Therapie Magenkrebs

Alle hier gegebenen Informationen sind nur allgemeiner Natur, eine Tumortherapie gehört immer in die Hand eines erfahrenen Onkologen!!!

Synonyme

Medizinisch: Magenkarzinom

Magentumor, Magen-Ca, Adenokarzinom des Magens, Kardiatumor

Definition

Der Magenkrebs (Magenkarzinom) ist die bei Frauen fünfthäufigste und bei Männern die vierthäufigste Krebsart. Das Magenkarzinom ist eine bösartig entartete, unkontrolliert wachsende Geschwulst, die von den Zellen der Magenschleimhaut abstammt. Als Ursachen für Magenkrebs werden unter anderem Nitrosamine aus der Nahrung, Nikotin und Helicobacter-pylori diskutiert. Der Tumor verursacht in den meisten Fällen erst spät Beschwerden, wenn er bereits weit fortgeschritten ist. Durch die späte Diagnose wird der Magenkrebs oft auch erst spät behandelt, so dass diese Krebsart eine recht ungünstige Prognose für die Patienten hat.

Abbildung Verdauungstrakt

  1. Rachen / Schlund
     
  2. Speiseröhre / Ösophagus
     
  3. Mageneingang auf Zwerchfellhöhe (Diaphragma)
     
  4. Magen (Gaster)

TNM-Klassifikation Magenkrebs

Durch die auf der vorhergehend erwähnten Seite zur Diagnose Magenkrebs wird das Tumorstadium festgelegt.
Das Tumorstadium ist entscheidend für die weitere Therapieplanung. Eine exakte Beurteilung des Tumorstadiums gelingt jedoch oft erst nach der Operation, wenn man den Tumor herausoperiert (reseziert) und ihn sowie die Lymphknoten feingeweblich (histologisch) untersucht hat. Es liegen verschiedene Einteilungen für die Magentumoren vor, zum Beispiel nach dem Aussehen der Tumorzellen, nach der Art des Wachstums oder nach der Lage im Magen.

Die TNM-Klassifikation ist das allgemein anerkannte Klassifikationssystem für Tumoren unterschiedlicher Art.

T steht für die Tumorgröße und dessen Ausdehnung in den Wandschichten des Organs

N steht für die Anzahl der befallenen Lymphknoten

M für Tumorabsiedelungen (Metastasen) in entfernt liegenden Organen.

Einteilung

T: Primärtumor

TX: Primärtumor nicht beurteilbar
T0: kein Anhalt für Primärtumor
Tis: Carcinoma in situ, Tumorzellnachweis ohne Einwachsen (Invasion) in die Lamina propria mucosae
T1: Tumor wächst in die Lamina propria mucosae und/oder Submukosa ein
T2: Tumor wächst in die Muscularis propria oder Subserosa ein
T3: Tumor wächst in die Serosa ein, Nachbarorgane sind tumorfrei
T4: Einwachsen in die Nachbarorgane (Dickdarm (Colon transversum), Leber (Hepar), Bauchspeicheldrüse (Pankreas), Zwerchfell (Diaphragma), Milz (Splen), Bauchwand.
(Die Wandschichten des Magens sind auf der Seite Anatomie Magen erklärt.)

N: Lymphknotenbefall

NX: regionale Lymphknoten sind nicht beurteilbar
N0: keine regionalen Lymphknotenmetastasen vorhanden
N1: Metastasen in 1-6 regionalen Lymphknoten vorhanden
N2: Metastasen in 7-15 regionalen Lymphknoten vorhanden
N3: Metastasen in mehr als 15 regionalen Lymphknoten vorhanden

M: Fernmetastasen

MX: Fernmetastasen nicht beurteilbar
M0: keine Fernmetastasen vorhanden
M1: Fernmetastasen vorhanden

R - Zusatzklassifikation
R: Nach der Operation (Resektion)

R0: Kompletter Tumor entfernt
R1: nur mikroskopisch sichtbarer Resttumor verblieben.
R2: mit bloßem Auge sichtbarer (makroskopisch) Resttumor verblieben

Therapie

Die Behandlung der Patienten erfordert eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Facharzt für Chirurgie, Innere Medizin, Strahlentherapeuten und Schmerztherapeuten.

Bei der Therapie wird die TNM-Klassifikation als wesentliche Entscheidungshilfe angewandt. Für jedes Tumorstadium gibt es entsprechende Therapieleitlinien. So kann man drei Behandlungsziele beschreiben, die je nach Stadium erwogen werden.

Operatives Vorgehen

Die einzige Heilungschance für den Patienten besteht darin den Tumor radikal, d.h. im Ganzen herauszuoperieren (R0-resektion), was nur bei ca. 30% der Patienten möglich ist. Da der Magenkrebs meistens erst spät erkannt und damit auch behandelt wird, muss oft eine totale Magenentfernung (Gastrektomie) durchgeführt werden, die immer mit einer großzügigen Lymphknotenentfernung einhergeht.
Häufig entfernt (reseziert) man auch das große (Omentum majus) und das kleine Netz (Omentum minus) und die Milz (Splen). Je nach der Lage des Tumors unterscheidet man verschiedene Operationstechniken.
Hierbei stehen dem Chirurgen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die Kontinuität des Magen-Darm-Trakts wiederherzustellen und eine Verbindung zwischen dem Restmagen und dem nachfolgenden Darm (Anostomose) zu rekonstruieren.

  • Antrumkarzinom
    Bei einem Tumor, welcher sich im Magenausgangsbereich befindet, kann man, wenn es die Tumorausbreitung erlaubt, ein Teil des Magens erhalten. Eine 2/3 oder 4/5 Resektion sind abzuwägen.
    Bei diffusem Wachstum des Tumors ist aber auch hier eine totale Magenentfernung (Gastrektomie) indiziert.
  • Korpuskarzinom
    Die im Korpus (Hauptteil) des Magens gelegene Tumore werden mit einer radikalen Magenentfernung behandelt.
  • Kardiakarzinom
    Der am Mageneingang gelegene Tumor wird auch durch eine totale Magenresektion herausoperiert. Die untere Speiseröhre wird mit entfernt.

Bei einigen Patienten ist der Tumorprozess sehr weit fortgeschritten, sodass keine heilende (kurative) Operation mehr durchgeführt werden kann. Es stehen jedoch viele verschiedene Operationen zur Verfügung, die eine Linderung der Beschwerden (palliative Therapie) bewirken können. Im Vordergrund stehen operative Techniken, die die Nahrungspassage gewährleisten.

Gewebediagnostik
Der entfernte Magentumor wird nach der Entfernung feingeweblich mikroskopisch (histologisch) beurteilt. Hierzu wird das Tumorpräparat an bestimmten Stellen und an den Resektionsrändern angeschnitten. Von diesen Proben werden hauchdünne Schnitte hergestellt, angefärbt und unter dem Mikroskop beurteilt. Hierbei wird der Tumortyp bestimmt, seine Ausbreitung in die Magenwand beurteilt und die mit entfernten Lymphknoten auf Tumorbefall untersucht. Um den Lymphknotenbefall vollends auszuschließen, muss der Pathologe mindestens 6 Lymphknoten untersuchen. Erst nach dem geweblichen Befund kann der Tumor eindeutig nach der TNM-Klassifikation beschrieben werden.

Strahlentherapie (Radiotherapie)


Die Strahlentherapie wird bei dieser Tumorart dann eingesetzt, wenn der Tumor nicht operabel ist und auch nicht auf eine Chemotherapie anspricht.
Heilen kann man den Magenkrebs durch eine Strahlentherapie nicht.

Chemotherapie (Medikamentöse Therapie)

Da der Magenkrebs meistens ein Adenokarzinom (s.o.) ist, spricht er meistens nicht gut auf eine Chemotherapie an. Die Chemotherapie kommt daher, wie bei der Strahlentherapie, als palliative Therapie zum Einsatz, wenn keine Möglichkeit zur Operation mehr besteht. Bisweilen benutzt man die Chemotherapie auch dazu, den Tumor zu verkleinern und so operabel zu machen (neoadjuvante Therapie).

Stenteinlage

Wenn die Nahrungswege durch den Tumor sehr stark eingeengt sind, muss die Ernährung des Patienten durch Hilfsmittel sichergestellt werden. So muss zum Offenhalten der Nahrungspassage gelegentlich ein Kunststoffröhrchen (Tubus) oder ein röhrchenförmiges Drahtgestell (Stent) eingepflanzt werden. Diese Operationsverfahren können gewöhnlich minimal-invasiv während einer Magenspiegelung durchgeführt werden.

Lasertherapie

Als Alternative zu einem Tubus oder Stent kann eine Lasertherapie zum Einsatz kommen. Hierbei werden die Teile des Tumors, die die Nahrungspassage behindern, durch den Laser verdampft, wodurch das Ausmaß der Speiseröhren- oder Magenenge reduziert wird. Leider wächst der Tumor häufig aus den darunter liegenden Schichten wieder nach, sodass die Behandlung zum Teil bereits nach 7-14 Tagen wiederholt werden muss.

Ernährungsfistel / Perkutane Endoskopische Gastrostomie (PEG)

Wenn andere Therapieoptionen zum Offenhalten der Nahrungspassage versagen, kann ein Schläuchchen, eine Ernährungssonde (PEG), direkt durch die Haut in den Magen gelegt werden. Bei dieser Behandlungsmethode handelt es sich um einen kleinen chirurgischen Eingriff. Unter endoskopischer Kontrolle wird zunächst eine Hohlnadel (Kanüle) durch die Haut bis in den Magen vorgeschoben, um darüber ein Plastikröhrchen als dauerhafte Verbindung zum Magen einzulegen. Die PEG bietet, im Gegensatz zu einer durch die Nase gelegte Magensonde, viele Vorteile für den Patienten:

Der Patient kann sich selbstständig durch dieses Röhrchen Nahrung („Astronautenkost“) zuführen. Die Sonde verstopft im Vergleich zur Nasensonde weniger leicht und man kann mehr Nahrung auf einmal zuführen. Ein weiterer wichtiger Punkt für den Patienten ist jedoch die Ästhetik, da das Röhrchen für andere unsichtbar unter der Kleidung verschwindet.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.05.2007 - Letzte Änderung: 12.01.2023