Steißbeinprellung

Defintion

Eine Steißbeinprellung ist eine Schädigung des knöchernen Steißbeins, die durch äußere Gewalteinwirkungen hervorgerufen wird. Bei einer Steißbeinprellung können Blutergüsse oder Prellmarken im Bereich des Gefäßes vorliegen. Definitionsgemäß muss eine Steißbeinprellung jedoch nicht mit sichtbaren Hautverletzungen einher gehen.

Wie gefährlich ist eine Steißbeinprellung?

Eine Steißbeinprellung wird in der Regel durch einen harten Sturz auf das knöcherne Steißbein verursacht. Die Knochenprellung am Steißbein gehört zu den schmerzhaftesten Verletzungen des Beckens und bedarf einer langen Heilungszeit. Für die betroffenen Patienten wird sowohl das Sitzen, als auch das Stehen und Laufen zu einer besonders schmerzhaften Angelegenheit.

Aus medizinischer Sicht ist das Vorliegen einer Steißbeinprellung zwar unbedenklich, dennoch kann dieses Krankheitsbild für die betroffenen Patienten weitreichende Folgen haben. Obwohl das Steißbein auf Grund seiner anatomischen Lage keinen direkten alltäglichen Belastungen ausgesetzt ist, besteht für diese knöcherne Struktur ein besonders hohes Risiko für die Entstehung von Brüchen (Frakturen), Luxationen (Verrenkungen) und Prellungen.

Gerade Personen die sich regelmäßig sportlich betätigen erleiden oftmals eine Verletzung des Steißbeins. Bereits ein heftiger Sturz auf das Gesäß kann dazu führen, dass das knöcherne Steißbein Schaden nimmt. Im Bezug auf die durch das Trauma entstehenden Schmerzen kann die Steißbeinprellung im Vergleich zur Steißbeinluxation als harmloser eingestuft werden.
Während eine Steißbeinprellung in der Regel nur konservativ behandelt werden kann, bedarf die Steißbeinluxation oftmals einer chirurgischen Therapie. Ausgeprägte Schmerzen im Bereich des Gesäßes gehören zu den typischen Symptomen der Steißbeinprellung. Darüber hinaus kann es bei einigen der betroffenen Patienten zur Entstehung deutlicher Prellmarken und Blutergüsse am Gesäß kommen. Je nach Ausmaß der Steißbeinprellung kann sogar die Arbeitsfähigkeit des Betroffenen eingeschränkt und eine Krankschreibung notwendig sein.

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Symptome

Es gibt viele begleitende Symptome einer Steißbeinprellung. Diese können jedoch auch teils bei anderen Verletzungen des Gesäßes oder der Hüfte auftreten. Einen Überblick über wichstigsten Symptome finden Sie im Folgenden aufgezählt:

  • Starke Schmerzen auch in Ruhephasen
  • Schmerzsteigerung beim Gehen und Laufen
  • Schmerzen beim Sitzen
  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Blutergüsse
  • Schwellungen
  • Verhärtung der umliegenden Muskulatur

Da es bei einer Steißbeinprellung zu Blutergüssen tief im Gewebe kommt, leiden die Betroffenen in der Regel unter starken Schmerzen. Je nach Ausmaß der Verletzung kann die Intensität dieser Schmerzen deutlich variieren. Personen, bei denen eine Steißbeinprellung vorliegt, beschreiben die dadurch entstehenden Schmerzen als besonders intensiv. Die Steißbeinprellung gehört aus diesem Grund zu den schmerzhaftesten Prellungen überhaupt.

Typischerweise zeigen sich die Beschwerden bei Vorliegen einer Steißbeinprellung bereits im Ruhezustand. Unter körperlicher Anstrengung nehmen die Schmerzen deutlich an Intensität zu. Den betroffenen Patienten ist es in vielen Fällen kaum möglich zu gehen oder zu laufen. Zudem ist das Sitzen wegen der starken Schmerzen nur eingeschränkt oder überhaupt nicht möglich. Darüber hinaus kann es im Falle der Steißbeinprellung zu sichtbaren Prellmarken im Bereich des Gesäßes kommen.
Zudem lässt sich bei vielen der betroffenen Patienten die Entstehung von Blutergüssen in der Steißregion beobachten. Sichtbare Hauterscheinungen sind jedoch bei Vorliegen einer Steißbeinprellung nicht obligat.

Ein weiteres typisches Symptom der Steißbeinprellung ist eine ausgeprägte Einschränkung der Beweglichkeit. Diese Bewegungseinschränkung wird jedoch weniger durch die Verletzung des Steißbeins selbst, als vielmehr durch die bei der Bewegung entstehenden Schmerzen hervorgerufen. Des Weiteren kann es durch die direkte Krafteinwirkung auf das knöcherne Steißbein und das umliegende Gewebe zur Schädigung kleinster Nervenfasern kommen.

Im Zuge dessen gehören auch Taubheitsgefühle in der Gesäßregion zu den typischen Symptomen der Steißbeinprellung. Darüber hinaus kann es durch die Einlagerung von Flüssigkeit innerhalb des geschädigten Gewebes zu deutlich sichtbaren Schwellungen kommen. Die Muskulatur im Bereich des Steißbeines ist bei Vorliegen einer Steißbeinprellung in vielen Fällen verhärtet.

Ursachen

Eine Prellung entsteht im Allgemeinen immer dann wenn weiches Gewebe (beispielsweise das Unterhautfettgewebe oder die Muskulatur) direkt gegen härtere Gewebestrukturen (beispielsweise Knochen oder Knorpelgewebe) gedrückt und dort zusammengepresst wird.

Zudem kann eine Prellung durch Verschiebungen unterschiedlicher Gewebearten gegeneinander verursacht werden. Bei nahezu jeder Prellung kommt es zur Zerstörung kleinster Blut- und/oder Lymphgefäße. Blut und Lymphflüssigkeit können anschließend aus den beschädigten Gefäßen austreten und in den Zellzwischenräumen versickern. Dieses Phänomen ist die Grundlage für die bei einer Prellung typischerweise auftretenden Blutergüsse (Fachwort: Hämatom).

Je nach Ausmaß der auf den Körper einwirkenden Kräfte kann es zu oberflächlichen Hautprellungen, tieferliegenden Muskelprellungen oder Knochenprellungen kommen.
Im Falle der Steißbeinprellung liegt bei den betroffenen Patienten eine Knochenprellung vor. Die Steißbeinprellung wird in den meisten Fällen durch eine direkte heftige Krafteinwirkung auf das knöcherne Steißbein verursacht.
Gerade ältere Menschen ziehen sich eine derartige Schädigung des Steißbeins durch einen Sturz auf das Gesäß zu. Darüber hinaus gelten kraftvolle Tritte gegen die Gesäßregion zu den häufigsten Ursachen für die Entstehung einer Steißbeinprellung.

Ein weiterer Entstehungsmechanismus der Steißbeinprellung ist der Geburtsvorgang. Während sich der kindliche Kopf im Geburtskanal nach vorne bewegt wirken enorme Kräfte auf die umliegenden Strukturen ein.
Das knöcherne Becken ist zwar recht flexibel und kann sich während des Geburtsvorganges weiten, dennoch kann das Steißbein diesen enormen Kräften oftmals nicht standhalten. Aus diesem Grund kann es während des Geburtsvorganges zur Entstehung einer Steißbeinprellung kommen. Des Weiteren können auch geringe Kräfte die jedoch über einen längeren Zeitraum auf den Knochen einwirken zu einer Steißbeinprellung führen. Ein klassisches Beispiel dafür ist das Fahrradfahren.

Therapie

Die Therapie der Steißbeinprellung kann auf verschiedene Arten erfolgen. Die Wahl der am besten geeigneten Behandlung hängt dabei vor allem vom Ausmaß der Verletzung und vom Grad der Beeinträchtigung des einzelnen Patienten ab.
Das Grundprinzip der Therapie der Steißbeinprellung beruht auf der Linderung der Beschwerden. Aus diesem Grund gilt es vor allem die durch die Steißbeinprellung hervorgerufenen Schmerzen zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang eignen sich vor allem Schmerzmittel die über die Wirkstoffe Ibuprofen oder Paracetamol verfügen.
Bei sehr starken Schmerzen können zudem stärkere Schmerzmittel wie Novalgin verschrieben werden.

Darüber hinaus kann die Behandlung der Steißbeinprellung durch verschiedene Lokalanästhetika erfolgen. Diese Lokalanästhetika können an die betroffenen Körperstelle gespritzt werden. Auf diese Weise können die durch die Steißbeinprellung entstehenden Schmerzen unmittelbar am Steißbein und dem umliegenden Gewebe gelindert werden.
Zudem kann die lokale Injektion von Arzneimitteln aus der Gruppe der Glukokortikoide dabei helfen entzündliche Prozesse in der unmittelbaren Umgebung des Steißbeins hemmen.
Weitere Methoden in der Behandlung der Steißbeinprellung sind die Manualtherapie und die Physiotherapie.
Beide Behandlungsmethoden dienen der Mobilisation beziehungsweise der Manipulation des Steißbeins und können in der Regel von jedem Osteopathen oder Chiropraktiker angewendet werden. Ein klassisches Beispiel für die Manual- beziehungsweise Physiotherapie bei Vorliegen einer Steißbeinprellung ist die sogenannte Akupunktur.
Bei diesem Verfahren werden spezifische Akupunkturpunkte, denen ein Einfluss auf das Steißbein zugeschrieben wird, mit dünnen Nadeln stimuliert. Die Akupunktur dient in der Therapie der Steißbeinprellung vor allem der symptomatischen Behandlung. Vor allem die starken Schmerzen die bei Vorliegen einer Steißbeinprellung entstehen können auf diese Art und Weise effektiv gelindert werden.

Darüber hinaus können sich lokal angewendete Wärme- oder Kältekissen lindernd auf die von den betroffenen Patienten verspürten Schmerzen auswirken. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Anwendung von Fangopackungen und/oder Sitzbädern eine entscheidende Rolle.

Trotz dieser Behandlungsmaßnahmen lassen sich die durch die Steißbeinprellung hervorgerufenen Schmerzen gerade während des Sitzens kaum in den Griff bekommen. Aus diesem Grund sollte versucht werden beim Sitzen keine allzu großen Kräfte auf das knöcherne Steißbein einwirken zu lassen. Ein weiches Sitzkissen, ein weicher, hinten offener Sitzring oder ein spezieller Sitzkeil kann dabei helfen den betroffenen Patienten während des Sitzens Linderung zu verschaffen. Darüber hinaus sorgt die Schonung der Steißregion dafür, dass die Steißbeinprellung deutlich schneller abheilt.

Verlauf

Der Verlauf einer Steißbeinprellung ist von Patient zu Patient unterschiedlich. In welchem Zeitraum die Steißbeinprellung letztendlich abheilt und wie lange der Alltag des betroffenen Patienten durch die zum Teil sehr starken Schmerzen eingeschränkt ist hängt vor allem vom Ausmaß der Verletzung und dem Zeitpunkt der Diagnose ab.

Diagnose

Bei langanhaltenden, starken Schmerzen im Bereich des Steißbeins sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnostik der Steißbeinprellung verläuft in der Regel in mehreren Schritten. Den wichtigsten Schritt stellt dabei das umfangreiche Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) dar. Während dieses Gesprächs sollte geklärt werden zu welchem Zeitpunkt die Schmerzen am Steißbein erstmals auftraten und ob unmittelbar davor eine größere Krafteinwirkung gegen die Gesäßregion stattgefunden hat. Darüber hinaus sollten dem behandelnden Arzt weitere Symptome offengelegt werden.

Im Anschluss an dieses Arzt-Patienten-Gespräch erfolgt in der Regel eine orientierende körperliche Untersuchung bei der die an das Gesäß grenzenden Körperregionen inspiziert werden. Zudem wird auch die Hautoberfläche im Bereich des Steißbeins auf Auffälligkeiten hin untersucht. Um der Ursache der vom Patienten verspürten Schmerzen auf die Spur zu kommen muss die Gesäßregion anschließend abgetastet werden.
Der behandelnde Arzt übt in der Regel auf mehrere klassische Punkte am Steißbein Druck aus und versucht Schmerzen zu provozieren. Liegt eine Steißbeinprellung vor, so können vor allem im Bereich der Steißbeinspitze und am Übergang von Steiß- und Kreuzbein Druckschmerzen provoziert werden.

Da auch bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Steißbeinprellung in vielen Fällen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden müssen, können bildgebende Verfahren sinnvoll sein. Vor allem die Ultraschalluntersuchung des Beckens, die Anfertigung einer Computertomographie (CT) oder die Durchführung einer Magnetresonanztomographie (MRT) können in diesem Zusammenhang hilfreich sein.
Kann das Vorliegen eines Tumors trotz vorangegangenem Trauma nicht vollends ausgeschlossen werden, kann die Bildgebung mit Hilfe eines Kontrastmittels sinnvoll sein.

Anatomie

Das Steißbein stellt beim Menschen den unteren Anteil der Wirbelsäule dar. Die anatomisch korrekte Bezeichnung für das Steißbein lautet „Coccyx“ oder „Os coccygis“.
Im Allgemeinen dient es den verschiedenen Bändern und Muskeln des Beckens als Ansatzpunkt.

Entwicklungsgeschichtlich besteht das Steißbein aus vier bis fünf einzelnen Wirbelkörpern, die jedoch bei den meisten Menschen in einer knöchernen Verbindung (Fachwort: Synostose) zu einer Struktur verwachsen sind. Das knöcherne Steißbein selbst wird als rudimentärer Rest eines Schwanzes der Wirbeltiere angesehen.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.03.2015 - Letzte Änderung: 22.10.2021