Implantation eines Stents nach einem Herzinfarkt

Hat ein Mensch einen Herzinfarkt erlitten, ist es wichtig, dass möglichst schnell gehandelt wird, damit das Herz keine bleibenden Schäden davon trägt.
Nach dem Auftreten eines Herzinfarkts können in einem Herzkatheterlabor mittels modernster Methoden die betroffenen Herzkranzgefäße wieder eröffnet werden .
Eine wichtige Säule der Infarkttherapie stellt hierbei die Implantation eines Stents, der Gefäßengstellen offen hält, dar. Der Stellenwert dieser Therapie ist in den vergangenen Jahren gewachsen, sodass sie heute sehr häufig durchgeführt wird.

Der Herzinfarkt

Beim Herzinfarkt handelt es sich um das Absterben von Herzmuskelzellen, welches aufgrund einer Minderversorgung der Zellen zu Stande kommt. Ursächlich ist hierbei das Verstopfen eines Herzkranzgefäßes, sodass kein Blut mehr die Herzmuskelzellen erreichen kann. Ein Herzinfarkt entsteht, wenn es in einem Gefäß, welches an seiner Innenseite im Rahmen einer Arteriosklerose Plaques aufweist, zur Beschädigung eines solchen Plaques kommt und sich dort in Folge dessen ein Blutgerinnsel bildet, welches nun entweder an der selben Stelle oder durch ein Mitschwemmen mit dem Blut in einem dünneren Gefäßabschnitt das Gefäß verstopft.

Typische Symptome des Herzinfarkts ist ein Brustschmerz, der in den (linken) Arm, den Unterkiefer oder den Bauch ausstrahlen kann, und über 20 Minuten anhält. Weiterhin kann es im Rahmen dessen zu Symptomen wie Erbrechen oder vermehrtem Schwitzen kommen. Ein Herzinfarkt kann ein Kammerflimmern auslösen, woraufhin sofort eine Reanimation, auch durch Laien, begonnen werden muss.

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Bei der Diagnostik des Herzinfarkts hilft auch ein EKG, welches dann charakteristische Veränderungen aufweist.

Da der Herzinfarkt eine lebensbedrohliche Erkrankung ist, ist es wichtig, dass sofort gehandelt und die Durchblutung der betroffenen Herzmuskulatur durch geeignete medizinische Verfahren wieder gewährleistet wird. Im Rahmen der Notfallversorgung am Ort des Geschehens kann vom Notarzt schon eine medikamentöse Therapie zur Auflösung des Blutgerinnsels eingeleitet werden. Wenn die Möglichkeit besteht ist es ratsam den Patienten möglichst schnell in ein Krankenhaus mit einem Herzkatheterlabor zu bringen, da hier die Herzkranzgefäße mittels eines Katheters untersucht und wieder eröffnet werden können, hierbei kann der Arzt sich für die Weitung des Gefäßes mit Hilfe eines Stents entscheiden. Die Zeit spielt bei der Behandlung des Herzinfarkts eine große Rolle. Je schneller die Gefäße wieder frei sind, desto weniger Herzmuskelzellen sterben aufgrund von Sauerstoffmangel ab.

Stentimplantation

Eingriff der Implantation

Bei der Behandlung im Herzkatheterlabor, welche auch perkutane Koronarintervention, kurz: PCI, genannt wird, werden in der Regel über die Leiste der Katheter und alle weiteren Instrumente eingeführt. Der Patient ist hierbei wach, lediglich die Einstichstelle, wo der Arzt das Gefäß punktiert wird örtlich betäubt und der Patient erhält ein Beruhigungsmittel. Die Gefäßinnenwände enthalten keine Schmerzrezeptoren, weswegen die Herzkatheteruntersuchung und die Implantation des Stents selbst nicht schmerzhaft sind.

Als erstes wird ein Führungsdraht in die punktierte Leistenarterie eingeführt und bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben. Bei der Orientierung im Körper macht man sich zu Nutze, dass der Draht aus Metall sehr gut in einem Röntgenbild zu sehen ist. Zur Lagekontrolle kann der Arzt also während der Intervention immer wieder Röntgenbilder anfertigen und weiß so immer ganz genau, an welcher Stelle im Gefäß er sich befindet. An der richtigen Stelle angekommen kann nun der Katheter über den Draht eingeführt werden. Um den Grad der Verengung genau beurteilen zu können, wird Kontrastmittel über den Katheter gespritzt, so kann das Gefäß gut dargestellt werden. Bei der Katheteruntersuchung des Herzens wird die Kontrastmittelgabe von den Patienten des öfteren als warmes Gefühl in der Brust wahrgenommen.

Ist nun die Lage der Engstelle und der Grad der Verengung genau ermittelt, fällt die Therapieentscheidung oftmals auf die Implantation eines Stents, da mit dessen Hilfe das Gefäß sofort wieder erweitert werden kann und die erzeugte Erweiterung durch den Stent langfristig offen gehalten wird. Bevor ein Stent implantiert wird, kann mit einem kleinen Ballon die Gefäßverengung schon einmal erweitert werden.

Nach Auswahl des geeigneten Stents wird nun der Stent auf einem Ballon eingeführt und bis zur verengten Stelle im Gefäß vorgeschoben. Mit dem Ballon wird das Gefäß mehrmals dilatiert, indem der Ballon unter sehr hohem Druck aufgepumpt wird. Hat die betroffene Stelle den gewünschten Innendurchmesser erreicht, werden Katheter und Ballon wieder herausgezogen, der Stent verbleibt nun an der vormals verengten Stelle und hält diese fortan offen. Es gibt auch Stents, die sich von selbst erweitern, sie müssen also nicht mit einem Ballon auf den gewünschten Durchmesser aufgedehnt werden, jedoch muss beim Einsatz eines solchen Stents das Gefäß zuvor ausreichend dilatiert werden.

Ist alles nach Plan verlaufen, kann das Blut nun wieder durch das Gefäß strömen und alle Zellen mit Blut versorgen, der Herzinfarkt wurde erfolgreich behandelt. Nach der Intervention erhält der Patient einen Druckverband in der Leiste, damit es an der Punktionsstelle nicht zu Blutungen kommt.

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Wie lange ist man nach einer Stentimplantation im Krankenhaus?

Das Einsetzen des Stents selbst dauert meist zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Wenn mehrere Stents gleichzeitig eingesetzt werden, kann sich die Zeit gegebenenfalls verlängern. Da die Stent-Operationen heutzutage normalerweise mittels eines Katheters (ein dünner Draht, der von der Schlagader am Oberschenkel oder am Unterarm bis zum Herzen geschoben wird) durchgeführt werden, ist keine Vollnarkose nötig. Dadurch sind die betroffenen Personen nach dem Eingriff meist schnell wieder fit genug um das Krankenbett zu verlassen.
Die tatsächliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus ist abgesehen vom Einsetzen des Stents meist von zusätzlich vorliegenden Erkrankungen abhängig. Wird die Stent-Operation als ein geplanter Eingriff vorgenommen, kann diese sogar ambulant stattfinden, sodass der Patient noch am selben Tag das Krankenhaus wieder verlassen kann. Danach sollte allerdings körperliche Anstrengung für eine gewisse Zeit vermieden werden.
Das notfallmäßige Einsetzen eines Stents ist komplizierter und somit oft auch komplikationsreicher. Der sich anschließende Krankenhausaufenthalt ist vor allem von den zugrundeliegenden Erkrankungen abhängig und kann zwischen 1 oder 2 Tagen bis hin zu mehreren Wochen inklusive intensivmedizinischer Überwachung andauern.

Nebenwirkungen und Risiken eines Stents

Da der Stent ein Fremdkörper im Gefäß ist, kann es dort jederzeit zur Bildung eines Blutgerinnsels kommen. Dieser Thrombus kann unter Umständen nachgeschaltete Gefäße verstopfen, was zur Ausbildung eines erneuten Infarkts führen würde. Um diese Komplikation zu verhindern, werden dem Patienten während der Intervention hochwirksame Gerinnungshemmer verabreicht, die die Bildung eines Blutgerinnsels verhindern. Diese Medikamente bringen jedoch auch Nebenwirkungen mit sich, so steigt das Blutungsrisiko aufgrund der schlechten Gerinnung, auch kann es zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen.

Nach der Stentimplantation muss für einige Wochen Clopidogrel, ein gerinnungshemmendes Medikament, eingenommen werden. Die Einnahme von ASS ist bei Patienten mit Stent in der Regel lebenslang erforderlich. Diese Medikation überschneidet sich jedoch unter Umständen mit der Medikation, die ohnehin aufgrund des Herzinfarkts indiziert wäre, sodass der Patient oftmals im Vergleich zu anderen Therapien keine weiteren Tabletten schlucken muss.

Alternativen

Bei der Therapie des Herzinfarkts gibt es neben dem Stent noch weitere Optionen.
Zunächst besteht die Möglichkeit mit Hilfe von Medikamenten das Blutgerinnsel aufzulösen. Diese Methode wird besonders in Regionen, in denen ein Herzkatheterlabor nicht zeitnah aufgesucht werden kann, eingesetzt. Die Therapie mit einem Stent im Rahmen einer perkutanen Koronarintervention in einem Herzkatheterlabor sollte ihr jedoch vorgezogen werden, wenn sie innerhalb von 90 Minuten zu erreichen ist.
In einzelnen schweren Fällen ist es auch notwendig, das eine notfallmäßig durchgeführte Bypass-Operation durchgeführt wird.
Hierbei wird die Engstelle im betroffenen Herzkranzgefäß mit einem gesunden Gefäß, das aus einer anderen Körperregion frei präpariert wurde, überbrückt. Die Bypass-Operation wird notwendig, wenn zum Beispiel schon eine Herzinsuffizienz vorbesteht und im Zuge dessen auch eine Stentimplantation keine ausreichende Blutversorgung gewährleisten kann. Das Legen eines Bypasses kann auch noch nach Stentimplantation nötig werden, wenn sich zum Beispiel der Stent durch Vernarbung langsam verschließt oder es zu einer Angina pectoris kommt, welche ein Zeichen für eine zu geringe Blutversorgung der Herzmuskulatur ist.

Nachsorge bei der Stentimplantation

Welche Medikamente brauche ich nach einer Stentimplantation?

Nach einem Herzinfarkt werden verschiedene Medikamente benötigt, die das Herz unterstützen. Je nachdem, welche Komplikationen sich entwickeln. Speziell für den Stent werden immer Blutverdünner benötigt.
Solange die betroffene Person im Krankenhaus liegt, wird das Blut meistens mit Heparin verdünnt. Dieses wird in Form von Spritzen in das direkt unter der Haut liegende Fettgewebe am Bauch verabreicht.
Später gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Blut medikamentös zu verdünnen. Besonders beliebt sind ASS und Clopidogrel.
Mittlerweile werden immer mehr Patienten auch auf Marcumar oder NOAKS (Neue Orale Anti-Koagulantien), also Blutverdünner, die man in Form von Tabletten nehmen kann,umgestellt.

Braucht man eine Reha nach Herzinfarkt mit Stent?

Unabhängig davon, ob ein Stent eingesetzt wird, ist eine Rehabilitation nach einem Herzinfarkt sehr sinnvoll. Jedoch ist eine Reha gerade nach einer Stent-Implantation hilfreich. Dort lernt man die eigenen Fähigkeiten wieder neu einschätzen. Es wird besonders an der körperlichen Fitness gearbeitet.
Da es gerade unmittelbar nach dem Einsetzen eines Stents schwierig ist, den eigenen Körper einzuschätzen, sollte hier auf eine Reha vertraut werden, in der ständige Überwachung durch medizinisch ausgebildetes Personal gewährleistet ist.

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Leben mit dem Stent

Wie kann man einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen?

Um einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen, sollte die verursachende Erkrankung behandelt werden. Dies ist meist eine Herzerkrankung, es kann auch ein hoher Blutdruck, Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) oder ein Ungleichgewicht der Blutfettwerte vorliegen. All diese Erkrankungen sollten medikamentös behandelt werden.
Während einer Rehabilitation kann man lernen, welche Bewegungsarten und welche körperliche Betätigung hilfreich ist. Auch eine ausgewogene Ernährung wirkt sich positiv aus. Idealerweise sollte man spätestens nach einem Herzinfarkt nicht mehr rauchen. Auch zu viel Alkohol ist schädlich. Zudem hilft eine Gewichtsabnahme um einem erneuten Herzinfarkt vorzubeugen. Insgesamt sollten all diese Risikofaktoren minimiert werden. Dabei hilft es auch, regelmäßig einen Herzspezialisten zu besuchen, der eine kompetente Vorsorge durchführt.

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Wie ist die Lebenserwartung nach einem Herzinfarkt und folgendem Stent?

Nach einem Herzinfarkt ist die Lebenserwartung im Vergleich zum Rest der Bevölkerung niedriger. Etwa 5 bis 10% der Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, versterben innerhalb der nächsten 2 Jahre an plötzlichem Herzversagen.
Dass es nötig ist, einen Stent einzusetzen, spricht zunächst einmal dafür, dass die Verstopfung der Herzkranzgefäße schon recht fortgeschritten ist. Aus diesem Grund sollte man davon ausgehen, dass die Lebenserwartung geringer ist als in vergleichbaren Bevölkerungsgruppen. Allerdings führt das Einsetzen eines Stents dazu, dass dieses hohe Risiko eines erneuten Herzinfarkts oder eines plötzlichen Herzversagens stark verringert wird.
Wenn der Stent seine Aufgabe komplett erfüllt und sich keine neuen Verkalkungen in das Gefäß setzen, stehen die Chancen auf eine gesteigerte Lebenserwartung sehr gut.
Zudem sollten Patienten mit einem Stent häufiger zum Arzt gehen. Somit kann erneut auftretenden Risikofaktoren rechtzeitig vorgebeugt werden. Weitere Erkrankungen sollte man allerdings bei der Einschätzung der Lebenserwartung nicht außer Acht lassen, denn je nachdem, wie das persönliche Risikoprofil jeder einzelnen Person aussieht, ist die langfristige Prognose besser oder schlechter.

Herzinfarkt, Stent und Alkohol - Verträgt sich das?

Neue Studien zeigen, dass mäßiger Alkoholkonsum positive Effekte nach einer Stent-Implantation haben kann. Vermutlich verhindert der Alkohol, dass die glatten Muskelzellen im Inneren des Blutgefäßes unkontrolliert wachsen. Damit bleibt der Stent meistens länger offen und die Herzmuskulatur ist besser mit Blut versorgt. Allgemein ist jedoch von Alkoholkonsum bei Bestehen einer koronaren Herzerkrankung abzuraten, da zu viel Alkohol zu einem schnelleren Voranschreiten der Erkrankung führt.

Fazit

Die Versorgung mit einem Stent wird bei Herzinfarktpatienten sehr häufig mit guten Erfolgen durchgeführt und gegenüber der medikamentösen Therapie in der Regel bevorzugt. Nach der Stentimplantation ist es erforderlich die Blutgerinnung zu hemmen, damit sich am Stent keine Gerinnsel bilden, diese Medikation ist jedoch nach einem Herzinfarkt ohnehin indiziert, sodass bei der Stentversorgung nach einem Herzinfarkt keine zusätzlichen Medikamente langfristig eingenommen werden müssen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.08.2014 - Letzte Änderung: 12.01.2023