Ernährung bei Einnahme von Marcumar®

Synonyme im weiteren Sinne

Phenprocoumon (Wirkstoffname), Cumarine, Vitamin K -Antagonisten (-Hemmstoffe), Antikoagulanzien, Gerinnungshemmer

Was muss bei der Einnahme beachtet werden?

Das unter dem Handelsnamen Marcumar® bekannte Arzneimittel enthält den Wirkstoff Phenprocoumon, welcher zur Hauptgruppe der Cumarine (Vitamin-K-Antagonisten) gezählt wird.

Bei den Cumarinen handelt es sich um Moleküle, die sich unterdrückend auf die natürlichen Abläufe der Blutgerinnung auswirken und somit die Gerinnung des Blutes hemmen (Blutgerinnungshemmer).
Während der Blutgerinnung laufen im Organismus kaskadenartige Aktivierungsvorgänge verschiedener Blutgerinnungsfaktoren ab, das bedeutet, dass bestimmte Blutgerinnungsfaktoren der Reihe nach in Aktion treten und sich dann gegenseitig aktivieren. Unter anderem sind die Vitamin- K- abhängigen Faktoren II, VII, IX und X für den Ablauf der Blutgerinnung unabdingbar.
Diese Faktoren werden an einem bestimmten Aminosäurerest durch Vitamin-K carboxyliert, das bedeutet, dass eine Carboxylgruppe angefügt wird.

Durch diese Carboxylierung sind die Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren dazu in der Lage besonders effektiv an Calciumionen zu binden und die Blutgerinnung dadurch voran zu treiben. Das Vitamin wird im Zuge dieser Carboxylierung chemisch verändert und muss durch die sogenannte Vitamin-K-Epoxid-Reduktase regeneriert werden.

Cumarine im Allgemeinen und Marcumar® im besonderen, wirken nun als kompetitive Hemmstoffe auf dieses Enzym, kompetitiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Arzneimittel mit dem veränderten Vitamin-K in Konkurrenz um einen Bindungsplatz am Enzym tritt und somit die Regenerationsrate von Vitamin-K enorm senkt.
Die Wirkung von Marcumar® beruht demnach auf einer Senkung des Vitamin-K-Spiegels im Organismus und einer daraus resultierenden Verhinderung der Carboxylierung der Blutgerinnungsfaktoren II, VII,IX und X.
Die Faktoren bleiben dadurch inaktiv oder können nur sehr eingeschränkt aktiviert werden.

Bei einigen Lebensmitteln kann es während der Einnahme von Marcumar® zu Wechselwirkungen kommen, dennoch ist es in keinem Fall notwendig oder gar sinnvoll auf die Vitamin- K- Zufuhr über die Nahrung zu verzichten. Es sollte lediglich der übermäßige, mehrmals tägliche Genuss von Lebensmitteln mit hohem Anteil an Vitamin- K vermieden werden. Wichtig ist eine regelmäßige, möglichst gleichbleibende Ernährung, die es gewährleistet die Konzentration des Vitamins möglichst konstant zu halten.

Zu den Nahrungsmitteln, die besonders viel Vitamin K enthalten gehören Gemüsesorten wie Blumenkohl, Broccoli, Kohlrabi, Spargel und der Großteil des grünen Gemüses. Auch Kohl im allgemeinen, verschiedene Salatsorten, Sauerkraut und Spinat weisen einen extrem hohen Vitamin K- Gehalt auf.
Der Verzehr einiger Fleischsorten, vor allem der von fettigem Rindfleisch, Schweinefleisch und Innereien sollte nicht übermäßig stattfinden.
Dahingegen kann Hühner- oder Putenfleisch ohne Einschränkung und Bedenken verzehrt und die Ernährung dadurch ergänzt werden.
Des Weiteren sollten Patienten während der Marcumar® Anwendung keine Eier, Milch oder Milchprodukte in übermäßiger Menge zu sich nehmen.

Spargelverzehr bei Marcumar®-Einnahme

Spargel hat mit etwa 0,04 mg pro 100 g einen geringen Vitamin K Gehalt. Theoretisch wäre es eventuell ein Lebensmittel, welches trotz einer Behandlung mit Marcumar®, verzehrt werden könnte. Immer mehr Autoren und Untersuchungen sprechen dafür, dass ein kompletter Verzicht auf Lebensmittel auch mit hohem Vitamin K Gehalt unnötig sei. Es sollte stattdessen darauf geachtet werden, dass nicht plötzliche Ernährungsumstellungen stattfinden. Beispielsweise sollte nicht von einer normalen Ernährungsweise abrupt auf eine fettreiche Kost gewechselt werden. Genauso schädlich wäre eine einseitige Kost und Diäten, sowie beispielsweise eine einseitige Spargeldiät.   

Sauerkrautverzehr bei Marcumar®-Einnahme

Sauerkraut zählt mit 1,54 mg pro 100 g zu den Lebensmitteln mit sehr hohen Vitamin K Gehalt. Auf rohes Sauerkraut sollte daher verzichtet werden. Beim Kochen wird ein Teil des Vitamin K´s durch die Wärmeeinwirkung zerstört, so dass der Vitamin K Gehalt sinkt. Es wird kontrovers diskutiert, ob ein Verzicht von gekochtem Sauerkraut im Rahmen einer Behandlung mit Marcumar® unnötig oder unbedingt erforderlich ist. Eine engmaschige Überwachung des Quick-Wertes scheint in jedem Fall sinnvoll.

Vitamin K

Vitamin K wird in unserem Körper für die Aktivierung von Blutgerinnungsfaktoren benötigt. Marcumar® ist ein Medikament welches die Blutgerinnung hemmt. Es hemmt die Zirkulation von Vitamin K. Damit stört es die Aktivierung der Blutgerinnungsfaktoren. Wenn nun Vitamin K reiche Kost zu sich genommen wird, kann dies die Wirksamkeit des Medikaments herunter setzen. Allerdings ist es schwierig den genauen Vitamin K Gehalt im Körper zu kontrollieren. Denn Vitamin K wird individuell unterschiedlich im Darm aufgenommen und verstoffwechselt. Zudem produzieren die Darmbakterien Vitamin K. Bei Unsicherheiten bezüglich der Ernährung sollte mit dem Arzt Rücksprache gehalten werden, um eine möglichst erfolgreiche Behandlung mit Marcuamar® zu erreichen.                  

Vitamin K Spender

Es gibt verschiedene Tabellen mit sogenannten Vitamin K Spendern. Man spricht von einem hohen Vitamin K Wert, wenn der Wert über 0,10 mg pro 100 g Nahrungsmittel liegt. Die Angaben sind oftmals verschieden. Viele Autoren meinen, dass ein kompletter Verzicht auch auf Nahrungsmittel mit hohem Vitamin K Gehalt nicht nötig wäre. Es wird zu einer ausgewogenen, möglichst gleichförmigen Mischkost geraten. Auf rohes Sauerkraut und eine Kost, die reich an Blattgemüse ist, sollte allerdings verzichtet werden. Zudem sollten Nahrungsmittelergänzungsmittel, wie beispielsweise Vitamin K-haltige Multivitaminpräparate gemieden werden. Bei Unsicherheiten wird geraten, den behandelnden Arzt zu kontaktieren.

Marcumar® und Alkohol

Gegen den gelegentlichen Konsum von Alkohol während der Einnahme von Cumarin- Wirkstoffen wie Marcumar® ist generell nichts einzuwenden.
Vom regelmäßigen oder übermäßigen Alkoholgenuss ist jedoch dringend abzuraten, denn diese Arzneimittel entfalten ihre Wirksamkeit im Gewebe der Leber. Da auch Alkohol in der Leber abgebaut und verstoffwechselt wird, kann ein übermäßiger Genuss die Wirkung des Medikaments nachhaltig beeinflussen. Die Wirksamkeit des Präparats wird verringert und die blutgerinnungshemmende Funktion gedrosselt, die Wahrscheinlichkeit einen Thrombus zu bilden wiederum steigt.
Ungefähr ein bis zwei Gläser Wein pro Woche sind erlaubt, alles was darüber hinaus geht kann zu ernstzunehmenden Komplikationen im Behandlungsablauf führen.
Außerdem ist zu beachten, dass während der Anwendung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten eine wesentlich höhere Blutungsgefahr besteht.
Im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol und/ oder Drogen entsteht ein Rauschzustand, bei dem es um einiges wahrscheinlicher ist, dass sich der Betroffene Verletzungen zuzieht, die wiederum starke Blutungen mit sich bringen können.

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel Marcumar® und Alkohol - Verträgt sich das?

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 31.01.2013 - Letzte Änderung: 22.10.2021