Großzehengrundgelenksarthrose

Einleitung

Die Großzehengrundgelenksarthrose wird auch als „Hallux rigidus“ bezeichnet und ist eine Erkrankung des Vorfußes. Bei diesem Krankheitsbild liegt im Großzehengrundgelenk eine Arthrose, also ein sogenannter Gelenkverschleiß, vor. Nach dem Hallux valgus gilt die Großzehengrundgelenksarthrose als die zweithäufigste Erkrankung des Fußes. Sie manifestiert sich vor allem ab dem 40. Lebensjahr und ist für das weibliche Geschlecht typischer.

Ursachen

Wie es zu einer Großzehengrundgelenksarthrose kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Bestimmte Faktoren werden jedoch als Auslöser eines Hallux rigidus diskutiert. Dazu zählen unter anderem das Tragen von falschem Schuhwerk, das Vorliegen einer verkürzten Achillessehne, entzündliche Erkrankungen, ein enorm verlängerter erster Strahl der Zehe oder dessen Hochstand und eine Fehlbelastung. Zuletzt genannte Ursache kann durch ein abgeflachtes Fußgewölbe bedingt sein.
Eine Großzehengrundgelenksarthrose kann jedoch auch aufgrund einer erblichen Veranlagung entstehen. Kleinste Verletzungen im Bereich des Großzehengrundgelenks können zudem eine Arthrose an dieser Stelle provozieren. Hinzu kommen andere Fußdeformitäten wie der Hallux valgus oder Stoffwechselstörungen, beispielsweise die Gicht-Erkrankung, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Großzehengrundgelenksarthrose erhöhen.

Symptome

Die beiden Leitsymptome der Großzehengrundgelenksarthrose sind die Schmerzen und die Gelenksteifigkeit. Der Schmerz entsteht zum einen dadurch, dass es zu knöchernen Veränderungen im Bereich des Großzehengrundgelenks kommt, sogenannten kleinen Höckern oder Knochenvorsprüngen an der dorsalen Seite des Fußes, also auf dem Fußrücken. Man nennt diese Knochenvorsprünge auch „Osteophyten“. Sie sehen aus wie kleine Knubbel über dem Gelenk und können durch Reizung des umliegenden Gewebes Schmerzen verursachen. Die Reizung entsteht wiederum dadurch, dass bisheriges passendes Schuhwerk auf einmal zu eng wird und die Knochenvorsprünge zu Druck –oder Reibungsstellen werden.

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Mit dem Schmerz gehen Symptome wie Schwellungen, Rötungen an entsprechender gereizter Stelle und Überwärmung einher. Die Schmerzen verstärken sich selbstverständlich bei Bewegung, da dadurch die Reizung verschlimmert wird. Daher kommt es bei betroffenen Patienten nicht selten zu einer Veränderung des Gangbildes. Durch eine Schonhaltung und einen hinkenden Gang versuchen Patienten die schmerzhafte abrollende Bewegung im Großzehengrundgelenk zu verhindern. Kompensatorisch rollen sie deshalb auch über die Fußaußenkante ab. Damit geht die Tendenz mit einer Innenrotation des Fußes einher. Je nach Schweregrad der Großzehengrundgelenksarthrose kann jedoch auch schon das reine Stehen Schmerzen verursachen.

Der Gelenkverschleiß bringt als zweites Hauptsymptom die Gelenksteifigkeit mit sich. Durch die Arthrose, also den Gelenkverschleiß, ist das Großzehengrundgelenk immer weniger beweglich, sodass letztendlich die Bewegungseinschränkung soweit fortgeschritten ist, dass man von einem versteiften Gelenk sprechen kann. Als Endstrecke der Kausalkette aus Schmerzen, Fehlbelastung, verändertem Gangbild und Schonhaltung können Probleme im Knie –und Hüftbereich resultieren.

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Diagnostik

Zur Diagnosestellung einer Großzehengrundgelenksarthrose sind sowohl eine ausführliches Anamnesegespräch als auch die klinische Untersuchung wichtig. Bei der Inspektion des Großzehengrundgelenks sind an der dorsalen und medialen Seite des Mittelfußknochens kleine Knubbel, die Knochenvorsprünge zu erkennen. Außerdem kann man bei betroffenen Patienten eine eingeschränkte Dorsalextension, also das Strecken der Zehen in Richtung Fußrücken, getestet werden. Zur Sicherung der Diagnose kann als bildgebendes Verfahren das Röntgen hinzugezogen werden. Dabei wird eine Aufnahme des Fußes in 2 Ebenen unter Belastung gemacht. Auf dem Röntgenbild sind eine Gelenkverschmälerung als Folge des Knorpelverschleißes und eine veränderte Knochenzeichnung im Sinne von Ausziehungen oder kleinen Spornbildungen zu erkennen.

Erfahren Sie mehr über die Anzeichen einer Arthrose im Röntgenbild

Behandlung

Die Wahl der Therapie richtet sich nach Ausprägung, Intensität der Großzehengrundgelenksarthrose und dem Aktivitätsgrad des Patienten. Prinzipielles Ziel ist das Fortschreiten der Arthrose zu verhindern und die Symptome zu lindern, also eine Schmerzfreiheit und verbesserte Beweglichkeit zu gewährleisten.

Die konservative Behandlung verfolgt verschiedene Ansätze: Zum einen wird das Tragen von geeignetem Schuhmaterial und Einlagen empfohlen. Zum anderen kann eine physiotherapeutische und physikalische Therapie bei einer Grundzehengelenksarthrose helfen. Bei dem physikalischen Therapieansatz wird vor allem mit Wärme und Strom gearbeitet, um Selbstheilungsprozesse vermehrt in Gang zu bringen. Medikamentöse Anwendungen können außerdem vor allem einen vorliegenden, entzündlichen Reizzustand lindern. Mithilfe der Injektionstherapie verspricht man sich heutzutage ebenfalls Therapieerfolge.

Erfahren Sie mehr über Therapiemethoden unter: Therapie eines Hallux rigidus und Behandlung mit einer Schuhfeder bei einem Hallux rigidus

Einlagen

Das Tragen von Einlagen als orthopädisches Hilfsmittel gilt in der Behandlung der Großzehengrundgelenksarthrose als bewährt. Neben gutem Schuhwerk verfolgen die Einlagen das Ziel, dem Fuß eine bessere und individuelle Form zu geben und einer Schonhaltung mit folglich verändertem Gangbild entgegen zu wirken. Der Bewegungsschmerz, ein Hauptsymptom der Großzehengrundgelenksarthrose, kann durch das Tragen solcher Einlagen in einem frühen Erkrankungsstadium gelindert werden. Das Prinzip dahinter ist, dem Vorfuß durch eine spezielle Schuhsohlenverarbeitung mehr Stabilität zu geben. Durch eine Art Versteifung des Schuhsohlenmaterials im Bereich des Großzehengrundgelenks wird dieses entlastet und harte Stöße oder die Abrollbewegung beim Gehen gedämpft.
Bei dem Material handelt es sich in der Regel um Carbon. Somit wirkt die Einlage präventiv gegenüber einem schlechten Gangbild oder fehlerhaften Abrollvorgang. Heutzutage gibt es zum einen die sogenannte „Hallux-rigidus-Feder“ als auch die „Hallux-rigidus-Rolle“. Die Feder soll vor allem die Abrollbewegung erleichtern. Daher ist sie in der Schuhsohle unter dem Großzehengrundgelenks verarbeitet. Sie besteht in den meisten Fällen aus metallischen oder kunststoffhaltigen Material und ist so in die Schuhsohle eingearbeitet, dass man sie von außen gar nicht erkennt. Die Rolle liegt ebenfalls in der Schuhsohle und soll vor allem versteifend wirken. Sie ist eine Art Aussparung in der Sohle im Bereich des Endgliedes, also am Großzehengrundgelenk.

Lesen Sie mehr zum Thema: Einlagen bei einem Hallux rigidus

Operation

Ab einem gewissen Stadium reicht die konservative Therapie nicht mehr aus, um eine Großzehengrundgelenksarthrose zu behandeln. Heutzutage gibt es jedoch verschiedene operative Möglichkeiten zur Versorgung einer solchen Erkrankung. Sehr häufig wird eine sogenannte Cheilektomie durchgeführt, ein klassisches Operationsverfahren in der Behandlung der Arthrose. Dabei werden die Knochenvorsprünge, also die Osteophyten, entfernt, welche bei der Großzehengrundgelenksarthrose unter anderem die Schmerzen verursachen. Das Ziel der Cheilektomie ist also die Schmerzreduktion. Gerade der Schmerz, welcher durch die Abrollbewegung und Druck auf den Ballen entsteht, soll durch einen solchen Eingriff gelindert werden.
Aber auch die verbesserte Beweglichkeit ist ein Ziel der Cheilektomie. Während der OP werden die störenden Knochenstücke sowie übermäßige Schleimhaut –und Knorpelverdickungen entfernt. Alle störenden Faktoren werden also beseitigt, sodass der Gelenkspalt letztendlich komplett frei geräumt ist.

Die häufigste angewendete Methode zur operativen Versorgung einer Großzehengrundgelenksarthrose ist jedoch die Arthrodese. Die Arthrodese wird auch als Versteifung bezeichnet. Die beiden Operationen können unter Allgemein –oder Regionalanästhesie sowohl im stationären als auch im ambulanten Aufenthalt durchgeführt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Operation eines Hallux rigidus

Versteifung

Gerade bei jungen und bewegungsaktiven Patienten mit einer schweren Verlaufsform kommt das OP-Verfahren der Arthrodese zur Anwendung. Eine weitere Indikation liegt vor, wenn der Abrollschmerz das Leitsymptom darstellt. Die Arthrodese ist eine breit angewendete OP-Methode, sodass neben dem Großzehengrundgelenk auch Gelenke an Schulter, Hand oder Fuß damit behandelt werden. Durch die Versteifung wird letztlich die Gelenkmobilität im Großzehengrundgelenk aufgehoben. Diese Einschränkung ist jedoch nicht weiter schlimm, da die anderen Gelenke den Bewegungsverlust kompensieren können und der Schmerz gleichzeitig beseitigt wird.

Die Versteifung kann entweder über die Eröffnung der Gelenkkapsel erfolgen, also intraartikulär oder ohne Eröffnung, sprich extraartikulär. Anschließend wird das verschlissene Material im Gelenk abgetragen. Mithilfe verschiedener Osteosynthese Systemen kann das Gelenk dann fixiert bzw. versteift werden. Dazu eignen sich zum Beispiel sogenannte Kirschner-Drähte.

Nach diesem Eingriff muss das versteifte Gelenk eine entsprechende Nachsorge erfahren. Die Weiterbehandlung mit Einlagen und richtigem individuell angepassten Schuhwerk ist Voraussetzung. Die Dauer der Abheilung beträgt ungefähr 6-8 Wochen. Solange sollte der Fuß ruhiggestellt und nicht belastet werden. D.h. es sollte tendenziell eher der Fersen –als der Vorfußbereich belastet werden. Zum Teil wird der Fuß danach auch in einen schützenden Gips verbunden.

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Prognose

Eine Großzehengrundgelenksarthrose kann heutzutage mit den unterschiedlichen Therapieansätzen sehr gut versorgt werden, sodass die Genesungschancen sowohl durch eine konservative als auch durch operative Behandlung sehr gut stehen. Unbehandelt verschlimmert sich die Situation im Großzehengrundgelenk immer mehr, jedoch kann durch eine Behandlung der Verlauf positiv beeinflusst werden.

Eine bisher nicht etablierte Therapie aufgrund mangelnder Erfolgsraten ist das Einsetzen einer Endoprothese in das Großzehengrundgelenk. Aktuell wird diese Art der Versorgung jedoch immer mehr diskutiert, da sie den klaren Vorteil bietet eine Gelenkversteifung zu umgehen. Durch das Einsetzen der Endoprothese kann das Leitsymptom Schmerz gelindert werden und das bei Erhalten der Mobilität. Gerade für Frauen wird diese Variante immer attraktiver, da diese weiterhin problemlos hohe Schuhe tragen können. Wenn der Patient das Gelenk allerdings nur noch in Maßen bewegt und keine starken sportlichen Aktivitäten plant, wäre nach wie vor die Arthrodese sinnvoller.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.01.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024