Zitternde Hände im Jugendalter

Was sind zitternde Hände im Jugendalter ?

Zitternde Hände sind nichts Ungewöhnliches und im Jugendalter zumeist auch nicht bedenklich. Per Definition handelt es sich bei zitternden Händen um eine unkontrollierte, unwillkürliche, aber rhythmische Handbewegung, die zumeist auch die Unterarme mit einschließt. Die Frequenz, mit der das Zittern von statten geht kann dabei von Krankheit zu Krankheit variieren.
 

Ursachen

Die häufigsten Ursachen für zitternde Hände im Jugendalter unterscheiden sich von den Ursachen in höherem Alter erheblich.
Typischerweise sind es im Jugendalter ein sogenannter essentieller Tremor, sowie Schilddrüsenüberfunktionen oder Drogen- bzw. Alkoholkonsum, die das Zittern auslösen. Die meisten dieser Ursachen sind reversibel bzw. gut mit Medikamenten behandelbar.

Essentieller Tremor

Der essentielle Tremor ist eine Form des Zitterns, der man bis jetzt noch keine Ursache zuordnen kann. Man geht davon aus, dass es eine Kombination verschiedener neuronaler Fehler ist, die dem Zittern zugrunde liegt.


Typisch für den essentiellen Tremor ist, dass er nicht nur die Hände, sondern darüber hinaus auch den Kopf befällt und ein Zittern der Stimmlippen bewirkt, was in einer Stimme ihren Ausdruck findet, die in ihrer Höhe immer wieder variiert. Da die Ursache bis jetzt noch nicht geklärt ist, kann auch die Therapie nur symptomatisch erfolgen. Häufig zeigen sogenannte Beta-Blocker, die ansonsten bei Bluthochdruckpatienten zum Einsatz kommen, einen guten Effekt.

Die Krankheit zeigt jedoch eine intrafamiliäre Häufung, sodass davon auszugehen ist, dass die Erkrankung weitervererbt werden kann.

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Schilddrüsenerkrankung

Ein Händezittern kann jedoch auch Anzeichen für eine Schilddrüsenüberfunktion, eine sogenannte Hyperthyreose sein. Zumeist ist eine Schilddrüsenüberfunktion eine sogenannte Autoimmunerkrankung.

Dabei richtet sich der Körper mit Teilen seines Immunsystems gegen körpereigene Strukturen, kann diese zerstören oder in manchen Fällen auch enorm verstärken. So zum Beispiel bei einer Form der Schilddrüsenerkrankung. Die Schilddrüse wird in der Folge dazu angeregt, vermehrt Schilddrüsenhormone zu produzieren, weshalb das Hormonlevel über das physiologische Maß hinaus ansteigt.

Neben einem erhöhten Puls, einem Hitzegefühl zeigt sich auch ein Zittern der Hände als Symptom für die Schilddrüsenüberfunktion.

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Drogenkonsum

Drogenkonsum kann sich zum einen aufgrund seiner Nebenwirkungen mit zitternden Händen bemerkbar machen, zum anderen aber auch Anzeichen für eine beginnende „Vergiftung“ sein.

Wirken sich die Drogen auf das dopaminerge System aus, welches ein bei Parkinson betroffener Teil des Nervensystems ist, kann es beim Drogenkonsum zu Nebenwirkungen kommen, die stark an eine Parkinson-Krankheit erinnern und zumeist durch zitternde Hände imponieren. 

Ähnlich wie beim Alkohol kann das Zittern im Zusammenhang mit Drogenkonsum aber auch als eine Folge des Drogenentzugs gesehen werden. Neben dem Zittern kommt es auch hier zu Kaltschweißigkeit und zerfahrenen Gedanken.  

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Alkoholkonsum

Händezittern im Rahmen von Alkoholkonsum ist zumeist ein Entzugssymptom, das auftritt, wenn ein bei einem an Alkohol gewöhnten Körper eine Alkoholkarenz einsetzt.

  • Zusätzlich stellen sich zum Zittern noch weitere Symptome wie Kaltschweißigkeit und ein hoher Blutdruck ein. Die Personen sind in ihren Bewegungen zudem meist fahrig und mit ihren Gedanken scheinbar abwesend.

Selten kann ein Händezittern auch bei einer Alkoholvergiftung einsetzen. Hier macht sich ein Händezittern zumeist nicht in Ruhe, sondern eher bei ausgestrecktem Arm bemerkbar.

Da es sich beim Zittern um ein typisches Entzugssymptom handelt, kann man es zwar medikamentös abschwächen, jedoch nicht komplett unterdrücken.

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Unterzuckerung

Die Unterzuckerung (auch Hypoglykämie genannt) ist ein Phänomen, dass beim gesunden Menschen eigentlich nicht auftreten kann.

  • Häufige Ursache ist der übermäßige Einsatz von Insulin, welches dafür zuständig ist, den Blutzuckerspiegel zu senken und den Zucker in die Körperzellen zu transportieren. Insulin wird aufgrund seiner anabolen Wirkung jedoch nicht mehr nur von Diabetikern, sondern auch von Kraftsportlern benutzt.
  • Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse wäre eine weitere Möglichkeit, einen ungewöhnlich hohen Insulinausstoß zu erleiden, der dann zu einer Unterzuckerung führt.

Das Zittern der Hände ist ein erstes Warnsignal des Körpers, dass der Zuckerwert im Blut die physiologische Grenze unterschreitet. Sinkt der Zuckerspiegel weiter, kommen Kaltschweißigkeit, Zittern am ganzen Körper, Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall der Tod als letzte Konsequenz.
 

Stress

Unter Stress kann es häufig zu einer Verstärkung des sogenannten physiologischen Tremors kommen. Der physiologische Tremor ist immer vorhanden und sorgt im Grunde dafür, dass Bewegungen nicht aus der kompletten Ruhestellung heraus begonnen werden müssen.

Ein gewisses geringfügiges Zittern ist also bei jedem ausgestreckten Arm bzw. jeder ausgestreckten Hand normal. In Stresssituationen kommt es über die Aktivierung des sympathischen Nervensystems und dem Ausschütten von Stresshormonen zu einer Zunahme des Zitterns.Dies sorgt dafür, dass das stressbedingte Zittern eine Amplitude erreicht, die
für das menschliche Auge sichtbar ist.

Sollte sich das Zittern nach dem Abklingen des Stresses nicht wieder legen, so sollte man einen Arzt oder gegebenenfalls auch einen Psychologen aufsuchen.

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Diagnose

Die Diagnose, welche Erkrankung genau sich hinter dem Zittern der Hände verbirgt, sofern es sich dabei um eine Krankheit handelt, kann sich unterschiedlich lange hinziehen. Gerade im Bezug auf Alkohol- oder Drogenkonsum müssen die Patienten ihrem Arzt gegenüber offen und aufrichtig sein, um sich selbst vor einer Überdiagnostik und damit einhergehenden, unnötigen körperlichen Belastungen zu schützen.

Vielfach ergibt sich eine entsprechende Verdachtsdiagnose bereits aus einer entsprechenden Anamnese des Patienten. Erst in späteren Stadien der Diagnostik können dann auch ein MRT oder CT zum Einsatz kommen, um unterschiedliche Verdachtsdiagnose zu verifizieren oder zu falsifizieren.

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Weitere begleitende Symptome

Welche Symptome neben dem Händezittern noch vorliegen können, ist abhängig von der Krankheit, die das Händezittern bedingt.

  • Bei der Hypoglykämie, also zu wenig Zucker im Blut zu haben, beispielsweise, ist das Zittern oftmals mit einer Kaltschweißigkeit gepaart.

Die Kaltschweißigkeit findet sich aber beispielsweise auch bei Personen, die gerade unter einem Drogen- oder Alkoholentzug stehen und sind Teil des Entzugssyndroms.
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  • Beim essentiellen Tremor findet man neben einem Zittern der Hände auch noch eine andauernde Drehbewegung in der Halswirbelsäule sowie eine stetige Varianz in der Stimme der betroffenen Person, da auch die Stimmbänder einem Zittern unterliegen.
  • Sollte sich im Jugendalter wirklich bereits ein Parkinsonsyndrom einstellen, ist dieses durch die Trias (Zittern, Steifheit und Bewegungsverarmung) geprägt.

Diese Kombination muss jedoch nicht immer bedeuten, dass die Person an Parkinson erkrankt ist. Sie findet sich außerdem bei sogenannten parkinsonoiden Syndromen.

Wäre das Händezittern Ausdruck einer Schilddrüsenüberfunktion, so könnte man bei der betroffenen Personen einen erhöhten Energieumsatz beobachten, das Herz würde vermutlich mit einer leicht gesteigerten Herzfrequenz schlagen und es würde sich eine vermehrte Schwitztendenz zeigen.

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Rückenschmerzen bei zitternden Händen?

Wissenschaftlich konnten keine Zusammenhänge zwischen zitternden Händen bei Jugendlichen und gleichzeitigen Rückenschmerzen festgestellt werden. 
Es kann jedoch sein, dass beide Symptome unabhängig voneinander auftreten.

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Schwindelgefühl

Schwindel ist ein relativ unspezifisches Symptom und könnte seine Ursache im Zusammenhang mit den zittrigen Händen im Jugendalter in einer Reihe unterschiedlicher Quellen haben.

  • Denkbar wären beispielsweise Medikamentennebenwirkungen.

 Das Medikament gegen den sogenannten essentiellen Tremor sorgt hauptsächlich für einen Blutdruckabfall. Ist dieser Anfall zu groß, kann es sein, dass das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet wird und sich der Schwindel als Warnsymptom des Körpers einstellt.

  • Weiterhin sind parkinsonoide Syndrome bekannt, die teils mit einer gestörten Gleichgewichtswahrnehmung einhergehen. 

Bleibt der Schwindel bestehen, sollte er ärztlich abgeklärt werden. Er kann, muss allerdings nicht etwas mit den zitternden Händen zu tun haben.

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Behandlung / Therapie

Da zitternde Hände im Jugendalter nicht auf eine einzige Erkrankung zurückzuführen sind, unterscheiden sich auch die jeweiligen Therapien.

  • Ist der Alkohol- oder Drogenentzug der Grund für die Zittrigkeit, so kann man versuchen, die Dosis des Mittels in kleinen Schritten reduzieren, damit sich der Körper langsam wieder an den Normalzustand gewöhnt und der Entzug nicht ganz so schwer fällt. Dies ist jedoch von Droge zu Droge unterschiedlich und bedingt eine kompetente Beratung durch zuständiges Fachpersonal.
     
  • Eine Schilddrüsenüberfunktion wird zumeist mit einem medikamentösen Eingriff in das Selbstregulationssystem der Schilddrüse therapiert. Nur in äußerst seltenen Fällen, wenn konservative Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, kann auch eine Operation angezeigt sein, um die Schilddrüse zu entfernen. Danach müssen jedoch lebenslang Schilddrüsenhormone substituiert werden.
     
  • Ein essentieller Tremor wird ebenfalls medikamentös therapiert. Vornehmlich geschieht dies mit Medikamenten, die Auswirkungen auf den Blutdruck haben; sich in der Behandlung des essentiellen Tremors aber ebenfalls bewährt haben.
     
  • Liegt dem Zittern ein Dopaminmangel zugrunde – wie es beim Parkinson der Fall ist- so wird das Dopamin zusätzlich zugeführt.
     

Dauer / Prognose

Handelt es sich bei den Gründen für die zitternden Hände um tatsächliche Krankheiten, so dauern diese in den meisten Fällen tatsächlich lebenslang an.

Sowohl eine Autoimmunerkrankung, eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Parkinsonerkrankung wie auch einen essentiellen Tremor kann man nicht ursächlich heilen, sondern nur symptomatisch behandeln. Da ein Parkinson so gut wie nie im Jugendalter auftritt, soll dieses Krankheitsbild ausgeklammert werden, wenn man sagt, dass sowohl mit einem essentiellen Tremor als auch mit einer Schilddrüsenüberfunktion eine normale Lebenserwartung verbunden ist.

Die Zittrigkeit infolge von Entzugssymptomen sind hingegen eher von kurzweiliger Dauer und nach Abschluss des Entzuges auch wieder verschwunden. 
 

Krankheitsverlauf

Die Krankheitsverläufe sind in aller Regel gutartig und ermöglichen eine normale Lebenserwartung.

Ausnahmen davon gelten beispielsweise für eine Parkinsonerkrankung oder ein Zittern aufgrund eines Hirntumors. Beide Ursachen sind jedoch extrem selten und nur in Ausnahmefällen für das Zittern verantwortlich.
Eine Schilddrüsenüberfunktion lässt sich recht gut therapieren und führt kaum zu merklich negativen Krankheitsfolgen, sofern die Medikation gut angepasst ist. Gleiches gilt auch für den essentiellen Tremor. Er ist kein Grund für einen vorzeitigen Tod, sondern ist medikamentös ebenfalls gut beherrschbar.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 14.08.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023