Kopfschmerzen bei Erkrankungen der Halswirbelsäule

Kopfschmerzen, die am Hinterkopf lokalisiert sind oder von hinten über den Kopf ziehen werden häufig mit der Halswirbelsäule in Verbindung gebracht. Es gibt viele verschiedene Bezeichnungen für diese Art des Kopfschmerzes wie Nackenkopschmerz, HWS-Syndrom oder okzipitaler Kopfschmerz. Die Diagnose von der Halswirbelsäule ausgehender Kopfschmerzen wird häufig gestellt, ist jedoch eine sehr ungenaue Bezeichnung, da die Ursachen sehr unterschiedlich sein können. Die Schmerzen können ein- oder beidseitig auftreten oder die Seite wechseln. Auslösender Faktor ist häufig eine langanhaltende Position, in der der Kopf gehalten werden muss, beispielsweise bei Bürotätigkeiten. Gehäuft treten Kopfschmerzen, die von der Halswirbelsäule ausgehen, morgens beim Aufwachen auf.

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Symptome

Ziehende Kopfschmerzen, die entlang der Linie vom Nacken über den Hinterkopf bis zur Mitte des Kopfes ziehen, sind typisch für von der Halswirbelsäule ausgehende Kopfschmerzen. Aber auch stechende Schmerzen auf Höhe des zweiten Halswirbels oder am Hinterkopf direkt, werden beschrieben. Die schmerzenden Bahnen oder Punkte sind auf Druck schmerzhaft, ein typisches Kennzeichen ist die sogenannte Klopfschmerzhaftigkeit beim Beklopfen der Halswirbelsäule. Dagegen verschaffen leichte Bewegungen oder Dehnen des Halses oder des Kopfes Erleichterung. Meist verschlimmern sich die Nackenkopfschmerzen, wenn extreme Positionen des Kopfes eingenommen werden, beispielsweise wenn das Kinn auf die Brust gelegt wird oder der Kopf extrem gedreht wird. Die Betroffenen klagen häufig über Verspannungen und Verhärtungen im Schulter- und Nackenbereich, auch ausstrahlende Schmerzen in die Arme und Finger sind möglich. Die Verspannungen führen häufig zu einer schmerzhaften Bewegungssteife. In Kombination mit den Kopfschmerzen können Schwindel, Sehstörungen und Ohrgeräusche auftreten. Manchmal werden auch neurologische Symptome wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen beobachtet.

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Ursachen

Verspannungen der Muskeln im Nacken und am Rücken scheint eine Hauptursache für die von der Halswirbelsäule kommenden Kopfschmerzen zu sein. Aber auch Spannungen im Kiefergelenk, Auffahrunfälle mit Schleudertrauma, bestimmte Sitzpositionen (z.B. vor dem Monitor), Spannungen der Schädelknochen oder der in der Schädelgrube liegenden Strukturen oder Beckenschiefstände werden als mögliche Verursacher von Nackenkopfschmerzen diskutiert.
Weitere mögliche Schmerzursachen sind:

Für die Ursache Muskelverspannung spielen Verspannungen im Bereich des Trapezmuskels eine Rolle. Der Trapezmuskel ist ein Muskel, der von der Brustwirbelsäule über den Nacken bis zum Hinterkopf zieht. In seinem Verlauf finden sich gehäuft schmerzhafte Verspannungen, druckschmerzhafte Punkte oder Bahnen. Muskelverspannungen sind Folge einer Überreizung des Muskels, was zu einer Verkrampfung der Muskelfasern führt. Durch diese Daueranspannung des Muskels wird der Muskelbereich nicht mehr gut durchblutet. Dadurch entsteht ein negativer Kreislauf, da der Muskel eine gute Durchblutung bräuchte, um von selbst die Verspannung zu lösen. Durch den Trapezmuskel verläuft am Hinterkopf ein Nerv (Nervus okzipitalis major), der vom zweiten Halswirbel kommt. Dieser Nerv ist für die sensible Wahrnehmung von Empfindungen wie Druck, Berührung, Vibration, Schmerz und Temperatur sowohl von der behaarten Kopfhaut im Bereich des Hinterkopfes (Regio occipitalis) und der Hirnhaut der hinteren Schädelgrube.

Viele Theorien erklären die Entstehung von Halswirbelsäulenkopfschmerzen durch fehlerhafte Körperhaltung (z.B. durch die Arbeitsposition, falsches Training, Überdehnung der Muskeln) in Verbindung mit mangelnder Bewegung. Dennoch gibt es immer wieder Menschen, die über Kopfschmerzen klagen, die von der Halswirbelsäule ausgehen, bei denen strukturelle Ursachen ausgeschlossen wurden und die sich viel bewegen und dehnen (zB Spitzensportler, Handwerker, Yogasportler). Es scheint also zu einem gewissen Grad individuell unterschiedlich zu sein, wie schnell bei einem Menschen durch Rückenverspannungen Nackenkopfschmerzen auftreten.

Auch Kieferfehlstellungen, nächtliches Zähneknirschen, falscher Biss oder Mahlen mit den Kiefern tagsüber können durch Spannungen im Kiefergelenk zu Kopfschmerzen führen. Zwischen der Halswirbelsäule und dem Kiefergelenk gibt es enge mechanische und nervale Verbindungen, was eine Erklärung für den Zusammenhang sein könnte. Spannungen im Kiefergelenk, die sich auf den Nacken fortsetzen und Kopfschmerzen auslösen werden häufig durch Beissschienen therapiert, die das Knirschen verhindern sollen. Eine weitere Ursache können Schleudertraumata sein, beispielsweise im Rahmen eines Auffahrunfalls. Dabei kommt es zu ruckartigen Kräften im Bereich der oberen Halswirbelsäule, durch die starke Kopfschmerzen ausgelöst werden können. Grund für die Beschwerden scheint eine Reizung der Halswirbel und des umliegenden Gewebes durch die unnatürlichen Kräfte bei einem Schleudertrauma zu sein.

Asymmetrien durch einen Beckenschiefstand können über die Muskulatur (z.B. über den Hüftbeugemuskel, Musculus iliopsoas) auf die Wirbelsäule übertragen werden, sich bis zur Halswirbelsäule fortsetzen und zu Kopfschmerzen führen. Eine Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) oder ein Bandscheibenvorfall (Prolaps) im Bereich der Halswirbelsäule kann unter Umständen auch Nackenkopfschmerzen auslösen. Meistens treten begleitend ausstrahlende Schmerzen in die Arme auf.

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Therapie

Die Behandlung von Kopfschmerzen, die von der Halswirbelsäule ausstrahlen, sollte sich nach der Ursache richten. Die am häufigsten angewendeten Behandlungsformen sind Krankengymnastik (Phyisotherapie), Sport, Massagen und eine medikamentöse Schmerztherapie. Das Erlernen von Übungen zur Lockerung der Schulter- und Nackenmuskulatur oder zur Verbesserung der Gelenkfunktion kann zu einer dauerhaften Besserung der Halswirbelsäulen bedingten Kopfschmerzen führen. Grundsätzlich ist es ratsam, die Rückenmuskulatur zu stärken und Fehlhaltungen auszugleichen, um den Kopfschmerzen entgegen zu wirken. Chirotherapeutische Deblockierungen im Bereich der Halswirbelsäule besonders im Bereich der Zwischenwirbelgelenke können Linderung verschaffen. Chirotherapeutische Maßnahmen sollten an der Halswirbelsäule nur von einem erfahrenen Arzt oder Therapeut durchgeführt werden, da es unter Umständen zu schweren Nervenschädigungen kommen kann.

Einige naturheilkundliche Verfahren können zur Therapie von Kopfschmerzen, die von der Halswirbelsäule ausgehen, probiert werden. So ist es möglich, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten als Auslöser behandelt werden, aber auch verschiedene Akupunkturarten sollen als Naturheilverfahren gegen die halswirbelsäulenbedingten Kopfschmerzen helfen.

Oft wird eine sogenannte Neuraltherapie gegen die Nackenkopfschmerzen angewendet. Bei der Neuraltherapie werden an bestimmten Punkten im Schulter- und Nackenbereich örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) gespritzt, die das Gewebe harmonisieren und entspannen sollen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.03.2015 - Letzte Änderung: 06.11.2021