Was ist eine Streptokokkeninfektion?

Der Begriff Streptokokken bezeichnet eine bestimmte Art von Bakterien, die bestimmte gemeinsame mikrobiologische und biochemische Eigenschaften haben.
Dazu gehört zum Beispiel, dass sie in einer bestimmten mikrobiologischen Färbung (der sogenannten Gram-Färbung) die gleiche Farbe annehmen und sich im Lichtmikroskop gleich anordnen.
Darüber hinaus sind Streptokokken aber äußerst unterschiedlich und gehören sogar zu den vielfältigsten Familien von Bakterien. Je nach Lokalisation und Bakterienstamm ist eine Streptokokkeninfektion also völlig unterschiedlich von der anderen und muss dementsprechend individuell betrachtet werden.

Symptome & Diagnose

An diesen Symptomen erkenne ich eine Streptokokkeninfektion

Die Symptome einer Streptokokkeninfektion hängen davon ab, wo die Infektion lokalisiert ist.
In den meisten Fällen kommt es bei einer Streptokokkeninfektion zu einer Entzündung, die sich durch entsprechende Symptome wie Schwellung, Rötung, Überwärmung, Schmerzen und eventuell sogar durch Eiterbildung an der entsprechenden Stelle bemerkbar macht.
Das ist beispielsweise der Fall bei einer Mandel-, Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- oder Blasenentzündung, die allesamt durch Streptokokken ausgelöst werden können. Auch Fieber kann ein Symptom dieser Erkrankungsgruppe sein.

Allerdings kommen auch andere Ursachen für diese Entzündungen in Frage und meistens werden dadurch dieselben Symptome ausgelöst wie bei einer Streptokokkeninfektion. Eine Unterscheidung ist also allein durch die Symptomatik oft kaum möglich. Es gibt jedoch auch Erkrankungen, für die nur Streptokokken als Verursacher in Frage kommen.

Dazu gehört beispielsweise der Scharlach. Die Symptome dafür sind zum Beispiel 

  • Fieber,
  • Übelkeit,
  • eine Entzündung im Rachen und an den Gaumenmandeln,
  • Schluckbeschwerden sowie
  • ein typischer Ausschlag mit kleinen roten Flecken am Körper, die den Bereich um den Mund auslassen.

Hautausschlag bei einer Streptokokkeninfektion

Eine Streptokokkeninfektion kann sich auch durch Hautveränderungen bemerkbar machen.
Wie oben bereits erwähnt, zeigt sich bei Scharlach in der Regel ein typischer Hautausschlag, das sogenannte Scharlach-Exanthem. Dieses zeichnet sich durch kleine, dicht aneinander gelagerte rote Punkte aus.
Der Ausschlag kann am ganzen Körper auftreten, lässt aber für gewöhnlich den Bereich um den Mund aus, welcher dadurch auffallend blass wirkt.

Im Zusammenhang mit einer Scharlach-Erkrankung tritt außerdem manchmal eine Abschuppung der Haut an den Fingern, an den Zehen sowie an den Handflächen und der Fußsohle auf. Dieses Phänomen kann auftreten während die Infektion noch symptomatisch ist oder aber bis zu zwei Wochen nach der akuten Infektion.

Es gibt darüber hinaus auch Streptokokkeninfektionen, welche speziell die Haut betreffen und sich entsprechend nur dort äußern.

  • Dazu gehört die Wundrose (Erysipel), eine Entzündung der Haut mit entsprechenden Entzündungssymptomen. Dazu gehören wie oben beschrieben eine Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerzhaftigkeit des betroffenen Areals sowie in manchen Fällen zusätzlich fiebrige Temperaturen.
  • Eine andere Hautinfektion durch Streptokokken kann die Impetigo contagiosa sein. Diese ist eine durch Blasenbildung und Verkrustung auffallende Hauterkrankung, die besonders bei Babys und Kleinkindern auftritt.

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Streptokokkeninfektion am Hals und an den Mandeln

Befällt eine Streptokokkeninfektion den Halsbereich, so handelt es sich normalerweise um eine Entzündung im Inneren des Halses bzw. im Rachenbereich. Zu den typischen Streptokokkeninfektionen in diesem Bereich gehören die Mandelentzündung sowie die typische Kinderkrankheit Scharlach.

Zu den Symptomen einer Mandelentzündung gehören beispielsweise Schluckbeschwerden, geschwollene und mit Eiter belegte Mandeln sowie geschwollene Lymphknoten im Kopf- und Halsbereich. Mandelentzündungen werden häufig auch durch Viren ausgelöst. Es muss daher unterschieden werden, welche Art von Erreger hier vorliegt.
Bei einer durch Streptokokken ausgelöste Mandelentzündung sollte als Behandlungsmöglichkeit auf Antibiotika zurückgegriffen werden. Bei wiederkehrenden oder anhaltenden Mandelentzündungen kann eine Entfernung der Mandeln als therapeutische Maßnahme in Erwägung gezogen werden.

Auch Scharlach sollte mit Antibiotika behandelt werden, um schwerwiegende Komplikationen an Herz, Nieren und Gelenken zu vermeiden. Die Symptome von Scharlach sind Fieber, Übelkeit, Erbrechen sowie die oben beschriebenen Beschwerden bei einer einfachen Mandelentzündung. Typisch sind darüber hinaus eine rote, grobkörnig erscheinende Zunge und eine blasse Haut rund um den Mund. Bei Verdacht auf die hochansteckende Krankheit Scharlach sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden und der Kontakt zu anderen Personen weitestgehend gemieden werden.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Scharlach und Mandelentzündung

Streptokokkeninfektion in der Scheide

Streptokokken gehören zu einem gewissen Teil bereits zu der natürlichen Scheidenflora. Gerät die Flora jedoch aus dem Gleichgewicht, kann eine Infektion der Scheide die Folge sein.

Ein weiterer Grund für eine Streptokokkeninfektion der Scheide können Streptokokken sein, die von außen in die Scheide hineingelangt sind – etwa ausgehend vom Enddarm, wo bestimmte andere Streptokokkenstämme beheimatet sind.
Gelangen solche fremden Streptokokkenarten von außen in die Scheide, so können sie durch ihr eigenes Wachstum die natürliche Flora auf der Schleimhaut verdrängen und ebenfalls eine Infektion verursachen.
Symptome einer Streptokokkeninfektion in der Scheide sind zum Bespiel Juckreiz, Brennen oder ungewöhnlicher Ausfluss.

Therapiemöglichkeiten sind auch hier Antibiotika. Wegen der Gefahr, dass sich die Infektion nach oben auf die Gebärmutter und auf die Eierstöcke ausbreitet, sollte eine möglichst zeitnahe und effektive Behandlung der Infektion erfolgen.

Vorsicht ist außerdem bei schwangeren Frauen geboten: Im Falle einer Besiedelung der Scheide mit den so genannten Streptokokken der Gruppe B (oder B-Streptokokken), können sich die Bakterien bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen und bei diesem eine Entzündung der Lunge (Pneumonie), der Hirnhaut (Meningitis) oder der Herzinnenhaut (Endokarditis) auslösen. Daher gibt es für schwangere Frauen ein Vorsorgeprogramm, das entweder auf der Grundlage eines Schnelltests für diese Streptokokken oder auf Grundlage von Risikofaktoren angewendet wird.
Hierüber sollte der behandelnde Gynäkologe eine genauere Beratung anbieten.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Meningitis

Streptokokkeninfektion an den Zähnen und dem Zahnfleisch

Auf unserer Mundschleimhaut lebt natürlicherweise eine Reihe von Bakterien, darunter auch Stämme von Streptokokken.
Diese sind normalerweise harmlos, können aber unter bestimmten Umständen Krankheiten verursachen.

Dazu gehört allem voran Karies: Dieser entsteht, wenn der Zahn (etwa durch zuckerhaltige Speisen) bereits stark angegriffen ist und sich außerdem ein Zahnbelag mit Bakterien, die Karies verursachen, gebildet hat.
Von diesen Bakterien ist der sogenannte Streptococcus mutans, eine bestimmte Unterart der Streptokokken, der prominenteste Vertreter.

Bei anhaltender Zufuhr von Zucker durch die Nahrung können die Bakterien diesen zu einer Säure verarbeiten, die den Zahnschmelz nach und nach angreift.
Bleiben diese Voraussetzungen über längere Zeit bestehen, kann stellenweise Zahnfäulnis, also Karies, entstehen. Ferner können die Streptokokken durch eine Verletzung am Zahnfleisch, beispielsweise durch das Zähneputzen, in den Blutkreislauf gelangen und schwerwiegende Erkrankungen am Herzen auslösen.
Das ist allerdings ausgesprochen selten der Fall.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Karies

Diagnose einer Streptokokkeninfektion

Wird eine Streptokokkeninfektion als Ursache für die Beschwerden vermutet, so kann als Nachweis eine Probe des infizierten Gewebes bzw. der Oberfläche entnommen werden. Es werden also je nach Ort der Infektion Blut, Gehirnwasser (Liquor) oder Urin als Probe untersucht. 

Aus diesem Material kann dann der Erreger angezüchtet werden. Dabei wird das Material auf einen Nährboden gebracht, der alle Bedingungen bereit hält, unter denen die vermuteten Streptokokken- oder anderen Bakterienstämme gut wachsen können.
Später kann dann aus dem Wachstum geschlossen werden, um welchen Stamm es sich handelt.

Es ist anzumerken, dass diese Anzucht aus flüssigem Material besonders gut vorgenommen werden kann.
So stellen also Blut, Urin oder ein Abstrich von der Schleimhaut ein gutes Ausgangsmaterial zur diagnostischen Anzucht dar.
Eine Anzucht von Hautmaterial ist weitaus weniger erfolgsversprechend. Hauterkrankungen, die eine Streptokokkeninfektion als Ursache haben könnten, sind daher eher durch die Symptome zu diagnostizieren.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Streptokokkensepsis

Tests und Schnelltests bei einer Streptokokkeninfektion

Sofern die betroffene Stelle manuell gut erreichbar ist, kann ein Abstrich von dieser Stelle entnommen werden.
Das Material dieses Abstrichs kann dann auf bestimmte Streptokokkenarten getestet werden.

Das ergibt dann Sinn, wenn man eine bestimmte Streptokokkeninfektion vermutet und zeitnah ein entsprechendes Antibiotikum zur Therapie einsetzen möchte oder auch zur Vorsorge bei schwangeren Frauen. Bei der Geburt kann nämlich sonst eine Infektion des Neugeborenen mit Streptokokken stattfinden.

Ein Schnelltest dient lediglich dazu, einen weiteren Hinweis auf eine wahrscheinliche Infektion zu erhalten. Für eine tatsächliche Diagnose und den Beleg einer Streptokokkeninfektion sollte in jedem Fall noch eine Anzucht erfolgen, nicht zuletzt um die Effektivität des eventuell bereits angesetzten Antibiotikums besser einschätzen zu können.

An dieser Stelle empfiehlt die Redaktion den folgenden Artikel: Streptokokken Schnelltest

Behandlung

Die Therapie einer Streptokokkeninfektion

Bei einer Infektion durch Streptokokken ist fast immer eine antibiotische Therapie notwendig. Unbehandelt kann sich die Infektion sonst ausbreiten und vielerlei schwerwiegende, vermeidbare Komplikationen verursachen.

Die Auswahl des Antibiotikums hängt von der Lokalisation und der Art der Infektion ab, die meistens viele Rückschlüsse auf den Erreger zulassen. Eine sehr häufig und bei vielen Arten von Streptokokkeninfektionen eingesetzte Wirkstoffklasse ist die Gruppe der Penicilline. Dazu gehören beispielsweise die Wirkstoffe Amoxicillin und Piperacillin.

Allerdings sind Penicilline verhältnismäßig häufig Auslöser von Medikamentenallergien oder -unverträglichkeiten und müssen in solchen Fällen durch andere Arten von Antibiotika ersetzt werden.

Welches Antibiotikum das Beste ist, muss der behandelnde Arzt entscheiden. Wenn nötig, kann dazu eine Probe der Erreger in ein mikrobiologisches Labor gesendet werden, wo die Erreger auf ihre Empfindlichkeit bezüglich bestimmter Antibiotika untersucht werden, die dann als Therapie in Frage kommen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: 

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen für eine Streptokokkeninfektion

Streptokokken müssen nicht unbedingt als Infektion von außen auftreten: Viele Arten von Streptokokken sind natürlicherweise bereits auf der Schleimhaut von Mund, Rachen, Darm und Scheide vorhanden.

Auch diese Arten von Streptokokken können jedoch eine Infektion auslösen, sofern sie von der Schleimhaut in den Blutkreislauf gelangen oder falls sie sich - relativ zu den anderen Bakterienarten in der natürlichen Hautflora – zu stark vermehren und anzahlmäßig Überhand nehmen.
Letzteres kann zum Beispiel der Fall sein, wenn durch bestimmte Umstände andere Bakterienarten absterben und damit mehr Vermehrungsmöglichkeiten und bessere Bedingungen für die Streptokokken gegeben sind.
Ein weiterer Risikofaktor für eine Streptokokkeninfektion ist ein schwaches Immunsystem. Babys und auch ältere Personen sind also speziell gefährdet, an einer Streptokokkeninfektion zu erkranken. Auch Menschen, die immunsupprimierende (also das Immunsystem absichtlich unterdrückende) Medikamente erhalten, sind statistisch gesehen häufiger von Infektionen durch Streptokokken betroffen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter:

Verlauf & Prognose

Der Krankheitsverlauf bei einer Streptokokkeninfektion

Der Verlauf einer Streptokokkeninfektion ist maßgeblich abhängig von diversen Faktoren wie Bakterienstamm, Lokalisation und Immunstatus der betroffenen Person.
Eine Streptokokkeninfektion der Mandeln und im Hals-Rachen-Bereich kann sowohl sehr leichte als auch sehr schwere Verläufe mit oder ohne späte Komplikationen haben.

Oft können Infektionen mit Streptokokken chronische Formen annehmen und über längere Zeit bestehen, wie es etwa bei Streptokokkeninfektionen in der Scheide und auch im Mundraum der Fall sein kann.

 

Dauer und Prognose einer Streptokokkeninfektion

Unter einer zeitnahen und adäquaten Behandlung ist die Prognose einer Streptokokkeninfektion ausgesprochen gut.

Über die Dauer einer Streptokokkeninfektion lässt sich jedoch keine allgemeine Aussage treffen. Hier ist von grundlegender Bedeutung, um welche Art von Streptokokken es sich handelt, wo die Infektion lokalisiert ist und wie es um das Immunsystem der betroffenen Person steht.
Speziell bei Scharlach sollte bedacht werden, dass die Erkrankung unbehandelt zu späten Komplikationen führen kann, die Herz und Nieren langfristig schädigen. Die Gabe eines passenden Antibiotikums verbessert daher die Prognose dieser Infektion enorm und sollte dringend erfolgen.

Wie ansteckend ist eine Streptokokkeninfektion?

Zur Ansteckungsgefahr lässt sich keine zusammenfassende Aussage für alle Arten von Streptokokkeninfektionen treffen.
Während beispielsweise Scharlach als hochansteckende Krankheit zu werten ist, ist die Ansteckungsgefahr bei Karies bekanntlich eher gering.

Das liegt daran, das unter dem Begriff Streptokokken eine Gruppe von Bakterien mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften zusammengefasst wird. Hier lohnt es sich also, sich über die jeweils vorliegende Art der Streptokokkeninfektion zu informieren und dementsprechend zu verfahren.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 06.11.2018 - Letzte Änderung: 19.07.2023