Körperbehaarung

Einleitung

Die Körperbehaarung, die auch als androgene Behaarung bezeichnet wird, ist die Behaarung am menschlichen Körper, die vom Kopfhaar abzugrenzen ist. Sie wird beeinflusst durch die Androgenausschüttung. Wohingegen das Wachstum des Kopfhaars bei Androgenausschüttung zurückgeht, wird das Wachstum der Körperbehaarung bei Androgenausschüttung verstärkt.

Da diese beim Mann und bei der Frau unterschiedlich hoch ist, entwickelt sich die erwachsene Körperbehaarung geschlechtsspezifisch. Aus diesem Grund gehört die Körperbehaarung auch zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen. Aber auch das Lebensalter und die genetische Veranlagung sind für die Ausprägung der Körperbehaarung verantwortlich. Je nach genetischer Veranlagung ist die Ausprägung des Haarwuchses bestimmt. Zusätzlich bestimmt die Hormonausschüttung von Androgenen die Dichte und Menge der Körperbehaarung.

So kann auf Grund der genetischen Disposition auch bei hormonell gesunden Frauen eine stark ausgeprägte Körperbehaarung auftreten.

Funktion der Körperbehaarung

Die Körperbehaarung hat eine sowohl schützende Funktion als auch eine thermoregulierende Funktion durch Oberflächenvergrößerung. Außerdem wird die Haut durch Haare sensibler und Berührungen werden besser wahrgenommen.

Vor der Entwicklung der eigentlichen Körperbehaarung in der Pubertät ist der menschliche Körper von einem marklosen, unpigmentiertem Haar bedeckt. Diese Körperbehaarung wird als Vellushaar bezeichnet und schützt den Organismus vor Ektoparasiten wie Stechmücken oder Zecken.

Bildung der Körperbehaarung

Mit Beginn der Pubertät und der hormonellen Stimulation entwickelt sich die geschlechtsspezifische Körperbehaarung.
Beim Mann beginnt das Körperhaarwachstum mit ca. 10 Jahren und kann vor allem im Bereich der Brust, Schulter und Rücken bis zum 30. Lebensjahr andauern. Wohingegen bei der Frau am Ende der Pubertät die terminale Körperbehaarung, an Stellen wie Schamhaar, Analhaar, Achselhaar und Armen und Beinen, erfolgt ist.

Jedoch ist es nicht ausgeschlossen, dass durch Hormonbehandlungen oder verändertem Hormonstatus wie beispeilsweise in der Postmenopause, sich die Beschaffenheit und Ausprägung der Körperbehaarung weiter verändern kann. Die männliche Körperbehaarung betrifft zusätzliche Körperstellen, wie z.B. die Barthaare, Nasen- und Ohrenhaare oder Rückenhaare. In der Pubertät beginnt die Körperbehaarung im Genitalbereich. Mit zunehmendem Alter folgt die Achselbehaarung und dann der Bartwuchs.

Abbildung Haar

Haar - Aufbau

  1. Haarschaft - Stipes pili
  2. Oberhaut - Epidermis
  3. Haarwurzel 
  4. Talgdrüse -
    Glandula sebacea
  5. Wurzelscheide - 
    Vagina radicularis epithelialis
  6. Duftdrüse -
    Glandula sudorifera apocrina
  7. Haarpapille - 
    Papilla dermalis pili
  8. Gefäßnetz der Haarpapille - 
    Rete capillare papillae pili
  9. Wachstumszone - Matrix
  10. Haarzwiebel
  11. Schweißdrüse -
    Glandula sudorifera merocrina
  12. Haarbalgmuskel - 
    Musculus arrector pili
  13. Haarmark - Medulla
  14. Haarrinde - Cortex
  15. Oberhäutchen des Haars -
    Cuticula
  16. Glashaut - Membrana vitrea
  17. Haarbalg - Vagina dermalis radicularis 

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Auffälligkeiten

Mit dem Ende der Pubertät sollten bei beiden Geschlechtern die Schambehaarung sowie Achsel und Extremitätenbehaarung sichtbar und ausgeprägt sein. Aus hormonellen oder körperlichen Gründen können nach der Pubertät vielleicht nur wenige Haare vorhanden sein, um sich hier Klarheit zu verschaffen, ist es möglich sich durch einen Arzt beraten zu lassen.

Im Umkehrschluss kann auch bei zu starker Körperbehaarung eine physische Ursache wie eine hormonelle Dysregulation vorliegen und auch hier kann eine Absprache mit einem Arzt helfen. Ein unnatürlich ausgeprägtes Wachstum der Körperbehaarung wird als Hypertrichose bezeichnet. Sie kann sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten. Man unterscheidet eine angeborene oder erworbene Hypertrichose.

Eine unnatürliche verstärkte Körperbehaarung der Frau, die der männlichen Körperbehaarung entspricht, bezeichnet man als Hirsutismus. Hervorgerufen werden kann der Hirsutismus durch hormonproduzierende Tumore oder auch durch Medikamente wie Androgene, Anabolika oder auch Steroide.

Liegt der Grund in der übermäßigen Körperbehaarung im hormonellen System, kann eine Hormontherapie helfen. Auch physikalische Methoden wie Bleichen, Lasern oder Epilation werden bei der Haarentfernung herangezogen. Bei Auffälligkeiten und Fragen können sowohl Frauenärzte als auch Hautärzte oder Endokrinologen beratend zur Seite stehen.

Körperbehaarung beim Mann

Die Entwicklung der typischen männlichen Körperbehaarung und damit die Entwicklung der männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale, beginnt in der ersten Phase der Pubertät (10-15. Lebensjahr) und kann sich noch bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres weiter ausprägen.

Doch auch schon im Kindesalter ist der ganze Körper, abgesehen von Hand- bzw. Fußinnenflächen (Leistenhaut) und Schleimhäuten, mit einem leichten, farblosen Flaumhaar (Vellushaar) bedeckt. Dieses Flaumhaar wird zu ca. 90% in der Pubertät des Jungen an folgenden Körperstellen durch ein dunkleres, markhaltigeres Terminalhaar ersetzt: Nase, Ohren, Wangen/Kinn, Brust, Achsel, Bauch, Rücken, Gesäß, Arme und Beine.

Jedoch ist die Behaarung nicht bei jedem Mann gleich stark ausgeprägt oder an allen o.g. Körperstellen vorhanden, sie variiert je nach genetischer Ausprägung oder unterschiedlichen Lebensräumen. Auch kann der Zeitpunkt des Einsetzens der Ausprägung von Terminalhaar individuell stark variieren. Meist beginnt die Terminalbehaarung in der Achsel- und in der Genitalregion und setzt sich in den folgenden Jahren in eine Behaarung von Wangen, Rücken, Bauch etc. fort. Die Entwicklung und Ausprägung der Körperbehaarung wird von Androgenen, also den männlichen Geschlechtshormonen, gesteuert. Je mehr Androgene (Testosteron) vorhanden sind, desto stärker wird in der Regel die Körperbehaarung. So kann auch eine zusätzliche Androgenzufuhr (z.B. durch Anabolika) eine vermehrte Körperbehaarung beim Mann hervorrufen.

Eine abnorm starke Behaarung an einzelnen Körperstellen oder am gesamten Körper, die nicht unbedingt das typisch männliche Behaarungsbild zeigt, wird als Hypertrichose bezeichnet. Diese kann sowohl ohne Krankheitswert auftreten als auch Folge verschiedener Erkrankungen (Blutkrankheiten, Erbkrankheiten, Hormonproduzierende Tumore, Magersucht) oder Medikamente sein. Allen Ursachen gemein ist, dass die verstärkte Körperbehaarung androgenunabhängig auftritt.

Jedoch variiert auch die Vorstellung über den idealen bzw. abnormen Behaarungsgrad von Kultur zu Kultur, wobei männliche Behaarung im Vergleich zur weiblichen Behaarung meist mehr Akzeptanz findet.

Körperbehaarung bei Frauen

Bei Frauen entwickelt sich in der Pubertät (8.-13.Lebensjahr) aus dem farbloses, flaumigen Vellushaar der Kindheit im Schambereich, Analbereich, in der Achsel und an Armen und Beinen dunkleres, markhaltigeres Terminalhaar.

Das Schamhaar der Frau bedeckt in Form einer spitzen Dreiecksform die Schamlippen und den Venushügel. Schamhaare wachsen etwa 1 cm pro Monat und fallen nach ca. 6 Monaten aus. Die Schamhaare haben meist eine dunklere Farbe als die Kopfhaare und sind kräftiger als diese. Im europäischen Raum sind sie meist gelockt, im afrikanischen Raum stark gekräuselt und im asiatischen und amerikanischen Raum glatt und eng anliegend.

Wie dunkel bzw. wie ausgeprägt die Behaarung ist, hängt von der genetischen Disposition ab, wobei es sich hierbei um die Anzahl an Haarwachstumszellen handelt. Auch bei Frauen hängt das Ausmaß der Behaarung mit dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron zusammen. Je mehr von diesem Hormon vorhanden ist, desto dichter und zahlreicher ist die Behaarung der Frau.

Neben der Hypertrichose (unnatürlich, vermehrte Körperbehaarung) , die sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftreten kann, gibt es ein Krankheitsbild, das ausschließlich bei Frauen zu finden ist (Hirsutismus). Hierbei kommt es zu einer typisch männlichen Behaarung am Kinn, an der Oberlippe, im Kieferbereich, an der Brust, unterhalb des Bauchnabels und an den Oberschenkeln. Im Unterschied zur Hypertrichose tritt der Hirsutismus durch eine verstärkte Bildung von männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen) auf. Die Ursachen für eine vermehrte Testosteronproduktion sind vielfältig und reichen von einer genetischen Veranlagung, über Geschwüre (Tumore) an den Eierstöcken (Ovarien) bis zu verschiedenen Erkrankungen im Bereich der Nebennierenrinde, dem Ort der Bildung der Androgene.

Der Hirsutismus und die Hypertrichose zählen bei Frauen zu dem Bild der Vermännlichung (Virlisierung).

Eine zu starke Körperbehaarung gilt vielerorts als unhygienisch oder unästhetisch und wird weniger akzeptiert als die Körperbehaarung des Mannes. Daher ist heutzutage eine Ganzkörperenthaarung bei Frauen nicht unüblich, wobei am häufigsten der Achselbereich und die Beinen enthaart werden.

Körperbehaarung bei Babys

Im 4. Schwangerschaftsmonat bildet sich bei dem Fetus unpigmentiertes, sehr kurzes und dünnes Wollhaar (Lanugohaar). Neben der Käseschmiere (Venix caseosa), die an den Talgdrüsen des Lanugohaares produziert wird, dient das Lanugohaar dem Fetus als Schutz vor der eigenen Aufweichung durch das Fruchtwasser, vor Erschütterungen, Schall und vor Kälte. Außerdem helfen die Lanugohaare bei der Bildung des ersten Stuhlgangs des Kindes (Mekonium), welcher die Darmbewegung des Neugeborenen anregt. Normalerweise verschwindet das Lanugohaar im Laufe der Schwangerschaft wieder.

Wird das Kind zu früh geborgen, können mitunter noch Lanugohaare aufgefunden werden. Das Fortbestehen dieser Behaarung auch nach der Geburt des Kindes wird als Hypertrichosis lanuginosa bezeichnet.

In den ersten Lebensjahren bildet sich auf der glatten, haarlosen Haut des Babys ein sehr dünnes, farbloses Flaumhaar (Vellushaar), welches bis auf die Hand- und Fußinnenflächen (Leistenhaut), die Lippen und die Brustwarzen, nahezu den ganzen Körper bedeckt.

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Dauerhafte Haarentfernung

Als dauerhafte Haarentfernung bezeichnet man ein Nicht-Nachwachsen der Haare für mindestens 3 Monate. Je größer der Anteil an der gesamten Haaranlage ist, desto langfristiger ist die Haarentfernung. Bei der dauerhaften Haarentfernung werden neben dem Haar auch die Haarpapille, also der Bereich der Neubildung des Haares, entfernt bzw. zerstört.

Es gibt verschiedene, oft sehr teure Methoden einer dauerhaften Haarentfernung:

Zum Einen können die Haare dauerhaft durch eine Laserbehandlung entfernt werden. Hierbei werden die Haare durch Wärmeengergie an der Haarwurzel zerstört. Da die Wärmeenergie nur die Farbpigmente (Melanin) erreicht, kann die umliegende Haut geschützt werden. Jedoch reicht eine Sitzung nicht aus, meist müssen ca. 8-12 Behandlungen zur optimalen und dauerhaften Haarentfernung wahrgenommen werden.

Zum anderen gibt es die Möglichkeit in Form von Lichtenergie die Haare langfristig zu entfernen. Hierbei wird das Hautareal großflächig beleuchtet und v.a in den Haarwurzeln kommt es zu einer so hohen Wärmebildung, dass diese zerstört werden. Nachteil ist hierbei, dass auch das gesamte Haarareal als solches nicht gänzlich von Energie verschont bleibt, so kann es nach der Behandlung zu Rötungen, Schwellungen und Schorfbildung kommen.

Auch die Elektro-Epilation stellt ein Verfahren der dauerhaften Haarbehandlung dar. Diese Technik basiert ebenfalls darauf, den für das Haarwachstum zuständigen Zellen so viel Energie zuzuführen, dass diese absterben. In diesem Falle wird eine feine Sonde in die Haarwurzel eingeführt und die Energie in elektrischer Form appliziert.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 24.02.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023