Exsikkose

Einleitung

Der Begriff „Exsikkose“ kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und leitet sich ab von den Wörtern ex = „aus“ und siccus = „trocken“. Damit erklärt sich das Wort eigentlich schon so gut wie von selbst. Die Exsikkose ist nämlich schlicht ein Synonym für das landläufig gebrauchte Wort „Austrocknung“ oder auch Dehydratation (hier ist Vorsicht geboten! Es heißt nämlich nicht, wie vielfach angenommen, Dehydration, sondern Dehydratation. Ersteres bezeichnet den Entzug von Wasserstoff und ist ein Fachbegriff in der Chemie oder auch Molekularphysik. Zweiteres meint den Entzug von Wasser, nach dem hier auch gesucht wird).

Nachdem wir jetzt die Begrifflichkeiten erst einmal grob geordnet hätten, können wir uns der eigentlichen Fragestellung widmen: Was ist eine Exsikkose, wie kommt sie zustande, was bewirkt sie und, vor allem, wie schädlich ist sie und was kann man dagegen unternehmen?

Definition

Schlicht gesagt ist eine Exsikkose einfach der Zustand, in den ein menschlicher Körper gelangt, wenn er mehr Wasser, bzw. eben Flüssigkeit, verliert, als ihm zugeführt wird. Dabei beschreibt die Dehydratation den Flüssigkeitsmangel und die Exsikkose den ausgetrockneten Körper und die Folgen des Flüssigkeitsmangels.
Unser menschlicher Körper besteht bei Männern zu etwa 60-65 %, bei Frauen zu etwa 50-55% und bei Kindern zu etwa 60-70% aus Wasser. Es ist nicht ganz leicht, den Anteil des Körperwassers am Körpergewicht zu ermitteln, in der Regel handelt es sich um einen ungefähren Schätzwert, den man anhand von Körpergewicht, Geschlecht und Alter errechnet. Natürlich handelt es sich beim sogenannten Körperwasser nicht um ein Wasser von der Art, wie es aus unseren Wasserhähnen kommt und in Bächen und Flüssen fließt. Das Körperwasser setzt sich aus mehreren verschiedenen Flüssigkeitskreisläufen zusammen, die sich grob in intrazelluläre Flüssigkeiten (also die Flüssigkeiten, die sich innerhalb von Zellen befinden) und extrazelluläre Flüssigkeiten (die, die sich außerhalb von Zellen befinden) unterteilen. Den sogenannte Intravasalraum, also alles, was sich innerhalb von Blutgefäßen und Lymphgefäßen befindet, rechnet man zum Extrazellulärraum dazu.
Die intrazellulären Flüssigkeiten und die extrazellulären Flüssigkeiten unterscheiden sich jedoch nicht nur durch ihren Aufenthaltsort voneinander, auch ihre Zusammensetzung an Elektrolyten, Proteinen und ihre Osmolalität sind voneinander verschieden. Zu den wichtigsten Elektrolyten im Körper gehören unter anderem Natrium, Kalium, Calcium und Magnesium. Es ist von immens wichtiger Bedeutung, dass diese Stoffe in einer ganz bestimmten Konzentration im Körper vorhanden sind, denn nur dann können alle Stoffwechselvorgänge und sonstigen Prozesse im Körper problemlos ablaufen und die „Maschine Mensch“ kann funktionieren. Wenn nun allerdings zu viel Flüssigkeit verloren geht, kann die feine Balance zwischen den einzelnen Elektrolyten und anderen Spurenelementen nicht mehr gewährleistet werden und es kommt zu den verschiedensten Symptomen. Wichtige Warmzeichen einer Dehydratation oder einer drohenden Exsikkose sind daher:

Symptome

Durst, Kopfschmerzen jeglicher Art, ein allgemeines Schwächegefühl und Konzentrationsstörungen, trockene Lippen, ein Gewichtsverlust, sogenannte stehende Hautfalten (wenn man die Haut an einer Stelle kurz zusammenkneift und hoch zieht, nimmt sie im Normalfall binnen Sekunden ihre ursprüngliche Position wieder ein und man kann nichts mehr erkennen. Leidet der Körper jedoch unter Flüssigkeitsmangel, verweilt die Haut noch eine kurze Weile in der hochgezogenen Position und bildet sich nur langsam wieder zurück. Dies ist ein klares Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels), Nierenschmerzen und Probleme beim Wasserlassen, Verstopfungen, Thrombosen und eine Neigung zu Krampfanfällen. Daher sollte man eine Exsikkose auf keinen Fall unterschätzen! Wird sie nicht rechtzeitig bemerkt und behandelt, kann sie unter Umständen sogar lebensbedrohlich werden. Die Mediziner unterscheiden drei Arten von Dehydratation: die isotone Dehydratation, die hypertone Dehydratation und die hypotone Dehydratation.

Dehydratationsformen

Bei der isotonen Dehydratation verliert der Körper gleichermaßen Wasser und Salze (also Mineralstoffe). Das passiert meist durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, akutes oder chronisches Nierenversagen oder auch Erbrechen und/oder Durchfall.

Zu einer hypertonen Dehydratation kommt es, wenn der Körper zwar Wasser verliert, aber keine Salze. Das kann zum Beispiel bei einem Fieber passieren.

Eine hypotone Dehydratation kommt zustande, wenn das Verhältnis von Wasser und Salzen zu Ungunsten der Salze, also der Elektrolyte verschoben ist. Das kann schon mal passieren, wenn man, etwa beim Sport oder anderen körperlichen Aktivitäten, zu viel schwitzt und dadurch die Salze mit ausschwitzt und verliert.

Ursachen

Nun zu den allgemeinen Ursachen, die so eine Dehydratation haben kann. Diese können, wie so oft, sehr vielfältig sein. Die häufigste Ursache ist jedoch nach wie vor, vor allem bei älteren und pflegebedürftigen Personen, schlicht, dass sie zu wenig trinken. Es kann natürlich auch sein, dass der Körper zu viel Flüssigkeit verliert, etwa auf Grund einer schwerwiegenden und nicht bemerkten und behandelten organischen Erkrankung. Das kann zum Beispiel der Fall sein bei Erbrechen, Durchfall, Fieber, Verbrennungen, beim missbräuchlicher Benutzung von Abführmitteln (Laxanthien), einer zu großen Einnahme an Diuretika (Entwässerungsmedikamenten), größeren Blutverlusten, einem Diabetes mellitus oder Diebetes insipidus oder einer Nieren- oder Nebenniereninsuffizienz (Nieren- oder Nebennierenschwäche). Auch große Hitze und körperliche Anstrengung und die damit verbundene erhöhte Schweißproduktion führen dazu, dass man Salze verliert und so dehydrieren kann.
Zu Beginn kann man als gesunder Mensch einen drohenden Flüssigkeitsmangel in der Regel ganz simpel erkennen: man bekommt Durst. Was sich so normal und selbstverständlich anhören mag, ist es aber unter Umständen bei einigen gar nicht. Denn bei manchen Menschen ist das natürliche Durstempfinden eingeschränkt oder fehlt komplett, besonders bei älteren Personen kann man das oft beobachten. Neben dem Durst können auch latente Kopfschmerzen, Unkonzentriertheit bis zur Benommenheit und ein allgemeines Schwächegefühl erste Hinweise aus eine Exsikkose geben. Je nachdem, wodurch diese bedingt ist, können auch Augenringe, trockene Haut und trockene Schleimhäute, Übelkeit, Krämpfe und sogar Fieber auftreten. Wie sich eine Exsikkose auswirkt, variiert und hängt davon ab, ob es sich um eine isotone, hypertone oder hypotone handelt.
In der Großzahl der Fälle ist es für den Arzt sehr schnell ersichtlich, wodurch der Flüssigkeitsverlust hervorgerufen wurde, zum Beispiel bei Durchfall und Erbrechen, großer Hitze oder Blutverlust. Ist dies allerdings nicht der Fall, muss eine gründlichere Untersuchung der einzelnen Organe erfolgen, um einen eventuell vorliegenden Nierenschaden oder eine Stoffwechselentgleisung feststellen zu können.

Therapie der Exsikkose

Relativ unabhängig von der exakten Ursache der Dehydratation allerdings ist die Behandlung.

Hier gilt es in jedem Falle, den drohenden oder bereits manifesten Flüssigkeitsmangel auszugleichen, um Ihren Wasser- und Elektrolythaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es empfiehlt sich, dann zu mineralhaltigen Getränken wie Mineralwasser, Saftschorlen, aufgebrühten Kraüter- oder Früchtetees oder Brühen zu greifen und davon viel und schluckweise zu trinken. Ist die Dehydratation schon weiter fortgeschritten und zeigt ein Patient bereits ganz deutliche Anzeichen einer Exsikkose wie eine Bewusstseinseintrübung, ist es unter Umständen notwendig, einen Arzt zu Hilfe zu holen, damit dieser dem Betroffenen eine Infusion legen kann und so eine schnelle Verabreichung von sowohl Flüssigkeit als auch Elektrolyten (Mineralstoffen) gewährleisten kann. Hierzu wird meist ein Gemisch aus Natriumchlorid oder eine Glukoselösung verwendet. Im geriatrischen Dienst, also bei älteren und sehr alten Patienten, wird mitunter auch eine subkutane Infusion gewählt; hierbei wird die Infusionsnadel direkt unter die Haut gelegt. Hier ist es von besonderer Bedeutung, die zugrunde liegende Erkrankung zu beurteilen und gegebenenfalls zu behandeln, da es zum Beispiel sein könnte, dass die Exsikkose durch eine ungünstige Medikamentenkombination hervorgerufen wurde.
Handelt es sich um eine Stoffwechselentgleisung bei einem vorliegenden Diabetes mellitus, so gilt auch hier, zu allererst den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und Elektrolytmängel auszugleichen, bevor dann später die eigentliche Grunderkrankung behandelt werden kann. Besteht ein starker Flüssigkeitsmangel bereits über einen längeren Zeitraum, ist bei der „Wiederauffüllung“ der Flüssigkeitsdepots Vorsicht geboten, da eine zu schnelle (scheinbare) Rehabilitierung zur Bildung von zerebralen Ödemen (also Flüssigkeitsansammlungen im und am Gehirn) führen kann.

Eine relativ einfache Maßnahme, um solch einem mitunter fatalen Verlauf einer Exsikkose vorzubeugen, besteht darin, viel Obst, Gemüse und andere ballaststoffreiche und pektinhaltige Lebensmittel zu verzehren. Diese binden nämlich dank ihrer Bestandteile das Wasser länger und sind so in der Lage, es allmählich über den Darm an den menschlichen Körper abzugeben und so einer Dehydratation entgegenzuwirken und vorzubeugen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.10.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021