Entzündung des Steißbeins

Synonyme im weiteren Sinn

Knochenhautentzündung Steißbein, Sinus pilonidalis

Einleitung

Eine Entzündung im Bereich des Steißbeins kann für den betroffenen Patienten äußerst schmerzhaft sein.

Die durch entzündliche Prozesse in der Steißbeinregion hervorgerufenen Beschwerden können sowohl das Laufen, als auch das Sitzen nahezu unmöglich machen.
Die betroffenen Patienten können aus diesem Grund einen hohen Leidensdruck erleben. Auf Grund der Vielzahl der möglichen Grunderkrankungen, stellt die Entzündung des Steißbeins im Allgemeinen ein häufiges klinisches Bild dar.
Vor allem Fisteln in der Gesäßfalte und Beeinträchtigungen der Knochenhaut gehören zu den typischen Ursachen für die Entstehung einer Entzündung im Bereich des Steißbeins.

Durch diese Grunderkrankungen und das Einwandern von Immunzellen entstehen entzündliche Prozesse direkt am knöchernen Steißbein und in dessen unmittelbarer Umgebung.
Neben den typischen stechenden oder ziehenden Schmerzen, können bei den betroffenen Patienten oftmals Schwellungen und Rötungen der Hautoberfläche beobachtet werden.
Darüber hinaus zeigen sich das Gewebe der Gesäßfalte und die darüber befindliche Haut in der Regel als deutlich erwärmt.

Patienten die an Schmerzen im Bereich des Gesäßes leiden und/oder Schwellungen in der Gesäßfalte bemerken, sollten unbedingt zeitnah einen geeigneten Facharzt aufsuchen. Nur durch eine zügige Diagnostik und das Einleiten geeigneter Behandlungsmaßnahmen können Komplikationen vermieden werden

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung einer Entzündung am Steißbein können vielseitig sein.

Besonders häufig stehen die entzündlichen Prozesse in diesem Bereich in Zusammenhang mit einer chronisch-entzündlichen Erkrankung der Gesäßfalte. Der sogenannte „Sinus pilonidalis“ (Synonyme: Steißbeinfistel, Pilonidalzyste oder Sacraldermoid) zählt in diesem Zusammenhang zu den häufigsten Ursachen für die Entstehung einer Entzündung am Steißbein.
Im Vergleich zwischen den Geschlechtern sind Männer weitaus häufiger betroffen als Frauen gleichen Alters. Der Altersgipfel für das Auftreten einer Steißbeinfistel liegt im 20. bis 30. Lebensjahr.Eine Fistel, die zu einer Entzündung am Steißbein führen kann, kann entweder angeboren oder erworben sein. Im Falle des Vorliegens einer angeborenen Steißbeinfistel geht man davon aus, dass am Ende der Embryonalzeit kein vollständiger Verschluss des sogenannten Neuralrohrs stattgefunden hat.
Bei den betroffenen Patienten besteht aus diesem Grund eine Verbindung zwischen der Spitze des knöchernen Steißbeins und dem Analrand.

Während angeborene Fisteln in diesem Bereich äußerst selten sind, stellt die erworbene Form dieser Erkrankung ein häufiges klinisches Bild dar.
Grund für die Entstehung einer erworbenen Fistel, die zu einer Entzündung am Steißbein führen kann, ist das Eindringen von Haaren durch die Epidermis (Oberhaut). In diesen Fällen lassen sich im Bereich des Fistelgangs büschelweise abgebrochene Haare finden.
Darüber hinaus kann eine erworbene Steißbeinfistel auch infolge einer Haarbildungsstörung entstehen. In diesen Fällen kann das von der Haarwurzel produzierte Keratin nicht ordnungsgemäß zu einem Haar aufgebaut werden.
In Folge dessen kommt es zur Ablagerung von schollenförmigen Keratininseln, die vom Organismus als Fremdkörper angesehen werden. Dieser Fremdkörper wird vom umgebenden Gewebe abgekapselt. Es entsteht ein sogenanntes Fremdkörpergranulom, welches sich durch das Eindringen gewöhnlicher Bakterien der Hautoberfläche häufig entzündet.

Eine weitere Ursache für die Entstehung einer Entzündung am Steißbein ist die bakterielle Infektion der Knochenhaut. Zudem können Reizungen der Knochenhaut, die zu einer Entzündung am Steißbein führen, durch folgende Umstände provoziert werden:

  • traumatische Ereignisse (die beispielsweise zu einer Prellung oder einem Bruch des knöchernen Steißbeins führen)
  • das Auskugeln des Steißbeins in Richtung Bauchraum (ventrale Luxation des Steißbeins)
  • eine erschwerte Entbindung
  • Beeinträchtigungen einzelner Nervenfasern im Bereich des Steißbeins

  • Knöcherne Verschmelzungen des Kreuzbeins mit dem 1. Steißbeinwirbel (Sakralisation)

  • Irritationen im Bereich der Sehnen- und Muskelansätze (Tendopathien)

  • Chronische Verstopfung (Obstipation)

Symptome

Bei Vorliegen einer Entzündung am Steißbein können die typischen Entzündungszeichen beobachtet werden.

Dennoch sind die bei einer Entzündung am Steißbein auftretenden Beschwerden abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. Die betroffenen Patienten verspüren in der Regel frühzeitig auftretende stechende oder ziehende Schmerzen.
Diese Schmerzen können, in Abhängigkeit von der ursächlichen Erkrankung, bis in die Pobacken und/oder die Lendenwirbelsäule ausstrahlen.

Liegt der Entzündung am Steißbein eine Steißbeinfistel zugrunde, so treten die Symptome zumeist in Form von plötzlichen Schmerzen, Schwellungen und Rötungen in der Gesäßfalte auf. Die gesamte Steißbeinregion ist in diesen Fällen stark druckempfindlich. Die betroffenen Patienten verspürten Beschwerden können derart ausgeprägt sein, dass das Sitzen und Gehen nur noch eingeschränkt möglich ist. Auch das Liegen geht in vielen Fällen nur noch in Bauchlage.

Darüber hinaus kann es im Zuge der Fistel-bedingten Entzündung am Steißbein zum Austritt eitriger und blutiger Flüssigkeit aus der Fistelöffnung kommen.

Eine Knochenhautentzündung des Steißbeins hingegen zeigt in der Regel weniger ausgeprägte Symptome. In diesen Fällen verspüren die betroffenen Patienten zwar auch stechende oder ziehende Schmerzen, zu ausgedehnten Schwellungen und Rötungen kommt es jedoch eher selten.

Bei traumatischen Veränderungen des knöchernen Steißbeins können häufig Verletzungen an den Pobacken oder im Bereich der Gefäßfalte gefunden werden. Zudem sind Blutergüsse in diesem Bereich nach einer externen Gewalteinwirkung keine Seltenheit.

Diagnose

Patienten die unter langanhaltenden oder regelmäßig auftretenden Schmerzen im Bereich der Gesäßfalte leiden, sollten umgehend einen geeigneten Facharzt aufsuchen.
Nur dieser kann die ursachliche Erkrankung ermitteln und anschließend eine geeignete Behandlung einleiten.

Der wichtigste Schritt in der Diagnostik bei Vorliegen einer Entzündung am Steißbein ist das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Während dieses Gespräches sollten sowohl die Intensität, als auch die Qualität der wahrgenommenen Schmerzen offengelegt werden. Auch der zeitliche Zusammenhang zwischen körperlichen Aktivitäten und dem erstmaligen Auftreten der Schmerzen kann einen ersten Hinweis auf die zugrunde liegende Erkrankung liefern.
Vor allem stattgefundene traumatische Ereignisse können im Verlauf zu einer Entzündung am Steißbein führen.

Darüber hinaus spielen weitere Beschwerden eine entscheidende Rolle in der Diagnostik von Schmerzen am Steißbein. Im Anschluss an dieses Arzt-Patienten-Gespräch folgt in der Regel eine orientierende körperliche Untersuchung. Bei dieser Untersuchung wird vor allem auf Hauterscheinungen (beispielsweise Blutergüsse und Verletzungen), Schmerztrigger und eventuelle Fehlstelllungen der Körperachse geachtet.

Anschließend erfolgt die Bildgebung der Gesäßregion durch die Anfertigung von magnetresonanztomographischen- oder computertomographischen-Aufnahmen.

Therapie

Bei Patienten bei denen die Entzündung am Steißbein durch eine Steißbeinfistel verursacht wird, gilt die chirurgische Entfernung als einzige erfolgversprechende Behandlungsmaßnahme.
Im klassischen Verfahren wird die Fistel vor der eigentlichen Entfernung mit einem speziellen Farbstoff (Methylenblau) markiert.
Auf diese Weise kann das gesamte entzündete Gewebe vollständig entfernt werden. Da die Steißbeinfistel dazu neigt immer wieder aufzutreten (sogenanntes Rezidiv), sollte während der Operation bis auf die Knochenhaut des Steißbeins geschnitten und der Knochen zusätzlich abgeschabt werden.
Die chirurgische Entfernung der Steißbeinfistel, die zu einer Entzündung am Steißbein führt, erfolgt in der Regel unter Vollnarkose.
Nur bei besonders leichten Fällen kann einer Operation unter örtlicher Betäubung in Erwägung gezogen werden. Diese Möglichkeit besteht vor allem dann, wenn es sich um eine kleine Fistel, die noch nicht zu entzündlichen Prozessen geführt hat, handelt.
Grund dafür ist die Tatsache, dass entzündliches Gewebe oftmals weniger gut auf lokale Betäubungsmittel anspricht und eine Operation somit für den betroffenen Patienten äußerst schmerzhaft wäre.

Bei einer ausgeprägten Steißbeinfistel, die eine weitläufige Entzündung am Steißbein hervor ruft, ist nach der chirurgischen Entfernung oftmals ein Krankenhausaufenthalt von drei bis vier Tagen notwendig ist. Darüber hinaus muss nach der vollständigen Ausräumung des entzündeten Gewebes häufig eine offene Wundbehandlung (sekundäre Wundheilung) durchgeführt werden.
Dies bedeutet, dass die eröffneten Bereiche am Steißbein nicht mit einer Naht versorgt werden. Für den betroffenen Patienten resultiert diese Form der Wundheilung in deiner langen Krankheitsdauer. Je nach Größe der Fistel und Ausmaß der Entzündung am Steißbein kann die Heilung einen Zeitraum von mehreren Monaten in Anspruch nehmen.
In einigen Fällen kann jedoch auch bei einer Steißbeinfistel eine primäre Wundheilung (also eine Wundheilung nachdem das Operationsgebiet mit einer Naht verschlossen wurde) gewählt werden.

Diese Form der Wundheilung sorgt in der Regel für eine vergleichsweise kurze Heilungsdauer.

Prognose

Die Prognose einer Entzündung am Steißbein hängt maßgeblich von der zugrunde liegenden Ursache ab. Eine Steißbeinfistel, die zu einer Entzündung am Steißbein führt, hat in der Regel eine gute Prognose.
Nach vollständiger Entfernung des Fistelgewebes heilt die Wundfläche in der Regel vollständig ab. Erfahrungsgemäß kommt es jedoch nach einer geschlossenen Wundversorgung häufig zum erneuten Auftreten einer Steißbeinfistel (sogenanntes Rezidiv).

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.05.2015 - Letzte Änderung: 30.03.2024