Grey-Syndrom

Das Grey-Syndrom (auch: Gray-Syndrom) beschreibt eine akute Erkrankung bei Früh- oder Neugeborenen die nach Gabe des Antibiotikums Chloramphenicol auftreten kann. Chloramphenicol wird über die Leber abgebaut.
Da die Leber eines Neugeborenen noch nicht ihre volle Funktion aufgenommen hat, ist kein ausreichender Abbau des Antibiotikums möglich, sodass es sich im kindlichen Organismus aufstaut.
Es kommt zu lebensbedrohlichen Symptomen.

Symptome & Diagnostik

Das führende Symptom des Grey-Syndroms ist eine Graufärbung der Haut. Hierher rührt auch der Name der Erkrankung. Überdies kommt es noch zu einigen anderen Symptomen, die auch unterschiedliche Organsysteme betreffen.

Diese sind vor allem:

  • Unterkühlung
  • niedriger Blutdruck
  • Appetitverlust
  • Atemstörungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Blaufärbung der Finger und Zehen sowie des Gesichts
  • sowie Kreislaufversagen.

Behandlung

Die einzige Therapie ist das sofortige Absetzen des auslösenden Antibiotikums Chloramphenicol. Es gibt kein spezielles Gegenmittel zur Behandlung des Grey-Syndroms, daher besteht die Therapie in erster Linie aus Symptomkontrolle, engmaschiger Überwachung und intensivmedizinischer Betreuung.

So wird, nach den Möglichkeiten der Intensivmedizin, jedes der oben genannten Symptome bestmöglich versorgt. In schweren Fällen kann es auch nötig werden, mittels Nierenersatzverfahren (bekannt als Dialyse) das Medikament aus dem Blutkreislauf des Kindes zu entfernen.

Ursache & Prophylaxe

Auslöser für die Erkrankung ist die Gabe des Antibiotikums Chloramphenicol. Es wird beispielsweise zur Behandlung schwerer Infektionserkrankungen wie Typhus, Diphterie, Malaria und Hirnhautentzündung eingesetzt.

Aufgrund zahlreicher Nebenwirkungen kommt es in Deutschland nur noch in lokaler Form (Augensalbe) zum Einsatz. Auch hier sollte jedoch Vorsicht walten. Grund für das Grey-Syndrom ist die noch nicht vollständig funktionsfähige Leber des Neugeborenen.
Um Chloramphenicol abbauen zu können muss die Leber dafür sorgen, dass das Medikament besser wasserlöslich wird und dann über die Niere ausgeschieden werden kann. Dieser Prozess wird als Glucoronidierung bezeichnet.

Dies kann jedoch von der Leber des Neugeborenen erst etwa ab dem 3. Lebensmonat durchgeführt werden. Daher kann das Antibiotikum nicht abgebaut werden und staut sich an, es kommt zu einer Vergiftung (Intoxikation). Chloramphenicol kann bei stillenden Müttern die das Medikament einnehmen in die Muttermilch gelangen. Daher sollten diese kein Chloramphenicol einnehmen.

Lesen Sie mehr zum Thema:

Verlauf & Prognose

Die Erkrankung ist potentiell lebensgefährlich.
Glücklicherweise ist sie heutzutage ausgesprochen selten geworden, da die Risiken von Chloramphenicol für Erwachsene aber insbesondere auch für Neugeborene bekannt sind, und das Medikament kaum noch Anwendung findet.

Weitere Informationen

Führt die Einnahme von Aspirin zum Grey-Syndrom?

Aspirin® spielt beim Grey-Syndrom keine Rolle. Vermutlich aber beim Reye-Syndrom. Hiervon sind vornehmlich Kinder zwischen dem 4. und 10. Lebensjahr betroffen, die an einem viralen Infekt der oberen Atemwege leiden.

Auslöser für das Reye-Syndrom ist vermutlich die Gabe von Aspirin® bei einer gleichzeitig bestehenden viralen Infektion des Kindes mit Varizella-Zoster-Viren (Auslöser der Windpocken) oder Influenza-Viren (Grippe-Viren). Das Reye-Syndrom beginnt mit Erbrechen, Fieber, Schläfrigkeit und bei kleineren Kindern starkem Schreien. Es kann zu Krampfanfällen und Koma kommen. Es kommt im Verlauf zu einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis).
Das Reye-Syndrom ist oftmals tödlich. Nur eine rasch einsetzende symptomatische intensivmedizinische Therapie kann den Tod verhindern. Aufgrund des Reye-Syndrom sollte Aspirin® bei Kindern mit einem fieberhaften Infekt niemals angewendet werden ohne vorher den behandelnden (Kinder)arzt zu kontaktieren. Eine bessere Alternative zu Aspirin® zum Fiebersenken und Schmerzen lindern ist bei Kindern daher Paracetamol.

Lesen Sie mehr zum Thema: Reye-Syndrom

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Grey-Syndrom finden Sie unter:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.08.2017 - Letzte Änderung: 29.03.2022