Rehabilitation und Prophylaxe nach Herzinfarkt

Rehabilitation nach einem Herzinfarkt

Die Rehabilitation nach einem Herzinfarkt erfolgt in 3 Phasen:

  • Akutkrankenhaus
    Der Patient wird auf der Intensivstation rund um die Uhr überwacht und es erfolgt eine Koronarangiografie (Röntgendarstellung der Herzkranzgefäße). Im Krankenhaus wird der Patient frühzeitig mobilisiert und vom Physiotherapeuten zur aktiven Bewegung angeleitet. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes beträgt bei unkomplizierten Verläufen des Herzinfarktes ca. 7-14 Tage.
  • Anschlussbehandlung
    Während dieser Phase wird der Patient in einer Rehabilitationsklinik oder einem ambulanten Therapiezentrum weiter betreut. Neben Therapie-Elementen wie Bewegungsschulung, Gesundheitserziehung und der Erprobung des Patientenzustands unter Belastung wird ein Training zum Angstabbau vor einem erneuten Herzinfarkt vorgenommen. Oftmals verknüpfen die Patienten die körperliche Aktivität mit dem Herzinfarktgeschehen, was zur Vermeidung von Sport und körperlicher Ertüchtigung führt. Ein solches passives Verhalten ist jedoch mit einem höheren Risiko für einen Re-Infarkt behaftet.
    Der Patient wird des Weiteren auf seine Wiedereingliederung in den Beruf vorbereitet.
  • Wiedereingliederung ins alltägliche und das Berufsleben, ambulante Weiterbetreuung
    Die Patienten werden nach dem Herzinfarkt und den abgeschlossenen Rehabilitationsmaßnahmen in der Reha-Klinik oder dem Therapiezentrum wieder in ihr Berufs- und Alltagsleben eingegliedert, d.h. sie erledigen ihre Arbeit und alltäglichen Aufgaben wie vor dem Herzinfarkt. Erlernte Maßnahmen zur Risikoverminderung für KHK (koronare Herzkrankheit/ Herzkranzgefäßerkrankung) und Herzinfarkt, z.B. die Ernährungsumstellung und das Vermeiden von Nikotin, sollen im Alltag Anwendung finden.

Prophylaxe nach einem Herzinfarkt

Ein weiterer Schritt in der Betreuung nach Herzinfarkt ist die Sekundärprophylaxe: Durch gezielte vorbeugende (präventive) Maßnahmen sollen das Fortschreiten und die Verschlechterung der Herzkranzgefäßerkrankung (KHK = koronare Herzkrankzgefäßerkrankung) verhindert bzw. aufgehalten werden, indem Risikofaktoren für einen Herzinfarkt ausgeschaltet werden.

Hierzu gehören die Einstellung des Blutzuckers (Diabetes mellitus) und des Blutdrucks (Senkung von Bluthochdruck), der Verzicht auf Nikotin, die Reduktion des Körpergewichts, die Normalisierung der Blutfett- und Cholesterinwerte sowie regelmäßige körperliche Aktivität.
Der Patient sollte möglichst fettarme und ballaststoffreiche Kost zu sich nehmen sowie regelmäßig

  • Obst
  • Gemüse
  • Fisch und
  • ungesättigte Fettsäuren (z.B. in Olivenöl)

konsumieren. Die Teilnahme am Programm einer Herzsportgruppe / Koronarsportgruppe wird empfohlen. Im Rahmen des Herzsports wird das Ausdauertraining des Patienten auf seine individuelle Belastbarkeit abgestimmt. Die Patienten trainieren 3 bis 7 Mal pro Woche für 15-60 Minuten bei 40-60% ihrer maximalen körperlichen Belastbarkeit.

Durch körperliches Aktivsein wird das Risiko für einen erneuten Herzinfarkt gesenkt.

Die Vermeidung von Stress, Ärger und übermäßiger Kraftanstrengung sowie das Erlernen von Entspannungsübungen fördern das Wohlbefinden des Herzinfarkt-Patienten.

Im Rahmen der Sekundärprophylaxe kommen Medikamente zum Einsatz, die die Prognose bei stattgehabtem Infarkt verbessern, indem sie das Sterblichkeitsrisiko der Patienten senken.

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Hierzu gehören folgende Gruppen:

  • Betablocker (zur Wirkung siehe Therapie Herzinfarkt)
    (Wirkstoff z.B. Metoprolol, Präparat z.B. Beloc ®)
  • Thrombozytenaggregationshemmer, (Wirkstoff z.B. Acetylsalicylsäure, Präparat z.B. Aspirin®)
  • Cholesterinsenker (Statine), (Wirkstoff z.B. Simvastatin, Präparat z.B. Simvahexal ®)
    Diese Medikamente hemmen die Bildung von Cholesterin und haben den Effekt der LDL-Senkung („schlechtes/ schädliches“ Cholesterin) und des Anstieges des HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin) im Blut.
  • ACE-Hemmer
    (Wirkstoff z.B. Captopril, Präparat z.B. Lopirin ®)
    Sie bremsen den Vorgang des Remodelings nach einem Herzinfarkt. Das Herz wird entlastet und eine Blutdrucksenkung erreicht.

Treten in der Postinfarktphase, d.h. der Zeit nach dem Herzinfarktgeschehen, Herzrhythmusstörungen auf, können diese mit den Antiarrhythmika Amiodaron (z.B. Cordarex®) oder Sotolol (z.B. Darob®) unterbunden werden. Sind die Herzrhythmusstörungen mit einer medikamentösen konservativen Therapie nicht zu behandeln, ist der Einbau (Implantation) eines Herzschrittmachers mit integrierter Defibrillatorfunktion für Kammerflimmern (ICD) ein möglicher Therapieschritt.

Ein Defibillator kann bei Kammerflimmern, was einem Herzstillstand gleichkommt, weil keine geordnete Herzaktion mehr zustande kommt, die elektrische Entgleisung des Herzens beenden und durch einen „Neustart“ einen normalen Rhythmus wieder einleiten. Hierfür wird ein Stromstoß auf das Herz abgegeben.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.05.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023