittel sollten nach Möglichkeit reduziert werden, wenn sie den Drehschwindel negativ beeinflussen. Ohnmachtsanfälle sollten unter diesen Maßnahmen keinesfalls auftreten, gelegentliche Schwindelanfälle können auch trotz dieser Maßnahmen bei schwereren Betätigungen, Müdigkeit, Durst oder Hunger gelegentlich auftreten.

Stecken ernstere Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems dahinter, müssen diese unter ärztlicher Aufsicht kausal therapiert werden. Allgemein sollte bei besonders schweren oder lang andauernden Beschwerden eine ärztliche Abklärung auf bestimmte Erkrankungen erfolgen. Gelegentliche Physiotherapien können zusätzlich vom Arzt verschrieben werden. Sie unterstützen die Kreislauffunktion und können auch bei einem HWS-Syndrom als Ursache des Drehschwindels helfen. Seltene Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans bedürfen wiederum ärztlicher Therapien, die medikamentöse oder sogar operative Behandlungen beinhalten können.

Übungen

Mit einigen bestimmten Übungen können Gleichgewichts- und Schwindelsymptome verbessert werden. Diese Übungen zielen auf eine Verbesserung des Gleichgewichtssinns bei gleichzeitiger moderater körperlicher Betätigung ab. Zunächst kann im Sitzen der Kopf langsam rotiert werden. Auch die Augen sollten dabei abwechselnd in verschiedene Himmelsrichtungen gerichtet werden. Dies kann einen Schwindel akut provozieren aber langfristig bessern.

Im Stehen kann anschließend versucht werden, ein Bein für wenige Minuten anzuheben. Für Fortgeschrittene kann das Bein zusätzlich vor und zurück geschwungen werden, um das Gleichgewicht noch stärker herauszufordern. Manche schaffen diese Übung nach einer Weile zusätzlich mit geschlossenen Augen. Eine Übung zur Überprüfung der Koordination kann ebenso im Stehen ausgeführt werden. Dabei sollten mit geschlossenen Augen und nach vorne ausgestreckten Armen die Beine nacheinander angehoben werden, sodass man auf der Stelle schreitet. Wird dies für eine kurze Zeit fortgeführt, kann anschließend überprüft werden, ob man sich an der gleichen Stelle befindet oder auf der Stelle rotiert ist. Letzteres spricht für eine bestehende Störung des Gleichgewichts und der Koordination.

Dauer

Die Dauer des Drehschwindels ist sehr variabel und von seiner Ursache abhängig. In den meisten Fällen handelt es sich um vorübergehende Schwankungen des Blutdrucks, die nach wenigen Minuten wieder nachlassen. Durch das Trinken eines Glases Wasser oder ein kurzes Aufstehen und Umhergehen können die Kreislaufbeschwerden oftmals nach kurzer Zeit nachlassen. Stecken weitreichendere Erkrankungen hinter dem Drehschwindel können gegebenenfalls spezifischere ärztliche Therapien notwendig werden. Allgemein gilt, dass bei länger bestehendem Schwindel, sowie erheblicher Einschränkung im Alltag eine ärztliche Abklärung zur Diagnostik weiterer Ursachen erfolgen sollte.

Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf ist individuell unterschiedlich und kann deshalb schwer prognostiziert werden. Ein Schwindel tritt in der Regel plötzlich als Attacke auf. In der Akutsituation kann er heftig und überwältigend sein, in seltenen Fällen endet er in einer Ohnmacht. Durch die Einleitung simpler Therapiemaßnahmen lässt er sich im Normalfall innerhalb weniger Minuten beheben. Für die Dauer des Schwindels muss gegebenenfalls auf anstrengende Tätigkeiten, Stehen oder Herumlaufen verzichtet werden, wenn die Gefahr des Fallens oder der Ohnmacht besteht.

Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.03.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023