Scharlach beim Baby

Scharlach ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, an der vor allem Babys und Kleinkinder erkranken. Die auslösenden Bakterien, sogenannte Streptokokken, werden über kleinste Speicheltropfen übertragen und können zu Symptomen wie Fieber, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, einem spezifischen Hautausschlag sowie Kopf – und Gliederschmerzen führen. Wird die Erkrankung diagnostiziert, muss schnell eine antibiotische Therapie eingeleitet werden, um mögliche Folgeerkrankungen oder Spätschäden wie das rheumatische Fieber oder eine akute Nierenentzündung zu vermeiden.

Allgemeine Informationen finden Sie unter: Scharlach, Ausschlag bei Scharlach

Symptome & Diagnose

Symptome bei Scharlach

Die ersten Symptome einer Scharlacherkrankung treten in den meisten Fällen nach einer Inkubationszeit von ungefähr 5 Tagen auf. Die erkrankten Babys fallen durch Abgeschlagenheit, Trinkschwäche und erhöhte Temperaturen auf. In den ersten Tagen leiden die Babys manchmal unter Unwohlsein, Bauchschmerzen und Erbrechen.
Die Erkrankten haben starke Halsschmerzen und können nicht richtig schlucken. Das liegt daran, dass sowohl die Rachenmandeln, als auch der Gaumen stark geschwollen sind und ein rötlich entzündeter Mund – und Rachenbereich sichtbar wird. Auf den Rachenmandeln entstehen im Verlauf kleine weißliche Stippchen, die in der Anfangsphase der Erkrankung noch fehlen können. Außerdem kommt es zu einer Entzündung der Hals – und Kieferlymphknoten, die mit einer Schwellung und schmerzhaften Größenzunahme einhergeht.
Zudem treten Veränderungen der Haut auf. Ausgehend von der Leistenregion und dem Achselbereich der Babys breitet sich ein feinfleckiger Ausschlag über den gesamten Körper aus. Auffallend ist dabei, dass der Hautbereich rund um den Mund nicht befallen ist und deutlich blass erscheint. Dieses für die Scharlacherkrankung typische Phänomen wird auch als periorale Blässe bezeichnet. Nach zwei bis drei Tagen färbt sich die Zunge der erkrankten Babys himbeerrot und die Geschmacksknospen, die sich auf der Zungenoberfläche befinden, schwellen an und bilden prominente Erhabenheiten.
Viele Erkrankte leiden außerdem an Schnupfen und eitrigem Auswurf oder an einer Entzündung des Mittelohres, da sich die Erreger auch in den hinteren Nasengängen ansammeln und so zu aufsteigenden Infektionen führen können.

Ausschlag bei Scharlach

Der typische Hautausschlag, der bei einer Scharlacherkrankung in Erscheinung tritt, beginnt meist am zweiten Krankheitstag. In der Regel beginnt er in den Hautbereichen der Leisten – und Achselregion und breitet sich von dort aufsteigend Richtung Hals über den gesamten Körper aus. Typischerweise wird der Hautbereich um den Mund des Babys ausgespart. Die Haut erscheint hier blass und eben. Dieses Phänomen wird auch als periorale Blässe bezeichnet.
Der Hautausschlag am restlichen Körper erscheint am Anfang blassrot und es entstehen stecknadelkopfgroße, dicht aneinanderliegende Flecken, die in den meisten Fällen gut voneinander abgrenzbar sind und nicht konfluieren. Nach ein bis zwei Tagen verfärben sie sich scharlachrot und fließen in einigen Bereichen zu einem diffusen Ausschlag zusammen. Die Flecken sind leicht erhaben und haben einen rauen Charakter. Im Gegensatz zu anderen Hautausschlägen im Rahmen von infektiösen Erkrankungen bei Babys oder Kindern, wie zum Beispiel Masern oder Röteln, leiden die Babys bei dem Hautausschlag als Folge einer Scharlacherkrankung nicht an einem quälenden Juckreiz. Nach etwa 4-6 Tagen verblasst der Ausschlag langsam wieder. Während der Heilungsphase kommt es in den meisten Fällen zu einer Schuppung der Handinnenflächen und Fußsohlen der Babys. Diese Schuppung betrifft aber nur die oberflächlichen Hautschichten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Ausschlag bei Scharlach, Hautausschlag beim Baby

Verfärbte Zunge bei Scharlach

Im Rahmen einer Scharlacherkrankung beim Baby zeigen sich einige Symptome, die ganz charakteristisch für das Vorliegen der Erkrankung sind. Die Zunge sieht am Anfang der Erkrankung eher blass aus und ist überdeckt von einem weißlichen Belag.
Nach zwei bis drei Tagen löst sich der Belag ab, die Zunge schwillt an und erscheint in einem glänzenden himbeerrot. Zusätzlich kommt es zu einer Schwellung der Geschmacksknospen, die sich auf der Zunge verteilt befinden. Sie sehen aus wie kleine Stippen, die aus der Zungenoberfläche hervortreten.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: Die Scharlachzunge

Jucken bei Scharlach

Neben Scharlach gibt es einige andere Infektionskrankheiten, an denen Babys und Kinder erkranken können. Bei Infektionen mit Masern oder Röteln entstehen ebenfalls Hautausschläge, die sich über verschiedene Körperregionen ausbreiten und ein ganz spezielles Erscheinungsmuster aufweisen. Diese Ausschläge werden in den meisten Fällen als besonders unangenehm empfunden, da sie mit einem starken, quälenden Juckreiz einhergehen. Die Babys sind sehr weinerlich, schwer zu beruhigen und beginnen, sich die befallenen Hautstellen aufzureiben oder aufzukratzen, um sich Linderung zu verschaffen.

Erfahren Sie allgemein mehr über den Hautausschlag bei Kindern

Der typische Hautausschlag im Rahmen einer Scharlacherkrankung beginnt in der Regel nicht zu jucken. Das erleichtert den Heilungsverlauf deutlich, da die Babys im Ganzen ruhiger sind.

Lesen Sie mehr unter: Hautautausschlag ohne Juckreiz

Fieber bei Scharlach

Da es sich bei der Scharlacherkrankung um eine Infektionskrankheit handelt, tritt in den meisten Fällen hohes Fieber auf. Die ersten Symptome, die bei den erkrankten Babys auffallen, sind meistens Ausdruck von Fieber. Die Babys erscheinen sehr schläfrig, sind abgeschlagen, sehr weinerlich und zeigen eine deutliche Trinkschwäche. Die erhöhte Körpertemperatur stellt einen Abwehrmechanismus des körpereigenen Immunsystems dar, um die eingedrungenen Krankheitserreger zu bekämpfen. Bei erhöhten Temperaturen wird die Vermehrung der Erreger eingeschränkt und die weitere Ausbreitung verhindert. Bei den erkrankten Kindern kann es deshalb zu hohen Temperaturen von bis zu 39 ° C kommen, die oftmals mit Fieberschüben und Schüttelfrost einhergehen.

Lesen Sie mehr unter: Fieber beim Baby

Diagnose bei Scharlach

Haben die erkrankten Babys zum Zeitpunkt der Vorstellung beim Arzt schon den charakteristischen Hautausschlag, kann die Diagnose meistens auf den ersten Blick gestellt werden. Wenn die Babys nur allgemeine Infektzeichen aufweisen, wie zum Beispiel Fieber oder Abgeschlagenheit, ist die Diagnosestellung deutlich erschwert.
Wichtig ist, eine ausführliche körperliche Untersuchung durchzuführen. Der Arzt sollte unbedingt den Mund – und Rachenraum und die Ohren inspizieren. Besonderes Augenmerk sollte auf vergrößerte Halslymphknoten (siehe auch: Lymphknotenschwellung am Hals) sowie auf gerötete Rachenmandeln mit weißlichem Belag oder eine gerötete Zunge mit geschwollenen Geschmacksknospen gelegt werden.
Im Rahmen der Blutuntersuchung zeigen sich meist erhöhte Werte der weißen Blutkörperchen oder der Blutsenkungsgeschwindigkeit. Außerdem gibt es spezifische Antikörper im Blut, die bei einer Scharlachinfektion ansteigen.
Zudem kann der Arzt den sogenannten Rumple – Leed – Test durchführen. Hierbei wird eine Blutdruckmanschette am Arm oder Bein des Babys für ungefähr 5 Minuten aufgepumpt. Bei einer Scharlacherkrankung können dann kleine violette Einblutungen in der Haut entstehen.

Schnelltest bei Scharlach

Zur Diagnose einer Scharlacherkrankung kann ein Antigen – Schnelltest verwendet werden. Hierbei wird mit einem Wattestäbchen ein Abstrich der Rachenschleimhaut des Babys entnommen. Nach wenigen Minuten kann der Arzt am Test ablesen, ob der Rachen des Patienten mit Streptokokken besiedelt ist.
Wichtig ist zu bedenken, dass dieser Test nicht alle Scharlacherkrankungen erkennt, beziehungsweise anzeigt. Ist der Test positiv, liegt eine Infektion mit Streptokokken vor und sollte schnellstmöglich mit einem Antibotikum behandelt werden. Ist der Test negativ, sollte der Behandler einen erneuten Rachenabstrich ins Labor schicken. Hier können die eventuell vorhandenen Bakterien angezüchtet und sicher nachgewiesen werden.

Behandlung

Therapie bei Scharlach

Die richtige Therapie einer Scharlacherkrankung beim Baby besteht aus der Einleitung einer antibiotischen Therapie. Das Antibiotikum der ersten Wahl ist Penicillin und wird bei Babys in der Regel in Form von Saft oder bei stationärem Aufenthalt auch intravenös verabreicht.
Die Gabe des Antibiotikums hat vor allem das Ziel, dass die erkrankten Babys so schnell wie möglich keine Ansteckungsgefahr mehr darstellen. Nach einer über 24 Stunden durchgeführten antibiotischen Therapie besteht in der Regel keine Ansteckungsgefahr mehr. Lesen Sie mehr zum Thema unter: Wie ansteckend ist Scharlach?
Neben der antibiotischen Therapie sollte außerdem Bettruhe und körperliche Schonung eingehalten werden. Leiden die Babys unter hohem Fieber, ist zusätzlich auf eine ausreichende Trinkmenge und Flüssigkeitszufuhr zu achten. Auch fiebersenkende Mittel wie zum Beispiel Paracetamol können eingesetzt werden. Besonders wichtig ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Einnahmezeit des Antibiotikums. Dieses sollte für insgesamt 10 Tage verordnet werden. Nur so kann das Risiko für mögliche Langzeitfolgen wie zum Beispiel eine Erkrankung des Herzens oder der Nieren gesenkt werden.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen der Scharlacherkrankung

Scharlach beim Baby entsteht aufgrund einer Infektion mit Bakterien der Gattung Streptokokken. Diese Bakterien sind im Speichel eines jeden Menschen zu finden und werden über sogenannte Tröpfcheninfektion übertragen. Durch Niesen, Schnupfen, Husten oder Sprechen gelangen die Bakterien in die Umgebungsluft und können in die Schleimhäute der Babys eindringen.
In vielen Fällen erfolgt die Infektion über ein Elternteil oder Geschwisterkind. Die Babys und Kinder, die in engem Kontakt mit einem Erkrankten stehen, sind somit besonders gefährdet. Vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen, wie Krabbelgruppen oder Kindertagesstätten, kann sich eine Scharlacherkrankung besonders schnell ausbreiten.
Die Bakterien siedeln sich in den Schleimhäuten im Mund – und Rachenbereich an und setzen dort bestimmte Giftstoffe, sogenannte Toxine, frei, die schließlich zum Ausbruch der Scharlacherkrankung führen. Das körpereigene Immunsystem der Babys wappnet sich gegen das Toxin und bekämpft es. Bei einer erneuten Infektion mit demselben Toxin, ist der Körper immun und die typischen Symptome der Scharlacherkrankung brechen nicht aus. Es gibt jedoch verschiedene Streptokokkenstämme, die jeweils unterschiedliche Toxine produzieren. Ein anderer Streptokokkenstamm mit einem Toxin, das dem Körper noch unbekannt ist, kann demnach eine erneute Infektion hervorrufen.

Gibt es eine Impfung gegen Scharlach?

Eine aktive Impfung gegen die Scharlacherkrankung gibt es nicht. Nach einer durchgemachten Infektion kann man sich wieder mit einem anderen Streptokokkenstamm, der ein anderes Toxin bildet, anstecken und es kann zu einem erneuten Ausbruch der Erkrankung kommen. Nach einer 24-stündigen Antibiotikabehandlung ist das erkrankte Baby nicht mehr ansteckend. Wird die Erkrankung allerdings ohne antibiotische Therapie auskuriert, besteht bis zum Abklingen der gesamten Symptome, also bis zu drei Wochen, eine hohe Ansteckungsgefahr.

Verlauf & Prognose

Verlauf der Scharlacherkrankung

Wie bei anderen infektiösen Erkrankungen, kann es auch bei Scharlach zu schweren Verläufen und Komplikationen kommen.
Es kann sich ein toxischer Verlauf mit Durchfall, Erbrechen, Krämpfen und Benommenheit einstellen. Außerdem besteht das Risiko für eine Blutvergiftung, in deren Folge es zu einer Hirnhautentzündung oder Blutgerinnselbildung im Gehirn des Babys kommen kann. Auch neurologische Ausfälle und Krampfanfälle können auftreten. Eine andere Folgeerkrankung ist das rheumatische Fieber. Das Immunsystem bildet Antikörper gegen die Streptokokken, die wiederum mit körpereigenem Gewebe reagieren und so zu Gelenk – Herz – und Nierenschäden führen können. Das Risiko für eine akute Nierenentzündung, eine sogenannte Glomerulonephristis, ist ebenfalls erhöht. Insgesamt kann das Risiko für Spätfolgen und Folgeerkrankungen deutlich gesenkt werden, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und antibiotisch behandelt wird.

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Dauer der Scharlacherkrankung

Eine Scharlacherkrankung beim Baby kann bis zu 3 Wochen dauern. Wird frühzeitig eine antibiotische Therapie eingeleitet, bessern sich die Symptome nach ein bis zwei Tagen deutlich. Nach etwa 4 – 6 Tagen bildet sich der Hautausschlag zurück und etwas später beginnt die Hautschuppung an den Händen und Füßen. Insgesamt kann es aber bis zu 14 Tage dauern, bis die Babys nicht mehr abgeschlagen und schlapp sind. In seltenen Fällen kann die Erkrankung einen schwerwiegenden Verlauf nehmen mit Komplikationen und dem Auftreten von Spätfolgen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Scharlach beim Baby:

    Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.02.2017 - Letzte Änderung: 28.10.2021