Schmerzen in der Brust

Allgemeines

Brustschmerz (Thoraxschmerz) ist ein häufiges Symptom, das zahlreiche Ursachen haben kann.
Diese reichen von harmlosen Muskelerkrankungen, über Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes und den lebensgefährlichen Herzinfarkt. Entsprechend der Vielseitigkeit der Erkrankungen, ist die Diagnosestellung und richtige Therapie oft schwierig.

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Ursachen und Symptome

Zahlreiche Erkrankungen können Grund für das Leitsymptom „Brustschmerz“ oder Ziehen in der Brust sein. Die verschiedenen Erkrankungen haben oft einen speziellen Schmerzcharakter, wodurch die Diagnosestellung etwas erleichtert wird.

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Herz- und Gefäßerkrankungen:

Einige Herz- und Gefäßerkrankungen können Brustschmerzen hervorrufen. Diese gehören meist zu den lebensbedrohlichen Erkrankungen und sind immer ernst zu nehmen.

Die Angina pectoris oder der Herzinfarkt werden oft als ein Enge- oder Druckgefühl hinter dem Brustbein beschrieben. Oft strahlt der Schmerz in den Hals, Unterkiefer und den linken Arm aus. Schmerzauslöser sind meist körperliche oder seelische Belastungen, welche zu einer Erhöhung der Herzfrequenz führen.
Durch den schnellen Herzschlag, wird der Herzmuskel nicht mehr ausreichend durchblutet, da die Herzkranzgefäße durch eine Arteriosklerose verengt sind. Bei einem echten Herzinfarkt erholt sich der Herzmuskel nicht mehr von allein, sondern muss durch einen Herzkatheter und eine Intervention therapiert werden.
Von einer stabilen Angina pectoris spricht man, wenn der Schmerz nach kurzer Zeit und Ruhe mit Hilfe von Medikamenten zurückgeht. Auch bei einer Lungenembolie kann ein akuter, atemabhängiger Schmerz auftreten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn ein größeres Gefäß der Lunge plötzlich durch ein Blutgerinnsel verschlossen wird. Des Weiteren treten Husten und Luftnot auf. Typischerweise entsteht eine Lungenembolie durch starkes Husten oder pressen auf der Toilette.

Auch eine Entzündung des Rippenfells kann massive Brustschmerzen auslösen.

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Eine weitere Gefäßerkrankung, welche Brustschmerzen auslöst ist die Aortendissektion. Dabei kommt es plötzlich zu einem Riss in der Hauptschlagader. Dieser Riss kann ein echtes Loch in der Hauptschlagader verursachen, oder nur in der ersten Schicht der Wandschichten der Aorta auftreten. In diesem Fall fließt das Blut nicht in den freien Brustraum, sondern bildet eine Aussackung der Aorta. Diese Aussackung kann jedoch jederzeit reißen und zu einem massiven Blutverlust führen. Ein solcher Riss geht mit heftigsten Brustschmerzen einer, welche in den Rücken, Bauch und die Beine ausstrahlen. Reißt die Gefäßwand vollständig ein, verblutet der Patient innerhalb kürzester Zeit. Nur eine schnelle Operation und Verschluss des Gefäßes kann eventuell lebensrettend sein.

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Herzbeutel und Rippenfell:

Eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) kann aufgrund einer Lungeninfektion entstehen. Dabei breiten sich die Keime über die Lunge hinaus auf das Rippenfell aus. Eine Rippenfellentzündung ist sehr unangenehm und führt zu atemabhängigen, stechenden Schmerzen und Husten. Beim tiefen Einatmen oder Husten nimmt der Schmerz zu. Aufgrund dessen ist der Patient meist sehr kurzatmig und belüftet seine Lunge nicht mehr vollständig. Dies führt zu einer verzögerten Heilung der Lunge. Die Dauer einer solchen Rippenfellentzündung ist stark von der Schwere der Erkrankung abhängig.

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Die Therapie besteht deswegen neben der antibiotischen Therapie der Entzündung in einer ausreichenden Schmerztherapie um die Atmung nicht zu beeinträchtigen. Ein Pneumothorax ist ein Einriss des Rippenfells, welcher zu einem Kollaps der Lunge führt. Durch den Einriss ändern sich die Druckverhältnisse im Brustraum und die Lunge der betroffenen Seite fällt in sich zusammen. Es werden zwei Typen des Peumothorax unterschieden. Bei einem Spannungspneumothorax legt sich eine Wandschicht der Pleura über den Riss. Dies führt zu einem ständigen Lufteinstrom in den Brustraum, allerdings kann die Luft den Brustraum nicht mehr verlassen. Es treten akute heftige Schmerzen und Luftnot auf. Wird der Pneumothorax nicht frühzeitig entlastet, werden Herz und angrenzende Gefäße durch die Luft verdrängt. Der Patient wird bewusstlos und kann versterben.
Ein Pneumothorax, der eine Entweichung der Luft nach außen noch zulässt führt ebenfalls zu starken Schmerzen und Atemnot. Die Gefäße werden jedoch nicht verdrängt und die andere Lunge kann den Gasaustausch zunächst ausreichend kompensieren. Ursache für einen Pneumothorax ist oft ein Unfall.
Auch eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) führt zu stechenden Schmerzen in der Brust. Aufgrund der Lage des Herzens im Körper verstärken sich die Schmerzen im Liegen und in Linksseitenlage. Im Sitzen und in Rechtsseitenlage nehmen die Schmerzen an Intensität ab. Meist sind Viren Ursache für eine Herzbeutelentzündung, in der Regel im Anschluss an einen Infekt. Im Falle eines krisenhaften Blutdruckanstiegs (Hypertensive Krise) können plötzlich starke Brustschmerzen und ein Druck hinter dem Brustbein auftreten.

Die Beschwerden bei den genannten Krankheitsbildern müssen aber nicht immer mit stärksten Schmerzen einhergehen, sondern können sich, vor allem bei älteren Menschen, auch nur durch ein Druckgefühl, ein Ziehen in der linken Brust oder ein Stechen im Brustbereich bemerkbar machen.

Gastrointestinaltrakt:

Eine Entzündung der Speiseröhre (Ösophagus) durch das Zurückfließen von saurem Magensaft (Reflux) ist eine sehr häufige Erkrankung. Der Schmerz tritt dabei im Hals und im Bereich des Brustbeins auf. Manchmal ist die Symptomatik nur schwer von einer Herzerkrankung zu trennen. Im Liegen und nach dem Essen ist der Schmerz oft am stärksten und kann von Sodbrennen begleitet sein. Da eine chronische Speiseröhrenentzündung eine Veränderung des Epithels und die Entstehung des Speiseröhrenkrebses verursachen kann, ist eine Diagnostik und Therapie unerlässlich.
Bei einer vorgeschädigten Speiseröhre kann es durch hohe Druckverhältnisse, beispielsweise bei Erbrechen, zu einem Riss der Speiseröhre kommen. Diese Erkrankung ist sehr selten und geht mit plötzlich einsetzenden heftigen Brustschmerzen einher.

Muskeln, Nerven und Knochen:
Die häufigste Ursache für Brustschmerzen sind Muskelverspannungen und Veränderungen der Wirbelsäule. Die Schmerzen sind dabei bewegungsabhängig.
Außerdem können sich die kleinen zahlreichen Nerven unter den Rippen entzünden (Interkostalneuralgie) und jeder für sich Schmerzen verursachen. Nervenschmerzen sind im Gegensatz zu Muskelschmerzen nicht dumpf, sondern eher elektrisierend und brennend. Diese Schmerzen treten typischerweise auch bei einer Gürtelrose auf. Dabei handelt es sich um eine Infektion bestimmter Nervenbahnen durch den Herpes Zoster. Ist dabei ein Nervenversorgungsgebiet im Bereich der Brust betroffen, so treten dort gürtelförmige, brennende Schmerzen auf. Die Erkrankung kann zu Folgeschäden und Lähmungen führen. Aus diesem Grund ist eine schnelle Therapie mit Virostatika notwendig.

Eine seltene Erkrankung ist das Tietze- Syndrom. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung der Rippenknorpel am Ansatz des Brustbeins. Diese geht mit Schmerzen und Schwellungen im Bereich des vorderen Thorax einher. Der Schmerz ist dabei bewegungsabhängig und durch Druck auslösbar, was ihn von einer Angina pectoris abgrenzt. Die genaue Ursache ist noch unklar, die Erkrankung wird jedoch auf eine Entzündung zurückgeführt.
Der Morbus Bechterew ist eine fortschreitende Versteifung der Wirbelsäule, welche zu tief sitzenden Schmerzen führt. Diese treten vor allem Nachts auf und sind besonders im Bereich von Brust-und Lendenwirbelsäule ausgeprägt. Die Erkrankung ist fortschreitend und nicht zu heilen. Aus diesem Grund sind regelmäßige Physiotherapien notwendig.

Psychologie:
Auch psychisch können Brustschmerzen ausgelöst werden. Dies insbesondere in starken Stresssituationen. Meist gehen den Schmerzen eine akute Luftnot und eine deutlich erhöhte Herzfrequenz (Tachykardie) voraus. Durch Ruhe und Beruhigung sind die Schmerzen und weitere Symptome in der Regel schnell rückläufig.

Diagnostik

Zur genauen Diagnose der Brustschmerzen müssen häufig zahlreiche Untersuchungen durchgeführt werden. Oft ist eine genaue Anamnese mit möglichst detaillierter Beschreibung des Schmerzcharakters wegweisend für die weiteren Untersuchungen.
Bei dem Verdacht auf eine Herz- oder Gefäßerkrankung muss ein Herzkatheter zur Abklärung durchgeführt werden. Ein Aneurysma lässt sich mit Hilfe einer Computertomographie darstellen. Auch eine Echokardiographie kann Hinweise auf eine Herzerkrankung geben.
Ursachen im Gastrointestinaltrakt lassen sich durch eine Magenspiegelung erkennen. Hierbei fällt eine gereizte Speiseröhre im Endoskop auf.
Muskuläre oder neurologische Ursachen sind durch eine körperliche Untersuchung darstellbar.
Knöcherne Veränderungen sind durch eine Röntgenaufnahme darstellbar. Eine laborchemische Untersuchung bleibt in der Regel nicht aus. Sie kann Hinweise für Entzündungen, einen Herzinfarkt oder einen Infekt liefern.

Therapie

Die Therapie der einzelnen Erkrankungen ist sehr verschieden. Herz- und Gefäßerkrankungen sind sehr ernst zu nehmen und müssen im Rahmen eines Herzkatheters durch das Einsetzen von Stents oder die Aufdehnung der Gefäße therapiert werden.
Entzündliche Erkrankungen durch Viren oder Bakterien, welche Auslöser der Gürtelrose und der Herzbeutelentzündung sein können, müssen medikamentös durch Antibiotika oder Virostatika behandelt werden. Abhängig von der Schwere der Erkrankung erfolgt die Therapie stationär.
Eine chronische Entzündung der Speiseröhre muss ebenfalls, aufgrund des erhöhten Krebsrisikos, ernst genommen werden. Die Therapie liegt in der täglichen Einnahme von Protonenpumpenhemmern und einer gesunden Ernährung. Muskuläre Verspannungen können durch Krankengymnastik gelöst werden.

Zusammenfassung

Schmerzen in der Brust sind ein häufiges Symptom mit zahlreichen Ursachen. Aus diesem Grund ist die Diagnosestellung und richtige Therapie oft schwierig.
Der behandelnde Arzt ist deswegen auf die genaue Anamnese des Patienten angewiesen.
Da Brustschmerzen relativ harmlos, jedoch auch Symptom einer lebensbedrohlichen Erkrankung sein können, sind vor allem neu auftretende oder sich verändernde Brustschmerzen immer ärztlich abzuklären.
So ist es möglich eine Lungenembolie oder einen Herzinfarkt frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Zur Diagnosestellung werden bildgebende Verfahren (Ultraschall, Computertomographie und Kernspintomographie) und herangezogen. Diese ermöglichen die Eingrenzung und Diagnosefindung.

Die Therapie ist dann sehr unterschiedlich. Bei zahlreichen Erkrankungen, besonders bei Herz- und Gefäßerkrankungen und bei Entzündungen der Speiseröhre ist eine tägliche, konsequente und lebenslange Medikamenteneinnahme notwendig.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.07.2014 - Letzte Änderung: 12.01.2023