Morbus Werlhof - Ist es heilbar?

Die als Morbus Werlhof bezeichnete Autoimmunerkrankung wird auch als Immunthrombozytopenie bezeichnet. Sie ist nach dem deutschen Arzt, Paul Werlhof, benannt.
Eine Immunthrombozytopenie ist eine Krankheit, bei der der eigene Körper irrtümlich die eigenen Blutplättchen, die Thrombozyten, angreift. Diese werden als Folge schneller abgebaut, sodass die Gerinnung des Blutes stark eingeschränkt ist. Je geringer die Anzahl der Thrombozyten im Blut ist, desto stärker ist die Blutungsneigung.

Beim Morbus Werlhof kommt es zu einer verringerten Anzahl der Blutplättchen, auch genannt Thrombozytopenie. Lesen Sie mehr dazu unter: Thrombozytopenie

Symptome & Diagnose

Durch den Mangel an Blutplättchen kommt es zu häufigen, kleineren Einblutungen.
Dies hat seine Ursache darin, dass die Blutplättchen (Thrombozyten) normalerweise eine schnelle Gerinnung des Blutes garantieren, sodass die Blutungen schnell gestoppt werden können. Bei einem Mangel der Thromboyzten kann dies nicht mehr gewährleistet werden. Es entstehen sogenannte Petechien.
Als Petechien bezeichnet man sehr kleine, etwa stecknadelkopf-große, Einblutungen. Sie sind häufig vermehrt an einer oder mehreren Stellen zu finden. Oftmals werden die Petechien im ersten Moment nicht korrekt erkannt, sondern als einfache Verfärbungen der Haut gesehen.

Neben den sehr kleinen Petechien können auch kleine bis sehr große Blutergüsse (Hämatome) auftreten. Allgemein gilt, dass der Betroffene zu plötzlich und schnell auftretenden Hämatomen neigt. Außerdem heilen Wunden offensichtlich schlechter als bei Nicht-Betroffenen.

Weitere Anzeichen für einen Morbus Werlhof können Blut im Urin, Blut im Stuhl, Blutungen aus der Scheide in Form einer verstärkten Regelblutung, gerötete Augen oder Bluterbrechen sein.

Morbus Werlhof stellt eine Blutgerinnungsstörung dar. Erfahren Sie mehr zu den Symptomen einer Blutgerinnungsstörung und weiteren möglichen Ursachen, die diese Störung bedingen unter: Blutgerinnungsstörung - Das sollten Sie wissen!

Treten die genannten Petechien auf, folgt in aller Regel die Abnahme von Blut. Dadurch kann die Diagnose eines Morbus Werlhof erfolgen.

Befinden sich weniger als 100.000 Thrombozyten im Blut, ist das ein deutliches Anzeichen, dass die Blutbildung nicht einwandfrei verläuft.
Im Folgenden kann man mittels Ultraschall die Milz untersuchen. Bei einem Morbus Werlhof kommt es zu einer akuten oder chronischen Vergrößerung der Milz. Ursache hierfür ist, dass die Thrombozyten zu einem großen Teil in der Milz abgebaut werden.
Sprechen beide dieser Tests für einen Morbus Werlhof, kann in der Folge noch eine Knochenmarkspunktion durchgeführt werden. Anhand des Knochenmarks kann man untersuchen ob es zu einer gesteigerten Megakaryopoiese, also einer gesteigerte Anzahl junger blutbildender Zellen, gekommen ist. Dieser Fall würde ebenfalls für einen Morbus Werlhof sprechen.

Behandlung

Es gibt, je nachdem wie stark die Thrombozytenwerte erniedrigt sind, sehr viele unterschiedliche Therapiemöglichkeiten eines Morbus Werlhofs.

  • Bei nur leicht erniedrigten Thrombozytenwerten ist es wahrscheinlich, dass zunächst keine direkt Behandlung erfolgt. Die Blutbildung und damit die Thrombozytenwerte müssen jedoch regelmäßig beobachtet werden.
  • Liegt die Thrombozytenzahl deutlich unter dem Normwert von 140.000 – 350.000 pro Mirkoliter, kann mithilfe von Glukokortikoiden oder Immunglobulinen eine Behandlung angestrebt werden. 
  • Zusätzlich wird eine Behandlung in Betracht gezogen, wenn neben der erniedrigten Thrombozytenzahl außerdem noch weitere Indikationen für eine Behandlung vorliegen. Dazu gehören beispielsweise Diabetes, Krebserkrankungen oder weitere Bluterkrankungen.
  • In besonders akuten Fällen kann eine Entfernung der Milz der letzte mögliche Ausweg sein.
  • Auch homoöpathische Behandlungen können sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Lesen Sie auch den Artikel zum Thema: Ursachen einer Thrombozytopenie

Glukokortikoide

Zu den Glukokortikoiden gehören die Hormone wie Cortison oder Cortisol.
Diese haben neben ihrer entzündungshemmenden Wirkung außerdem die Funktion zu vermeiden, dass die Antikörper, die sich gegen die Thrombozyten richten, im Blut transportiert werden können. Dadurch können diese nicht mehr gegen die Thrombozyten reagieren, sodass diese sich die Blutplättchen wieder vermehren können. Außerdem besitzen Thrombozyten die Funktion die Neigung der Fresszellen zu den Blutplättchen zu vermindern. Dies bewirkt ebenfalls eine verringerte Zerstörung der Thrombozyten.

Ein Nachteil der Glukokortikoide ist jedoch, dass sie erst nach mehrere Tagen Gabe ihre Wirkung zeigen können. Bei akuten Behandlungsanlässen können sie daher keinen schnellen Effekt zeigen.

Lesen Sie mehr dazu unter: Glukokortikoide

Immunglobuline

Neben den Glukokortikoiden gibt es außerdem die Möglichkeit der Immunglobuline (Antikörper). Diese wirken schnell und kurzfristig. Sie sind daher gut für akute Notfälle geeignet. Die Wirkungsweise der Immunglobine besteht darin, dass sie direkt in der Milz die Zerstörung der Thrombozyten verhindern.

 

Homöopathie bei Morbus Werlhof

Die Homöopathie gilt allgemein als umstrittenes Thema. Trotz aller Diskussionen zeigen sich regelmäßig Heilungen oder Verbesserungen eines Krankheitsverlaufes nach homöopathischer Behandlungen. Eine derartige homöopathische Behandlung wurde bereits bei Morbus Werlhof durchgeführt und zeigte Erfolg.

Das homöopathische Heilmittel, dass bei einem Morbus Werlhof Wirkungen gezeigt haben soll, ist das Arsencium album. Es wird aus dem hochgiftigen, weißen Arsenik hergestellt. Üblicherweise wird es für Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.

Ernährung bei Morbus Werlhof

Morbus Werholf kann man nicht durch bestimmte Nahrungsmittel behandeln und vorbeugen. Jedoch kann insbesonders das Essen von Gemüse und Obst, den Körper und die Funktion des Blutes unterstützen.

Bei dem Gemüse haben insbesondere die grünen Bohnen, Spinat, Brokkoli und der Grünkohl nachweislich eine kräftigende Wirkung auf das Blut. Kiwi und Orangen gelten in der Kategorie Obst als wertvoll.
Jedoch gilt, dass diese ausgewogene und gezielte Ernährung mit Obst und Gemüse keinesfalls eine alleinige Besserung beziehungsweise Lösung einer Blutkrankheit verspricht, es sollte nur als unterstützend zur allgemeinen ärztlichen Behandlung angesehen werden.
Die Wirkung von Obst und Gemüse besteht besonders durch ihren hohen Vitamin C Gehalt. Dieser sorgt nachweislich für eine hohe Effizienz und verstärkte Produktion der Blutplättchen (Thrombozyten).

Generell gilt bei einem Morbus Werlhof eine ballastreiche Ernährung als empfehlenswert. Daneben sollte übermäßiger Sport vorerst vermieden werden, da auch ein Muskelkater zu Blutungen innerhalb der Muskulatur führen kann.

Unser nächster Artikel liefert Ihnen weitere hilfreiche Informationen zu diesem Thema: Gesunde Ernährung

Ursachen

Morbus Werlhof ist eine Autoimmunerkrankung. Als Autoimmunerkrankungen bezeichnet man Krankheiten, bei denen das körpereigene Immunsystem, das normalerweise gegen äußere Fremdstoffe, Bakterien oder Viren vorgeht, den eigenen Körper angreift. Dies kann verschiedene Ausmaße annehmen – im Falle des Morbus Werlhof greift das Immunsystem Bestandteile des Blutes, die Blutplättchen (Thrombozyten), an.

Auch diese Autoimmunerkrankungen werden in der Regel durch einen äußeren oder inneren Auslöser verursacht. Bei der Immunthrombozytopenie ist dieser Auslöser jedoch schwer festzustellen. Man kann jedoch sagen, dass das Morbus Werlhof auffällig häufig bei Frauen nach Schwangerschaften oder bei schweren Infekten auftritt. Auch im Kindesalter tritt die Krankheit überdimensional häufig auf, heilt nach einigen Wochen jedoch auch wieder aus. 

Für allgemeinere Informationen zu den Ursachen, lesen sie auch: Ursachen von Bluterkrankungen

Verlauf & Prognose

Zu Beginn der Krankheit entwickelt der Betroffene krankheitsspezifische Symptome wie beispielsweise punktförmige Einblutungen (Petechien) oder eine auffällige erhöhte Blutungsneigung im Vergleich zu Nicht-Betroffenen. Im Laufe der Krankheit manifestieren sich diese Symptome, da immer mehr Thrombozyten zerstört werden. Die Petechien nehmen in ihrer Anzahl zu und können sich zu größeren Hämatomen vereinigen. Mit der Zeit verfestigt sich diese Symptomatik immer mehr. Die Betroffenen zeigen immer größere Hämatome und Blutungsneigungen bei immer kleineren Wunden und Verletzungen. Außerdem zeigen sich die Blutungen im Verlauf nicht mehr nur oberflächlich an der Hautoberfläche, sondern auch im Urin, im Stuhl oder anhand von Blutungen aus der Scheide. Der Patient fühlt sich durch den starken Blutverlust immer schwächer und hilfloser.

Selten kann es zu einer spontanen Heilung der Krankheit kommen. Wie und wodurch es zu einer Heilung kommt, ist jedoch nicht bekannt. Betroffene, die keine Spontanremission haben, sind ihr Leben lang auf Medikamente (Glukokortikoide, Immunglobuline) angewiesen.

Ist ein Morbus Werlhof heilbar?

Betroffene mit einem Morbus Werlhof haben diese Erkrankung nicht unbedingt lebenslang.
Da man sich über die Ursachen der Krankheit bis heute nicht eindeutig im Klaren ist, kann man jedoch mögliche Heilungen nicht gezielt auf eine Behandlung oder Therapie zurückführen. Trotz allem kann es, besonders im Kindesalter, häufig zu spontanen Heilungen kommen. Ohne erkenntlichen Grund bildet sich die Krankheit wieder zurück und der Betroffene zeigt keinerlei Anzeichen mehr eines Morbus Werlhof.

Das Risiko an einem Morbus Werlhof zu versterben, steigt mit dem Alter. Betroffene mit einem Alter über 60 Jahren zeigen eine Mortalitätsrate von rund 13%, während Betroffene mit einem Alter unter 40 Jahren nur eine Mortalitätsrate von unter 0,4% aufweisen.

Ist Morbus Werlhof vererbbar?

Der Morbus Werlhof gilt nicht als erblich. Hat eine Mutter oder ein Vater also ein bekannten Morbus Werlhof, sollte dies keine Auswirkungen auf ein zukünftiges Kind haben. Um den Morbus Werlhof jedoch von anderen Thrombozytopenien abgrenzen zu können, die gegebenenfalls erblich sind, sollte eine genaue Untersuchung und Diagnostik durchgeführt werden.

Ist Morbus Werlhof ansteckend?

Eine Ansteckungsgefahr der Krankheit kann ausgeschlossen werden. Generell gilt, dass die Krankheit, besonders im Kindesalter, von alleine wieder heilen kann. Bleibt die Krankheit jedoch über 12 Monate oder länger bestehen, ist die Chance einer Ausheilung sehr gering. Sie wird dann als chronische Krankheit eingestuft.

Morbus Werlhof und Pille

Das Einnehmen von Verhütungsmitteln, zum Beispiel in Form der Pille, stellt kein Risiko in Verbindung mit dem Morbus Werlhof dar.
Die Pille stellt eine Hormonbehandlung dar, durch die unter anderem auch die Blutungsintensität der monatlichen Regelblutung abnimmt.

Diese verringerte Blutung kann unter Umständen sogar zum Vorteil für den Krankheitsverlauf des Morbus Werlhof sein, da dadurch der Körper in der Summe weniger Blut verliert. Besonders wenn die Intensität der Regelblutung auf Grund des Morbus Werlhof zugenommen hat, kann die Pille eine von vielen Behandlungsweisen darstellen.

Lesen Sie unseren nächsten Artikel hierzu unter: Welche Medikamente beeinflussen die Wirkung der Pille?

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.05.2019 - Letzte Änderung: 19.07.2023